Weihnachten, für viele eine besinnliche Zeit mit der Familie, viel gutes Essen, Alkohol und Gemütlichkeit.
Für mich bedeutete Weihnachten zu Hause immer Stress, meine Mutter, die versuchte, alles perfekt zu machen, was grundsätzlich nicht klappte und zu Streit und Unzufriedenheit führte.
Ich mag Weihnachten einfach nicht - auch wenn ich es dieses Jahr erfolgreich geschafft habe, 'Last Christmas' aus dem Weg zu gehen.
Ein Weihnachtsmann von Coca-Cola designt, Kinder, für die das Weihnachtsfest nur das neueste iPhone bedeutet und kaum einer noch weiß, woher wir dieses christliche Fest in diesem christlichen Land feiern. Aber das Geld für die Konfirmation, übertrieben teure Geschenke an Weihnachten und die freien Tage an Ostern und Weihnachten nehmen alle gerne.
Ungetauft und eine Kirche höchstens als Tourist betretend, was denke ich über Weihnachten?
Als Atheist bin ich mir trotzdem bewusst, dass ich in einem christlichen Land lebe und mich entsprechend christlichen Gegebenheiten anpasse, auch wenn mein Weihnachtsabend seit meinem Auszug bei meinen Eltern aus einem vegetarischen Raclette und einem Horrorfilm besteht. Geschenke mache ich schon seit Jahren nicht mehr, ich spende. (Übrigens nicht nur an Weihnachten)
Seit vielen Jahren gehört zu meiner Tradition an Weihnachten, dem Obdachlosenaufenthalt in Oldenburg einen Besuch abzustatten und Süßigkeiten und Kekse für die Besucher vorbeizubringen. Ja sicherlich sagen da viele, die brauchen warme Schlafsäcke und eine warme Mahlzeit. Ich weiß aber, dass so mancher Dominostein an einem verregneten Heiligabend alleine auf der Straße zumindest eine Minute lang die Realität vergessen lässt.
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel oder Kevin allein zu Hause hat mich schon immer abgestoßen, ich trinke keinen Glühwein, ich esse keine Gans. Ich schmücke keinen Tannenbaum, ich verpacke keine sinnlosen Geschenke. Ich sehe nicht das Krippenspiel in der Kirche, bin nicht nur einmal im Jahr aufmerksam. Wünsche ungeliebten Menschen nicht verlogen ein schönes Fest, weil man das eben so macht.
Die einzige Geschichte zur Weihnachtszeit, die mich je gerührt hat, sind die englischen, deutschen und französischen Soldaten, die 1914 aus den Schützengräben stiegen und den Rest des Tages fußballspielend verbrachten.
Heute ist das vielleicht das einzige, was Weihnachten ausmacht: All die Egoisten, Ignoranten und Pessimisten, die das ganze Jahr über kaum ein nettes Wort, kaum ein Lob oder Kompliment, kaum eine Wertschätzung von sich geben, werden einmal im Jahr handzahm, schauen vielleicht einmal im Jahr über den Tellerrand hinaus und danken den Postboten oder Müllmännern und -frauen... um dann wieder 362 Tage lang über das schlechte Wetter zu jammern, über die Politik zu schimpfen und sich am Bahnhof vorzudrängeln.
In diesem Sinne: allen ein schönes Weihnachtsfest
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Alle Jahre wieder - 3 Tage lang
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de