Lernen, das Leben zu genießen...

25. Oktober 2020 - Persönlichkeitsentwicklung

Schön, dass Sie von mir lesen! Schön, dass Sie sich interessieren – dass Sie bereit sind, eine Sichtweise und Anleitung kennenzulernen, die Sie mit gedanklichen Aspekten UND Handlungsmöglichkeiten bereichern möchte.

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Ich möchte Ihnen den Begriff „Genuss“ vielschichtig aufblättern und verdeutlichen. Er bedeutet für mich eine Haltung positiver Lebensgestaltung, die sowohl mentales „Erkennen“ als auch bewusstes Handeln braucht. Die beiden Aspekte stelle ich dar und werde diese Haltung mit meiner konkreten therapeutischen und lebenspraktischen Erfahrung unterfüttern. Schließlich biete ich   Anleitungsideen an, mit denen Sie wirklich etwas tun, etwas anfangen können. Ich ende damit, Ausblick zu geben: Was kann geschehen, wenn man diesen Weg verfolgt und damit den eigenen Lebensweg insgesamt positiv verändert?

Lernen, das Leben zu genießen.…

… klingt das nicht paradox, allzu streng in der Formulierung? Lernen verbinden wir landläufig mit Schule, Disziplin, Aneignung von Sachverhalten und Zusammenhängen. Reine Kopfsache – kein Genuss, oder? Tja, ich finde den Titel ganz ausgezeichnet und habe mich sehr gefreut, zu diesem Sujet schreiben zu dürfen. Aus meiner Sicht gibt es nämlich ZWEI, sehr voneinander abweichende Arten von Genuss. Gerald Hüter beschreibt das in seinen Vorträgen neurophysiologisch immer gleichzeitig wissenschaftlich hieb- und stichfest sowie anschaulich: Die eine Art funktioniert auf eine sehr schnelle Weise durch Befriedigung unmittelbarer Bedürfnisse auf lusterzeugende Art. Zum Beispiel mit stofflichen Angeboten für das Gehirn (Süßes, Alkohol, Chips) oder mit verhaltensbezogenen Angeboten (TV, Einkaufen, schneller Konsum), die in ihrer Wirkung ähnlich sind.  Wir mögen diese Art Genuss, denn die Wirkung ist schnell und intensiv und der geforderte Einsatz an Aktivität ist gering. Gut, dass es das gibt! Jeder möge aus dem Arsenal wählen und sich daran erfreuen. Maß und Umfang darf jeder für sich entscheiden. Und ja: Für diese Art von Genuss braucht es sicherlich keinerlei Anleitung – die Wege zu diesem Aaahhhh... finden sich wie selbstgeleitet. Wer kennt nicht das Staunen über die leere Kekspackung oder das Paar Schuhe, das noch nie getragen wurde, beim Internetstöbern aber richtig gekickt hat.

Lernen, das Leben zu genießen... das bezieht sich auf eine andere Art des Genusses, ein Genuss, der komplizierter und aufwändiger zu erreichen ist –  aber dafür eine ganz langfristige, tiefe, intensive Erfahrung bietet. Genuss ist hier verstanden als die Freude am Erkennen und Erfüllen eigener Bedürfnisse. Als Lust, Neues zu entwickeln und sich mit positiven Erfahrungen zu nähren. Aus den Bedürfnissen heraus Vorstellungen von Selbstaktivierung zu finden und diese umzusetzen. Sich zu entfalten. Wir können es „Erfüllung“ nennen, dieses herrliche Erleben einer Stimmigkeit von Denken-Fühlen-Handeln. Im Gehirn werden nicht die schnellen, kurzlebigen Bahnen zum limbischen System genutzt, das unsere Gefühlswelt befeuert, sondern weitverzweigte, strömende Aktivität setzt große Areale in wohltuende Energie. In einem Bild gesagt: es ist eher das handfeste Bestellen eines Feldes, ein Säen und Ernten als das Fangen der gebratenen Vögel mit dem offenen Mund im Schlaraffenland. Das klingt anstrengend? Wir wollen doch entspannen, uns ausruhen, die Erschöpfung kompensieren? Nun, es gibt zwei Wege, mit erlebter Erschöpfung umzugehen: Wir können den Mangel kompensieren (siehe Genuss eins), dann sind wir kurz „besser drauf“, oder wir setzen uns wieder ins eigene Zentrum – dann ist der Energiezuwachs von anderer Qualität. Und das müssen wir „lernen“, das haben wir nach dem selbstvergessenen Spiel unserer Kindheit heute als Erwachsene verlernt. Kinder fühlen, was sie brauchen und tun es (wenn wir sie nicht hindern). Wir Großen brauchen dafür eine bewusste Erkenntnis: „Energie braucht Energie“: Wenn ich zu Kräften kommen, das Leben genießen will, brauche ich zunächst einen EINSATZ von Energie. Entscheide ich nicht aus dieser Souveränität heraus, ist die Chance groß, dass ich mich mit den alten Bahnen von Befriedigung zufriedengebe. Dann habe ich das leckere Eis schon in der Hand und verhindere damit andere Entscheidungen. Das klingt übertrieben, fast brutal, ist aber aus meiner Sicht wahr: Die kurzfristige Befriedigung löst ja zunächst die Spannung und verhindert, dass ich Energie einsetze, um eine dauerhafte Befriedigung zu erlangen: In aktiver Entfaltung meine Lebenskraft spüren und mich offen mit der Welt und ihren Möglichkeiten zu verbinden.

