Was ist Demenz?

Lt. ICD 10 F.00 ist eine Demenz ein Syndrom als Folge einer meist chronischen oder fortschreitenden Krankheit des Gehirns mit Störung vieler höherer kortikaler Funktionen, einschließlich Gedächtnis, Denken, Orientierung, Auffassung, Rechnen, Lernfähigkeit, Sprache und Urteilsvermögen.

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Das Bewusstsein ist nicht getrübt. Die kognitiven Beeinträchtigungen werden gewöhnlich von Veränderungen der emotionalen Kontrolle, des Sozialverhaltens oder der Motivation begleitet, gelegentlich treten diese auch eher auf. Dieses Syndrom kommt bei AlzheimerKrankheit, bei zerebrovaskulären Störungen und bei anderen Zustandsbildern vor, die primär oder sekundär das Gehirn betreffen. 

ICD 10 ist die 10. Revision der Internationalen Statistischen Klassifikation von Krankheiten und verwandten Gesundheitsproblemen, einer Liste medizinischer Klassifizierungen der Weltgesundheitsorganisation (Quelle Wikipedia).

Auftreten und Verlauf einer Demenz 

Demenz tritt bis auf die Demenz vom Alzheimer Typ, die bereits ab 65.Lebensjahr, inzwischen auch schon früher, am häufigsten im höheren Alter auf. Die Ursache liegt meistens direkt im Gehirn oder ist Folge einer anderen körperlichen Erkrankung. Es gibt verschiedene Formen. Der Verlauf einer Demenz ist beim Alzheimer Typ kürzer als bei anderen Demenzformen.

Wie erkennt man eine Demenz im Anfangsstadium?

Erste Hinweise auf eine mögliche Demenz sind häufig eine schleichende Vergesslichkeit, verbunden mit einer Antriebslosigkeit. Sie werden zunächst vom Umfeld nicht bis kaum wahrgenommen. In der Anfangszeit werden die Symptome vom Betroffenen selbst heruntergespielt und führen später bei vermehrtem Auftreten und Bewusstwerden auch zu sozialem Rückzug. Der Betroffene merkt, dass sich etwas verändert, dass er das willentlich nicht mehr beeinflussen kann, findet zunächst eigene Erklärungen und hofft, dass es wieder besser wird.

Vom erkennenden Umfeld darauf angesprochen, wird heruntergespielt und abgestritten, der Betroffene schämt sich.

Gut erklären lässt sich das z. B. auch mit einem Vergleich zur Depression, da die Symptome anfangs ähnlich sind. Unterschiede:

  • Depression hat einen Anfang.
  • Demenz beginnt schleichend an einer Depression Erkrankte beklagen sich
  • der an Demenz erkrankte versucht, zu verbergen

Damit das Leben weiter funktioniert und das Umfeld möglichst nichts oder nur wenig von den eigenen Defiziten bemerkt, wird irgendwann alles aufgeschrieben und schnell nachgeschaut, wenn er nicht mehr weiter weiß. Das Portemonnaie kann dann durchaus damit prall gefüllt sein. Damit gelingt es häufiger, besonders bei Alleinlebenden, das Sichtbarwerden der Erkrankung nach außen hinauszuzögern.

Im Haushalt werden zunehmend Dinge verlegt, z. B. Schlüssel, zunächst häufig auch andere beschuldigt, etwas verlegt oder weggenommen zu haben. Verabredungen werden nicht mehr wie gewohnt eingehalten.

Bei Paaren übernimmt der Partner/die Partnerin zunächst oftmals die Gedächtnisleistungen, erinnert, am Anfang, ohne den Krankheitswert zu bemerken.

Im Verlauf wird zunächst die Beziehung immer mehr belastet, bis der (Haus-)Arzt einbezogen wird und die Diagnose gestellt ist. Dann entsteht zunächst mehr Verständnis. Mit der Zeit wird allen klar: Die Diagnose Demenz ist eine große Herausforderung.

Ist Demenz heilbar?

Nein, leider ist die klassische Demenz derzeit nicht heilbar.

Ein Demenztest ( z. B. Mini-Mental-State-Examination nach Folstein), den auch der Hausarzt durchführen kann, gibt Aufschluss zur Diagnose. Demenz ist durch ein MRT nachweisbar.

Frühzeitig erkannt, kann die beginnende Demenz möglicherweise noch gut behandelt und die Symptome gelindert werden. Eine medikamentöse Behandlung durch einen Neurologen kann zu Beginn noch verlangsamend wirken, sofern der Betroffene die Behandlung zulässt. Auch Naturheilmittel können zum Einsatz kommen. Ein Heilpraktiker hilft bei der Auswahl. Ein möglichst reizarmes Umfeld wird empfohlen.

