Erlebnispädagogik mit Tieren für Kinder

10. März 2020 - Persönlichkeitsentwicklung

Was macht Erlebnispädagogik mit Tieren so besonders?

maedchen knuddelt mit hund

Sie macht Spaß, die Kinder lernen ohne Druck Verhaltensweisen und sie ist sehr vielseitig. Sozialkompetenz erhöhen, Zusammenarbeit stärken, das Bewusstsein der Gruppen stärken, Selbstvertrauen steigern, Problemlösungen erarbeiten und das Durchhaltevermögen verbessern sind nur ein Teil von dem was man mit Erlebnispädagogik erreichen kann. Dazu kommt viel Spiel und Spaß.

Woher stammt die Erlebnispädagogik?

Kurt Hahn ist einer der Begründer der Erlebnispädagogik. Der 1920 in Salem eine Schule am Bodensee in Zusammenarbeit mit Prinz Max von Baden und Karl Reinhardt gründete. „Gebt den Kindern Gelegenheit, sich selbst zu entdecken… Laßt sie Triumph und Niederlagen erleben, …. Weist ihnen verantwortlich Aufgaben zu, bei denen zu versagen, den kleinen Staat gefährden heißt… übt die Phantasie.“ Dies fordern die „Salemer Gesetze“, nach dem in dieser Schule gelehrt wird. Der Erziehungs- und Bildungsanspruch Hahns beinhaltet Handwerk, Sport, Musik, eine Vielzahl von Arbeitsgemeinschaften und auch das Erlebnisfeld „Internat“ zusammen mit dem schulischen Unterricht für den ganzheitlichen Erziehungs- und Bildungsanspruch Hahns.

Was macht nun die moderne Erlebnispädagogik aus? 

Jetzt stehen folgende Zielsetzungen im Vordergrund:

Es steht das ganzheitliche Erleben in dem die kognitiven, emotionalen und vor allem aktionalen Lernebenen angesprochen werden. Alle Problemstellungen bedürfen ein hohes Maß an Strategie, Flexibilität, Entscheidungskompetenz und Konfliktfähigkeit. Neben der Zielerreichung stehen vielmehr der Prozess der Problemlösung im Mittelpunkt der Aktion. Die Situationen und Aufgaben werden immer passend zur Zielsetzung gewählt. Die Teilnehmer sollen einen nutzbringenden Vergleich zum Alltag ziehen können und durch ein anderen sozialverträglichen, individuell positiv erlebbaren Ausgang der Situation als die früheren Erfahrungen erleben.

Alle gewählten Aktionen sollen einerseits einen hohen Anforderungscharakter besitzen, der neugierig macht und zur Auseinandersetzung beziehungsweise zum Handeln anregt und zudem überprüfbare Konsequenzen nach sich zieht.

Den Kindern wird die Aufgabe so präsentiert, dass das subjektive Risiko als hoch beziehungsweise die Lösbarkeit der Aufgabe als äußert anspruchsvoll erlebt wird, jedoch nicht als unüberwindbar oder unlösbar wahrgenommen wird.  Die Aufgabe wird vorgestellt mit allen Regeln. Nun wird der Gruppensteuerung und Selbstverantwortung der Gruppe soweit wie möglich freien Lauf gelassen. Entscheidungen, wie auch der persönlicher Einsatz, auf die Planungs- und Entscheidungsphase während der Aktion wird nur durch psychische und physische Gefährdung der Teilnehmer begrenzt.