Ich behaupte, dass es eine positive Spannung gibt, dass dieses Gefühl von Unwohlsein uns auf die Suche schicken kann. Doch wenn die Spannung befriedet wird... werden wir nicht wirklich aktiv.

Schon zu Beginn sind wir bei dieser zweiten Form von Genuss in einer interessiert-nachforschenden Haltung: „Wie geht es mir... was könnte mir guttun?“. Allein diese Frage schafft einen Abstand zwischen erlebter Minus-Energie und Befriedigung. Und dieser Abstand öffnet das Tor zum Selbstbezug und zur Kreativität. Je mehr Sinne angesprochen werden, je mehr kognitives Wissen, je mehr Handlungsfähigkeiten wir wecken ... desto mehr Lebendigkeit. Der Begriff „flow“ beschreibt diesen Zustand, in dem das ganze Gehirn, unsere ganze Präsenz im Tun aufgeht. Kinder sind oft „im flow" – völlig versunken in ihr Tun bauen sie stundenlang Wolkenkuckucksnester oder ebenso hohe Bausteintürmchen. Mich schüchtert dieser Begriff etwas ein: So dermaßen bei einer Sache zu sein, dass ich die zugehörige Anstrengung vergesse und mich ganz hingeben kann... das gelingt mir selten. In meinem und unserem Alltag prasseln im Bereich der Leistung von früh bis spät Anforderungen von außen auf uns ein – das ist uns bewusst. Gleichzeitig prasseln auf uns aber auch Fluten von Angeboten drängender Art ein, wie wir uns nach der Leistung denn wohl belohnen können und (gern gut bezahlt) auch sollen. (Interessanter Nebengedanke: Somit sind sozusagen Arbeit und Freizeit, Geben und Nehmen, Schaffen und Relaxen unter der Kontrolle der Konsumgesellschaft.) Wir haben alle schon einmal den Begriff „intakte ICH-Grenzen“ gehört: Aufmerksam betrachtet, sind unsere Grenzen auch ohne jede Extrabelastung ständig von außen bombardiert. Gefahr erkannt – Gefahr gebannt!

Dieser Artikel hat jedoch nicht den Schwerpunkt Gesellschaftskritik, sondern möchte all denen, die jetzt genickt haben oder sogar innerlich gesagt haben „weiß ich doch längst“ einen kleinen Strauß konkreter Vorschläge anbieten, eine kleine, spielerische Lektion zum Thema „Lernen, das Leben zu genießen“. Es reicht nämlich nicht, sich den „schnellen Genuss“ einfach zu „verbieten“ und Askese zu üben. Wir brauchen den Blick auf Möglichkeiten, möchten wählen können, ausprobieren, durch Wiederholung vertraut werden, ausbauen, in den Alltag integrieren. Ja, und ich empfehle, noch einen Schritt zurück zu gehen, und genau zu schauen, was FEHLT denn gerade? Denn der lebendige, langanhaltende Genuss bestimmt sich genau durch den Mangel, der gerade in uns herrscht. Es ist wertvoll, sich den Druck des Alltags sowie die resultierenden Mangelzustände klar zu machen und diese Realität als ersten Schritt zu akzeptieren. Körperlich erleben wir häufig Ohnmacht, Erschöpfung oder Lähmung; geistig erleben wir Zustände wie zum Beispiel Selbstentfremdung oder Gedankenkreisen. Und da biete ich an, mit großer Entschiedenheit, mit einer Art inneren Durchrüttelns Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Das Leben genießen... das heißt für mich, aus dem Erleben von Fremdbestimmung heraus zu treten. Aus dem Opferzustand heraus zu treten und ganz bewusst das eigene Zentrum, die eigene Mitte zu stärken.

