Chinesische Akupunktur

18. November 2019 - Gesundheit

Die ersten Aufzeichnungen über die chinesische Akupunktur mit verschiedenen Anwendungsformen gehen weit über zwei Jahrtausende zurück.

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Sie dienen als Grundlage, deren ständige Weiterentwicklung und Anpassung an die moderne Schulmedizin die Akupunktur zu dem macht, was sie heute ist: ein Naturheilverfahren, welches die schulmedizinischen Behandlungen wesentlich unterstützen kann oder eine Alternative darstellt. Beschwerden können gelindert werden oder ganz verschwinden. Im Vergleich zur chinesischen Medizin stellt die westliche Medizin einen modernen Zweig der Medizin dar. 

In traditioneller Kultur verwurzelt, nimmt sich die chinesische Medizin dem Patienten ganzheitlich an - sie fügt den Körper zu einem funktionierenden Ganzen zusammen.

Nach Auffassung der TCM bedeutet Gesundheit ein harmonisches Gleichgewicht im Körper. Krankheit dagegen, stellt ein Ungleichgewicht zwischen Yin – der Substanz/Materie und Yang- der Energie dar. 

Diesen Fluss, das harmonische Zusammenspiel spiegelt das bekannte, aus dem Daoismus kommende, Symbol Taiji wider. Im großen Teil des Einen steckt ein „kleiner Punkt“ des Anderen. Yin und Yang können nicht getrennt voneinander existieren. Ganz im Gegenteil, beide bedingen einander.  Akupunktur bedeutet hier die bewusste Arbeit mit Energie.

Neben der Lehre von Yin und Yang, dienen das später hinzugekommene Konzept der 5 Wandlungsphasen und Theorie der Meridiane als Basis für eine Akupunkturbehandlung. In den Körperleitbahnen, den Meridianen, fließt Energie: das Qi. Jeder Meridian hat einen Organbezug über den der Therapeut mit seiner Behandlung Einfluss auf Krankheiten und Funktionsstörungen nehmen kann. Das Wissen über die 5 Elemente Holz, Feuer, Erde, Metall, Wasser, sowie deren Einfluss und Verbindung untereinander, sind ebenso eine wichtige Grundlage für die Auswahl von Punkten. Alles zusammen verwendet der Akupunkteur mit dem Ziel den Körper zur Selbstheilung anzuregen und ihn wieder ins Gleichgewicht zu bringen. 

Die chinesische Körperakupunktur ist ein invasives Behandlungsverfahren und darf in Deutschland nur von Ärzten oder Heilpraktikern mit entsprechender Ausbildung angewendet werden. 

In der Chinesischen Medizin spielen noch 4 weitere Behandlungsformen eine große Rolle. Qi Gong, Ernährung, Kräutertherapie und Tuina sind nicht als Ergänzung der Akupunktur zu betrachten, sondern oft bedient man sich bei der ganzheitlichen Therapie mehrerer Säulen. 

Neben der chinesischen Körperakupunktur finden auch Sonderformen, wie Schädelakupunktur, Ohrakupunktur, Hand-und Fußakupunktur oder Mundakupunktur Anwendung.

Wo und was sind Akupunkturpunkte?

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Akupunkturpunkte sind topografisch genau festgestellte Punkte. Mit Hilfe eines proportionalen Messsystems – der CUN- Messwerte- orientiert sich der Akupunkteur am Körper und findet so zielsicher deren genaue Lokalisation.                        

Alle Punkte haben einen aussagekräftigen chinesischen Namen, der auf dessen Wirkung und Einflussnahme hinweist. Auf 14 Hauptleitbahnen verteilt, finden sich 365 klassische Akupunkturpunkte. Zusätzlich zählt man noch 34 empirische Punkte (Extrapunkte). Bei den Behandlungen kann der Therapeut ebenso auf Ashi Punkte (Locus doldendi) zurückgreifen. Diese sind individuell zu lokalisieren und folgen keinem Messsystem.

Entsprechend der unterschiedlichen Körperregionen entscheidet der Akupunkteur über die Tiefe der Nadelung. Die Akupunktur an Brustkorb und Bauchhöhle erfolgt, beispielsweise, oberflächlicher als am Oberschenkel.

Wann und wie wird eine Akupunktur durchgeführt?

Eine ausführliche Anamnese vor der Behandlung ist unbedingt erforderlich. Dabei werden nicht nur Schmerzzustände, Funktionsstörungen oder Beschwerden abgefragt. Auch die Lebensumstände, das Allgemeinbefinden und die Persönlichkeit des zu Behandelnden sind von hoher Bedeutung. 

Ein oft unterschätztes Kriterium sind dabei die Emotionen. Verschiedene Gefühle sind den einzelnen Wandlungsphasen (Elementen) mit ihren Organen zugeordnet. 

Ein Beispiel: Ein Patient kommt mit Kniegelenksbeschwerden in die Praxis.  Betrachtet man nur die Lokalisation der Schmerzen im gesamten Kniegelenk, kommen unter anderen Störungen in den Meridianen Magen, Gallenblase, Blase, Leber, Niere, oder Milz in Frage. Natürlich gibt es zwischen allen einen Zusammenhang, aber wo ist die Wurzel? Wo ist die Ursache der Beschwerden? 

