Wie kann ich meinem Hund die Angst nehmen?

18. Oktober 2020 - Tiere

Die Ursachen für Ängste bei Hunden sind vielfältig, genauso vielfältig sind aber auch die möglichen Ansätze Ihrem Hund zu helfen.

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Lassen Sie sich nicht entmutigen und probieren Sie verschiedene Möglichkeiten aus, um Ihren Hund aus seiner Angst zu befreien. Denn eines ist leider sicher, wenn Sie gar nichts unternehmen, werden sich die Ängste verstärken oder neue hinzukommen.

Zuerst sollte man genau schauen, welche Problematik vorliegt:

Unsicherheit: bezieht sich auf die Persönlichkeit des Hundes. Er zeigt sich in neuen   Situationen zurückhaltend, ist zögerlich und vorsichtig. Er ist sensibel und reagiert stärker auf Umwelteinflüsse wie laute Geräusche. Dies kann auch rassebedingt sein. Aus einer Unsicherheit kann sich durch negative Erfahrungen und falschem Umgang Angst entwickeln.

Furcht: bezieht sich auf einen konkreten Auslöser z.B. die gruselige Mülltonne oder eine bestimmte Situation z.B. Autofahren, Tierarztbesuch. Der Körper reagiert sofort und autonom auf das furchteinflößende Objekt, indem er die Stresshormone Adrenalin und Noradrenalin ausschüttet, um den Hund aufmerksam, wachsam und einsatzbereit zu machen. Sobald das unheimliche Etwas weg ist, sinkt der Stresspegel, das Tier beruhigt sich. Wenn der Mensch die Signale des Hundes allerdings falsch einschätzt und falsch reagiert, kann sich diese Furcht verschärfen und in Angst oder Aggressivität umschlagen.

Angst: bezieht sich nicht auf eine konkrete Situation oder ein bestimmtes Objekt. Es ist keine reale Bedrohung vorhanden, aber trotzdem steht der Hund in „Alarmbereitschaft“. Er ist ständig angespannt, wachsam, einsatzbereit. Das Stresshormon Cortisol wird permanent ausgeschüttet, was zu einem erhöhten Cortisolspiegel im Blut führt. Zu viel Cortisol im Blut macht die Hunde leichter erregbar, sie reagieren schneller auf Reize, was wiederum eine Ausschüttung von Adrenalin und Noradrenalin  bewirkt. Die Folge: das Tier steht unter Dauerstrom. Das wirkt sich auch auf die körperliche Gesundheit aus und äußert sich z.B. mit Muskelverspannungen, Infektanfälligkeit oder Durchfall.

Während es bei einem unsicheren Hund oft ausreichend ist, sein Selbstbewusstsein zu stärken, ihm als Frauchen oder Herrchen Sicherheit zu vermitteln, so müssen wir bei einem ängstlichen Hund, der sich gar in Panik hineinsteigert, gezieltes Training oft mithilfe eines professionellem Hundetrainers in Anspruch nehmen.

Formen und Ursachen für Ängste bei Hunden

Die häufigsten Ängste des Hundes sind Angst vor lauten Geräuschen, vor fremden Menschen, vor anderen Hunden, vor unbekannten Situationen und Veränderungen im Alltag. Eine besondere Form ist die Angst vor dem Alleinsein, die Trennungsangst.

Stromschläge (Elektrozaun an Weiden), Unfälle, traumatische Erlebnisse besonders bei Hunden aus dem Tierschutz sind häufige Ursachen für Ängste.

Je mehr Erfahrungen der Hund als Welpe in seiner Prägephase durchlebt hat, umso offener wird er sich gegenüber neuen Reizen zeigen. Je länger der Welpe mit seiner Mutter zusammen gelebt hat, umso mehr konnte er sich von ihr abschauen. Ist sie Neuem gegenüber neugierig und offen aufgetreten, so wird der Welpe von ihrem Verhalten lernen, dass man sich vor neuen Dingen oder Situationen nicht zu fürchten braucht. Andersherum haben Verhaltensforscher festgestellt, dass Welpen, die früh von ihrer Mutter getrennt wurden und in sozialer Isolation und fernab von Sinnesreizen aufgewachsen sind, sich zu sehr scheuen, unsicheren und ängstlichen Hunden entwickelt haben.

Ferner kann ein Hund durch eine ungewollte Verknüpfung von Reizen auch Ängste entwickeln. Ein Beispiel: Unerwartet kommt es zu einem lauten Knall, der Hund erschreckt sich und sieht in diesem Augenblick eine Frau in einem roten Mantel. Er verknüpft das laute Geräusch, die Furcht, die er gespürt hat mit Frauen in roten Mänteln. Sein Halter hat aber nur den Knall gehört und wundert sich, warum sein geliebter Vierbeiner auf einmal Angst vor Frauen in roten Mänteln hat. Die Ursache zu finden, ist also manchmal nicht so einfach.

Außerdem sollten natürlich mögliche körperliche Ursachen für Angstverhalten ausgeschlossen werden. Chronischer Schmerz kann Angst verursachen. Im Alter können ein nachlassendes Hör- und Sehvermögen Ängste auslösen, weil das Tier den Sinnesreiz nicht mehr richtig wahrnehmen und deuten kann.