Das ist dann sowohl Ergebnis einer Handlung als auch schon die Entscheidung dazu: „Wie geht es mir genau jetzt?“ „Was braucht dieses Befinden?“.

Meine Erfahrung – der Hintergrund

Nun möchte ich aber aus meiner Praxis darstellen, wie konkret und wirkungsvoll diese Fragen sind, sobald der Blick auf das Feld von Möglichkeiten gerichtet sein kann.

Seit 25 Jahren arbeite ich als Tanz- und Ausdruckstherapeutin in der Akutpsychiatrie in Duisburg- Hochfeld. Wenn ich das erzähle, reagieren die meisten Menschen mit einem „ist diese Arbeit nicht total anstrengend... so viel Negatives“. Nein. Ist es nicht. Denn Menschen, die hier Patienten genannt werden, haben sich durch den Schritt, Therapie zu machen, (meist) freiwillig in eine Situation begeben, in der sie für sich feststellen: „So geht es nicht weiter, ich muss mich ändern“.  Sie holen sich Hilfe und erfahren, wie alle Behandelnden mithelfen, herauszufinden, wo genau der Mangel ist, wie Veränderung geschehen kann, wohin der Weg geht. Und so geschieht es, dass ich als Therapeutin durchaus Erlaubnis bekomme. Ich darf verlangen, innezuhalten, zu erforschen, zu erproben, neue Verhaltensweisen anzugehen. Meine tiefe Überzeugung „Wenn ich etwas NICHT möchte, existiert tief im Inneren schon ein Entwurf, ein Wunsch, wie es anders sein sollte, es fehlt nur noch die Vorstellungskraft, was und wie“. Das heißt, ich lade ein, den Mangel auszudrücken: Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Einsamkeit, Angst, Wut, Ohnmacht, ... um danach eine kurze Lücke des Zulassens zu erlauben. 

„Der freie Atemzug zwischen zwei Problemen. Die Lücke zwischen deinem letzten und dem nächsten Gedanken. Die Pause zwischen zwei Handlungen. Finde die Lücke, das scheinbar Leere. Konzentriere dich darauf und entspanne deinen Blick." (nach: Veit Lindau) Die Patienten sind eingeladen, danach einen Wunsch zu entwickeln eine neue Richtung. „Was täte gut?“ „Wie wäre es, wenn es gut wäre?“. Dann kommt oft so etwas wie „Ja, früher, da war ich ein anderer“. Ich lade ein, dies zu beschreiben ... und es kommt der Wunsch nach Freude, Lebendigkeit, Kontakt, Energie. Schon der Wunsch ruft eine neue Richtung. Und dann gilt es, Angebote zu machen. Ganz konkrete, „kleine“, kreative Angebote, die damit zu tun haben sich in diese Richtung zu bewegen. Atmen, Spielen, Tanzen, Miteinander sein, Dynamik und Ruhe, sich im Tun genießen.

Diese Arbeit ist immer wieder neu und inspirierend – sie macht mir echte Freude. Und der Grund: Anders als viele „alltagstauglich leidende Bürger“ sind Patienten bereit, sich in Frage zu stellen, alte Muster loszulassen, sich auf eine durchaus unbequeme, weil NEUE Suche zu machen. Auch wenn die Angst vor Veränderung natürlich immer wieder auftaucht, werden (zumindest während des stationären Aufenthaltes) die tanz- und ausdruckstherapeutischen Angebote gut angenommen. Kleine Schritte im festen Rahmen sind oft ein guter Auftakt, der Weichen neu stellen lassen kann.

Rezeptbuch für die Leserschaft

Nun möchte ich Ihnen auf die Ferne etwas anbieten, um die erwachte Neugierde auf Neues auch zu „füttern“.

Ich stelle mir die Anforderungen Ihres Alltags vor – sicherlich ist vieles in Ihrem Tagesablauf außenbestimmt, pflichtorientiert – vielleicht sind Sie da manchmal körperlich und geistig erschöpft, fühlen sich fremdbestimmt. Okay. Wie kann eine kleine Lücke aussehen: Die Mini- oder Maxi-Pause, der Feierabend, das Wochenende. Schaffen Sie unbedingt Situationen von Abstand, um wieder in die eigene Mitte zu kommen, zu zentrieren. Wenn es nur die drei Minuten Toilettenrückzug sind... Sie werden Gelegenheit finden, in diesem Abstand sich etwas Gutes zu tun. Sowohl auf körperlicher als auch auf geistiger Ebene.

