Bewegungsmangel bei Kinder

22. Juni 2020 - Lifestyle

Kinder brauchen Bewegung. Das merken wir schon im Alltag, wenn die Kleinen lieber herumlaufen, statt still auf ihrem Stühlchen zu sitzen.

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Für die gesunde Entwicklung eines Kindes ist es zwingend notwendig, sich über körperliche Bewegung selbst zu erfahren, Bewegungsmuster einzuüben, sie zu wiederholen und sich in der Bewegung neu auszuprobieren. Hierdurch werden Nervenbahnen ausgebildet, untereinander verknüpft und die neuronale Verbindung im Gehirn ausgeweitet.

Durch zu geringe körperlicher Aktivität leidet der ganze Organismus und die Wahrscheinlichkeit im späteren Leben chronisch zu erkranken steigt. Wir alle- Kinder- Jugendliche sowie Erwachsene- brauchen Bewegung, um körperlich- geistig und seelisch gesund zu bleiben.

Allgemein bekannt im Zusammenhang mit mangelnder Bewegung sind die gesundheitlichen und körperlichen Folgen mangelnder Bewegung im Kindesalter. Die Zahl der übergewichtigen Kinder steigt stetig. Kinder mit starken Konzentrationsschwierigkeiten häufen sich in den Klassen und viele Sportlehrer sind entsetzt über die körperliche Unbeweglichkeit schon bei den Grundschülern. Der Bewegungsmangel führt bei unserem Nachwuchs auch dazu, dass die Kinder nicht ausgelastet, innerlich unruhig, unausgeglichen und hibbelig sind. Bewegungsmangel kann eine „Verstopfung“ der Gefäße nach sich ziehen, der gesamte Stoffwechsel „schläft“ ein. Das führt zu einer geringeren Durchblutung des Gehirns, die logische Folge daraus sind Lern- und Konzentrationsschwierigkeiten, daraus resultieren so manche schulischen Probleme, von denen heutzutage berichtet wird.

Im Weiteren führt mangelnde Bewegung bei Kindern zu motorischen Defiziten, Übergewicht sowie geringere, soziale Kompetenzen und Fähigkeiten. Dies führt unweigerlich zu einer verzerrten eigenen Körperwahrnehmung, mangelndem Selbstbewusstsein und einer Entfremdung im Bereich der natürlichen Verbindung mit dem eigenen Körper und seinen Fähigkeiten.

Kinder zappeln, um sich spüren zu können- wenig Bewegung lässt das Kind sich von seinem eigenen Körper entfernen und genau das führt dazu, dass es dann in bewegungsarmen Situationen beginnt zu zappeln oder sich kleinere körperliche Ticks entwickeln wie z.B. mit dem Stuhl wippen, ein Bein das immer unruhig zittert uva. Oft steckt dahinter ein sensomotorisches Defizit, also ein Hunger nach Bewegung und Sinneserfahrung. Kinder haben einen ausgeprägten Hunger nach Sinneserfahrungen. Wird dieser nicht durch äußere Sinneserfahrungen gestillt, neigen sie dazu sich diese Bedürfnis auf anderen Ebenen zu erfüllen, seien es Computerspiele, Fernsehen oder ungesunde Essgewohnheiten wie. z.B. übermäßiges essen oder das permanente Verlangen nach Süßem.

Das mangelnde Bewegen, sei es in der Natur mit anderen Kindern, sei es im Sportverein, sei es auf dem Schulweg, gibt den Kindern mehr frei verfügbare Zeit.

Wie wird diese Zeit gefüllt?

Zumeist in vermehrten Medienkonsum, sei es bei den Mädchen bevorzugt das Fernsehen bzw. die Handynutzung, so ist es bei Jungen das Verlangen nach exzessiven Computerspielen.

Genau hier gibt es einen Zusammenhang, der so noch nicht in den Vordergrund wissenschaftlicher Erhebungen gerückt ist: Mangelnde Bewegung bzw. der damit verbundene Ersatz durch ausgeprägten Medienkonsum verstärkt die Tendenz im Jugend- oder Erwachsenenalter ein Suchtverhalten zu entwickeln.

So sollte allen Eltern daran gelegen sein, ihren Kindern von klein auf die Freude und Begeisterung an körperlicher Bewegung mit auf den Weg zu geben.

In diesem Artikel möchte ich nicht tiefer auf die Zusammenhänge zwischen körperlicher Erkrankung und mangelnder Bewegung eingehen, sondern den Fokus eher darauf legen warum körperliche Bewegung so wichtig für die geistige und seelische Entwicklung des Kindes ist.

Entwicklung eines gesunden Selbst- Bewussteins

Sich bewegen können, die eigenen Kräfte und die eigene Gelenkigkeit dabei zu spüren, selber etwas in Bewegung setzen, fördert ein gesundes Selbst-Bewusstsein. Es gibt dem Kind die Möglichkeit sich selbst in der Bewegung zu erfahren, eigene körperliche Grenzen zu erkennen und sich mit dem eigenen Körper zu identifizieren. Ihn anzunehmen mit seinen Kräften und Möglichkeiten und in ihm einen guten „Freund“ zu haben, den es pflegen zu gilt und gut auf ihn aufzupassen.

