Einsamkeit nach einer Trennung

21. August 2018 - Lifestyle

Eine Trennung wegzustecken ist nicht leicht. Die Einsamkeit danach ist für viele der ultimative Horror. Die Einsamkeit, die Leere und die Selbstzweifel scheinen alles in Frage zu stellen, was uns einst wichtig war. Aber die Phase nach einer Trennung kann auch eine eine Chance werden, wie ein Phönix aus der Asche aufzuerstehen.

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Warum haben viele Menschen Angst vor einer Trennung?

Wir haben Angst vor Trennungen, weil wir Menschen sowohl denkende als auch soziale Wesen sind. Das Zusammensein mit Menschen, die für uns bedeutungsvoll sind, gibt uns das Erleben von Sinn. Wenn wir also einen wertvollen Mensch verloren haben, erleben wir eine gewisse Sinnentleerung.

Die gemeinsame Vergangenheit verliert genauso ihre positive Bedeutung wie auch die Planungen der Zukunft. Bilder aus einem wunderschönen gemeinsamen Urlaub sind nun gefärbt mit Enttäuschung. Ehemals gemeinsame Pläne verpuffen. Die Schuhe für den gemeinsam gebuchten Tanzkurs lösen jetzt genauso ungute Gefühle aus, wie der Toaster, den Sie sich gekauft haben, weil er Ihrem Partner so gut gefiel. Eine Trennung hinterlässt eine Leere, weil vieles, was gemeinsam wertvoll war, bedeutungslos wurde.

Was tun, wenn wir nach einer Trennung einsam sind?

Um gestärkt aus der Phase hervorzugehen, schlage ich Ihnen sieben Challanges vor. Ich nenne sie Challanges, weil sie echte Herausforderungen sind.

1: Seinen Sie achtsam mit sich! Als allererstes möchte ich Ihnen raten, ehrlich zu sich selbst zu sein. Wenn es Ihnen schlecht geht, dann geht es Ihnen schlecht. Wenn Sie Ihren Ex-Partner vermissen, dann vermissen Sie ihn. Wenn Sie verzweifelt sind, dann sind Sie verzweifelt. Seien Sie aber auch offen für überraschend positive Emotionen: Vielleicht spüren Sie auch Erleichterung oder Freiheit. Und gestehen Sie sich auch zu, dass die Stimmungen wechseln, auch das ist einfach nur menschlich!

Manchmal sind die authentischen Gefühle so schwer zu ertragen, dass wir sie unbedingt zum schweigen bringen wollen. Sie sollten sicher nicht alles tun, wonach Ihnen ist, aber was Sie fühlen, das fühlen Sie! Auch wenn es total unlogisch, widersprüchlich, deplatziert, peinlich oder unklug ist. Es sind Ihre Gefühle, stehen Sie dazu. Als erstes vor sich selbst.

Beim Ansatz der Achtsamkeit geht es genau darum, sich dem zu stellen, was ist, ohne es zu bewerten. Die therapeutische Anwendung des Achtsamkeitsansatzes hat in den letzten Jahren erhebliche Erfolge bei der Behandlung von Depressionen erkennen lassen. Wir müssen uns den unerwünschten Gefühlen stellen, um sie zu überwinden. Verdrängen wir sie in die tieferen Schichten unserer Seele, übernehmen sie von dort verdeckt die Kontrolle über unser Denken und Handeln.

Auch wenn Sie unangenehme Gedanken und Gefühle möglichst schnell los werden wollen, setzen Sie sich nicht unter Druck, „gut drauf“ zu sein. Sie stecken in einer Krise. Krisen gehören zum Leben und sind daher zunächst nicht krankhaft. Die Erwartung, man müsse immer „gut drauf“, erfolgreich und Herr der Lage sein, kann ein erheblicher und unnötiger Stressfaktor sein. Machen Sie daher einfach Frieden damit, dass es Ihnen aktuell nicht besonders gut geht.

Ich rate meine Klienten, Krisen willkommen zu heißen. Und das ist kein Zynismus. Krisen sind die Herausforderung des Lebens, den nächsten Level zu erklimmen. Und das ist bei der Einsamkeit nach einer Trennung nichts anderes. Das Leben ruft Sie, eine bessere Version von sich selbst zu

werden. Und da Sie im Moment ohnehin nichts Wichtiges zu tun haben, ist es eine gute Idee, diese Herausforderung anzunehmen.