Dafür beschreibe ich Impulse – diese können Sie in Kurzform oder ausführlich... „s, m oder large“ gestalten. Wählen Sie, was Ihnen entgegenkommt – was Sie unmittelbar anspricht – ein Angebot, das Ihnen schon beim Lesen in der Vorstellung ein Gefühl von Weitung im Herzraum, ein inneres JA vermittelt. Oder das leicht aufregende, kitzelige Gefühl von Neugierde. Meine zwei kleinen Angebotsbündel (für Körper/Geist) sind mit einem Namen versehen. Ich habe nach unzählbaren Aus- und Fortbildungen die demütige Einsicht gewonnen: Ich wende nur an, was ich wirklich verinnerlichen konnte – und das ist meist bildhaft, kindlich... oder wie eine ärztliche Kollegin riet: „Keep it small, soft and simple“. Warum ist wohl der Sonnengruß aus dem Yoga JEDEM irgendwie bekannt? Weil wir uns die Sonne so gerne vorstellen:  „Sonne“ als Wort zu denken, das löst schon Wohlgefühl aus. Sprechen Sie mal das Wort aus und lauschen dann noch dem Klang nach. Sonne, das klingt wie Wonne, das wärmt sofort.  Das Unterbewusstsein ist gelockt und macht uns bereit, auch die durchaus komplexe Bewegungsfolge aufzunehmen!

Darum habe ich für Sie ein Vorstellungsbild über das genussvolle Körpergefühl des Schmeckens.

bagel klein

Stellen Sie sich vor, Sie beißen in einen leckeren BAGEL ... „Ahh!“ Ja? Geht das? Sie sehen/fühlen/schmecken den Bagel und seufzen/hören das Ahh! Wenn Sie das Bild haben (visuell, akustisch, im Geschmacksempfinden) werden Sie es kaum mehr vergessen.

Übrigens: falls Sie jetzt sagen „bagel mag ich nicht“, ist das genauso gut! Es kommt auf das Erinnern einer emotional ansprechenden Information an – auch die ablehnende Reaktion wird das Bild im Gehirn stark verankern.

Kommen wir zur Bedeutung.

Jeder Buchstabe steht für einen Impuls. Probieren Sie es aus, werden Sie aktiv! Und es kann sein, dass wenn Sie sich dann mal erinnern und das Bild als Gesamtgestalt auftaucht, dann eine mentale Suchhaltung entsteht... und einzelne Angebote „aufploppen“ oder die Lust, einfach nochmal nachzulesen und ein weiteres Element auszuprobieren.

Ich wünsche mir, Sie genießen, finden heraus, wie schon beim Lesen ein Gefühl innerer Weite entsteht. Und dann: Handeln!

(alternativ: Und dass Sie dann handeln?)

B … steht für Bewegung.

Nun, das ist allgemein bekannt: „Bewegung tut gut“, aber was, wie, warum und wozu? Genießen ist ein aktiver Vorgang – wir brauchen „Reize“ über die Wahrnehmung, um diese überhaupt auswerten zu können. Und – wie bereits gesagt – häufig RE-agieren wir auf die Anforderungen der Umgebung, haben den Fokus des Tuns im außen.

Wenn ich nun anbiete: Bewegung... ist das eine Einladung, den Körper zu fluten in selbstgeschaffenen Reizen.Bewegung gibt Aktivität, Energie und gleichzeitig Rückmeldung darüber ans Gehirn. Ich fühle mich! Ich bin bei mir!

Bei welchem Move funkt es bei Ihnen? Die Technik ist absolut egal. Es kann sein, dass Sie Sport lieben, dann greifen Sie einfach noch bewusster zu. Es kann aber auch sein, dass Sie das viel Überwindung kosten würde. Dann machen Sie es sich leicht!

Wie wäre es mit:

* „einfach mal durchschütteln“ zu anturnender Musik

* ein Zumbavideo aufrufen, aber trotzdem das Eigene machen

* einem Tanz nur mit den Händen

* einer Runde Stampfen

* wilde Grimassen schneiden: Das löst gleichzeitig in der Mimik festgefrorene Gefühle.

* drei Minuten Räkeln: Dehnen tut Wunder, sanftes Gelenkkreisen dito.

