Der Burnout – Phänomen einer kranken Leistungsgesellschaft

25. Januar 2019 - Beruf und Erfolg

Der Burnout: Abgrenzung, Risikofaktoren, Hauptmerkmale und Anzeichen

Berufliches „Ausgebranntsein“ (Burnout) hat in den letzten Jahren zunehmend an öffentlichem, medialem und betrieblichem Interesse gewonnen.

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Die inflationäre Verbreitung des Begriffs hat dabei mutmaßlicherweise auch mit einem geringeren Stigmatisierungsgrad (im Gegensatz zu Depression und/oder Angststörungen) zu tun, denn einen Burnout „hat man sich ja erarbeitet“. Burnout stellt sich als gesellschaftliches Phänomen der Leistungsgesellschaft dar. Eine einheitliche Diagnose lässt sich nicht finden, jedoch eine Reihe von Symptomen.

Allgemein gesprochen handelt sich um einen Erschöpfungszustand auf physischer, psychischer, geistiger und sozialer Ebene. Stürzt man sich in einer anfängliche Phase in eine oftmals idealisierte Höchstleistung mit hohem Anspruch an sich und die Aufgabe so besteht die Gefahr eines Burnouts. Es leidet dann derjenige am meisten, der sich aufreibt und dabei am wenigsten zu sagen hat, da er das Gefühl hat, letztlich nur noch der Getriebene zu sein. Betroffen sind hiervon häufig soziale Berufe und Manager, aber nicht nur: Auch Hausfrauen, Alleinerziehende, pflegende Angehörige, Rentner und Studenten/Schüler sehen sich mit dem Leistungsdruck und der Vielfalt der Aufgaben in der heutigen Gesellschaft oftmals konfrontiert und überfordert. Begünstigende Faktoren für die Entstehung eines Burnouts sind u.a.:

Obwohl sich individuelle Risikofaktoren für Burnout finden lassen, zeigt die Mehrheit der Studien, dass Burnout vor allem berufsbedingte Auslöser hat, wobei persönliche und situative (berufsbedingte) Faktoren zusammenwirken. Nach der Stressstudie 2016 der Techniker Krankenkasse (TK) sind wesentliche Auslöser berufliche Stressoren (zu viel Arbeit, Termindruck; vor allem bei Männern) und hohe Anforderungen an sich selbst (insbesondere bei Frauen). Die Hälfte aller Befragten über 40-Jährigen fühlt sich abgearbeitet und verbraucht. Chronische Krankheiten nehmen rasant zu; darunter nimmt „Erschöpfung/Ausgebranntsein“ seit dem Jahr 2011 mit 31% mittlerweile bereits Platz 2 ein. Die Abgrenzung des Burnout-Syndroms von psychischen Krankheiten ist schwierig und fließend, insbesondere die Abgrenzung hin zu Depression und Anpassungsstörungen. Im medizinischen Klassifizierungsstandard ICD-10 fällt Burnout in Z 73 „Probleme, verbunden mit Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung”; d.h. der Burnout wird bislang nicht als psychische Störung wie z.B. Depression (F 32) oder Anpassungsstörung (F 43) eingestuft, obwohl ein unbehandelter Burnout häufig in einem der beiden endet.

Es existieren keine verbindlichen Diagnosekriterien. Aus einer Vielzahl psychischer Symptome gelten 4 Hauptmerkmale des Burnouts als typisch:

Oftmals kommt ein Burnout schleichend, die Gefahr wird oft verkannt und erste Anzeichen werden übersehen. Aufgrund der zunehmend anspruchsvollen Aufgaben bleiben solche Anzeichen in der heutigen Arbeitswelt allerdings kaum längere Zeit verborgen. Typische Anzeichen sind:

Burnout-Phasenmodelle

Oft entwickelt sich ein Burnout über Monate bis Jahre; hierbei auftretende Schmerzen (Kopf- und Rückenschmerzen, Herzbeschwerden, Magen-Darm-Probleme) bleiben häufig ohne schulmedizinischen Befund („somatoform“). Im Verlauf lassen sich jedoch Phasen (oder Stadien) abgrenzen, die unterschiedliche Möglichkeiten zur Hilfe bieten. Die Dauer aus einem Burnout hinaus ist dabei mindestens so lange wie in einen Burnout hinein. Häufig finden sich zwischen den einzelnen Verlaufsphasen fließende Übergänge, die Phasen können unterschiedlich lange andauern oder es können einzelne Phasen übersprungen werden. In der Burnout-Forschung kursieren diverse Phasenmodelle, die den Verlauf, den die Entwicklung eines Burnout-Syndroms nimmt, unterteilen. Hiervon werden nachfolgend zwei weit verbreitete Modelle Phasenmodelle und die darin vorherrschenden Burnout-Anzeichen vorgestellt:

