Tinkturen – eine gute Ergänzung für Ihre Hausapotheke

20. September 2019 - Gesundheit

Geschichtliches über Tinkturen

Die Heilpflanzenkunde entstand als Erfahrungsheilkunde in der langen Zeit der Menschheitsgeschichte.

tinkturen-flaschen

Die ersten überlieferten Arzneimittelrezepte stammen von den Sumerern aus dem heutigen Irak. Sie schrieben schon medizinische Tafeln zu einer Zeit die bis 5000 Jahre vor Christus zurückreicht!

Unterschiedliche Substanzen nutzten die frühen Heilkundigen seitdem in der Verarbeitung mit den Heilpflanzen  – u.a. verschiedene Fette, Öle, Bienenwachs,Tierprodukte wie Knochen und Schlangenhäute oder Innereien -  auch Dung fand Verwendung, Honig, Milch, Seifen aus Pflanzenasche mit Fett vermischt, natürlich auch Wasser und eben auch Alkohol. In all diese Substanzen wurden Heilpflanzen hineingearbeitet um ihre Wirkstoffe zu lösen und diese haltbar zu machen.

Durch die Entwicklung der Alkoholherstellung entwickelte sich auch zeitgleich die Herstellung der Pflanzenauszüge in Alkohol– schon in frühester Zeit zuerst als Kräuter- oder Gewürzbier und später als Heilpflanzenwein oder Likörwein mit Kräutern. Von Aristoteles (384 v.Chr.) wird berichtet, dass er schon mit Heilpflanzenauszügen in Alkohol gearbeitet hat.

In diesem Artikel wird es um die Herstellung der Tinkturen gehen, deswegen soll als erstes die Frage geklärt werden:

Was ist eine Tinktur?

Tinkturen sind Alkoholauszüge und beinhalten eine oder mehrere frische oder getrocknete Heilpflanzen und evtl zusätzliche tierische Materialien und Mineralien.

Tinkturen mit nur einer Pflanze werden als Tinctura simplex (einfache Tinktur) bezeichnet. Haben sie mehrere Bestandteile bezeichnet sie der Apotheker als Tinctura composita (zusammengesetzte Tinktur).

Warum wurden Tinkturen entwickelt?

Die Menschen erkannten die Wirkpotentiale in den Heilpflanzen zumeist an ihrer Signatur - also ihrem Erscheinungsbild. Heutzutage würde man diese Wirkpotentiale den Inhaltsstoffen zuschreiben. Sie sind in den Blüten, den Wurzeln, den Blättern und Früchten enthalten. Diese Wirkpotentiale sollten konzentriert werden und aus diesem Gedanken heraus entwickelte man im Laufe der Zeit Tinkturen, Elixiere, Weine und Essenzen. Einige der Tinkturen waren sagenumwoben und über Ländergrenzen hinweg bekannt, wie der „Theriak“ - der in heute abgespeckter Form im Schwedenbitter weiterlebt.

Da man auf Heilmittel auch zu Zeiten angewiesen war, zu denen die gewünschten Pflanzen nicht wuchsen oder die gewünschten Bestandteile wie Blüten nicht mehr zur Verfügung standen,  trocknete man die Pflanzen um sie aufzubewahren. Dafür benötigte man sehr viel Lagerplatz und die Wirkstoffe blieben auch nur eine gewisse Zeit in den getrockneten Pflanzen enthalten.

Also versuchte man das Aroma zu konservieren und experimentierte mit den oben genannten Trägersubstanzen und vor allem mit Ölauszügen und später auch mit Bier und Wein  – also mit den zur Verfügung stehenden Alkoholen. Man entdeckte, dass Heilpflanzen in Öl und Alkohol gelegt eine Färbung absonderten und gab diesem Gemisch daraufhin die Bezeichnung „Tinctura“ - von lateinisch das „Färben“.

In der Klostermedizin wurden viele alte Rezepturen der damaligen Volks-Heilmittel aufgegriffen und weiterentwickelt. Auch Rezepte der arabischen, griechischen und römischen Ärtze fanden Verwendung – ein schwunghafter Handel brachte die Kräuter und Gewürze dieser Länder bis zu den Klostertüren.