Sie könnten auch Geschirr spülen oder Wäsche aufhängen oder das Auto waschen... mit dem bewussten Fokus „Wie fühlt es sich eigentlich an, mich dabei zu bewegen?“ wird eine Alltagshandlung zum Genussvorgang. Muskeln, Gelenke, Kreislauf – alle Systeme senden Impulse. Wir können während des Bewegens alles noch genießerischer gestalten – der Körper weiß recht genau, was ihm guttut. Eine Runde um den Block, Yoga, Motorradfahren, Ausdruckstanz, Rasenmähen oder Treppe fegen – es kommt auf den Fokus an.

Der zweite Buchstabe: das A.

... wie Atmen. Bei diesem Stichwort höre ich oft als Reaktion: Längst bekannt – atmen können wir alle, sonst wären wir tot. Das ist die eine Haltung – das andere Extrem ist „Atemübungen sind kompliziert und fühlen sich künstlich an".  Nun: Das muss nicht sein!

Hier folgt als Orientierung ein einfaches Prinzip, mit dem Sie die Atmung sofort unmittelbar positiv beeinflussen und somit für Ihren momentanen  Zustand  nutzen können.

Sind Sie müde und kraftlos? Dann macht es Sinn, die Atmung bewusst zu aktivieren. Wir neigen bei Erschöpfung nämlich dazu, noch flacher zu atmen als sonst. Da hilft ein Atem-Booster. Eine kurze Erklärung zum Funktionieren vorweg:  Das Zwerchfell trennt die Lunge vom Bauchraum und ist somit der wichtigste Muskel für die Atmung. In Ruhestellung ist es nach OBEN gewölbt. Wenn Sie also mal die Hand auf den Bauch legen und diesen beim Ausatmen intensiv einziehen, steigt das Zwerchfell noch weiter nach oben. Atmen Sie dann ein, ist die senkende Bewegung größer, es entsteht mehr  Raum. Der Bauch wölbt sich nach vorne, das Zwerchfell zieht herunter – die Lunge hat Platz sich auszudehnen. So kann viel mehr Sauerstoff aufgenommen werden. Gleichzeitig bewirkt diese aktive Bewegung unmittelbar das Gefühl gelingender Selbststeuerung: „Hey, ich tue was für mich“ - sie zentriert.

Also:  als  Atem-Booster können Sie z.B.  

* zehn Mal aktiv mit dem Ausatmen den Bauch einziehen, schnell und heftig aus und einatmen – danach den Atem von allein strömen lassen. Das Ganze wiederholen, bis Sie angenehme Wärme und Kribbeln im ganzen Körper spüren.

*  die Explosivlaute p, t, k, nutzen, die den Mund zu einer Düse formen: Sie legen eine Hand auf den Bauch, „spucken“ diese Laute quasi deutlich und laut so lange wie das Ausatmen dauert. Danach lassen Sie eine Weile den Atemfluss kommen und gehen und beobachten einfach. Wiederholen Sie, bis Sie sich so richtig wach fühlen.

* die "Hexenübung" machen:  Sie fauchen ein langgezogenes Ssssssss und spreizen dabei alle zehn Finger voneinander, reißen die Augen auf und halten die Spannung. Drei Mal, danach spüren Sie die Wirkung.

* Wenn Sie nun ein Gefühl für diese Steuerung haben, können Sie auch das schnelle, aktive Ausatmen ohne Töne anwenden, z.B. eine Minute lang stoßweise Ausatmen. Das Einatmen geschieht von allein.  Danach spüren Sie eine sehr intensive Energie.

* der Feueratem gibt extrem viel Wachheit: Sie heben die Arme diagonal in die Höhe, atmen zweimal intensiv durch die Nase ein (wobei sich der Bauch wölbt!) und durch den Mund aus… ca. eine Minute, und Sie fühlen enorme Wärme im Körper und möglicherweise im Kopf ein Kribbeln (Achtung: langsam beginnen, nicht übertreiben)

Nun umgekehrt: Wenn Sie aufgeregt/genervt/sauer sind oder einfach so „herunterfahren“ möchten, betonen Sie den Faktor Zeit und Ruhe.

* Zählen Sie mal mit, wie lange Ihr natürlicher Strom des Aus- und Einatems ist. Und dann verlängern Sie beides und gleichen beides an. Bis vier zu zählen ist dabei ein praktikables Muster.

* Achten Sie einmal auf die kleine Pause nach dem Ausatmen. In dieser Phase der „Leere“ schüttet das Gehirn ein Entspannungshormon im Körper aus. Drei Minuten sanft durch die Nase atmen, die kleine Lücke wahrnehmen – danach sind Sie definitiv ruhiger.