Verstand und Gefühle

Aus dem Krankheitsbild einer Demenz lernen wir, dass die mnestischen Funktionen: Gedächtnis und Orientierung (zeitlich, örtlich, situativ), Wahrnehmung und Aufmerksamkeit zur Bewältigung des Alltages für uns Menschen von großer Bedeutung sind. Diese gehen bei einer Demenz nach und nach verloren und machen die Erkrankung mit zunehmender Verschlechterung dann auch nach außen sichtbar. Eine Änderung des Erlebens und Verhaltens des Erkrankten ist Folge dieses Verlustes. Gefühle bleiben dabei erhalten.

Wenn die Demenz weiter fortschreitet 

Da zunächst das Kurzeitgedächtnis gestört ist, kommt es in der Folge dann auch zu Störungen in der Orientierung.

Daraus können sich zunehmend Ängste entwickeln, da der Betroffene merkt, das mit ihm etwas nicht stimmt. Die Angst, sich selbst zu verlieren, kann Aggressionen verursachen. Stimmungsschwankungen kommen dazu wie im weiteren Verlauf eine nächtliche Ruhelosigkeit. Das führt zu Konflikten und Ablehnung im Umfeld und macht womöglich einsamer.

Auch die Körperpflege kann vernachlässigt werden, da die Notwendigkeit selbst nicht mehr wahrgenommen wird oder der Betroffene z. B. überzeugt ist, heute morgen erst geduscht und Haare gewaschen zu haben. Auf wettergerechte Kleidung muss im späteren Verlauf ebenso wie auf ausreichende Versorgung, wie Essen und Trinken, geachtet werden.

Störung der Informationsverarbeitung und kognitive Störungen nehmen immer mehr zu und werden mit der Zeit auffälliger. Dazu kann gehören:

  • Störung der Sprache (sprechen, verstehen, lesen)
  • motorische Störung (Bewegung, zielgerichtet oder willkürlich)
  • Nicht erkennen von Objekten
  • Umgang mit Zahlung (rechnen)

Was kann ich tun, wenn ich merke, dass etwas nicht (mehr) stimmt 

Zunächst einmal aufmerksam sein und die Zeichen wahrnehmen. Dabei nicht schimpfen, sondern freundlich, zugewandt und verständnisvoll bleiben.

Den Hausarzt auf die Auffälligkeiten hinweisen und gegebenenfalls auch darauf hinweisen, dass der Betroffene, falls er das tut, noch Auto fährt. (Überprüfung der Fahrtüchtigkeit wird erforderlich).

Um einen Termin zur Diagnostik bitten.

Wenn ich feststelle, dass mein Angehöriger selbst nicht mehr gut allein zurecht kommt, der Betroffene jedoch in seinem Zuhause bleiben will und auch ungefährdet noch kann, Hilfen installieren: Unterstützen, ohne groß darüber zu reden. Kurz: die helfende Hand freundlich reichen. Das gilt bei zunehmender Demenz auch im wörtlichen Sinne: im Gespräch körperliche Nähe schaffen: die Hand tatsächlich anbieten und halten, wenn sie genommen wird.

  • Einen Pflegedienst beauftragen, der zunächst die Medikamente stellt und verabreicht. (Das hat auch den Vorteil, dass täglich mindestens ein sozialer Kontakt stattfindet und Rückmeldung bei Auffälligkeiten erfolgt.)
  • Eine Haushaltshilfe, die bei Bedarf auch einkauft.
  • Bei Bedarf auch Essen auf Rädern. (Irgendwann wird möglicherweis auch der Herd abgeklemmt werden müssen, da vergessen werden kann, ihn auszustellen.)
  • Pflegegrad bei der Krankenkasse beantragen.
  • Pflegedienst auswählen und beauftragen. Es kann sein, dass es Zeit und Geduld erfordert, bis der an Demenz erkrankte die Hilfe zulassen und annehmen kann.
  • Gegebenenfalls die Feststellung der Schwerbehinderung und /oder Sozialleistungen beantragen.