2.1. Edelwich & Brodsky (1980): 5 Stages of Disillusionment

Stadium 1: idealistische Begeisterung

Stadium 2: Stillstand

Stadium 3: Frustration

Stadium 4: Apathie

Stadium 5: Verzweiflung und Intervention

2.2. Freudenberger & North (1992): Das 12-Stufen-Modell (auch bekannt als „Burnout Uhr/Rad“)

Phase 1 Drang nach Anerkennung und übertriebener Ehrgeiz

Phase 2 übertriebene Leistungsbereitschaft 

Phase 3 ausblenden der eigenen Bedürfnisse

Phase 4 Ausbildung von Warnsignalen und Überforderung

Phase 5 verzerrte Wahrnehmung der Realität

Phase 6 Ausblenden von ersten Beschwerden

Phase 7 Rückzug

Phase 8 Beratungsresistenz baut sich auf

Phase 9 Entfremdung

Phase 10 innere Leere

Phase 11 Depressionen

Phase 12 totale Erschöpfung

Einschränkend muss erwähnt werden, dass solche Phasenbeschreibungen theoretische Modelle des Burnout-Verlaufes darstellen, sie beschreiben aber häufige Schritte bis hin zum Burnout-Syndrom. Phasenmodelle stellen eine anschauliche Möglichkeit dar, um eine Standortbestimmung vorzunehmen und der weiteren Abwärtsspirale vorzubeugen.

Burnout: Präventive Maßnahmen und Therapie

In den frühen Phasen (sofern sie denn erkannt werden) sowie auch bei der Nachsorge können Psychologische Berater, Heilpraktiker und Coaches eine Hilfestellung geben. Insbesondere die letzten drei Phasen bilden den kritischen Bereich eines Burnouts; hier ist eine ärztliche Unterstützung angezeigt, in Richtung einer auftretenden Depression auch mit Medikamenten, um der Suizidgefahr zu begegnen. Damit es gar nicht so weit kommt, sollte frühzeitig ein Coaching erfolgen, wenn erste Anzeichen offenbar werden, um im Anfangsstadium eines Burnouts gegenzusteuern:

Solche Maßnahmen bieten sich auch in der Nachsorge nach einem ernsthaften Burnout an, um dauerhaft Probleme zu lösen. Die Standard-Therapie für das Burnout-Syndrom gibt es letztlich nicht, da die Behandlung individuell auf den Betroffenen und seine Lebenssituation abgestimmt werden muss. Mit einem Burnout ist nicht zu spaßen; er kann sich zu einem ernsten Krankheitsbild entwickeln und weitreichende Auswirkungen für die Betroffenen und ihr Umfeld haben.

Daher sollte bei den ersten Anzeichen frühzeitig gehandelt werden, um dem Burnout bereits im Anfangsstadium zu begegnen. Der frühzeitigen Diagnostik von Burnout-Gefährdung im Rahmen der Gesundheitsvorsorge kommt somit eine elementare Bedeutung zu: aufgrund der Dauer der Entwicklung eines Burnouts und der langen Rekonvaleszenzzeit sind nicht nur die Folgen von späten Diagnosen für die Betroffenen existentiell, sondern auch wirtschaftlich für die Unternehmen und den Sozialstaat ein immenser Kostenfaktor. Umso wichtiger ist es, Führungskräfte und Personalabteilungen für das Burnout-Thema zu sensibilisieren und mit professioneller Unterstützung konkrete Hilfestellungen abzuleiten.

Autor: Martin Heuser
Thema: Der Burnout – Phänomen einer kranken Leistungsgesellschaft
Webseite: https://www.martin-heuser.de

Autorenprofil Martin Heuser:

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Personal Coaching (Mental Trainer, Hynose Coach, Psychologischer Berater)
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