Osteopathie bei Schwangerschaft

18. Januar 2020 - Gesundheit

Als ausgebildete Kinder und Säuglings Osteopathin habe ich mein Wirken auf den Bereich der O-1jährigen konzentriert.

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Hier wurde ich sehr häufig mit Lagerungsasymmetrien, leichten Überstreckungstendenzen, und vor allem mit Schreikindern und leichten Schädeldeformitäten konfrontiert. Dies ließ mich in die Richtung der Schwangerschaften schauen. Denn diese Besonderheiten bei so kleinen Kindern müssten ja auch mit dem Verlauf der pränatalen Entwicklung in Zusammenhang gebracht werden können. Dies war meine Ambition mich auch auf diesen Bereich zu konzentrieren.

Die Schwangerschaft ist eine der größten Herausforderungen unseres Körpers. Neues Leben entsteht, darf sich entwickeln und wächst im Körper der Mutter in Harmonie von Geben und Nehmen. Manchmal unmerklich, aber doch stetig. Die Zellen teilen sich immerwährend, so dass ein neuer Mensch entsteht, zunächst in Abhängigkeit und später dann eigenständig ins Leben gehen darf.

Die Schwangere gibt dem heranwachsenden Fötus alles was es braucht. Schutz, Liebe und Nahrung, aber auch die Zeit und den Raum zum Wachsen. Folgende Körpersysteme müssen sich darauf einstellen und für zwei arbeiten: Niere, Atmung, Verdauung oder Skelett und Muskel Systeme und besonders das Herz-Kreislaufsystem sind hier gefordert.

Ist Osteopathie in der Schwangerschaft sinnvoll?

Ich finde ja, weil es die Mutter sehr unterstützen kann mit der Umstellung des Körpers besser klar zu kommen. Die Hormonumstellung lockert das gesamte Gewebe auf und so kann es auch mal zu Verschiebungen des Beckenrings kommen. Hier kann es schnell zu Unpässlichkeiten kommen bezüglich des Wohlbefindens der Mutter. Wir wissen, dass es sehr wichtig ist, den Schwangerschaftsverlauf für die werdende Mutter so angenehm wie möglich zu gestalten, damit die Versorgung von Nährstoffen für den Fötus optimiert wird. Nur wenn alle Gewebe gut und frei gegeneinander verschieblich sind, ist die gesamte Versorgung der zirkulierenden Flüssigkeiten wie Blut-, Lymphfluss und damit auch der Austausch der Zellen untereinander, was Voraussetzung für die Nährstoffaufnahme ist, optimal gewährleistet.

Es versteht sich von selbst, dass alle erwähnten Techniken hier sehr sanft und in Harmonie mit dem Köperrhythmus der werdenden Mutter angewendet werden müssen.

Der Schwangerschaftsverlauf lässt sich in 3 Abschnitte (Trimester) einteilen.

1.Trimester: Das erste Trimester ist gekennzeichnet durch die riesigen Zellteilungsvorgänge. Der Körper hat hier einen sehr hohen Energiebedarf. Hierdurch kommt es gerne zur starken Übelkeit in dieser ersten Phase. Hier kann der/die OsteopathIn helfen in dem er/sie zirkulatorische Techniken anwendet. Dazu gehören sanfte Diaphragma Bewegungen, welche, durch die anatomische Nähe, auch Einfluss auf die Leber-Galletätigkeit nehmen kann. Aber auch Techniken, welche auf den N. Vagus Einfluss nehmen, wirken auf alle inneren Organe ausgleichend (z.B. Craniosakrale Techniken). Die veränderte hormonelle Situation lässt alle Gewebe auflockern. Alles Bindegewebe wird weicher um sich auf die bevorstehenden Dehnungsvorgänge vorzubereiten. Hier kann es zu Irritationen im Beckenring kommen, welche sich häufig durch Rückenschmerzen bemerkbar machen und durch sehr sanfte Behandlungen gelindert werden können. Die Mutterbänder werden im Schwangerschaftsverlauf bis auf das 4-fache gedehnt. Hierfür ist es besonders wichtig, dass diese Bänder frei beweglich sind und nirgendwo fixiert. Nur dann ist auch die Gebärmutter (Uterus) frei in ihrer Entfaltungsmöglichkeit. Solche Restriktionen können unter der Geburt schmerzhaft werden. Um dies zu vermeiden ist es empfehlenswert sich schon vor der Schwangerschaft osteopathisch behandeln zu lassen. Ebenso wie es sinnvoll ist sich bei Schwangerschaftswunsch gynäkologisch untersuchen zu lassen um optimale Bedingungen zu schaffen.

2.Trimester: In dieser Phase wächst das Kind deutlich und hier ist es wichtig durch ausgleichende Techniken im Bauchraum Platz zu schaffen. Ist der Bauch in zu hoher Spannung, kann sich das heranwachsende Baby nicht wirklich bewegen und es kommt gerne zur frühen Absenkung und das Kind liegt dann noch sehr lange meist mit dem Schädel im Becken, was postnatal zu HWS Blockierungen oder Schädelasymmetrien führen kann. Osteopathisch liegt hier auch ein Schwerpunkt in der Befreiung des Zwerchfells. Restriktionen hier können die darunterliegenden Organe absenken und damit den Fötus einengen. Außerdem wird durch die bessere Zwerchfellaktivität die freie Atmung und damit auch eine bessere Sauerstoffaufnahme bei der Schwangeren erreicht. Dies hat dann auch Einfluss auf eine bessere Beweglichkeit der

Bauchorgane untereinander. Über das Bindegewebe sind schließlich die Leber, die Nieren, der Magen, die Milz mit dem Zwerchfell verbunden. Hierdurch entsteht mit jedem Atemzug eine Massage für die gesamten Bauchorgane und kann so durch die bessere Verschieblichkeit untereinander dem wachsenden Fötus immer mehr Raum geben. Dies ist für das letzte Trimester von wesentlicher Bedeutung.

