Weg von der Problemvermeidung hin zur Zielorientierung

16. November 2015 - Persönlichkeitsentwicklung

Zielorientierung = Erfolgsorientierung und Erfolgsorientierung = Zielorientierung - das Eine bedingt das Andere

ziel finden kompass

Zum Thema „Ziele“ sind schon sehr viele gute Bücher und Artikel geschrieben worden. Die meisten Verkäufer, Führungskräfte und Manager haben mindestens ein Zielseminar im Laufe ihrer Karriere absolviert. Es gibt hier schöne Formate, um sowohl seine privaten als auch beruflichen Ziele schriftlich zu entwickeln. Und trotzdem tun sich viele Menschen schwer damit, ihre Ziele - oft auch die Lebensziele - wirklich zu erreichen. Wie kommt das? Gibt es doch so viele Methoden, die bei anderen Menschen schließlich gut funktioniert haben!

Hier spielt unsere Aufmerksamkeitsfokussierung eine wichtige Rolle! Es macht keinen Sinn, sich für zwei Stunden Zeit zu nehmen, das Ziel zu definieren, ein Zielbild zu visualisieren und dann den Rest der Zeit - und dies meist unbewusst - in der Problemorientierung zu verharren! Ich widme mich also mit meiner inneren (unbewussten) Aufmerksamkeit weiterhin dem Problem und starte somit ein unbewusstes Erfolgsverhinderungsprogramm, was die Zielerreichung schließlich blockiert! Denn unser Gehirn funktioniert nun mal so:

Nur worauf wir unsere Aufmerksamkeit richten, was wir innerlich wahrnehmen, das können wir auch erreichen.

Zielorientierung erfordert somit ein diszipliniertes Denken (Gedankenreinheit). Uns muss bewusst sein, dass jeder Gedanke schöpferisch ist, in uns wirkt und somit auch im Verhalten und dann im Umfeld. Es ist eine Illusion zu glauben, dass nur die positiven Gedanken der Zielorientierung eine Wirkung haben. Man könnte es auch so formulieren: Zielorientierung = Aufmerksamkeitsfokussierung.

„Sobald der Geist auf ein Ziel gerichtet ist, kommt ihm vieles entgegen!“
J.W. Goethe

Das Bewusste und das Unbewusste sind zwei Phasen unserer geistigen Aktivität, die sich gegenseitig beeinflussen. Ein bewusster Gedanke hat seine Wirkung und zwar mit genau der Tiefe des Gefühls, die den Gedanken charakterisiert und mit der Intensität, mit der der Gedanke gehegt wird. Das bedeutet, sich immer darauf zu konzentrieren, was erreicht werden soll, nicht was vermieden werden soll.

Beispiel

„Ich möchte beim Präsentieren in Zukunft nicht mehr nervös sein“, das wäre die falsche Zielformulierung mit dem falschen Fokus.

„Ich bin beim Präsentieren angemessen entspannt, überzeuge und begeistere durch meine Präsenz, Kompetenz und Professionalität“, das ist der passende Fokus!

Das hört sich einfach an und es gibt Menschen, die können das sehr gut. Aber es gibt auch Menschen, denen das nicht gelingt. Sie bleiben an den Problemen (Problemfokus) hängen.

Wie kommt das? Die Antwort ist einfach:

Die einen haben mehr davon, wenn sie ihre Probleme lösen. Die anderen haben mehr davon, wenn sie an den Problemen haften, nach dem Motto „Wer bin ich denn schon ohne meine Probleme?“

Nicht wenige Menschen erhalten durch ihre Probleme viel Aufmerksamkeit und Mitgefühl oder glauben, wenn sie sich anders verhielten, die Zugehörig einer für sie wichtigen Gruppe zu verlieren und das möchten sie vermeiden. Also haben wir es hier mit Zielvermeidung und Problemorientierung zu tun, was wir eigentlich umkehren möchten.

Weshalb handeln wir so? Die Antwort liegt in der Frage:

Welche (gute) Absicht steckt hinter meinem Problem?