Einen hohen Stellenwert haben bei der modernen Erlebnispädagogik das Lernende und Lehrende Gelegenheiten haben sich eigene Ziele zu setzten, in denen die eigenen Werte erfahrbar und überprüfbar werden, um so einen festen Platz in dieser Form der Pädagogik zu haben. Aus dem Erlebten wird Erfahrung und Wissen, indem die Teilnehmer mit der Unterstützung des Leiters die in der Aktion erfahrenen Beobachtungen sammeln, Hypothesen bezüglich der Ursachen und Zusammenhänge formulieren, die daraus resultierenden Ergebnisse bewerten und die daraus gewonnenen Erkenntnisse auf ihre Alltagstauglichkeit hin überprüfen. Diese Reflektion ist eine Rückschau auf die in der Aktion erhaltenen Erfahrungen, zum anderen stellt sie eine Vorausschau im Sinne einer Integration und Nutzbarmachung der Erfahrung für zukünftige Situationen dar. Damit ein Erlebnis optimal verarbeitet werden kann, sollte die Reflexion sowohl inhaltlich als auch zeitlich möglichst dicht am Moment des Erlebens stattfinden.

Aktionen aus der Erlebnispädagogik sind verkürzt gesagt, dadurch gekennzeichnet, dass das einzelne Kind oder der Jugendliche mit der Gruppe und sich hierdurch intensive Erlebnisse erfährt, die den Kern seiner Persönlichkeit treffen und mit denen sie sich zuerst handelnd und dann reflexiv auseinandersetzen.

Welche Rolle übernimmt das Tier in der Erlebnispädagogik?

Kinder, die Tieren gegenüber positiv eingestellt sind, öffnen sich Tieren gegenüber schneller, nehmen sich beispielsweise ohne aufgefordert werden zu müssen zurück. Kinder übernehmen Tieren gegenüber schneller Verantwortung und kümmern sich um das Tier. Auch können Tiere die Barriere, lernen zu wollen, leicht überwinden. Kinder lassen bei Tieren viel schneller Nähe zu, nicht nur körperlich, sondern auch emotional. Somit wird das Tier zum Motivator.

Die Kombination aus Erlebnispädagogik und Tieren hilft allen Kindern und Jugendlichen. Besonders Kinder, die schüchtern sind, die unter wenig Selbstbewusstsein leiden, Förderbedarf oder Einschränkungen jeglicher Art haben. Auch Kinder und Jugendliche die verhaltensauffällig sind können von der Erlebnispädagogik mit Tieren profitieren. Denn hier lernt man „Lernen durch Erleben“. Handeln führt zu Erlebnissen. Sind diese Erlebnisse einprägsam und nachhaltig, werden sie zu Erfahrungen. Erfahrungen bilden sich aus dem Hintergrund der eigenen Persönlichkeitsstruktur, Umwelteinflüsse und Kompetenzen heraus.

Sehr wichtig ist auch das sich nicht die Kinder und Jugendlichen der Pädagogik anpassen, sondern die Pädagogik geht auf die spezifischen Anforderungen ein, welche die Kinder benötigen, um einen maximalen Lernerfolg zu gewährleisten.

Wo kann man Erlebnispädagogik erleben?

Sehr gute Erfolge kann man in der Natur erzielen. Hier können auch Tiere einfacher eingesetzt werden. Aber es kann auch beispielsweise in einem Klassenzimmer, Kindergarten, in einer Einrichtung für Beeinträchtigte stattfinden. Hier kann mit „Schulhunden“ gearbeitet werden sowie auch mit anderen Tieren die eine Ausbildung in tiergestützer Arbeit genossen haben. Es eignen sich zum Beispiel Pferde, Hunde, Alpakas, Ziegen aber auch Hühner, Hasen und Meerschweinchen.

So kann man aus zwei Bereichen das Beste für die Kinder herausholen.

Ich bin seit 2004 qualifizierte Tagesmutter, 2016 habe ich eine Ausbildung zur Assistenzhundetrainerin und Therapiebegleithundetrainerin absolviert. Zudem habe ich mich in der Erlebnispädagogik mit Tieren fortgebildet.

Da ich oft Kinder betreue, die keinen Spaß am Lernen haben, motorische oder sprachliche Defizite aufweisen oder die verhaltensauffällig sind, medizinische Diagnosen wie ADHS oder ASS haben, suchte ich nach einer Möglichkeit diesen Kindern zu helfen. Da ich selbst auch Hunde habe und merkte wie Kinder sich auf diese Tiere einlassen, setzte ich diese immer öfter ein.

