Wenn Sie ein Arbeitsverhältnis beenden, haben Sie das Recht auf ein Arbeitszeugnis. Immer wieder hört man in diesem Zusammenhang von geheimen Zeichen und Botschaften, die dem neuen Arbeitgeber Informationen bezüglich Ihrer Person geben sollen. In diesem Artikel wollen wir diese Formulierungen beleuchten und ihre wahre Bedeutung offen legen.
Kommen wir zunächst zu grundlegenden Informationen über Arbeitszeugnisse. Arbeitszeugnisse genießen bei weitem keinen so hohen Stellenwert beim Arbeitgeber wie Schulzeugnisse oder der persönliche Eindruck, den der Personalchef durch die Formulierung und den Aufbau der Bewerbung erhält. Dies liegt daran das viele Arbeitszeugnisse aus Gefälligkeit ausgestellt sind und oft nicht den Tatsachen entsprechen.
Als nächstes kommen wir zu den Kriterien, die in einem Arbeitszeugnis beurteilt werden. Die Arbeitszeugnisformulierung hängt davon ab, welche Kriterien auf die einzelne Person zutreffen. Hier finden Sie eine Übersicht der Kriterien:
- Qualität der Arbeit
- Quantität und Zeitausnutzung
- Selbstständigkeit bei der Arbeitsweise
- Bereitschaft zu Weiterbildungen
- Leistung
- Organisation
- Fachkenntnisse
- Zusammenarbeit
- Zuverlässigkeit
- Wirtschaftlichkeit
- praktische Fähigkeiten
- Sicherheitsbewusstsein
- Leistung
Folgende Kriterien dürfen in einem Arbeitszeugnis nicht behandelt werden:
- Kündigungsgründe
- Krankheiten
- Ehrlichkeit
- Straftaten
- Betriebsrattätigkeiten (auf Wunsch des Arbeitnehmers möglich)
- Einmalig aufgetretene Vorfälle
Beleuchten wir nun die Formulierungen in einem Arbeitszeugnis. Oft unterscheiden sich hier die Bedeutung eines Satzes und das was man umgangssprachlich darunter versteht erheblich. Selbst das schlechteste Arbeitszeugnis klingt für den Laien wie eine Lobeshymne auf seine Person.
Ein Arbeitszeugnis ist im Normalfall wie folgt aufgebaut:
- Persönliche Daten: Name, Geburtsdatum, Geburtsort, Akademischer Grad
- Arbeiten, die der Arbeitnehmer ausgeführt hat
- Beurteilung der Leistungen
- Weitere beachtenswerte Kriterien aus unserer obigen Aufzählung
- Grund des Ausscheidens aus dem Unternehmen (keine expliziten Kündigungsgründe, besonders bei Kündigung vom Arbeitgeber – dies darf hier nicht angegeben werden)
Schauen wir uns nun die Formulierungen an, die ein Arbeitgeber bezüglich der Arbeitszufriedenheit verwendet und welchen Noten diese entsprechen:
Note 1 – Sehr gute Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten STETS ZU UNSERER VOLLSTEN ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 1,5 – Sehr gute bis gute Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten ZU UNSERER VOLLSTEN ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 2 – Gute Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten STETS ZU UNSERER VOLLEN ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 3 – Befriedigende Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten ZU UNSERER VOLLEN ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 3,5 – Befriedigende bis ausreichende Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten STETS ZU UNSERER ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 4 – Ausreichende Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten ZU UNSERER ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 5 – Mangelhafte Leistungen
Der Arbeitnehmer hat die ihm übertragenen Arbeiten IM GROßEN UND GANZEN ZU UNSERER ZUFRIEDENHEIT erledigt.
Note 5,5 – Mangelhafte bis ungenügende Leistungen
Der Arbeitnehmer hat SICH STETS BEMÜHT, die ihm übertragenen Arbeiten ZU UNSERER ZUFRIEDENHEIT zu erledigen.
Note 6 – Ungenügende Leistungen
Der Arbeitnehmer hat SICH BEMÜHT, die ihm übertragenen Arbeiten ZU UNSERER ZUFRIEDENHEIT zu erledigt.
Im Folgenden finden Sie wichtige Formulierungen, die gerne in Arbeitszeugnissen verwendet werden und welche Bedeutung diese wirklich haben:
Formulierung
….war immer mit Interesse bei der Sache.
Bedeutung
Man kann feststellen das Interesse da war, jedoch wurde wurde keine erwähnenswerte Leistung erbracht.
Formulierung
...zeigte ein gutes Einfühlungsvermögen bei der Belegschaft.
Bedeutung
Hier soll zum Ausdruck gebracht werden das besagte Person auffallend viel geflirtet hat.
Formulierung
...zeigte für seine Arbeit Verständnis.
Bedeutung
Der Arbeitnehmer war faul.
Formulierung
...trug zu einem besseren Betriebsklima bei
Bedeutung
Alkohol- oder Drogenmissbrauch
Formulierung
...Vorbild für Pünktlichkeit
Bedeutung
Außer einer selbstverständlichen Pünktlichkeit keine Leistungen.
Formulierung
...gutes Ansehen bei seinen Vorgesetzten
Bedeutung
„Arschkriecher“
Formulierung
...alle Arbeiten wurden stets ordnungsgemäß erledigt.
Bedeutung
Der Arbeitnehmer zeigt keine Eigeninitiative.
'Formulierung
...umgänglicher Kollege
Bedeutung
Der Arbeitnehmer war unbeliebt.
Formulierung
...hatte persönliches Format.
Bedeutung
Hohe Wertschätzung
Formulierung
...hatte die Fähigkeit Mitarbeiter zielgerecht zu motivieren.
Bedeutung
Hohe Führungsqualitäten
Formulierung
...hatte einen Blick für das Wesentliche
Bedeutung
Hohe Zielstrebigkeit
Zum Schluss betrachten wir noch einige Aussagen, die getroffen werden, die die Wertschätzung des zeugnisausstellenden Betriebes ausdrücken soll. Sie genießen in aller Regel einen hohen Stellenwert für den neuen Arbeitgeber.
Ausscheiden wird mit besonderem Bedauern zur Kenntnis genommen – sehr gut
Ausscheiden wird mit Bedauern zur Kenntnis genommen – gut
Ausscheiden auf eigenen Wunsch – neutral
Ausscheiden aus organisatorischen oder innerbetrieblichen Gründen – unzufrieden
Ausscheiden aus beiderseitigem Einvernehmen – Kündigung
Wichtig! Ein Arbeitnehmer kann im Falle eines unrichtig ausgestellten Arbeitszeugnisses vor dem Arbeitsgericht auf Richtigstellung klagen.