Frontotemporale Demenz - Symptome

28. Januar 2020 - Gesundheit

Demenz hat viele „Gesichter“. Das Bekannteste ist die Alzheimer-Demenz. Diese degenerative Erkrankung des Gehirns ist zudem auch die häufigste Form der Demenz.

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Eine weitgehend unbekannte, aber nicht zu vernachlässigende Form ist die frontotemporale Demenz – oder wie die Erkrankung früher hieß: Morbus Pick. Der Name stammt von ihrem „Entdecker“ Prof. Dr. Arnold Pick. In diesem Artikel sollen die Symptome – also die Krankheitszeichen – dieser Form der Demenz näher beleuchtet werden, denn was unterscheidet letztlich die frontotemporale von der Alzheimer-Demenz. Eins steht fest: für das Umfeld des Erkrankten können sich die Veränderungen irritierend, ja verstörend auswirken. Die frontotemporale Demenz macht zwar „nur“ 5-7% aller Demenzformen aus, doch etwa 75% der Erkrankten zeigen einen sogenannten präsenilen Beginn, das bedeutet, dass die ersten Anzeichen der Krankheit bereits zwischen dem 45. und 65. Lebensjahr auftreten können. Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz, bei der das Haupterkrankungsalter um das 65. Lebensjahr liegt.

Krankheitszeichen einer frontotemporalen Demenz

Auffällig bei der frontotemporalen Demenz sind Störungen der Sprache und irritierende Verhaltensweisen, besonders im zwischenmenschlichen Bereich. Hinzu kommt, dass die Veränderungen der sozialen Fähigkeiten schleichend auftreten, sodass das Umfeld des Erkrankten oft mit Unverständnis und Verwirrung oder gar Ablehnung reagiert, kennt sie den Betroffenen doch so gar nicht. Der Abbau der Fähigkeiten, die dem Menschen helfen soll, mit seinem Umfeld in Kontakt zu treten, verläuft während dieser degenerativen Erkrankung dazu auch noch langsam und unaufhaltsam. Man eckt mit dem Erkrankten an, wundert sich über dessen anstößiges, impulsives Verhalten. Anders als bei plötzlicher Verschlechterung bestimmter Verhaltensweisen oder Fähigkeiten durch einen Unfall oder eine schwere Erkrankung verlaufen die Veränderungen bei der frontotemporalen Form der Demenz fast unmerklich und doch sind sie wahrzunehmen.

Gerade zu Beginn der Krankheit weiß der Erkrankte oft nicht, was er denken soll. Stetiger Begleiter während des Alltags ist die Irritation, die Verwirrung ob der Reaktionen des Umfelds. Langsam verschwinden dann auch die Versuche der Rechtfertigung, Beschönigung, Erklärungen – und das auch auf der Seite der Angehörigen. Hier wird bereits deutlich, dass bei dieser Form der Demenz auch die Krankheitseinsicht fehlt. Der Betroffene wird eher selten bis gar nicht einen Arzt aufsuchen. Die Klagen kommen dann umso wahrscheinlicher von den Angehörigen.

Hinzu kommt, dass der an der frontotemporalen Demenz Erkrankte Motivation und Interesse verlieren kann. Das Fachwort dazu heißt Apathie. Dies kann zu sozialem Rückzug bis hin zur Isolation führen. Dies bestärkt auch die immer stärker auftretende Emotionslosigkeit: der Betroffene wirkt kalt, unnahbar, fast roboterartig. Denn diese Form der Demenz betrifft in erster Linie die Frontal- und Temporallappen (Also Stirn- und Schläfenlappen) des Gehirns. Diese Teile werden oft „der Sitz der Persönlichkeit“ genannt und ihnen wird die Funktion der Emotionsregulierung zugesprochen. Wenn Emotionen versiegen, verkümmern, schwindet natürlich auch die Empathie, also die Fähigkeit des einfühlenden Verstehens, des Mitfühlens unserer Mitmenschen. Dies hat zur Folge, dass Verhaltensweisen nicht mehr reflektiert und im Einklang mit dem Umfeld eingesetzt werden. Dadurch wird das Umfeld auf eine sehr belastende Art verletzt, empört, abgestoßen. Denn: nun fehlt es dem Angehörigen, den man doch anders kennt, immer mehr an Einfühlungsvermögen, an zwischenmenschlicher Zuneigung oder sogar an Interesse an jeglichem Kontakt mit anderen Menschen. Der Abbau der erwähnten Bereiche des Gehirns hat letztlich auch zur Folge, dass eine weitere Belastung durch Impulsivität, taktlosem Verhalten, ja dem Verlust von „Anstand und Manieren“ droht. Der Betroffene tritt rücksichtslos und unangemessen auf, seine Reaktionen sind unbedacht und nicht auf sein soziales Umfeld abgestimmt oder angepasst.