Aus den Klöstern heraus entwickelten sich im Laufe der Zeit  Apotheken mit Räumlichkeiten zur Lagerung der Tinkturen und Heilmittel. Die damaligen „Apotherker“ entdeckten, dass manche Tinkturen erst nach einer gewissen Lagerungszeit zur vollen Entfaltung kamen. Aus dieser Zeit sind Rezepte einiger bekannter Kräutertinkturen erhalten geblieben, wie z.B. aus dem "Lorscher Arzneibuch", dass Benediktinermönche  um das Jahr 800 schrieben und  das seit 2013 zum Unesco-Welterbe gehört.

Wie werden Tinkturen heutzutage benutzt?

Wissenschaftlich gesehen, kann mit Hilfe einer Tinktur die alkohollöslichen Stoffe aus Heilpflanzen herausgelöst und damit konserviert werden. Tinkturen werden heutzutage nicht mehr unbedingt in Apotheken hergestellt, sondern meistens von

Pharmazieunternehmen bezogen. Allerdings findet man in manchen Apotheken noch hausinterne Rezepturen, die sich großer Beliebtheit erfreuen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die  Arnikatinkture in den Apotheken von z.B. Skigebieten... andere Beispiele sind Myrrentinkturen oder Baldriantinkturen die gern von Apotheken hergestellt werden.

Auf diese Weise können Sie Tinkturen mit einfachen Mitteln für Ihre Hausapotheke selbst herstellen

tinkturpresse

Für die Herstellung einer Tinktur wird benötigt:

Bei Blüten und zarten Blättern genügt ein Alkoholgehalt von 40 %, bei festeren Blättern, hartstengeligen Kräutern und Früchten sind 60 % und für Wurzeln und Rinden mindestens 70% zu verwenden.

Der hohe Alkoholgehalt ist nötig um die gewünschten Bestandteile aus den Heilpflanzen herauszulösen.

Vorgang der Herstellung:

Tinkturen ohne Alkohol

Sollten Sie eine Tinktur ohne Alkohol herstellen wollen, ist dies möglich – allerdings ist diese Tinktur  dann nicht so lange haltbar wie eine Alkoholtinktur – die bei guter sachgemäßer Lagerung mehrere Jahre haltbar sein kann.

Als Alkoholersatz wird ein guter biologischer Apfelessig im Verhältnis 1:4 genutzt. Eine Apfelessigtinktur wird in der Regel nur bei getrockneten Kräutern eingesetzt. Der Apfelessig wird abgekocht und nach dem Abkühlen über die getrockneten und gesäuberten Kräuter gefüllt. Der weitere Vorgang gleicht der Alkoholtinkturenherstellung.

Anwendungsmöglichkeiten von Tinkuten

Aus dem Schatz der Heilpflanzen lassen sich viele Tinkturen herstellen. Hier einige Beispiele:

Bei der innerlichen Einnahme werden einige Topfen (maximal 10 Tropfen) 1-3 mal täglich mit Wasser oder in Tee eingenommen.

Daneben können Tinkturen auch äußerlich als Umschlag Verwendung finden. Bei der äußerlichen Anwendung ist zu berücksichtigen, dass der Alkohol die Haut austrocknet, deswegen werden Tinkturen äußerlich nur verdünnt angewendet bzw. mit einem Trägerstoff versehen. Es ist z.B. gut möglich eine Ringelblumensalbe mit einer Propolistinktur zu mischen und auf entzündete Hautarreale aufzutragen.

Tinkturen können auch verdünnt für Waschungen verwendet werden.

Resümme:

In unserern modernen Zeiten bietet die Herstellung einer Tinkturen-Hausapotheke die Möglichkeit etwas Natur an den Küchentisch zurückzuholen.

Sie dient damit der Selbstermächtigung in Gesundheitsfragen und bietet die Möglichkeit mit sich in der Natur Erfahrungen zu sammeln, Kräuter kennen zu lernen und seine Gesundheit zu stärken.

Allerdings sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass man wissen muß was man sammelt – denn auch Giftpflanzen wachsen bei uns.

Bei länger andauernden akuten Erkrankungen und bei chronischen Erkrankungen ist immer auch die Unterstützung eines Arztes oder Heilpraktikers in Erwägung zu ziehen.

Autor: Elisabeth Jaskolla
Thema: Tinktur herstellen
Webseite: http://www.angelos-zentrum.de

#Homöopathie, #Naturheilkunde, #Pflanzen und Kräuter

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