Bei jedem Problemverhalten sollte man sich also fragen:

„Was habe ich davon, wenn ich dieses Problem habe?“

Und hier ist absolute Ehrlichkeit zu sich selbst gefragt!

Beispiele

Problem: Ich habe viel zu wenig Zeit.
(Gute) Absicht: Ich bin wichtig, ich bin fleißig.

Problem: Ich mache zu viele Überstunden.
(Gute) Absicht: Ich möchte mehr Geld verdienen.

Problem: Ich kann nicht Nein sagen.
(Gute) Absicht: Ich möchte niemanden verletzen, ich möchte von allen gemocht werden.

Problem: Ich spreche beim Präsentieren immer zu schnell.
(Gute) Absicht: Ich möchte anderen ihre Zeit nicht stehlen.

Natürlich sind die vielfältigen (guten) Absichten von Person zu Person unterschiedlich und bedürfen einer individuellen Betrachtung.

Eine Zielformulierung weg von der Problemvermeidung hin zur Lösung, ohne die (guten) Absichten zu kreieren, ist reine Zeitverschwendung und führt in vielen Fällen zur Frustration. Man strengt sich an, gibt sich Mühe und erreicht trotzdem nicht das Ziel, da die unbewusste (gute) Absicht das Ziel konsequent torpediert. Sie möchte ja schließlich auch das Ziel erreichen, wie z.B. die Anerkennung zu bekommen, als fleißig angesehen zu werden, andere nicht zu belästigen, mehr Geld zu verdienen, dazu zu gehören usw.

Stellen Sie sich also als erstes die Frage:

„Was habe ich von meinem Problem, was bringt es mir?“

Wenn Sie dann die (gute) Absicht erkennen, z.B. als wichtig oder fleißig angesehen zu werden, dann überlegen Sie sich Alternativen: Wie kann ich dies erreichen, ohne das Problemverhalten „zu wenig Zeit zu haben“ zu leben?

Beim Problem „zu viele Überstunden“ ist die gute Absicht dahinter, mehr Geld zu verdienen. Die alternative Frage wäre:

„Wie kann ich mit einer 40-Stunden-Woche mehr Geld verdienen?“

Die gute Absicht beim Problemverhalten „schnelles Sprechen“ ist, anderen nicht die Zeit stehlen zu wollen. Die Alternative hierzu könnte sein: „Wie kann ich während der Präsentation in einer angenehmen Geschwindigkeit sprechen, so dass dies für die Teilnehmer von Nutzen ist?“

Nicht die Problemvermeidung ist der Schlüssel zum Erfolg, sondern das Erkennen der (guten) Absicht hinter dem Problemverhalten. Nur so kann man eine angemessene, erfolgsorientierte Lösungsstrategie entwickeln.

Zieldefinition

Kriterien für die Zielsetzung

„Wer nicht weiß, wo er hin will, wird sich nicht wundern, dass er ganz woanders ankommt!“
Mark Twain

„Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch geschwinder, als der, der ohne Ziel umherirrt!“
Lessing

Was möchte ich in diesem Kontext erreichen?

Dies ist eine der grundlegendsten Fragen, die Sie sich selbst stellen können. Klare Ziele sind der Schlüssel zum Erfolg. Wenn Sie nicht wissen, was Sie möchten, werden Sie dies auch nicht bekommen.

Sich Ziele zu setzen bedeutet, die Chancen zu erhöhen, dass Sie bekommen, was Sie möchten (Absicht). Es geht nicht darum, sich unter Druck zu setzen und ständig neuen Zielen hinterher zu eilen. Es geht auch nicht um unrealistisches positives Denken, indem Sie morgens aus dem Bett springen und verkünden, wie großartig Sie sind, wie viel Sie verdienen werden und wie toll der heutige Tag sein wird. Innerhalb einer Woche wird Ihnen der Spiegel antworten:

„Wem willst du damit etwas vormachen?“

Stellen Sie den Wert eines Ziels immer in Frage, wenn Sie den Weg dorthin als schmerzlich und ermüdend erleben.

