… was für ein großes Wort, wieviel Theorien und Thesen gibt es da schon.
Gerne möchte ich einen ganz persönlichen, auf die Erfahrung von 30 Jahren psychotherapeutische Arbeit in der Psychiatrie gestützten Ansatz verdeutlichen, der bewusst sehr praxisorientiert ist. Der Titel deutet schon an, dass es darum geht, einen positiven Wandel anzuregen. Aber wieso sollte man das Unterbewusstsein beeinflussen? Können wir das überhaupt, wenn das Bild mit dem Eisberg und den nur 10% Bewusstsein stimmt?
Dazu meine Theorie:
Ja, wir können und sollen! Die 10% bedeuten nämlich nicht, dass wir uns nicht immer wieder bewusst und mit dem Geschenk unseres Willens neu ausrichten können. Wir sind extrem geprägt von unbewussten Mustern, denen wir aktiv begegnen können, so dass sich Schritt für Schritt der untere Teil des Eisbergs mit verändern wird.
Woher kommen diese Muster?
Es sind einerseits all unsere gemachten Erfahrungen in diesem Leben, gesellschaftliche unhinterfragte Normen, die indirekten Auswirkungen unserer Vorgeschichte über die Erfahrungen der Eltern und Ahnen, möglicherweise auch Prägungen aus früheren Erfahrungen der Seele i.S. von karmischen Aufgaben. Dann auch aus den tieferen Ebenen unseres psychischen Apparates: Instinkte, Ängste, Lüste etc.
Andererseits gibt es aber auch eine unbewusste Instanz, die uns wie automatisch führt, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Eine Art tiefes Wissen, eine Intuition, die sehr hilfreich wirken kann. Sie ist wie ein Kompass, eine tiefe Gewissheit über Schritte in positive Richtung.
Während die erste Version des Geprägt seinsuns eine Art Korsett verleiht, mit dessen Hilfe wir unser so komplexes Handeln im Alltag steuern können und müssen, ohne jedes Mal einzelne Schritte und Wertungen zu überprüfen, so ist die Leitung durch Intuition eine ganz andere Art von Regulativ. Sie kann spontan auch schnell reagieren (z.B., wenn wir jemandem hilfreich zur Seite springen), oft ist sie aber eher ruhig, leise, still, braucht Zeit. Ihr Regulativ ist nicht der Abgleich mit verinnerlichten Vorgaben oder ungeprüften Instinkten, sondern eine Art Kompass, den wir achten können.
Wir erleben diese Ausrichtung als eine Art entspanntes sich-ausweiten des ganzen inneren Wesens. Ein Gefühl von „so ist es gut“. Eine Verbindung mit Vertrauen, Wachstum, Liebe, Frieden. Im Kontakt zur Natur ist dieses Gefühl sofort gegeben. Im Kreis der Liebsten, wenn wir Nähe erfahren, wenn wir anderen helfen, wenn wir unserem Körper wohltun, wenn wir eins mit uns sind. Wenn es uns gelingt mit der Intuition mehr und mehr in Kontakt zu kommen und sie die Führung übernehmen lassen, können wir uns der Macht der Muster immer wieder bewusst werden, sie erkennen und müssen ihnen eben nicht wie fremdgesteuert folgen. Der Eisberg verändert sich und dann sind wir mehr und mehr in der Lage, auf einer anderen Grundlage -gerne auch unbewusst im Alltag zu handeln. Dazu gehört, die Neugier zu erkennen, wenn Muster auftauchen, -die Bereitschaft sie zu überprüfen, -die Anbindung an diese andere Art „innerer Führung“, -alternative Handlungen, die sich verdichten und zu neuen Erfahrungen werden und so das neue System aufbauen und stützen, verinnerlichen.
So, das war die Theorie. Jetzt gerne zur Veranschaulichung.
Zunächst im Allgemeinen:
Unterbewusst ist unser System stärker in Richtung Mangel und Schutz ausgerichtet. Wenn wir das auf Basis der menschheitsgeschichtlichen Entwicklung verstehen, dient dies gut dem Überleben. Wenn existentielle Bedürfnisse (Ernährung und Sicherheit) im Vordergrund stehen, macht es Sinn, die Welt vorsichtig und mit dem Blick „krieg ich genug ab“ zu betrachten. Auf unserem heutigen Stand schaffen wir uns aber, ohne es zu bemerken, das eigene Elend. Meine Vorerwartung bestimmt meine Erfahrung. Wenn ich mir bewusst werde, wie intakt, gesund und gefahrlos meine Situation im aktuellen Moment ist, kann ich entspannen und Vertrauensvorschuss aufbauen. Wenn ich mich darin übe zu erkennen, wie immens gut versorgt ich bin, kann ich in Dankbarkeit baden statt Verlust zu fürchten.
Ein witziges Beispiel: wir alle haben im Kopf, dass es Glück bringt, ein vierblättriges Kleeblatt zu finden. Ich auch. Letztens saß ich auf einer Wiese umgeben von herrlichem saftigen Klee. Als ich nun begann, das berühmte vierblättrige zu finden, wurde mir plötzlich bewusst, wie ich dieses Meer schöner Pflanzen abwertete mit dem Blick auf diese Suche! Alle waren ja verkehrt... die Armen. Ich musste lachen!