Ein weiteres Anzeichen dieser Krankheit kann zusätzlich noch eine immer stärker werdende Vernachlässigung des Haushalts, alltäglicher Pflichten und sogar der körperlichen Hygiene sein. Doch es gibt auch noch weitere auffällige, sichtbare Verhaltensweisen, die oft auf Unverständnis, Besorgnis oder Ablehnung des sozialen Umfelds treffen können: schon früh können sich ständig wiederholende bis hin zu zwanghaft-ritualisierte Verhaltensmuster zeigen. Beispielweise muss das Gesicht immer wieder zu einer Grimasse verzogen werden, die Hände in bestimmter Geste und nach immer gleichem Ablauf bewegt werden. Die Beine oder der gesamte Oberkörper müssen ständig gewippt werden. Und diese Krankheitszeichen kommen nicht selten unter den Betroffenen vor: Bei rund 75% der Erkrankten treten diese Symptome auf. Auch Rituale von Handlungen sind möglich: immer wieder gleiche Wege in der Wohnung oder auf den Gehwegen ablaufen. Handlungen zu beginnen, durchzuführen oder zu planen wird für den Erkrankten immer schwieriger. Oft ist das der Zeitpunkt, in dem gesetzliche Betreuer benötigt werden, um zum Beispiel Geldgeschäfte oder Behördengänge zu regeln.

Geistige Mängel – im Vergleich zur Alzheimer-Demenz

Hier zeigen sich beim Erkrankten zwar Störungen des Erinnerungsvermögens, allerdings fallen diese Mängel im Gegensatz zu den von mir oben beschriebenen irritierenden Verhaltensstörungen weniger auf. Vielmehr zeigen die Betroffenen einen Abbau bei sogenannten komplexeren kognitiven Fertigkeiten wie beispielsweise Planen, Problem-Lösen, geistige Flexibilität, Altgedächtnis, usw. Auch die Sprache zeigt sich hier bei dieser Form der Demenz noch relativ geregelt. Andere Demenzformen weisen einen stärkeren Abbau und Verfall der Sprache auf. Das Krankheitsanzeichen der Sprache bei der frontotemporalen Demenz ist eher durch Wiederholungen, sogenannten Stereotypien, charakterisiert. Sprache scheint hier nicht mehr flüssig gesprochen werden zu können, die Grammatik wird fehlerhaft, und komplexe Sätze können kaum noch gebildet werden. Teilweise weisen die Betroffenen auch eine Störung im Nachsprechen von Sätzen oder einzelnen Satzgliedern auf oder sie sind unfähig spontan Worte abzurufen und zu benennen. Die Sprachstörung kann sich so weit entwickeln, dass Begriffe, die selten genannt werden oder wenig vertraut sind, den jeweiligen Objekten nicht mehr zugeschrieben werden können. Im Gegensatz zeigt die Alzheimer-Demenz einen schwerwiegenderen Abbau der Sprache bis hin zur Sprachlosigkeit.

Was kann man tun?

Derzeit besteht keine überzeugende Therapie, um den Abbau der geistigen Fertigkeiten zu behandeln oder zu stoppen. Die Krankheit kann nicht in ihrer Ursache angegangen werden. Allerdings können die Krankheitszeichen und die geistigen, seelischen und für das Umfeld entstehende Folgen gemildert werden. Hier gibt es auf der einen Seite die Möglichkeit, die Krankheit mit Medikamenten zu behandeln. Teilweise haben sich hier selbst Antidepressiva bewährt. Die Spannbreite der Medikamente reicht von Antipsychotika, Antidementiva bis hin zu Vitamin-E. Also man lässt nichts unversucht und es lassen sich in einigen Lebenssituationen auch Erfolge verzeichnen.

Auf der anderen Seite sind offene Beratung und Aufklärung hilfreich – und das nicht nur für den Erkrankten, sondern auch für die Angehörigen, Freunde, Kollegen. Wichtig ist bei der Aufklärung, dass dem Umfeld vermittelt werden kann, dass es sich bei dem Erkrankten nicht um eine böswillige, absichtliche Verhaltensweise handelt, sondern, dass es sich um ein Symptom einer Krankheit handelt. Auch wenn diese Informationen erst Mal vielleicht entmutigend sein können, können sie dann doch auch entlastend wirken. Die Belastung kann somit möglicherweise besser getragen werden.

Gesprächstherapeutische Verfahren können helfen, zu einer Verbesserung der zwischenmenschlichen Fertigkeiten beizutragen. Eine Logopädie kann therapeutische Ansätze zusätzlich noch unterstützen. Da die Betroffenen ständig zu Reaktionen neigen können, die andere und letztlich ihn selbst auch gefährden können, sollte immer eine Einschränkung des Handlungsspielraums, also beispielsweise durch speziell gesicherte elektrische Geräte oder auch eine eingeschränkte Teilnahme am Straßenverkehr, und unter Umständen Einrichtung einer gesetzlichen Betreuung in Erwägung gezogen werden.

Autor: Benjamin Lang
Thema: Frontotemporale Demenz Symptome
Webseite: https://www.benjamin-lang.org

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