Mit systemischer Aufstellungsarbeit Familienkonflikte lösen

26. November 2018 - Lifestyle

Wie Sie mit Systemischen Aufstellungen Verständnis, Orientierung und Lösungen bei Konflikten in der Familie gewinnen.                       

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"Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung“, sagte Antoine de Saint-Exupéry. Im Kontext von Beratung und Therapie können bestimmte Methoden helfen, die Wechselbeziehungen einer bestimmten Situation viel genauer als im Alltag zu betrachten.

In meine Praxis für Familien-, Paar-, Psychotherapie und Supervision kommen meist Menschen, die ihre Beziehungen verbessern und neue Perspektiven entwickeln möchten – privat oder beruflich. Ein erster Schritt dazu ist es, die Zusammenhänge des Problems in den Blick zu nehmen und zu verstehen, worum es wirklich geht. Der Weg zum gewünschten Erfolg kann durch verschiedene Formen der Visualisierung erleichtert oder gebahnt werden. Eine dieser Methoden ist die Systemische Aufstellungsarbeit.

Die bekannteste Form ist die Familienaufstellung, bei der das Herkunftssystem oder die jetzige Familie mit Hilfe von Stellvertretern im Raum aufgestellt werden. Anlass und Ausgangspunkt sind das eigene innere Erleben einer als schwierig oder als Herausforderung empfundenen Situation. Die Systemische Familienaufstellung ist z.B. hilfreich bei vielen Problemen, die die jetzige Familie oder die Herkunftsfamilie betreffen, bei Erziehungsfragen, Patchwork-Familien, Konflikten in Liebe und Partnerschaft und Krankheiten.

Es wird das gesamte oder teilweise Familiensystem in den Blick genommen, um einengende Entwicklungen besser zu verstehen und daraus entstandene Verstrickungen zu lösen. Verstrickungen - das sind Probleme, die sich unbewusst aus der Familiendynamik ergeben und häufig über Generationen weiter gegeben werden. Wir alle tragen Bürden mit uns, die nicht zu uns und unserem Leben gehören, sondern die wir aus unserer Herkunftsfamilie oder von anderen bedeutsamen Menschen übernommen haben - z.B. wenn ein Kind nach der Trennung der Eltern/nach dem Tod eines Elternteils den Platz des fehlenden Elternteils einnimmt, oder ein Kind übernimmt die Depression der Mutter/des Vaters. Ein Burnout kann durch Übernahme von zu viel Verantwortung als familiäres Muster von Verstrickung entstehen, oder es wiederholen sich scheinbar grundlos bestimmte Probleme, z.B. berufliches Scheitern, frühe Todesfälle oder schwere Schicksale. Mit Hilfe der Aufstellungsarbeit kann dies erkannt und verändert werden.

Bei der eigentlichen Aufstellung wird das „innere Bild“ der Situation/der Beziehungen sichtbar gemacht. Ein Mann stellt z.B. seine Familie auf: seine Frau vor das Fenster mit Blick nach draußen, er steht in der Raummitte mit Blick in die Zimmerecke, sein Sohn in seinem Rücken, der auf den Rücken der Mutter schaut und die kleine Schwester daneben. Hier kann niemand den anderen anschauen, es gibt keine Berührungsmöglichkeiten. Schon in der Beschreibung wird deutlich wie anders sich diese Familienmitglieder fühlen werden als z.B. eine Familie, die im Halbkreis aufgestellt wird. Die Personen, die dabei aufgestellt werden, fühlen und verhalten sich verblüffend ähnlich bzw. genauso wie die Menschen, für die sie stehen. Die aufstellende Person kann sich selbst und ihre Beziehungen von außen betrachten, verstehen, was in anderen vorgeht und komplexe Zusammenhänge erkennen, die sonst diffus gespürt, aber nicht fassbar sind. Auf diese Weise kann sich offenbaren, „was los ist“ und was nötig ist.

Es können in kurzer Zeit Lösungen gefunden werden, die vorher nicht denkbar waren, z.B. bei Herausforderungen mit der Familie, in Liebe/Partnerschaft und im Beruf, psychosomatischen Erkrankungen, psychischen und sozialen Problemen, dem Gefühl festzustecken usw.. Eine Teilnehmerin berichtete, was sich dabei in der Gruppe ereignete: "Mir ist als teilnehmende Beobachterin aufgefallen, wieviel Anteilnahme, Vertrautheit und Verbundenheit sich so schnell entwickelt hat. Diese schöne Atmosphäre in der Gruppe hat mich beeindruckt. Dadurch heilt auch was!"

