Tinnitus - Mögliche Ursachen von Ohrgeräuschen

28. November 2019 - Gesundheit

Es rauscht, es klingelt und es pfeift? Sie können keinen Moment der Ruhe genießen?

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Dann gehören Sie zu den ca. 3 Millionen Menschen in Deutschland, die unter einem sogenannten Tinnitus leiden. 800.000 Betroffene benötigen dabei sogar intensive ärztliche Hilfe (dekompensierter Tinnitus) und sind nicht in der Lage, ein normales Leben zu führen.

Laut einer Studie der Deutschen Tinnitus-Liga sind 15,8 % der Patienten von Hausärzten von Tinnitus betroffen. Die Zahl der Neuerkrankungen pro Jahr wir mit 270.000 angegeben.

Was ist Tinnitus?

Das Wort stammt aus dem Lateinischen: tinnire – klingeln, auris – Ohr.

Die Symptome äußern sich in verschiedenen Tönen wie Piepen, Rauschen, Summen, Brummen, Klingeln oder einem rhythmischen Pulsieren. Stress und Schlafmangel können die Symptome verstärken, werden ihrerseits aber auch durch den Tinnitus erzeugt.

Auslösende Faktoren:

Langfristige Folgen können generalisierte Schlafstörungen, Angstzustände oder Hörverlust (der Hauptrisikofaktor für Tinnitus, betroffen sind weltweit ca. 500 Millionen Menschen) sein. Eine Erkrankung des Innenohrs mit Schwindel, Hörverlust und Ohrgeräusch, genannt Morbus Menière, geht meistens mit unterschiedlichen Ohrgeräuschen einher.

Ebenso tritt Tinnitus mit anderen Krankheiten gemeinsam auf: hier sind vor allem zu nennen: Diabetes, Depressionen oder auch Multiple Sklerose (auch: Encephalomyelitis disseminata, eine Autoimmun-Erkrankung, die chronisch-entzündliche neurologische Prozesse mit unterschiedlichen Verlaufsformen aufweist.)

Der Deutsche Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e.V. unterscheidet zwischen einem

Je nach Dauer kann auch zwischen einer akuten, subakuten und chronischen Form unterschieden werden:

Allgemein gilt, dass es bis heute weder eindeutige Ursachen noch eine zuverlässige Heilmethode für Tinnitus gibt.

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Als eine mögliche Ursache nimmt man an, dass das Gehirn zeitweilig keine Hörsignale mehr vom erkrankten Ohr bekommt und die zuständigen Nervenzellen für andere Hörsignale, die das Gehirn an der Stelle durchleitet, neu geschaltet werden. Die Nervenbahnen werden so für falsche Signale freigeschaltet und der Vorgang bleibt möglicherweise auf Dauer bestehen.

Diese Neuorganisation wird als unvorteilhafte kortikale Reorganisation beschrieben und kann zum chronischen Tinnitus führen. Ähnlich wie beim Phantomschmerz bewertet das Gehirn einzelne Signale, die aus anderen Regionen des Gehirns kommen, fehlerhaft und gibt die Signale als Ton wieder.

Ein neuer Ansatz? Neuro-Entzündungen als Ziel für die Behandlung von Tinnitus?

Obwohl neuere Studien darauf hinweisen, dass Hörverlust eine Entzündung des Nervengewebes im Gehörgang hervorruft, sind die Mechanismen, die den mit Hörverlust verbundenen Problemen zugrunde liegen, immer noch nicht eindeutig identifiziert. Wissenschaftler der University of Arizona beschreiben nun, dass eine gestörte Kommunikation zwischen Nerven ursächlich sein könnte. Ein Molekül namens TNF-α wird hierfür verantwortlich gemacht. Bei einer Untersuchung von Tinnitus nach Lärmbelastung konnte festgestellt werden, dass die Blockierung eines bestimmten Proteins Tinnitus stoppen kann.

Im Versuch gelang es den Forschern, Tinnitus bei Mäusen (die nach zweistündiger Lärmbelastung Tinnitus entwickelt hatten) zu stoppen, indem sie ein Protein blockierten, das die Entzündung des Gehirns fördert. Somit könnte das Verständnis der Neuro-Entzündungen ein therapeutisches Ziel für die Behandlung von Tinnitus und anderen Hörproblemen sein.

Das Ausschalten bzw. die Blockierung des TNF-α-Moleküls verhinderte eine Entzündung des Nervensystems und verbesserte das mit Tinnitus verbundene Verhalten bei Mäusen mit lärminduziertem Hörverlust, berichten die Autoren der Studie.

Die Ergebnisse dieser Studie wurden im englischsprachigen Fachblatt "PLOS Biology" publiziert.

(Wang W, Zhang LS, Zinsmaier AK, Patterson G, Leptich EJ, Shoemaker SL, et al. (2019) Neuroinflammation mediates noise-induced synaptic imbalance and tinnitus in rodent models. PLoS Biol 17(6): e3000307. https://doi.org/10.1371/journal.pbio.3000307)

Tinnitus in der Osteopathie

Das Wort stammt vom altgriechischen ostéon – Knochen und páthos – Leiden.
Begründet wurde die Osteopathie vom amerikanischen Arzt  Andrew Taylor Still (1828-1917). Seinen Ausspruch, 'Gesundheit zu finden sollte das Ziel ... sein, Krankheiten kann jeder finden', sollte sich auch heute jeder, der mit Medizin zu tun hat, zu Herzen nehmen.

Die 5 Prinzipien der Osteopathie:

Osteopathische Ursachenunterscheidung von Tinnitus:

a) nach Begleitgeräuschen:

 b) in Kombination mit weiteren Symptomen:

(Literatur: Jean-Pierre Barral, Alan Croibier: Manipulaton kranialer Nerven, Urban & Fischer, 1. Auflage, 2008 Jean-Pierre Barral, Alan Croibier: Trauma, ein osteopathischer Ansatz, Verlag für ganzheitliche Medizin Dr. Erich Wühr GmbH, 1. Auflage, 2003) 

Ist Gesundung möglich bei Tinnitus?

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Die Antwort lautet grundsätzlich ja! Wenn Sie rechtzeitig etwas unternehmen, haben Sie wirklich gute Chancen!

Das beginnt damit, dass Sie beim ersten Auftreten eines Ohrgeräusches sofort laut zu singen beginnen. Dies kann eine Fehlschaltung der Hörzellen im Gehirn tatsächlich verhindern, denn Sie erzeugen Töne, die sowohl durch die Laute von aussen als auch durch die Vibration im Inneren das Hirn stimulieren.

Danach sollten Sie genau überlegen, was Sie vor dem ersten Ohrgeräusch erlebt bzw. gedacht oder gefühlt haben. Tinnitus hat häufig eine psychosomatische Komponente, die erkannt und für Behandlungen beachtet werden sollte.

Wenn Sie diesen ersten Moment verpasst haben, gilt es dennoch, sich so schnell wie möglich Hilfe zu suchen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Geräusch innerhalb der ersten vier bis sechs Wochen wieder zurückbilden lässt, liegt in meiner Praxis bei rund 70 Prozent.

Wenn Sie unter Ohrgeräuschen leiden, bitte, gehen Sie offen damit um und suchen sich schnellstmöglich Unterstützung!

Autor: Heide Volle
Thema: Tinnitus - Mögliche Ursachen von Ohrgeräuschen
Webseite: http://www.naturheilpraxis-heide-volle.de

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