Vieles davon geht nur mit Vollmacht oder wenn derjenige noch in der Lage ist und Anträge selbst unterschreibt. Wenn keine Vollmacht vorliegt und dem Betroffenen den Antrag zu verstehen und unterschreiben nicht mehr möglich ist, kann sinnvoll sein, beim örtlichen Amtsgericht / Betreuungsgericht eine Betreuungsanregung einzureichen. Von dort wird geprüft, ob eine rechtliche Betreuung erforderlich ist. Der Hausarzt befragt und gegebenenfalls ein fachärztliches Gutachten zur Notwendigkeit der Betreuung in Auftrag gegeben. Auch der Betroffene findet Gehör. Bei der Auswahl des Betreuers ist vom Gericht der Wunsch des Betroffenen zu berücksichtigen. Die zuständige Betreuungsstelle, die vom Betreuungsgericht mit dem Vorschlag eines Betreuers beauftragt wird, nimmt Kontakt mit dem Betroffenen, gegebenenfalls dem Umfeld/Angehörigen auf. Betreuer kann auch ein Angehöriger werden. Der rechtliche bestellte Betreuer kann dann innerhalb seiner Aufgabenkreise alle notwendigen Hilfen beantragen und veranlassen.

Kinder tun meistens gut daran, Kinder zu bleiben und nicht die Elternrolle für Mutter oder Vater zu übernehmen. Der Umgang mit Demenzerkrankten kann gerade zu Beginn sehr schwierig sein, da sie ihre Defizite im weiteren Verlauf der Erkrankung selbst wenig bis gar nicht mehr wahrnehmen und richtig ungehalten reagieren können. Vielleicht war die Beziehung ja auch in gesunden Zeiten schon belastet.

Dann ist es sinnvoll, dass ein Berufsbetreuer, der unbelastet ohne jegliche Vorgeschichte, gleichbleibend zugewandt, alles Notwendige veranlasst und dem weiteren Verlauf anpasst.

Wie geht es bei zunehmender Verschlechterung weiter 

Wenn sich Verwirrtheit und Hinlauftendenzen (früher Weglauftendenzen genannt) entwickeln, wird auf Dauer möglicherweise nur eine Unterbringung in einer Dementen-Wohngruppe oder auf einer Station für Demenzerkrankte in einer Pflegeeinrichtung hilfreich sein. Die Türen sind in der Regel so gesichert, dass niemand unbemerkt verloren gehen sollte. Es gibt inzwischen auch GPS Chips zur Sicherheit, die z. B. am Gürtel oder im Schuh angebracht werden können. Damit lässt sich jemand schneller finden, falls er doch mal verloren geht, was gerade in der kalten Jahreszeit wichtig ist.

Da mit Verlauf der Demenz auch die Tagesstruktur durcheinander gerät oder verloren geht, kann es vorkommen, dass ein an Demenz Erkrankter abends um 22 Uhr im späteren Stadium zum Frühstück im Speiseraum erscheint.

Bei der Auswahl der passenden Einrichtung sollte daher auf einen offenen Umgang, ein Bewohnerorientiertes Konzept und eine reizarme Umgebung Wert gelegt werden sowie auf ausreichend Platz (lange Flure), wenn der Demenzerkrankte auf Grund innerer Unruhe ein „Läufer“ ist.

Angebote zur Beschäftigung sollten vorhanden sein. Dazu gehören auch haushaltnahe Tätigkeiten, die „noch“ vertraut sind.

Ein vertrautes, gleichbleibendes Umfeld wird immer wichtiger. Ein Milieuwechsel wirkt sich zunehmend ungünstig aus und führt häufig zu einer Verschlechterung des Zustandes.

Hier ein paar eigene Beispiele für den Umgang mit Demenzerkrankten

Ich komme in das Zimmer einer an Alzheimer erkrankten 68 jährigen Frau in einem Pflegeheim und sie begrüßt mich aufgeregt mit den Worten: Gut, dass Sie da sind, wir müssen noch Brot und Margarine einkaufen, die Kinder kommen bald aus der Schule.

Freundliche Antwort: Darum kümmern wir uns noch, erstmal wollte ich gern noch etwas anderes mit Ihnen besprechen…. Grund meines Besuches…. Im Lauf des nun stattfindenden Gespräches wird die Dame ruhiger und hat ihren Eingangsanliegen vergessen.

Ein älterer alleinlebender Herr von 78 Jahren fiel in der Nachbarschaft dadurch auf, dass er an Folge mehrerer Tage im noch kalten Februar stundenlang mit seinem gepackten Koffer vor dem Haus auf und ab lief. Es stellte sich heraus, dass er auf das Taxi wartete, das ihn zum Flughafen bringt. Der Urlaub sollte jedoch erst in drei Wochen stattfinden. Er weigerte sich, in seine warme Wohnung zurück zu gehen. Die herbei gerufene Polizei brachte ihn zunächst, da er weiter darauf beharrte, sein Taxi würde gleich kommen, in ein psychiatrischen Krankenhaus, wo seine fortschreitende Demenz diagnostiziert wurde. Er zog um in eine Dementenwohngruppe in ein Pflegeheim und bekam jemanden, der zusätlich mehrmals wöchentlich mit ihm im nahen Park spazieren ging, da er sich gern draußen aufhielt.