* Wenn Sie ganz im eigenen Rhythmus bleiben mögen (nicht jeder hat Lust, diesen sehr persönlichen Vorgang zu verändern), stellen Sie sich gerne vor, Sie atmen Licht ein und verteilen es im Ausatmen im ganzen Körper. Oder Sie atmen alles Unangenehme aus (Stress, das Grau, verbrauchte Luft) und atmen ein, womit Sie sich versorgen mögen (Frische, Freude, Helligkeit, Sauerstoff).

* Extrem wohltuend:  Jeden einzelnen Finger einmal mit der zweiten Hand fest umschließen und drei tiefe Atemzüge zu machen... schon nach einer „Runde“ spüren  Sie  Veränderung.

Selbstverständlich gibt es weitere, unzählige Atemübungen und

-meditationen zum Vertiefen. Suchen heißt Finden.

Buchstabe G.... wie Grün.

Ja... ab ins Grüne. Die simpelste Genussgarantie-Übung. Nicht erst nach vier Stunden „Baden“ im Grün des Waldes tritt dieses Loslassen ein, das uns im Kontakt mit der Natur geschenkt ist. Sauerstoff, Duftstoffe, die Frische allgemein, aber auch der Blick auf das unbedingte Wachsenwollen der Natur, die Schönheit und Vielfalt... was für ein Vorbild  für Entstressung.

gruene wiese sonne klein

Man kann sagen, der Wald umarmt uns beim Gehen körperlich und seelisch. Im Gehen produziert das Gehirn zudem die besten Gedanken und dafür gibt es sogar eine Erklärung:  Es ist in Teilen mit der Selbstwahrnehmung der Bewegung beschäftigt, muss die Kreuzkoordination rechts/links, Arme und Beine steuern sowie nebenbei noch alle Außenreize verarbeiten. Durch diese Beanspruchung können sich Gedankenschleifen nicht mehr identisch reproduzieren!

E... ntspannung.

Auch hier: es gibt definierte Methoden, aber auch ein natürliches Spezialistentum. Sie kennen mit Sicherheit ein ganzes Arsenal von Entspannungsmöglichkeiten. Erweitern Sie Ihre Kreativität, finden Sie heraus, was Ihnen guttut.

* Ihr Lieblings-Musikstück,

* das Telefongespräch mit einer/m „echten“ FreundIn

* der Bildband Norderney

* die letzten Urlaubsfotos

* das duftende Vollbad mit gut gewählter Essenz

* einmal komplett umziehen und Stoff/Schnitt/Farbe genau wählen

* platt auf den Boden legen und nichts tun

* sich Zeit nehmen, ganz in Ruhe sitzend oder liegend den Körper Stück für Stück anzuspannen und wieder zu lösen. Einfach in einem gleichmäßigen Zyklus der Bewegung ... und Nachspüren ... Bewegung und Nachspüren ... gerne systematisch:  Von den Händen bis zu den Füßen oder umgekehrt oder wie eine Landkarte kreuz und quer durch den Körper reisen bis er ganz „entdeckt“ ist.  (gerne auch s. Anhang… Progressive Muskelentspannung)

Egal, was Sie tun: Wieder einmal ist die Haltung zentral, die Absicht. Damit wird das Erproben zum Beweis für Selbstwirksamkeit. Absicht... Handlung... Anerkennung der Wirkung. Diese Erfahrung erschafft bei Wiederholung ein um Kompetenz erweitertes Selbstbild: „Ich kann mich gut entspannen“. Und dann wird z.B. das Anschauen der Fotos zu einer verdoppelt sinnvollen Handlung.

Der letzte Buchstabe im Bereich des Körpers ist das L.

Es steht für Lächeln. Nun ist einem oft gar nicht zum Lächeln zumute. Gleichzeitig wünschen wir uns alle aber einen Zustand, in dem es uns „gut geht“. Hier kann man das Pferd vom Schwanz her aufzäumen. Ganz bewusst das Lächeln zu trainieren ist wie ein Fitnesscenter für das Gesicht. Sie kennen Gesichter, die verlernt haben zu lächeln. Sie haben schon einmal gespürt, wie leicht das Gesicht sich kritisch-angespannt in Falten legt, wie Ernst, Stress, Ärger das Gesicht formen. Lächeln: die Mundwinkel Richtung Ohren ziehen, die dabei entstehende Rundung der oberen Wangen und den Zug der Muskulatur bis zu den Ohren wahrnehmen und eine Weile halten – das ist ein unerlässliches Training in einer Welt, die viel häufiger Anlass zu hängenden Mundwinkeln gibt als zum Lachen.  Üben ist Wohlfühltraining. Und: Eine Minute am Stück und vier Minuten über den Tag verteilt zu lächeln stimuliert das Gehirn. Die Muskulatur aktiviert einen Nerv, der bis zum Gehirn geht und dort Glückshormone auslöst. Es kann nicht anders. Es unterscheidet nicht zwischen authentischem und funktionalem Impuls.

