Wer meine Kolumne kennt, weiß, dass ich Ende des Jahres meist noch einmal alles Revue passieren lasse und dankbar bin.
Dankbar für das, was ich habe, was mir letztes Jahr Gutes widerfahren ist und vor allem dankbar für das, was mich von Kriegsteilnehmern, Obdachlosen oder Menschen in Entwicklungsländern unterscheidet.
Und dieses Jahr? F*ck nein, ich bin nicht dankbar.
Privat ist einiges schief gelaufen, Politik und Wirtschaft meines Landes sind schwierig, von anderen ganz zu schweigen. Inflation, Krieg, wieder Corona... ich mag manchmal auch nicht mehr.
Auch Pädagogen, Lehrer, Erzieher oder Eltern, wir müssen nicht immer positiv sein, wir dürfen auch realistisch sein - und auch das müssen Kinder lernen, nicht alles läuft immer perfekt und es gibt Phasen, in denen wir vielleicht nicht dankbar sind.
Und all diese Motivationssätze, diese Lebenstipps... nur wer positiv und freundlich durch die Welt geht, kann glücklich werden.
Ich kann sie nicht mehr hören, sie funktionieren nicht. Und trotzdem werde ich nie aufhören, zu kämpfen, dass ich auch morgen wieder einen Grund sehe, aufzustehen, dass ich auch morgen anerkenne, weder arm noch von Krieg bedroht zu sein, krankenversichert und unsere Kinder zur Schule gehen können - Mädchen und Jungen.
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Ein Jahr geht zu Ende...
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de