Angst vorm Reiten | Anleitung für den Umgang mit Angst vor Pferden

16. November 2015 - Lifestyle

Ich hatte in der Vergangenheit weder als Kind noch junge Erwachsene irgendeine Verbindung zu Pferden. Meine Eltern und Schwestern hatten damals eine kleine Araberzucht. Sie waren Pferde vernarrt. Ich hatte Berührungsängste mit Pferden, sie kamen mir zu groß und mächtig vor, unberechenbar.

Bis ich dann Anfang 30 krank wurde und einen Artikel lass - “Mit Pferden aus dem Burnout raus trainieren bzw. Ängste und Depressionen überwinden”

pferde

Ziemlich schnell daraufhin entwickelte sich das Gefühl und den Wunsch in mir, dass ich gerne Kontakt zu Pferden aufnehmen möchte. Gesagt, getan machte ich meine ersten Reiterfahrungen auf einem Islandpferdehof in unserer Nähe.

Ich nahm dort ca. 1 Jahr Reitunterricht. Am Anfang, vor lauter Respekt und Angst vor den Reitschulpferden ging es für mich reiterlich kaum bis gar nicht vorwärts. Ich saß auf den Islandpferden wie ein nasser Sack, null Spannung, wenig aufgebaute Muskulatur, keine Ahnung vom Anwenden der richtigen Hilfen. Das Aufsteigen aufs Pferd viel mir sehr schwer aus den vorherigen genannten Gründen.

Trotzdem zog ich das Reittraining durch. So richtig vertrauen konnte ich den Reitschulpferden nicht. Es gelang mir nicht, mich intensiver auf sie einzulassen. Somit entschied ich mich ein eigenes Islandpferd zu kaufen. Vor ca. 5 Jahren, mit 34 mein erstes eigenes Islandpferd. Eik ist heute 21 Jahre alt und hat mir einen ganz großen Vertrauensvorsprung gegeben, da sie zuvor als Reitschulpferd eingesetzt war. Ich konnte mit ihr alles ganz in Ruhe und Schritt für Schritt trainieren und mit ihr zusammen nach vorne gehen. Ich bin sehr dankbar, dass sie mir begegnet ist.

Seit September letzten Jahres habe ich mir ein zweites Islandpferd zugelegt. Frida ist heute 9 Jahre alt. Wir haben unsere Startprobleme. Das gegenseitige Vertrauen muss noch mehr wachsen. Sie ist ein wirklich sehr starkes Islandpferd. Das hilft auch mir, stärker und stärker zu werden und mich mehr durchzusetzen.

Das was ich von meinen Pferden lerne und mit ihnen trainiere kann ich auch in meinen Job und Privatleben übertragen und profitiere davon z. B. in der Kommunikation mit meinem Chef, Kollegen, Eltern, Freund, Bekannten. Ich trage meine Themen bestimmter vor und setze mich mehr durch.

Wer stark ist wird mehr gesehen und wahrgenommen!

Meine Islandpferde spiegeln mich total und zeigen mir meine Schwächen und Stärken. Wenn ich mal nicht so gut drauf bin und mir noch Themen vom Job hinterher hängen, steige ich besser nicht aufs Pferd. Das Pferd spürt jede Dysbalance in mir.

Ich frage mich bis heute woher diese Angst kommt!

Grenzen zu überschreiten macht uns Menschen Angst, wir wissen nicht was passieren wird. So ist es auch beim Reiten. Wir wissen nicht, was als nächstes passieren kann und malen uns viel zu oft schon vorher die schlimmsten Szenen hierzu im Kopf aus – das Pferd könnte sehr schnell werden – ich könnte runter fallen, mich stark verletzten – andere gefährden – mein Pferd könnte sich verletzten usw. Die Menschen lieben es alles kontrollieren zu können.

Wir kommen oft gestresst vom Job nach Hause, müssen erstmal abschalten und runter kommen. Wenn das überhaupt möglich ist, denn der Haushalt muss gemacht werden, der Garten, frisches Essen soll auf den Tisch, die Wäsche liegt zum Waschen bereit, der Hund muss noch ausgeführt werden usw.

Neben dem Job wird eine Menge von uns abverlangt.

Was macht das Pferd, wenn es merkt, dass wir nicht in Balance sind?

Es bleibt stehen, buckelt, hört nicht zu, läuft weg, ist unruhig und unsicher, tritt nach uns aus …

Wir sollten unserem Pferd so entspannt wie möglich gegenüber treten und es entspannt reiten können, damit wir ihm Halt und Sicherheit geben, damit es keine Angst haben muss. Und dieses wiederum trainiert uns, damit wir unsere Ängste abbauen und noch entspannt werden.

Meiner Meinung nach ist die Grundlage und der erste Schritt hierfür, dass mein Pferd mir vom Boden aus zuhört, mir vertraut, auf mich reagiert und mich als Führungsperson für voll nimmt. Auch das Putzen und Stillstehen am Anbinder ist eine der Voraussetzungen. Außerdem finde ich es auch sehr wichtig, einfach so Zeit mit den Pferden zu verbringen, sei es beim Spazieren gehen, grasen lassen, einfach nur mal putzen. Nicht immer nur abverlangen und trainieren, dem Pferd etwas Gutes tun.

Wenn das klappt, dann mache ich den nächsten Schritt von Sattel aus und schaue, dass das Pferd immer bei mir ist und auf mich hört, mich wahr nimmt und als Führungsperson akzeptiert. Das Warm machen ist für mich und das Pferd natürlich ein absolutes Muss. 10-15 min. Schritt gehen, entweder vom Boden aus oder vom Sattel ist das Minimum.

Manchmal merke ich, dass ich wenig Motivation habe zu den Pferden zu fahren. Ich ändere diese Einstellung und Denkweise in dem ich  mehr Abwechslung in das Training rein bringe. Freiheitsdressur im Roundpen, Kappzaumtraining  auf dem Reitplatz, mit Stangen ohne Stangen, Dualaktivierung nach Geitner, spazieren gehen, Tempowechsel, ausreiten etc.

Meistens nehme ich mir schon eine bestimmte Sache vor, bevor ich zu den Pferden fahre und halte daran fest. Das Ziel ist der Weg.

Um die Negativgedanken los zu werden mache ich am Abend oft eine geführte Hypnose gegen Angst beim Reiten mit oder autogenes Training. Es hilft mir sehr entspannter zu den Pferden zu fahren und dann letztlich entspannt mit ihnen zu trainieren und auf ihnen zu reiten.

Ich möchte nicht nur für meine Pferde da sein sondern auch für mich. Zeit mit Familie und Freunden verbringen, mich um meinen Haushalt kümmern, meinen Hund, meinen Garten, mal schwimmen gehen, mal Essen gehen, mal in die Stadt gehen.  Aus diesem Grund fahre ich jeden zweiten Tag zu ihnen und gebe ihnen und mir die Chance uns dazwischen erholen und  entfalten zu können.

Angst vorm Reiten und vor dem eigenen Pferd haben viele Menschen. Sie sprechen nicht immer offen darüber. Sie sehen es als Schwäche an und haben wiederum Angst deshalb von anderen Menschen und Reitern abgewertet zu werden.

Es ist eine Stärke seine Schwächen zu erkennen und die Schwächen in Stärken umzuwandeln.

Autor: Meike Nolde
Thema: Angst vor Pferden

Webseite: http://www.burn-out-beratung-mn.de

#Angst, #Tiere

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