Weitere Informationen über andere, oder stattgehabte Krankheiten, Ess- und Trinkverhalten, Ausscheidung und nicht zuletzt die Emotionen des Patienten, sind für die Diagnose entscheidend.  Der Patient mit den Knieschmerzen berichtet über viele Sorgen, grübelt viel und wirkt im Gespräch ängstlich. Das Gefühl der Angst wird in der TCM den Nieren zugeordnet. Aus allen den Informationen entwickelt der Therapeut eine Verdachtsdiagnose und fragt entsprechend weiter. Dabei kann sich der Verdacht erhärten und bestätigen, oder die Ursache findet sich woanders. Um eine aussagekräftige Anamnese zu erhalten, sind also Zeit, Geduld und eine vertrauensvolle Basis erforderlich. 

Der Patient mit den Kniebeschwerden ist schon lange im Rentenalter, hat lange Zeit seine schwerkranke Frau gepflegt und klagt zudem noch über Rückenschmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule. Empfindlich reagiere er besonders auf Kälte. Nicht nur zur Anamnese, sondern auch zu jeder weiteren Behandlung, als Verlaufskontrolle, wird der Therapeut die Zungen- und Pulsdiagnose verwenden. An der Zunge können Einziehungen, Risse, Beläge und Verfärbungen Hinweise auf den Ort der Störung geben. Die einzelnen Pulspunkte haben jeweils einen Organbezug und ermöglichen dem erfahrenen Behandler durch verschiedene Pulsqualitäten Aussagen über die Störungen zu treffen. Bei dem beschriebenen Patienten finden sich auch hier entsprechende Hinweise und aus Sicht der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) sieht man die Ursache seiner Kniegelenksbeschwerden in einer Dysbalance des Yin und Yang im Funktionskreis Nieren. Eine entsprechende Behandlung wird ausgewählt und mit dem Patienten besprochen. 

Die intensive Befragung des Patienten gibt dem Therapeuten Auskunft darüber, ob es sich um einen Mangel, einen Überschuss oder eine Stagnation handelt. Es gilt immer die Wurzel des Ungleichgewichtes zu finden. Erst nach Festlegung einer Diagnose entscheidet sich der Behandler für einen Behandlungsweg und die entsprechenden Punkte, die er akupunktieren wird. Die Akupunkturpunkte werden manuell aufgesucht und dann mit einer steril verpackten Einmalnadel gestochen.  Je nach Ort und erwünschter Wirkung kann die Nadel senkrecht, schräg, quer oder quergeneigt gesetzt werden. Entscheidend sind hier Reihenfolge, Geschwindigkeit und die Drehrichtung der Nadel. Auch während der Akupunktur kann der Therapeut einzelne Punkte besonders stimulieren, in dem er die Akupunkturnadel erneut dreht. Entspannt im Liegen oder Sitzen verbringt der Patient die meist 20 -30 Minuten dauernde Sitzung. In seltenen Fällen ist auch eine Behandlung von circa 60 Minuten erforderlich. 

Je akuter ein Zustand ist, desto kürzer sind die Abstände zwischen den Behandlungen und um so größer ist die Anzahl der Wiederholungen. Kann einen Akupunktur nicht mit Nadeln erfolgen, so ist eine Stimulation der Punkte mit Akupressur oder mit einem Laser möglich. Möchte der Therapeut bestimmte Wirkungen intensivieren, kann er die Akupunktur mit einer Moxibustion oder dem Schröpfen verbinden. Während die Erwärmung eines Akupunkturpunktes mit glimmenden Beifußkraut (Moxibustion) eher stärkend wirkt, macht sich der Therapeut zur Entlastung das Aufsetzten eines Schröpfkopfes zunutze.

Wie wirkt Akupunktur?

Das Ziel der chinesischen Akupunktur ist es, den Körper aus einer Disharmonie heraus in ein Gleichgewicht zu bringen. So wird ein Überschuss reduziert, ein Mangel beseitigt oder eine Blockade gelöst. Eine erhöhte Widerstandsfähigkeit gegenüber schädigenden Einflüssen entsteht. Es können bereits während der Akupunktur vom Patienten Veränderungen wahrgenommen werden.  Beschwerden gehen zurück oder verschwinden ganz.  Oft erleben die Patienten eine Schmerzlinderung und ein Entspannungsgefühl. Viele spüren auch ein Kribbeln, Ziehen oder Wärme. Durch eine Reflexwirkung wird über die Meridiansysteme ebenfalls Einfluss auf die inneren Organe genommen. Ein angespanntes Verdauungssystem kann sich so beispielsweise schon während der Behandlung entspannen, oder Kopfschmerzen sich in ihrer Intensität reduzieren.

Gibt es Nebenwirkungen?

Da der Patient während der Behandlung entspannt sitzt oder liegt, sind Nebenwirkungen eher selten. Der Einstich selbst, kann schmerzen. Zudem kann es vorkommen, dass an einer Akupunkturstelle eine kleine Rötung entsteht, oder die Einstichstelle leicht blutet und gegebenenfalls mit einem kleinen Hämatom 

ein – zwei Tage zurückbleibt. Das und ein hin und wieder beschriebenes muskelkaterähnliches Gefühl, haben keinerlei Einfluss auf die Wirkung und sind nach kurzer Zeit wieder verschwunden.

Welche Krankheiten kann man mit Akupunktur behandeln?

Krankheit = Ungleichgewicht

Welche westlichen Krankheitsbilder sind also mit Akupunktur behandelbar? 

Laut WHO (Welt-Gesundheits-Organisation) zählen neben vielen Erkrankungen des Stütz-und Bewegungsapparates, Bronchopulmonale-, Herz-Kreislauf-, Gynäkologische-, Gastrointestinale-, Urologische- und Neurologische Erkrankungen, sowie Hauterkrankungen und Psychische-, Psychosomatische- und Suchterkrankungen dazu. 

Autor: Susann Baum
Thema: Chinesische Akupunktur
Webseite: https://www.punktuell-wittenberg.de

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