Bewegung macht kleinen Kindern Spaß, es tut gut den eigenen Körper zu spüren. Schauen sie kleinen Kindern, die gerade Fahrrad fahren gelernt haben, einmal zu, wie sie beginnen sich immer wieder an neue Herausforderungen heranzuwagen- sei es eine steilere Straße hinunterzufahren oder engere Kurven ohne Stürze zu absolvieren. Sie üben solange, bis es gelingt. Hier lernt das Kind seinen Körper einzuschätzen, Mut zu entwickeln, neue Herausforderungen anzugehen und sich selbst zu erlauben, über die eigenen Grenzen zu wachsen. Das sind Kompetenzen, die zu einem gesunden Selbstbewusstsein und einer klaren Wahrnehmung der eigenen Leistungsfähigkeit führen. Was kann ich? Wieweit traue ich mir Neues zu? Wie gehe ich mit neuen Herausforderungen um? Ab wann spüre ich, dass ich mich selbst überfordere? Ein Kind, das sich in vielen Jahren seiner Kindheit ausreichend mittels körperlicher Bewegung ausprobieren konnte, wird es als Erwachsener leichter haben, sich diese Fragen zu beantworten.

Stressabbau durch Bewegung und die Entwicklung einer guten Resilienz

Stress ist eine natürliche Reaktion auf äußere Belastungssituationen. Dabei werden Stresshormone ausgeschüttet, die den Körper in Alarmbereitschaft versetzen. Standen unsere Vorfahren früher einem wilden Tier gegenüber gab es zwei Möglichkeiten: Kampf oder Flucht. In beiden Fällen konnten die zuvor ausgeschütteten Stresshormone durch die körperliche Bewegung wieder abgebaut werden.

Kleine Kinder haben dieses Programm, Stress und Spannung durch Bewegung abzubauen, noch abgespeichert. Quälende innere Anspannung baut sich am leichtesten durch körperliche Bewegung ab. Dies kann man gut bei kleinen Kindern beobachten, die z.B. nach einem Sturz  zu ihrer Mama laufen und in ihren Armen Schutz suchen, wobei sie mit den Beinchen trappeln, um diese innerlich entstandene Anspannung gleich durch die körperliche Bewegung  abzubauen.

Aus der Körpertherapie weiß man, dass Gefahrensituationen, in denen es nicht möglich war ihnen durch entsprechende Bewegungen zu entkommen, zu einem dauerhaften Stresslevel im Körper führen. Hier bedient man sich der Möglichkeit, die nicht ausgeführten Bewegungen im Nachhinein durchzuführen, um den im Körper gespeicherten Stress abzubauen. Umso wichtiger ist es Kindern die Möglichkeit freier und freudiger Bewegung zu geben, sie zu animieren sich auszutoben, um aufgebaute innere Anspannnung, sowie zurückliegende Stresssituationen und die damit verbundene Ausschüttung zugehöriger Stresshormone adäquat abzubauen. Beobachten sie mal Schulkinder auf dem Nachhauseweg: die Mädchen schnattern miteinander, lachen und foppen sich- die Jungs balgen miteinander und agieren sich in kleineren Kämpfchen aus. Auf ganz natürliche Weise wird hier die innere Anspannung des zurückliegenden Schulalltags zumindest schon teilweise abgebaut.

Bewegung macht Spaß, es tut uns gut, unseren Körper zu spüren. Wenn wir uns auspowern oder austoben setzt unser Körper Hormone frei wie z.b. Adrenalin, Dopamin und Endorphine, die entsprechende Glücksgefühle in uns auslösen. Das steigert die körpereigene Resilienz gegenüber den Folgen von Stress, dem wir- und auch schon unsere Kinder- in unserem modernen Leben mannigfaltig ausgesetzt sind.

Bewegung fördert Fantasie und Kreativität

In den ersten Lebensjahren entwickeln Kinder ihre Sinnesfähigkeiten. Sie lernen die verschiedenen Sinnesreize, wie riechen, schmecken, hören, sehen, zu koordinieren einzuordnen. Dafür benötigen sie ganzheitliche Erfahrungen, die auch die Bewegungssinne mit einbeziehen.

Fantasie und Kreativität sowie ein wacher, beweglicher Geist entspricht der inneren Beweglichkeit. Äußere Bewegung in Form von Beweglichkeit, Gelenkigkeit und dem Erfahren des eigenen körperlichen Könnens fördert auch die innere Beweglichkeit eines Kindes. Eine kraftvolle Fantasie erfordert die Erfahrung aller Sinne, einschließlich der Bewegungssinne. Sie macht neugierig auf das eigene Leben, auf die Vielfältigkeit der Umgebung und Außenwelt sowie die Möglichkeit das eigene Leben selbst zu gestalten. Wenn Kinder die bewegungsarme Komfortzone des Hauses verlassen, können sie beim Herumstrolchen mit Freunden Neues entdecken, ihren Geist beflügeln, ihre Fantasie entfalten und ihrer angeborenen Kreativität „freien Lauf“ lassen. Das Spielen, Toben, sich bewegen ist auch ein Erobern der eigenen Welt und stellt die Voraussetzung für eine innere und äußere Entfaltung des eigenen Ichs. Neue Sinneseindrücke in Verbindung mit Bewegung fördert die Kreativität und den Spaß am Selbstausdruck. Eine gesunde Fantasie und gelebte Kreativität und die damit verbundene Möglichkeit sich selbst auszudrücken macht unsere Kinder stark.

Bewegung und die damit verbundene Freude am eigenen Leben lässt aus Kindern selbstbewusste, kreative und stressresistente Erwachsene werden. Das sollte unser Ziel als Eltern sein.

Autor: Martina Haunert, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Thema: Bewegungsmangel bei Kinder
Webseite: https://www.dieKraftderSeele.de

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