Wie wissen Sie, was Sie wollen? Die Antwort darauf ergibt sich aus Ihren Werten und Motiven. Diese entsprechen bestimmten Regeln zur Zielsetzung, die das, was Sie wollen, erreichbar, realistisch und motivierend machen.

1. Positive Sätze formulieren

Was passiert bei Ihnen, wenn man Sie auffordert: „Bitte stellen Sie sich jetzt keinen blauen Elefanten vor“? Richtig, Sie sehen selbstverständlich den blauen Elefanten, weil das menschliche Gehirn nicht „nicht“ sehen kann. Und aus diesem Grund ist es wichtig, keine Vermeidung (negative Sätze) zu formulieren, sondern das Ziel, was erreicht werden soll (positive Sätze).

Der Aufmerksamkeitsfokus liegt auf dem, was ich erreichen möchte!

2. In welchem Kontext ist das Ziel gültig?

Bestimmen Sie Ihr Ziel so genau wie möglich. Fragen Sie sich nach dem „Was“, „Wo“, „Wann“, „Wie“ und „Wer“.

- Was genau will ich?
- Wo will ich das?
- Wann will ich das? (Innerhalb welchen Zeitrahmens - Wochen, Monate oder Jahre)
- Wie genau will ich es?
- Wer ist daran beteiligt?

Setzen Sie sich, wenn möglich, ein genaues Datum für das Erreichen Ihres Ziels. Setzen Sie kurzfristige und langfristige Ziele, bestimmen Sie berufliche Ziele sowie Lebensziele.

Beschreiben Sie Ihr Ziel möglichst in allen Facetten, damit Sie sich auch wirklich vorstellen können, wie Sie sind, wenn Sie es erreicht haben. Je genauer die inneren Vorstellungen (Zielbeschreibung) sind, desto weniger Umwege müssen Sie nehmen, denn Ihr Gehirn fokussiert sich auf Ihre bewussten und unbewussten Gedanken und Bilder.

3. Zielkonsequenzen

Gibt es Bedingungen, unter denen Sie dieses Ziel nicht erreichen wollen/können? Stellen Sie sich folgende wichtige Fragen:

- Welchen Zustand, welches Verhalten möchte ich auf jeden Fall behalten?

- Von was muss ich mich verabschieden, um zu bekommen, was ich haben will? Lohnt sich das?

Alles im Leben hat seinen Preis - auch Ziele - und dieser lässt sich nicht immer in Geld ausdrücken.

Beantworten Sie sich daher folgende Fragen:

- Wie viel Zeit muss ich investieren, um das Ziel zu erreichen?

- Welche Mühen wären nötig?

- Wie hoch ist der finanzielle Invest?

- Wen tangiert mein Ziel und wie würden diejenigen dazu stehen?

- Gibt es noch andere weitreichende Konsequenzen, die mit der Erreichung meines Ziels zusammenhängen?

Mit diesen Fragen überprüfen Sie die Stimmigkeit Ihres Ziels. Vergewissern Sie sich, dass kein weiteres Persönlichkeitsteil ein Veto einlegt, um das Ziel zu sabotieren. Sollte das der Fall sein, kämpfen sie nicht dagegen, denn ansonsten verstärkt sich der Widerstand. Formulieren Sie lieber Ihre Ziele um und erkennen Sie die (gute) Absicht.

4. Eigene Ressourcen erkennen

Nehmen Sie sich Zeit, entspannen Sie und notieren Sie alle Ihre Ressourcen (Potenziale, Fähigkeiten, Fertigkeiten). Diese Arbeit stärkt Ihr Selbstvertrauen. Grundsätzlich lassen sich Ressourcen in drei Gruppen unterteilen:

1. Persönliche Qualitäten: Das sind Fertigkeiten und Eigenschaften wie z.B. Intelligenz, Ausdauer, Mitgefühl, Empathie usw.

2. Menschen und Kontakte: Viele Menschen werden in der Lage sein, Ihnen entweder direkt oder indirekt zu helfen. Fragen Sie sich, inwiefern jeder Einzelne eine Ressource für Sie sein könnte.