maedchen mit strickmuetze lacht klein

Wagen Sie einfach mal ein einfaches Training, das die Stimmung zuverlässig hebt, dem Gesicht zeigt, wo es lang geht und, wenn gewünscht, auch der Umwelt ein Signal gibt, das überraschend häufig genauso zurückgespiegelt wird. Dem Lächeln wird zurückgelächelt.  Win... win... win.

So, das waren die Möglichkeiten des „BAGEL“. Jetzt kommen wir zum Ahh!

Die Angebote, die mit dem Ahh! verbunden sind, beziehen sich auf geistige  „Selbstwirksamkeit“.  Genuss hat viel mit dem Erleben von Stimmigkeit/Kongruenz (und Übereinstimmung? oder: und Deckungsgleichheit?) zu tun. Wenn also Kopf, Herz und Hand im Gleichklang sind.  Wir wenden uns nun Genussmöglichkeiten zu, die wir rein über das Denken erreichen.

Ein A ... und zwei h.... für ein Ahhhhh.

Das A steht für Autonomie...

Die eigene Autonomie zu fühlen tut gut.

*Grenzen setzen im Außen,

* Freiräume schaffen und diese auch behaupten, 

* sich in Beziehungen klarmachen, was man selbst möchte statt zu reagieren. Jeder Schritt in eine solche Richtung vertieft das Gefühl von Zentrierung und somit den Genuss: „Ich bin mir wichtig“.

* Sie könnten sich morgens einmal vornehmen, eine einzige, klar umgrenzte Aktivität für sich selbst, unbedingt, unumstößlich an diesem Tag umzusetzen. Es fühlt sich anders an, als es einfach nur zu tun.

* Sie bremsen sich in Ihrer Selbstausbeutung aus. Falls Sie ein Mensch sind, der sich gern für Aufgaben und Wünsche anderer ins Zeug legt, geben Sie sich mehr Spielraum bei der Reaktion auf Bitten und Forderungen. Versprechen Sie sich, nicht sofort JA zu sagen, sondern z.B.  „Ja, ich denke drüber nach". Wahren Sie Abstand und entscheiden dann selbst!

* Üben Sie sich in der inneren Frage „Muss ich wirklich?“, gefolgt von „Was möchte ich eigentlich?“. Filtern SieSituationen,  in denen Sie mit einem so daher gesagten „Ich muss...“ wie ein Automat handeln.

* Bieten Sie Ihrer Angst vor möglichen negativen Konsequenzen Paroli, indem Sie einmal konsequent durchspielen: Was könnte das Schlimmste sein, das als Reaktion passiert... und was würde das bedeuten?

* Ein weiterer Powersatz ist: „Wenn ich wüsste, was mir guttut, würde ich...“. Das „So tun als ob“ ist ein prima Trick, der Spielraum öffnet.

Ich bin der festen Überzeugung, dass wir immer Handlungsfreiheit haben! Darum ist der nächste Buchstabe direkt

H wie Handlungsfreiheit.

Dem Alltag der Routinen gezielt Abwechslung entgegensetzen.  Kreieren Sie Alternativen... versetzen Sie Ihr Gehirn in einen Suchmodus ... und:

* Finden Sie z.B. einen anderen Weg zur Arbeit und gönnen Sie sich dabei 10 Minuten mehr für neue Eindrücke.

* Sprechen Sie einmal genau die Person an, die auf Sie gerade nicht einladend wirkt... lassen Sie sich überraschen, was Sie erfahren, wenn Sie ein wirklich interessiertes Ohr schenken.

* Beginnen Sie im Gespräch jeden Satz mit einem „Ja“, auch wenn Sie dann Einschränkungen/Oppositionen daran hängen und schauen, was sich damit verändert.

* Schreiben Sie einem guten Freund anstelle einer Mail einen handgeschriebenen Brief, suchen einen Laden, der Briefmarken verkauft und schmeißen den Brief erst in den dritten Briefkasten, den Sie finden.