Auch hier kommt es wegen der veränderten Statik gerne zu Rückenschmerzen oder auch Symphysenschmerzen. Sanfte Beckenring Behandlungen sind hier hilfreich. Dieser Abschnitt der Schwangerschaft gilt als die sicherste Zeit. Eine Gefahr des Aborts ist hier am Geringsten.

3.Trimester: Zum Ende der Schwangerschaft geht es hauptsächlich darum das Baby im Uterus beweglich zu halten. Ist der Uterus frei in seinem Bewegungsausmaß gegenüber den anderen Organen und der innenliegenden Beckenmuskulatur, dann kann sich das Baby darin auch noch gut bewegen und sich in Schädellage gut im Becken positionieren. Dies schafft die optimale Voraussetzung für eine normale Geburt. Sanfte mobilisierende Techniken der Osteopathie sind hier die beste Wahl.

Auch die hormonelle Veränderung zum Ende der Schwangerschaft lässt alle Gewebe noch mal weicher werden. So kann es zu Wassereinlagerungen in Händen und Füßen kommen. Dies wiederum kann Taubheitsgefühle in den Händen auslösen, denn durch die wachsende Brust kann der Lymphabfluss erschwert sein. Hier sind abflussfördernde Techniken sinnvoll.

Mit Craniosakralen Techniken wird die werdende Mutter mental auf die Geburt vorbereitet.

„Stressabbau, Ängste verlieren, Vertrauen in das Kind und den eigenen Körper“.

Durch Harmonisierung des Cranio-Sakralen-Rhythmus wird dies häufig möglich.

Meine Schlussgedanken:

Osteopathie ist eine ganzheitliche Heilmethode auch für die besonderen Unpässlichkeiten von Frauen während der Schwangerschaft. Insbesondere deshalb, weil weitestgehend auf Medikamente während dieser Zeit verzichtet werden sollte. Alle angewandten Techniken sollten stets angepasst und sehr sanft sein. Eine ärztliche Befürwortung sollte eingeholt werden. Eine enge Zusammenarbeit mit der Hebamme wünschenswert.

Osteopathie ist eine sinnvolle Ergänzung zur Gynäkologie und Geburtshilfe.

Ein Wort zur rechtlichen Situation:

In Lehrbüchern liest man immer wieder, dass von einer osteopathischen Behandlung im 1. und 3.Trimester der Schwangerschaft abgeraten wird. Im 1.Trimester kann es generell zu einem Spontanabort kommen und der/die OsteopathIn soll damit auf keinen Fall in Verbindung gebracht werden. Ebenso kann es im 3.Trimester zur vorzeitigen Wehentätigkeit kommen und auch dies sollte nicht in Verbindung mit einer osteopathischen Behandlung stehen. 

Auf Grund dieser Tatsache habe ich es sehr gerne, wenn ich schon bei Kinderwunsch, also bereits vor Eintreten der Schwangerschaft, Restriktionen im Bauchraum durch osteopathische Behandlungen lösen kann. Entstanden durch frühere Sectio-Narben, Blinddarmnarben, oder auch Verklebungen, welche durch andere Operationen oder Entzündungsherde im Bauchraum entstanden sind. Sind hier keine Restriktionen vorhanden wird die Schwangerschaft höchstwahrscheinlich auch im 1.Trimester annähernd beschwerdefrei verlaufen und eine osteopathische Behandlung nicht erforderlich sein. 

Die Behandlung im 3.Trimester sehe ich weniger problematisch, da ich den Zeitpunkt ja entsprechend spät wählen kann und die von mir gewählten Techniken extrem sanft sind. Habe ich im 2.Trimester entsprechend meiner oben angeführten Themen gut vorbereitet, wird es nicht zur Raumenge für das Kind kommen.  Das bedeutet ich kann mich hier vermehrt um das Craniosakrale System kümmern und die werdende Mutter mental auf ihr großes Ereignis der Geburt vorbereiten.

Ein besonderes Anliegen sei hier noch erwähnt. Auch nach der Geburt kann die osteopathische Behandlung sinnvoll sein. Die Mütter klagen häufiger über Schmerzen an der Naht, an der PDA Einstichstelle, nach Kaiserschnittnarben, auch Beckenringschmerzen kommen vor. Eine osteopathische Behandlung kann hier sehr unterstützend sein. Hier werden die Spannungsverhältnisse wieder in die Balance gebracht. Auch hier werden nur sehr sanfte osteopathische Manipulationen angewandt. Diese Behandlungen wende ich erst acht Wochen nach der Geburt an.

Autor: Constanze Fachinger
Thema: Osteopathie bei Schwangerschaft
Webseite: http://www.naturheilpraxis-fachinger.de

Quellenangaben:

#Osteopathie, #Schwangerschaft

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