3. Material: Zu diesen Ressourcen gehören zum Beispiel finanzielle Mittel, Bücher, Ihre Computerausstattung und Ihr Auto.

5. Erfolg reflektieren

Jetzt reflektieren Sie mit diesen Fragen Ihren Erfolg:

Wie werde ich wissen, dass ich mein Ziel erreicht habe?

Was genau werde ich sehen?

Was werde ich hören?

Was werde ich fühlen?

Hier ein Beispiel: Ihr Ziel war es, bei der Präsentation in angemessener Geschwindigkeit zu sprechen. Der Erfolg könnte sich für Sie darin beweisen, dass die Zuhörer Ihnen ganz entspannt folgen und sich nach der Präsentation bei Ihnen für die wichtigen Informationen bedanken, was bei Ihnen das Gefühl von Stolz auf Ihre Leistung hervorrufen würde.

Was werden andere möglicherweise sehen, hören und fühlen? Und was ist der allerletzte Beweis, dass ich mich nahe am Ziel befinde?

6. Verantwortung übernehmen

Was immer Sie sich vorgenommen haben, es ist Ihr Ziel und Sie werden handeln müssen, um es zu erreichen. Die übrige Welt wird nicht dafür sorgen, dass Sie es erreichen. Wenn Ihr Ziel außerhalb Ihres Einflusses liegt, ist es kein Ziel, sondern eine verrückte Idee. Denken Sie praktisch und fragen Sie sich: „Was muss ich wie tun?“

7. Abschließendes Prüfen (Future Pace)

Stellen Sie sich abschließend vor, dass Sie das Ziel erreicht haben. Fühlt es sich gut an? Mit diesem mentalen Test machen Sie einen Schritt in die Zukunft. Sie durchlaufen probehalber die Zielerreichung. Was sehen Sie dann? Was hören Sie? Was fühlen Sie? Was bedeutet das für Ihr Leben?

Format mit Beispiel: Ziele planen, die motivieren

Um was geht es, was möchten Sie damit erreichen?

1. Positiv formuliert: (Ziel beschreiben) Ich möchte bei meinen zukünftigen Präsentationen in einer angenehmen Geschwindigkeit sprechen!

2. Sinnesspezifisch wahrnehmbar: (Situation vorstellen: Bild, Wort, Ton, Gefühl/Körper, Geruch, Geschmack)

Ich stehe aufrecht und angemessen entspannt vor den Zuhörern. Ich spreche klar und deutlich mit einer passenden Dynamik auf meinem Eigenton. Ich mache Pausen, gebe den Zuhören Zeit zum Reflektieren und Nachdenken. Ich genieße die Zeit mit den Zuhörern in einer angenehmen Atmosphäre von Spaß, Freude, Kompetenz und Professionalität!

3. Selbst beeinflussen: (Was kann ich selbst dafür tun?) Präsentationen immer weiter üben, üben, üben! Bewusstheit und Präsenz stetig weiter entwickeln!

4. Verträglichkeit mit anderen Zielen: (Gibt es etwas, was mich daran hindert?) Privat möchte ich mich verhalten wie bisher, mit meinen Freunden möchte ich reden wie mir der Schnabel gewachsen ist!

5. In welchem Zusammenhang gültig? (Wann, wo,...) Im beruflichen Kontext mit Kollegen, Vorgesetzten und Kunden

6. Grad der Motivation (Kongruenz): Test Auf einer Skala von 1 – 10 (10 = super, optimal): Zurzeit liegt die Motivation bei 8

Zusammenfassung

- Problem erkennen und sich eingestehen

- Widerstand gegen das Problem aufgeben, erkennen, welche (gute) Absicht dahinter steckt

- Ehrlichkeit zu sich selbst

- Alternative Lösungsansätze entwickeln

- Ziel (Format: Ziele planen, die motivieren) mit Umsetzungsstrategien entwickeln

- Aufmerksamkeitsfokus auf das Ziel und Umsetzungsstrategien (Gedankenreinheit)

Autor: Rüdiger Kreuzer
Thema: Zielorientierung und Problemvermeidung

Webseite: http://kreuzer-training.de

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