Wie äußert sich die Angst beim Hund

In Kurzform „ein Häufchen Elend“. Als Hundeliebhaber möchte man nur eines tun, ihn in den Arm nehmen und trösten. Oft ist aber genau diese menschliche Reaktion nicht nur falsch, sondern kann auch nach hinten losgehen.

Der Hund zeigt die eben genannten Körpersignale Rute und Ohren hängen, er macht sich klein, verkriecht sich. Das Tier möchte Abstand. Der Halter missversteht die Signale, möchte beruhigen und nähert sich ihm. Der Hund fängt leise an zu knurren, nicht aus Aggressivität, sondern nur um deutlich zu machen, „bitte halte meine Distanz ein“. Der Mensch versteht es wieder nicht und hebt nun auch noch die Hand, um ihn zu streicheln. Der Hund weiß sich nicht anders zu helfen und schnappt zu. Der erschrockene Halter weicht zurück. Ziel des Hundes ist erreicht. Abgespeichert als „Frauchen/Herrchen versteht meine einfachen Signale nicht, aber wenn ich schnappe bin ich erfolgreich und der Abstand wird gewahrt“. Erschwerend kommt hinzu, dass in der Stresssituation das oben erwähnte Noradrenalin ausgeschüttet wird, welches zusätzlich ein Neurotransmitter ist und als Lernverstärker wirkt. Gelernter Inhalt: wenn ich schnappe, gehen Menschen auf Abstand. Was kann ich als Hundehalter nun anders machen?

Wie kann ich meinem Hund die Angst nehmen

Training mit dem Angsthund

Absolute No-Gos beim Angsthund sind Schimpfen und Strafen (Wasserspritze, Rütteldose) dies verschlimmert den Zustand. Vergessen Sie auch Sprüche Ihrer Mitmenschen „Da muss er halt durch“. Das sind alte Trainingsmethoden. Heute arbeiten Hundetrainer mit positiver Verstärkung. Das bedeutet, dass gewünschtes Verhalten belohnt wird und unerwünschtes wird nicht bestraft.

Ist Ihr Hund sehr ängstlich oder traumatisiert, holen Sie sich bitte professionelle Hilfe bei einem erfahrenden Hundetrainer/in. Gemeinsam werden Sie einen Trainingsplan erstellen und Hausaufgaben erhalten, die Sie mit Ihrer Fellnase zu Hause üben können.

Nahrungsergänzungsmittel bei Hunden mit Angst

Durch sinnvolle Unterstützung mit Nahrungsergänzungsmitteln kann das Nervenkostüm verbessert werden:

Bitte wenden Sie sich hierzu an einen Tierarzt oder Tierheilpraktiker, der Ihnen beratend zur Seite steht, welche Nahrungsergänzungsmittel für Ihren Hund sinnvoll sind. Es gibt auch einige Kombinationspräparate auf dem Markt. Achten Sie bitte auf Produkte die reine, natürliche Wirkstoffe haben und wenig Füllstoffe.

Naturheilkunde zur Angstbehandlung bei Hunden

In der Naturheilkunde finden sich einige Methoden, mit denen Angsthunden geholfen werden kann.

Ein Beispiel aus meiner Tierheilpraxis:

Schäferhund Finn wurde von einem Auto angefahren und musste Not operiert werden. Glücklicherweise konnte er gerettet werden und ist körperlich wieder fit. Aber er war traumatisiert und hatte seitdem Angst. Angst vor allem, Angst vor die Tür zu gehen, Angst alleine zu bleiben, Angst in den Garten zu gehen. Jede Biene, jeder Schmetterling, jedes Geräusch machte ihm Angst. Ich wurde gerufen und habe ihm ein homöopathisches Mittel zur Traumabewältigung verordnet. Außerdem habe ich bei Finn die Wandlung angewandt. Um seine Trennungsängste in den Griff zu bekommen, wurde eine Hundetrainerin hinzugezogen, die viele gute Tipps und Übungen für Frauchen hatte. Zwei Wochen später nach der zweiten Anwendung traute sich Finn alleine in den Garten und erschrak nicht mehr vor allem und jedem. Mit viel Geduld und Zeit für die Übungen der Hundetrainerin, konnte Finn schon eine viertel Stunde alleine bleiben ohne in Panik zu verfallen. Nach einem Monat hatte Finn wieder zu seiner alten Gelassenheit zurückgefunden und konnte auch längere Zeit allein daheim bleiben.

Sie sehen also, es gibt einige Möglichkeiten, mit denen Sie Ihrem vierbeinigen Begleiter helfen können, sein Ängste zu überwinden. Geben Sie ihm Zeit, probieren Sie einige der hier genannten Punkte aus. Wenn die Angst zu groß ist, wenn Ihr Hund permanent gestresst und ängstlich ist, wenn er sich gar zum Angstbeißer entwickelt, holen Sie sich bitte professionelle Hilfe. Haben Sie Fragen zu dem Artikel, kontaktieren Sie mich gerne.

Ich wünsche Ihnen vom Herzen einen wundervollen gemeinsamen Weg mit Ihrem Hund.

Autor: Simone Fischer, Tierheilpraktikerin
Thema: Wie kann ich meinem Hund die Angst nehmen?
Webseite: http://www.tierheilpraxis-simone-fischer.de

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