Dieser Situation angelehnt möchte ich drei hilfreiche Fragen anbieten: Freiheit von den negativen Aspekten des Unterbewusstseins kann ich fördern, indem ich mich frage: „Wo ist mein Fokus jetzt?“ (in dem Beispiel bei der Suche nach dem, was NICHT da ist) dann „Welche neuen Aspekte aus der Unendlichkeit von Möglichkeiten kann ich entdecken (ich konnte wahrnehmen, wie oft ich im Leben übersehe, was ich habe)?“ und letztlich „ Welchen neuen Fokus wähle ich?“(große Dankbarkeit und Freude an all den gesunden Kleeblättern)
Diese Haltung ist universal, gerne wähle ich aber noch einige Beispiele:
Das nächste/zweite Beispiel wendet sich der Ernährung zu. Ein Feld, das uns täglich bestimmt und ständige Entscheidungen fordert. Wie viel spielt hier herein! Die individuellen physischen Aspekte von Hunger und Appetit (Verbrennung, Hormonlage, Aktivität, Alter, Größe und Gewicht), Bemühen um Kontrolle, psychisches Selbstbild/Körperbild, Angst um die Figur, Vorstellungen über gesunde Ernährung, finanzielle Möglichkeiten, der Markt mit seinen gaumen- und hormonsteuernden Verführungen, das soziale Miteinander. Ich kenne wenig Menschen, die hier ruhig und entspannt sind. Überall kämpfen Regeln, Ängste, Vorstellungen gegen eine Möglichkeit, sich entspannt, genießend, selbstbestimmt der Nahrung zuzuwenden. Hier kommt nun die Möglichkeit einer „intuitiven Ernährung“ als großartige Alternative ins Spiel. Man kann lernen, herunterzuschalten, sich die Zeit zu nehmen, nachzuspüren, nachzuschmecken, auch nachzudenken, was gut tut und passt. Es gibt hierzu detaillierte, begleitende Anleitungen. Eine Mischung von Spüren und Trainieren. Dazu gehört auch, mehr und mehr seinen Körper kennenzulernen, sich in sich zu entspannen, ihm gut zu tun und dieser Haltung als erste Regel anstelle der erkannten Normen Raum zu geben. Im Zentrum stehen dann die Liebe und das Vertrauen zum eigenen Körper und seinen Bedürfnissen sowie die Fähigkeit und Notwendigkeit aktiv Ja und Nein zu sagen.
Drittes/Anderes Beispiel: soziales Miteinander. Wieviel Mut hat eine Person, sich zu zeigen, zu sich zu stehen. Alte Bewertungen von außen engen ein, schränken das Selbstbewusstsein ein. Verletzende Erfahrungen führen zu Misstrauen und Rückzug. Gesellschaftliche Vorurteile desselben. Wir können wahrnehmen, wenn in Kontakten Ängste und Ablehnung auftauchen. Wir können uns Zeit nehmen nachzuspüren, ob wir Wurzeln dazu finden und wir können erproben, wo uns Mut hinführt, ein MEHR zu wagen. Es fühlt sich gut an, einmal Vorschussvertrauen zu üben, dann zu erleben, wie neue Reaktionen von außen kommen, wie Mut wächst, sich mit seinen Fähigkeiten, Bedürfnissen und Interessen offener zu zeigen. In meiner Arbeit als Therapeutin erfahre ich immer wieder, dass der erste Angang viel Unterstützung braucht, die weiteren Schritte mutiges Üben und sich dann Menschen wirklich dauerhaft positiv entwickeln, wachsen.
Drittes Beispiel: der Umgang mit belastenden Gefühlen, mit Themen wie Einsamkeit, Krankheit, Elend, Tod. Hier sind wir auch besonders stark unbewussten Mustern ausgesetzt, so lange die Angst regiert – Vermeidung ist die Folge. Es ist so hilfreich, sich in einer ruhigen Haltung anzuschauen, wo überall diese Angst mich regiert, die Augen auf zu machen und sich hindurch zu atmen in ein neues Feld. Zu spüren -auch wenn mich gerade mein Partner verlassen hat, bin ich innerlich verbunden mit dem Leben, mit meiner Selbstliebe, auch mit meinem Schmerz und damit nicht ohnmächtig, Wahrzunehmen, diese Krankheit hat mir bewusst gemacht, wie dringend ich Ruhe und Selbstfürsorge brauche. Mich vom Gedanken an den Tod nicht mit Erschrecken abzuwenden, sondern angesichts dieses Teils des Lebens die Geschenke meiner irdischen Existenz viel intensiver zu feiern, positive Spuren im Leben anderer zu hinterlassen, Liebe und Freude zu verbreiten.
Ich bin mir sicher: wir alle haben einen Seelenweg, eine tiefe innere Ausrichtung.
Diese Führung wird in ihrer Art Bewusstsein wie ein Kompass das Leben bestimmen, und uns neue Freiheit geben.
Autor: Andrea Zylka
Thema: Unterbewusstsein beeinflussen
Webseite: http://www.andrea-zylka.de
#Verhaltensmuster, #Unterbewusstsein, #Selbstbewusstsein, #Gefühle, #Zufriedenheit, #Zwangsverhalten