2: Halten Sie Ihr Leben auf Kurs! Die erwähnte Sinnentleerung führt leicht dazu, dass wir unser Leben und uns nicht mehr so wichtig nehmen und uns selbstzerstörerischen Impulsen hingeben. Wir stürzen uns in zuviel Arbeit, zuviel Sport oder zuviel Feiern. Versuchen Sie dies möglichst zu vermeiden. Halten Sie fest an den Dingen, die Ihnen vorher wichtig waren. Pflegen Sie Ihre Hobbys – Sie haben ja jetzt wieder mehr Zeit dafür! Treiben Sie Sport – das ist im Moment möglicherweise die einzige Quelle für Glückshormone. Pflegen Sie sich, essen Sie gesund, schlafen Sie gut, lassen Sie es sich gut gehen.

All das ist in der Krise oft eine große Herausforderung. Deshalb nannte ich es „Challange #2“. Sie werden dabei auch oft keine guten Gefühle haben. Lassen Sie sich davon nicht abhalten. Strukturieren Sie Ihr Leben bewusst mit Dingen, die Ihnen gut tun und halten Sie sich fern von Aktivitäten, die noch mehr Energie aus Ihnen herausziehen.

Ein Weg festzustellen, ob Ihnen eine geplante Aktivität gut tun wird, ist achtsam dafür zu sein, ob dabei eine „jetzt erst recht!“ Motivation mitschwingt, oder ob Sie sich oder anderen etwas beweisen wollen. Sie müssen niemandem beweisen, dass es Ihnen ohne Partner genauso gut geht wie mit. Sollte Ihnen dieser Beweis gelingen, beweisen Sie damit indirekt, dass Ihre vergangene Beziehung nicht so dolle war – diesen Beweis braucht niemand.

3: Muten Sie sich Freunden zu! Sie werden Phasen haben, in denen sich das Leben furchtbar anfühlt, in denen Sie Trübsal blasen, in denen Sie sich verkriechen wollen. Das ist natürlich, aber schließen Sie Ihre Trauer und Ihre Leere nicht auf Dauer in Ihrer Seele ein. Um über ein ernsthaftes Problem hinwegzukommen, müssen wir reden. Das ist das einzige, was nachhaltig hilft. Ablenkung, Zeit und gute Ratschläge sind dagegen kaum hilfreich, sondern ziehen das Leiden nur in die Länge. Die Gefühle müssen raus. Das ist notwendig für die Selbstreinigung der Seele. Wenn wir aussprechen, was in uns ist, beginnt die Heilung.

Warum fällt es uns aber so schwer, über unsere Gefühle zu sprechen? Es gibt Gefühle die wir einfach nicht empfinden wollen, weil wir Angst haben, sie würden uns zerreißen. Es fehlt uns der Mut, uns ihnen zu stellen und der Gedanke sie auszusprechen scheint unvorstellbar. Wir fürchten, die Kontrolle über unser Leben zu verlieren, wenn wir sie zulassen oder sogar aussprechen. Menschen hassen Kontrollverlust. Aber mal Hand aufs Herz, haben Sie nicht gerade tatsächlich ein Stück Kontrolle über Ihr Leben verloren?

Sprechen Sie aus, was an Gefühlen in Ihnen ist. Sagen Sie es guten Freunden. Sagen Sie es auch Ihrem Ex. Sagen Sie Ihrem Ex-Partner, dass Sie ihn sehr vermissen und (gleichzeitig!) unheimlich enttäuscht sind. Selbst wenn er Sie auslacht, ist das besser, als ihm erst eine Szene zu machen und sich dann doch wieder auf eine Nacht einzulassen.

Ich empfehle Ihnen, Ihre Gefühle auszusprechen anstatt sie auszuagieren. Auch wenn in dem Moment die Rache süß ist. Unterm Strich kommt meistens wenig dabei heraus. Rache-Ping-Pong, auch bekannt als Rosenkrieg, verhindert nur, dass Sie das Vergangene loslassen können. Daher ist das Ausagieren von Gefühlen oft verschwendete Lebenszeit.