Erlebnispädagogik hilft den Kinder, sich besser zu entwickeln, Fähigkeiten zu entwickeln, und noch so vieles mehr. Und das kann man nicht nur beim Gassigang erleben, sondern kann neue Kinder besser in die Gruppe integrieren. Der Gruppenzusammenhalt wird gestärkt. Und Kinder nehmen sich für Tiere zurück, sind leiser, aufmerksamer, ruhiger und übernehmen Verantwortung und das auch schon bei 3-jährige die nach der Decke für den Hund schauen oder sich um den gefüllten Wassernapf kümmern.

Seit ich mit erlebnispädagogischen Elementen und Elementen aus der tiergestützen Arbeit arbeite machen alle gerne ihre Hausaufgaben, freuen sich drauf dem Hund etwas vor zu lesen oder haben Spaß an Mathe. Zudem lernen sie viel über den respektvollen Umgang mit Tieren, hier vor allem Hunde. Ist ein Kind mal traurig und braucht einen Zuhörer, dann kann der Lieblingshund mit diesem Kind kuscheln.

Natürlich steht auch das Wohl der Tiere im Vordergrund. Kein Hund wird zur Arbeit gezwungen. Er soll auch seinen Spaß an der Begegnung haben. Nur so kann es zum Erlebnis werden, bei dem alle etwas lernen können.

Wie Kurt Hahn schon sagte: „Plus est en vous! – In euch steckt mehr“

Wenn man es schafft Kinder zu begeistern, für neue und andere Dinge zu öffnen, die Welt mit Neugierde zu betrachten, freiwillig zu handeln, den eigenen Selbstwert zu erfahren und mit zu bekommen, dass jeder seine Fertigkeiten und Fähigkeiten hat und das jeder für die Gruppe wichtig ist, dann verändert man ein kleines Stückchen der Welt.

Und wenn man sieht wie sich die Sozialkompetenz in Kindergarten- und in Grundschulklassen verbessert, dann ist das eine Möglichkeit, um Mobbing und Ausgrenzung den Kampf an zu sagen.

Auch in Gruppen mit hohem Anteil von Kindern aus verschiedenen Kulturen kann so eine einfache, aber effektive Brücke gebaut werden. Hier müssen die Kinder zusammen arbeiten um die Ziele in den Aktionen zu erreichen. Somit ist jeder auf jeden angewiesen und es können ganz neue Ansichten und Erkenntnisse entstehen. Wie zum Beispiel: „Der hat ne andere Hautfarbe, ist aber genauso Kind wie ich!“, „Hey, die Kinder sind doch ganz nett“. So können Kinder die Angst vor Anderem und Neuen ablegen oder mal auch Kulturen anders kennenlernen. Das hilft auch wenn man mit Flüchtlingskinder arbeitet und diese ihre Ängste überwinden sollen.

Tiere in der Erlebnispädagogik sind Türöffner, Gefährten und Vertraute. Gut ausgebildete Hunde, wie zum Beispiel Schulhunde oder Therapiebegleithunde mit bestandener Prüfung können zusätzliche Motivation geben um Aufgaben zu lösen. So kann es für ein Kind ein sehr bereicherndes Erlebnis sein, einen Hund durch einen Parcours zu führen. Sich vom Hund blind zu einem Baum führen zu lassen, oder bewusst zu erleben wie gut ein Hund hören kann. Oder wie gut seine Nase funktioniert.

Wenn das Tier Spaß mit den Kindern hatte und die Kinder mit dem Tier, viel gelacht und jeder für sich sein Aha-Erlebnis hatte, dann war es ein super Erlebnis, das jeden von uns weiterbringt. 

Lesetipp für Kinder: Lilli - Eine Geschichte für Kinder und Kindgebliebene

Autor: Svea Erdenbrink
Thema: Erlebnispädagogik mit Tieren für Kinder
Webseite: https://deinhundhilft.de

#Tiere, #Gesundheit von Kindern

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