Eine ältere Dame, an Krebs im Endstadium erkrankt, im Hospiz, fragte bei einem der letzten Besuche: Haben Sie meinen Vater informiert, dass ich hier bin, er macht sich sicher Sorgen. Antwort: Ja, er weiß Bescheid. Damit war sie beruhigt. (Der Vater, dem sie sehr verbunden war, war bereits vor über 20 Jahren gestorben.) Ein paar Tage später ist sie friedlich eingeschlafen.

Fazit: Es macht keinen Sinn, einem Demenzerkrankten die sogenannte „Wahrheit“ zu sagen, da er sich mit seinem Denken und Erleben in einem ganz anderen Zeitraum befinden kann (Bibliothek der Erinnerungen, immer wieder ein anderes Buch) - er sich gefühlsmäßig verunsichert und unverstanden fühlen würde, was damit auch je nach Typ zu aggressivem Verhalten führen kann

Leider erlebe ich bei Angehörigen häufiger, dass sie ihren an Demenz erkrankten Elternteil permanent korrigieren und auf ihrer Wahrheit bestehen, wobei es bei beiden zu unguten Gefühlen und Streit kommen kann. Du lügst, ist keine Antwort für einen an Demenz Erkrankten, der sich gerade nur in einem anderen Buch in der Bibliothek seiner Erinnerungen befindet, wobei es durchaus möglich ist, dass er auch während einem Gespräch das Buch der Erinnerung wechseln kann.

Was kann ich möglicherweise selbst tun, um selbst einer möglichen Demenz vorbeugend entgegen zu wirken:

  • Ein stimmiges Leben führen
  • Für ausreichende Bewegung sorgen (der Weg vom Auto zum Sofa ist kurz)
  • Auszeiten an der frischen Luft: in der Natur / im Garten - Auf gute Ernährung Wert legen
  • Soziale Kontakte pflegen
  • Beziehungen klären
  • Frieden finden 

Die meisten Menschen leben so vor sich hin, wie sie es immer schon tun oder von den Eltern und Großeltern gelernt haben. Das Leben will von uns bewusst im Hier und Jetzt gelebt werden.

Demenz scheint eine Zivilisationskrankheit zu sein, da sie in den industrialisierten Ländern am häufigsten auftritt. Inwieweit auch verarbeitete und haltbar gemachte Lebensmittel und die Lebensweise tatsächlich dazu beitragen, wird noch erforscht.

Der eigene Umgang mit Demenz Erkrankten

Demenz ist eine schleichende degenerative Erkrankung des Gehirns. Am Ende führt sie zum Tod. Das hört sich vielleicht erstmal schrecklich an, Tatsache ist jedoch, dass wir alle irgendwann sterben müssen. Wir sind nur Meister darin, das zu verdrängen.

Wann immer uns, egal ob in privatem oder beruflichen Kontext an Demenz erkrankte Menschen begegnen, sollten wir daher

  • Stets zugewandt und freundlich sein
  • Geduld und Verständnis haben, gut zuhören
  • den Betroffenen ernst nehmen, auch wenn sie sich häufig wiederholen
  • uns immer wieder von interessanten Geschichten überraschen lassen
  • dürfen wir humorvoll sein und gemeinsam lachen
  • uns bei Betroffenen, zu denen wir ein gutes Verhältnis haben, daneben setzen, eine Hand hinhalten/anbieten, vielleicht wird sie genommen und schenkt ein Gefühl von Sicherheit und Angenommen sein und uns am Ende vielleicht auch immer wieder neu kennenlernen. (auch wenn gerade das für Familienangehörige anfangs oft eine Hürde ist)

Die Krankheit und Diagnose Demenz ist inzwischen Teil unserer Gesellschaft. Tendenz steigend. Daher lernen wir am besten, damit umzugehen. Demenz macht was mit uns. Die Diagnose ist eine große Herausforderung für die Angehörigen und das Umfeld.

Wenn Sie selbst Angehöriger eines an Demenz Erkrankten sind, erlauben auch Sie sich, sich gegebenenfalls Unterstützung zu suchen und in Anspruch zu nehmen. Es kann auch für Sie hilfreich sein, in geschützter Atmosphäre wertfrei darüber zu sprechen, auch über die eigenen Gefühle.

Autor: Margot Müller, Heilpraktikerin Psychtherapie
Thema: Was ist Demenz
Webseite: http://www.lebensfreude-praxis-celle.de

#Demenz

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