* Probieren Sie ein neues Gewürz aus, eine verrückte Frisur, Fisch statt Fleisch oder Tee statt Kaffee.

* Hüpfen Sie durch den Wald statt zu schreiten.

* Singen Sie laut und gerne schräg im Auto... das macht Spaß und wach... und für Genuss brauchen wir ein waches Gehirn.

Das zweite H.... steht für Heilsein.

Dieses bringt alles auf den Punkt. Es ist das erste Gesetz für Lebensgenuss. Die Gegenmedizin zu „höher, schneller, weiter“, zu permanenter Selbstkritik, Selbstausbeutung, Erschöpfung und, und, und. Nehmen Sie den Fokus weg vom Haar in der Nudelsuppe. Üben Sie die Grundannahme „Ich bin heil, genauso wie ich bin“.

* Benennen Sie z.B. einmal zehn Dinge, für die Sie dankbar sind:   körperlich, geistig, sozial, materiell, spirituell...

* Sprechen Sie einer Person Lob oder Dank aus.

* Benennen Sie fünf Aspekte Ihres Körpers, die ganz gesund sind.

* Erstellen Sie eine Liste mit Menschen, die Sie mögen.

* Erstellen Sie eine Liste mit all Ihren Fähigkeiten, angefangen mit dem Atmen, über das Schuhe zubinden... bis zu...

* Erstellen Sie eine Liste mit Wünschen, die Sie im Herzen tragen.

* Und natürlich: Meditieren Sie.  Meditation fördert das Gefühl von Heilsein ganz unmittelbar.

Genuss... das ist ein Erleben von Weite, Lebendigkeit, sich spüren und sich in die Welt ausdehnen... verbunden sein mit der Quelle in uns. Die Quelle, aus der wir kommen und die uns nährt: Wir sind beauftragt, unsere kostbare Lebenszeit selbstbewusst und aktiv zu gestalten. Immer bereit zu sein, neue Erfahrungen zu sammeln, aus dem Antrieb der unendlich vielen, herrlichen Bedürfnisse heraus, die unserer Entfaltung dienen – Genuss zu unserem und dem Wohle aller.

So wird sich Ihr Lebensweg ganz organisch neu orientieren.

Was kann passieren, wenn man diesen Weg geht? Nun: Basis für die starke Begeisterung, die aus diesem Artikel strömt, sind meine eigenen Veränderungs- und Entwicklungsschritte.

Ich habe für mich herausgefunden, dass in meinem Alltag noch mehr Lebendigkeit, Herausforderung und ein größeres Wirkungsfeld gefragt ist. Als Konsequenz bin ich zusätzlich freie Hochzeits- und Beerdigungsrednerin geworden. Hier erlebe ich Autonomie, Handlungsfreiheit und Heilsein mit größter Freude.  Also Achtung: Genuss kann auch sein, neuen Schwung für neue Lebenswege zu nehmen.

Zum Ausprobieren und Weiterlesen:

Zu B, Bewegung, von Bagel:

Anleitung für kleine Bewegungseinheiten auf meiner Homepage andrea-zylka.de als kostenfreie Audiodatei

Zu A, Atmung,  von Bagel:

 „Die große Kraft des Atmens“, André van Lysebeth

Zu G, Grün,  von Bagel:

Zum Weiterlesen: „Biophiliaeffekt“, Clemens G. Arvay

Zu  E, Entspannung,  von Bagel:

Progressive Muskelentspannung als kostenfreie Audiodatei auf meiner homepage andrea-zylka.de

Zu L, Lächeln,  von Bagel:

Vera Birkenbiehl: you.tube „Die Welt ist voller...“, die Altmeisterin phantastischer Methoden zur Selbstentwicklung steht auf you.tube vielfältig und speziell zum Thema Lächeln mit Hintergrundinformation zur Verfügung

Zu A, Autonomie, von Ahhh:

„Gewaltfreie Kommunikation – eine Sprache des Lebens“, Marshall B. Rosenberg bietet wertvolle Anleitungen, um eigene Bedürfnisse näher kennen zu lernen, neue Strategien zur Umsetzung zu erforschen und dabei eben nicht sofort in den befürchteten Konflikt zur Umgebung zu kommen. Es ist möglich, neue, von Freiwilligkeit bestimmte Kontaktformen zu finden. Klingt abstrakt... wirkt aber hundertprozentig lebensfreudesteigernd).

Seminare u.a. beim Orca Institut

Autor: Andrea Zylka, Therapeutin
Thema: Lernen, das Leben zu genießen...
Webseite: http://www.andrea-zylka.de

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