Wie kann man traumatisierte Menschen erkennen?

28. März 2020 - Persönlichkeitsentwicklung

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„Mein Name ist Thomas, ich bin 22 Jahre alt. Ich bin ohne Eltern aufgewachsen, meine Großmutter hat mich  großgezogen. Mit ihren Erziehungsmethoden, ohne es zu merken, fuhr sie eine Reihe von Komplexen in mich hinein. Sie sagte, ich sei fett, dumm und werde nur Löcher ausgraben können auf einer Baustelle, wenn es schlechte Noten gibt. Obwohl ich von Kindheit an ein sehr begabtes Kind war und auch gut in der Schule war.

In der 8. Klasse bemerkte ich, dass etwas nicht stimmte als die Pubertät begann und als die ersten Versuche begannen, ein Mädchen kennen zu lernen. Dann erinnerte ich mich zum ersten Mal deutlich an diese Gedanken, dass ich unbedeutend, fett und hässlich war.

Im erwachsenen Arbeitsleben hatte ich mit  Burnout zu tun. Nach 6 Jahren Beziehung mit meiner Freundin trennte ich mich.

Ich habe meinen Job verloren, ich kommuniziere fast mit niemandem, ich sitze seit sechs Monaten zu Hause, ich habe Schulden gemacht, ich hasse mich einfach, aber ich kann nichts dagegen tun. Ich will nichts, ich bin verzweifelt...“

Das ist eins der Beispiele, an dem man ganz deutlich erkennen kann, wie sich eine traumatisierte Person fühlt und die Folgen im erwachsenen Leben.

Die Folgen eines erlebten Traumas in der Kindheit führen zur Persönlichkeitsbildung. Das heißt, die Folgen einer solchen Verletzung können viel pathogener und tiefer sein und einen menschlichen Charakter bilden. Aber auch im Erwachsenenalter können Verletzungen zu Persönlichkeitsveränderungen führen.

Wenn eine Person ein Trauma erlebt, speichert sich das in Form von einer oder mehreren emotionalen Blockade in unserem Unterbewusstsein ab.

Emotionale Blockaden können seelische Unausgegliechenheit, körperliche Beschwerden und schließlich Krankheiten auslösen.

Wie sich eine traumatisierte Person nach einem psychischen Trauma fühlt, hängt von mehreren Kriterien ab:

Eine traumatisierter Mensch weist immer eine Störung im emotionalen Bereich auf.

In der Regel verliert eine Person aufgrund der Unterdrückung von Schmerz-, Angst-, Verzweiflungs- und anderen negativen Emotionen, die als Reaktion auf ein traumatisches Ereignis auftreten, den Kontakt zu ihren Emotionen und wahren Bedürfnissen. Der mental - emotionale Bereich ist erschöpft und die Person kann keine negativen und positiven Emotionen mehr spüren.

In diesem Fall werden verschiedene Abwehrmechanismen aufgebaut, die bei der Bildung der Psyche dominieren. Emotionale „Frozenness“- Gefühllosigkeit manifestiert sich nicht nur in den eigenen Gefühlen und Bedürfnissen, sondern auch das Hineinfühlen in die andere Menschen funktioniert nicht mehr.

Unbehandelte traumatische Situationen werden bei uns im Unterbewusstsein abgespeichert und bilden somit den emotionalen Hintergrund. Die Menschen, die in ihrer Kindheit einen Missbrauch erfahren haben, haben auch Schwierigkeiten eine verlässliche und stabile Beziehung, d.h. enge emotionale Kontakte, aufzubauen. Es kann sehr schnell zur Enttäuschung (bei einem Partner oder bei sich selbst) kommen und zu dem bereits bekannten Gefühl der Machtlosigkeit zurückkehren.

In engen Beziehungen, wenn es zu Konfliktsituationen kommt, fühlen sich traumatisierte Menschen machtlos, um die Situation zu lösen. Einige Menschen erleben Angst und wollen sich bewusst an den Partner binden in Form von einer Anhängigkeit und kontrollieren ihn auch so, andere wiederum können sich entfremden, sind gefühllos und kalt.

Traumatisierte Menschen meiden Situationen im Leben, die einen Zusammenhang zum erlebten Trauma haben könnte und verändern auch dementsprechend eigenes Verhalten.

Einige meiden Situationen, Orte, Gedanken, Gefühle, Gespräche usw. und andere meiden  enge emotionale Kontakte in Verbindung mit Schuldgefühlen, Hilflosigkeit.

Unbewusst entwickeln sich Verhaltensmuster, die besonders in der Kommunikation erkennbar sind.

Wie kommuniziert eine traumatisierte Person?

Gerade bei Stresssituationen kann man eine Überempfindlichkeit beobachten, so dass jede Situation, die normalerweise im Alltag gelöst wird, traumatisch werden kann. Erhöhte Reizbarkeit, Wutausbrüche ohne besondere äußere Ursachen, erhöhte Angst und eine Tendenz zur Depression können auftreten.

Traumatisierte Menschen erleben sehr oft das Gefühl der Hilflosigkeit und Unfähigkeit, was manchmal auch dazu führt die Verantwortung für das eigene Leben nicht übernehmen zu können, Schwierigkeiten eigene Talente einzusetzen und Karriereerfolg zu erzielen. Die Ergebnisse von Erfolgen können frustrierend und unbefriedigend sein.

Auch sich wohlfühlen in der Gesellschaft fällt diesen Menschen schwer. Es kommt zur Entfremdung von anderen Menschen ( „niemand versteht mich, was ich erlebt habe“).

Welche Arten von Trauma gibt es ?

Ein mentales Trauma von Demütigung, Ablehnung und Verrat tritt auch im Erwachsenenalter auf, in der Regel jedoch nach einem „sich wiederholenden“ Kinderszenario. Ein Erwachsener reproduziert Verletzungen aus der Kindheit und gerät in traumatischen Situationen mit denselben emotionalen Reaktionen, Verhaltensmustern und Erfahrungen wie in der Kindheit. Zum Beispiel wird eine Person mit einem Trauma der "Demütigung" die Situation „anziehen“, bei denen sie als „Sündenbock“ auftritt, Mobbing und Demütigung erleidet.

Beim Trauma der "Ablehnung" wird eine traumatisierte Person besonders in einer partnerschaftlichen Beziehung als emotional "kalter" Partner auftreten, die dann auch unter einem Mangel an Nähe in der Beziehung leidet. 

Weitere Traumata, die im Laufe des Lebens entstehen können:

Wenn man viele Traumata auf verschiedenen Ebenen erlebt hat, bildet sich ein „Mischbild“ aus, an dem man nicht nur eine Art des Traumas erkennt, sondern einige von den oben aufgezählten Traumata.

Zusammenfassung:

Wie erkenne ich einen traumatisierten Menschen?

Fazit

Ein erlebtes Trauma kann das Leben stark beeinflussen. Vor allem das Vertrauen in andere Menschen wieder aufzubauen nach einem traumatischen Erlebnis fällt dieser Person besonders schwer. Es ist absolut wichtig, dass die Person viel Unterstützung und Zuwendung von qualifizierten Therapeuten, Freunden und Familie bekommt, um in den Alltag wieder integriert zu werden.

Autor: Alexander Thümmel
Thema: Traumatisierte Menschen erkennen
Webseite: https://www.alexander-academy.de

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