Die Todsünde Neid

In den sozialen Medien liest man bei Konflikten in den Kommentaren sehr oft, eine Person solle mit seinem Neid aufhören.

neidisch-auf-boot

vgwortMeist wird diese Aussage von Bessergestellten an weniger Begünstigte gerichtet. Aber auch allgemein liegt die Rolle des Schuldigen beim Thema Neid meist auf der Seite der Person, die Neid verspürt. Ich denke jedoch, dass hier eine Verzerrung des Grundgedankens zum Thema Neid vorliegt und die Täterrolle zu vorschnell vergeben wird.

Neid ist nicht gut, denn es führt zu Hass, Spaltung, Konflikten und Gewalt. Neid ist in so gut wie allen Weltreligionen ein Thema, da seine negativen Auswirkungen für die Gemeinschaft wohlbekannt sind. Neid ist daher im Allgemeinen zu vermeiden. Womit wir zurück zur Schuldfrage kommen. In meinen Augen hat die neidauslösende Person einen erheblichen Anteil daran, dass Neid überhaupt erst entsteht. In den Weltreligionen wird in den grundsätzlichen Aussagen auch darauf hingewiesen - Nächstenliebe, Teilen, Bescheidenheit wird gepredigt, um nur einiges zu nennen. Ich weiß, wenn man sich die irdischen Vertreter und deren Macht und Geldmitteln ansieht, scheint hier einiges verloren gegangen zu sein. Der Hauptgrund dürfte hier die Geltungssucht und die Befriedigung des Egos sein, Dinge, die in Menschen sehr stark ausgeprägt sind - "Schaut her wie toll ich bin" -"Ich bin etwas Besseres". Aus diesem Grund wird das Ego wohl auch in vielen Kreisen als der Teufel angesehen.

Ist nun der Neidauslösende der Schuldige? Auch das muss man mit Nein beantworten. Beim Thema Neid gibt es keinen Schuldigen und niemand, der eine Todsünde begeht. Es ist eine Symbiose zwischen einer Person, die Neid auslöst und einer Person, die Neid verspürt. Der Zustand Neid selbst ist die Sünde, die Unheil und im schlimmsten Fall Gewalt und Tod mit sich bringt und dessen Entstehung so gut wie möglich vermieden werden sollte und das von allen beteiligten Seiten.

Wie entsteht Neid?

Neid entsteht, wenn ein Ungleichgewicht vorliegt, das ist nicht auf materielle Güter beschränkt, jedoch wird es oft mit dieser Thematik in Verbindung gebracht. Es ist ein natürliches menschliches Gefühl, das jeder von uns schon einmal verspürt hat. Bei manchen Menschen ist es stärker ausgeprägt, bei anderen weniger, das hängt damit zusammen, wie stark das Gefühl der Zufriedenheit und der Selbstwert im einzelnen Menschen vorhanden ist. Das Makabere ist, dass neidauslösende Menschen oftmals ebenfalls an einem mangelnden Selbstwertgefühl leiden und dieses mit Machtstellungen und Zurschaustellung von Vermögen kompensieren möchten.

Wie kann Neid vermieden werden?

Da Neid wie erwähnt ein menschliches Gefühl ist, ist dessen Kontrolle sehr schwierig, in meinen Augen gar unmöglich. Der eine oder andere mag es auf spirituellem Weg oder durch die Meidung von neidauslösenden Situationen gedämpft haben. Die Kontrolle von Gefühlen bleibt jedoch wie gesagt ein schwieriges Unterfangen. Die Steigerung der im vorherigen Abschnitt erwähnten Zufriedenheit und des Selbstwertes wäre ein möglicher Weg, um Neid zu verhindern.

Neid selbst kann man in einer zwischenmenschlichen Gemeinschaft aber nicht vollständig vermeiden, es ist jedoch von Vorteil, wenn man in der Gesellschaft darauf achtet, dass das Ungleichgewicht der Menschen untereinander nicht überhandnimmt. In Länder und Kulturen, bei denen Besitztümer gleichmäßiger verteilt sind, sind die Menschen glücklicher und zufriedener, auch wenn der allgemeine Besitztum bei jedem Einzelnen niedriger ist als bei reicheren Kulturen, bei denen die Besitztümer jedoch einseitig verteilt sind und sich eine große Schere auftut. Im Bereich materielle Güter könnte man den Neid auflösen, indem es keinerlei privaten Besitz mehr gäbe (in den letzten verbliebenen indigenen Völkern oder naturverbundenen Stämmen ist das auch meistens der Fall). Jedoch gibt es Neid ja nicht nur im Materiellen, sondern auch in anderen Bereichen. Zudem ist diese Vorgehensweise in unserer Wettbewerbsgesellschaft nahezu undenkbar. Nicht zu vergessen die Macht, die man als Besitzender gegenüber Menschen hat, die weniger Besitzen. Wer von diesem Honig einmal gekostet hat, gibt diesen so schnell nicht wieder her.

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