Auch die Beziehungen innerhalb einer Firma oder eines Teams können so betrachtet und verbessert werden - Organisationsaufstellungen. Die "innere Ordnung" einer Organisation wird dabei sichtbar und eröffnet oft verblüffende Lösungen. In sogenannten Strukturaufstellungen können abstrakte Themen und Ziele aufgestellt werden, z.B. eine Krankheit, ein Gefühl, ein Persönlichkeitsanteil, Entscheidungsalternativen, ein Projekt oder die Wege zur Lösung.

Eine Teilnehmerin sagte: "Systemische Aufstellungen sind besser als (nur) zu reden!" und ein Mann: "Auch als teilnehmender Beobachter habe ich so viel gelernt wie in meiner Aufstellung!" Erfahrene Aufstellungsteilnehmer wissen, etwas zu lernen gibt es dabei immer. Weit über die Sprache hinaus auf einer Nicht-Verstandesebene können halb bewusste oder unbewusste Problemgefüge und Beziehungserfahrungen transparent werden und ins Erleben, Spüren, Begreifen gelangen. Denn: sich auf den eigenen Platz im System stellen, einen Schritt auf einen anderen Menschen hin zu machen ist tatsächlich eine ganz andere Erfahrung als nur davon zu sprechen auf jemand zuzugehen oder jemand (nicht) im Rücken zu haben.

Die systemische Aufstellungsarbeit ist also eine gute Methode, um ins Spüren, Fühlen, Erleben zu kommen und so die eigenen Themen in den Körper zu bringen und zur Erfahrung werden zu lassen: sichtbar, hörbar – begreifbar. Denn dann erscheinen plötzlich Veränderungsmöglichkeiten und neue bessere Lösungen. So sagte eine Teilnehmerin: "Seit meiner Aufstellung ist die Last weg, von der ich nicht wusste, wohin sie gehört und an der ich oft verzweifelt bin. Jetzt fühle mich leicht. Ich sehe auch die Last meines Vaters weniger und kann jetzt Kraft schöpfen. "Ein Vater berichtete nach seiner Aufstellung: „ich bekomme jetzt von meiner Exfrau ehrlichen Respekt und wir arbeiten in der Erziehung zusammen. Meine Kinder können dadurch meine jetzige Frau akzeptieren. Daran war vorher nicht zu denken!“ Eine Mutter gab folgende Rückmeldung: „Meine Tochter verhielt sich als wäre sie die Mutter und ich das Kind. Seit der Aufstellung bei Dir kommt sie zu mir, wenn sie reden möchte und wir verstehen uns besser. Endlich haben wir eine gute Beziehung!“

Systemische Aufstellungsarbeit als eine besondere Form der Bewegtheit bringt Menschen in innere Bewegung, die sich dann in Veränderungsimpulsen und Lösungsschritten im Außen zeigt. So lassen sich Familienkonflikte auf einer tiefen Ebene und damit dauerhaft lösen!

Die Termine der nächsten Aufstellungen finden Sie unter: http:/www.annekunzelmann.de.

Autor: Anne Kunzelmann
Thema: Mit systemischer Aufstellungsarbeit Familienkonflikte lösen
Webseite: http:/www.annekunzelmann.de

Autorenprofil Anne Kunzelmann:

Anne Kunzelmann, geb. 1958. Diplom-Sozialpädagogin, Staatl. anerk. Heilpädagogin, Erzieherin, Heilpraktikerin Psychotherapie (HPG), Systemische Therapeutin, zertifiziert von der Systemischen Gesellschaft Berlin (SG), Familientherapeutin (IFS Weinheim). Seit 2001 freiberufliche systemische therapeutische Arbeit in eigener Praxis, Weiterbildung in Coaching und Organisationsberatung, IFS Weinheim, Weiterbildung in systemischer Paartherapie, IFS Weinheim, seit 25 J. Erfahrung in der systemischen Aufstellungsarbeit.

#Familie, #Konflikte, #Probleme

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