Wie spreche ich mit anderen Menschen über meine Gefühle? Wenn Sie sich in all Ihrer Einsamkeit und Zerrissenheit Freunden zumuten, kann das auch für Ihre Freunde eine Herausforderung werden. Sie müssen deshalb aber nicht darauf verzichten. Sie machen es Ihren Freunden leichter, wenn Sie sie vorbereiten. Sagen Sie ihnen: „Ich brauche heute

Abend nur dein Ohr, du brauchst mich nicht zu trösten, ich brauche keinen Rat und du musst auch nicht meiner Meinung sein. Ich brauchen nur Dein Ohr und Taschentücher.“ Und dann jammern Sie gemeinsam, klagen gemeinsam an oder schweigen gemeinsam.

Sie haben vielleicht gelesen, dass man seine Freunde nicht überfordern soll. Überforderung vermeiden Sie, in dem Sie die Erwartungen klären. Wenn Ihr Freunde wissen, dass Sie keine Lösung erwarten, werden sie mit der Situation besser klar kommen.

4: Begegnen Sie sich selbst! Wer ist bei Ihnen, wenn Sie alleine sind? Sie! In der Einsamkeit begegnen Sie sich selbst. Das ist eine Chance! Lernen Sie diese Person kennen, die Sie ihr Leben lang begleitet. Was ist diesem Menschen wichtig? Was liebt er? Was inspiriert ihn?

Sich selbst zu begegnen ist immer auch irritierend. Sie begegnen auch den Seiten an Ihnen, die Sie nicht so gerne mögen. Es kann herausfordernd sein, damit Frieden zu machen. Ich beobachte, dass viele Menschen sich einen Partner suchen, damit jemand da ist, der sie so liebt wie sie sind. Das ist für den Partner eine große Herausforderung. Und wenn Sie selbst nicht mit sich in Frieden leben können, wird dies auf Dauer auch jedem anderen Menschen schwerfallen.

Das Eingeständnis, dass wir NUR Menschen sind, fällt uns schwer. Aber das ist es, was wir authentisch sind. In soziale Medien polieren wir unser Image auf Hochglanz. Und genau damit werten wir unser authentisches Selbst andauernd ab.

5: Werden Sie eine bessere Version von sich selbst! Wenn Sie damit aufhören, den Erwartungen anderer hinterherzulaufen, bekommen Sie die Freiheit, der Mensch zu werden, auf den Sie selbst stolz wären. Hören Sie auf das, was Ihnen wichtig ist und kultivieren Sie dies konsequent. Wenn Ihnen Ehrlichkeit wichtig ist, seien Sie konsequent ehrlich. Wenn Ihnen Liebe wichtig ist, dann verströmen Sie Liebe. Wenn Ihnen Schönheit wichtig ist, machen Sie alles schöner, was Ihnen begegnet. Wenn Sie von fremden Ländern fasziniert sind, dann reisen Sie.

Sie sollten dabei drei Dinge beachten: erstens, gehen Sie hinaus in die Welt damit. Wenn Sie einsam sind, dann brauchen Sie Menschen, die genau Sie in ihrer Nähe haben wollen. Und dazu müssen die eine Chance haben herauszufinden, wer Sie denn eigentlich sind. Die Menschen, die Ihnen wirklich Erfüllung ins Leben bringen werden, werden angeschwärmt kommen wie die Motten zum Licht. Diejenigen, die Sie in Ihrem Leben ohnehin nicht mehr brauchen, werden Sie auf diese Weise auch gleich vertreiben.

Zweitens: Bringen Sie etwas voran. Sie müssen nicht ultimativ erfolgreich sein und ein Star werden. Aber Sie sollten üben, das, was Ihnen wichtig ist, voranzubringen. Diese Fähigkeit brauchen Sie, um Ihr Leben dahin zu bringen, wo es Ihnen gefällt. Die Phase nach einer Trennung ist eine gute Zeit so etwas zu üben.

Drittens: Machen Sie diese Welt zu einem besseren Ort. Wenn Sie positive Menschen anziehen wollen, müssen Sie Positives in die Welt bringen.

Autor: Ben Teggemann
Thema: Einsamkeit nach Trennung
Webseite: https://teggemann.de

#Trennung, #Einsamkeit

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