Mattigkeit – wenn das Leben scheinbar seinen Glanz verliert

Wer kennt es nicht – man fühlt sich energie- und antriebslos, und es fehlt so recht der Grund, morgens mit Elan aufzustehen und sich auf einen neuen Tag zu freuen.

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Gedanken wie „ob ich nun aufstehe oder Peng“ intensivieren dieses Gefühl von Leere und Sinnlosigkeit, und selbst wenn in den damit einhergehenden Gefühlen keine Lösung steckt, so sind sie doch Teil davon, solange man sich nicht darin verliert. Zu einer der größten Herausforderungen der Menschheit gehört sicher der Umgang mit der Bipolarität: plus <> minus, hell <> dunkel, gut <> böse, Licht <> Schatten, um nur einige wenige Beispiele zu nennen, die uns allen auf unserem Lebensweg begegnen. Ich möchte an dieser Stelle deutlich darauf hinweisen, dass bipolare Störungen hier nicht gemeint sind, da sie in den

Bereich eines Krankheitsbildes fallen. So sehr mancher es sich auch wünschen mag, von dieser Polarität unberührt zu bleiben und nie einen Anlass zur Betrübtheit zu haben, so sehr stellt sie andererseits unsere größte Hoffnung auf bessere Zeiten in einer Krise dar. Bipolarität bestimmt nicht nur uns, sondern ebenso den kleinsten Baustein unseres Lebens – das Atom. Bereits im Physikunterricht haben wir gelernt, dass das Zusammenwirken von positiv geladenem Kern und negativ geladenen Elektronen das Atom bestimmt und zusammenhält, was verdeutlicht, dass wir, solange wir uns in dieser physischen Inkarnation befinden, mit dieser Bipolarität arrangieren müssen.

Doch was hat dies alles mit Mattigkeit und fehlendem Glanz im Leben zu tun? 

Mattigkeit stellt auch nur das Gegenteil von etwas Anderem dar: sie ist das Gegenteil von Glanz und Lebensfreude. Und so wie der Weg zu diesem Gefühl von Leere und Mattigkeit meist nicht von heute auf morgen geschieht, sondern ein Prozess ist, der maßgeblich von Prägungen und Aufmerksamkeit bestimmt wird, so ist auch ein neues Selbstverständnis zu diesem Thema ein Weg, der notwendig ist – und das ist auch gut so. Unsere Gesellschaft hat sich seit Beginn der Technologisierung, in der Funktionalität, Prozesse und Effizienzdenken maßgeblich Einzug gehalten haben, vorwiegend damit beschäftigt, mit möglichst wenig Aufwand und fehlerfrei die besten Ergebnisse zu erzielen. Und da uns diese Ansprüche in allen Lebenslagen umgeben, sind wir regelrecht in einen Sog geraten, ähnliche Ansprüche auf unser Leben anzuwenden. Zeit- und Lean-Management, Prozessoptimierung und zunehmende Digitalisierung, die eine bislang unvorstellbare Geschwindigkeit in unser Leben bringt, machen es fast unmöglich, noch ein fehlbarer Mensch sein zu dürfen.

digitalisierung tablet

Aber sind es nicht genau die Fehler, die uns haben lernen lassen und die mitbestimmt haben, wer wir heute sind?

Auf einem Symposium über Digitalisierung in Unternehmen habe ich einmal den gewagten Satz geäußert, dass wir bei der Technologisierung den Menschen vergessen haben, und dass wir den gleichen Fehler bei der Digitalisierung nicht wieder machen sollten. In unserer „modernen“ Welt ist dieser Kommentar weder konstruktiv noch nachdenklich aufgenommen, sondern vielmehr vom Moderator ignoriert worden, da er für das Ergebnis nicht als zielführend angesehen wurde. Fragen wie „Ist es nachhaltig sinnvoll?“ oder „Macht es die Menschen glücklich und zufrieden?“ gehören leider nicht zu den Leitfragen des Fortschritts, obgleich es nur intelligent wäre, uns das Leben und unseren Lebensraum so zu gestalten, dass wir uns Wohlbefinden und Lebensfreude erhalten. In meinem Studium der Automatisierungstechnik habe ich die ersten Roboter in der Autoindustrie mit programmiert, bis ich eines Tages realisiert habe, dass ich unendlich vielen Menschen die Existenzgrundlage nehmen werde, wenn ich das fortführe, was ich da gerade tue. Ich habe den Prozess der Automatisierung und die Geschwindigkeitszunahme, mit der wir uns als Menschen inzwischen selbst überholt haben, mit der Beendigung meines Studiums zwar nicht aufhalten können, doch ich kann mit Gewissheit sagen, dass ich nicht dabei war. Um es klar zu sagen: Es geht nicht darum Fortschritt und Wissenschaft zu verteufeln – es geht darum, unseren natürlichen Wissensdrang so zu fokussieren, dass wir unser Leben lebenswerter und glücklicher machen. Fortschritt des Fortschritts wegen hat noch niemandem genützt, und grenzenloses Wachstum ist eine schöne, wenn auch illusorische Vorstellung, die keinem Naturprinzip gerecht wird. Oder kennen Sie einen Baum, der seit Jahrhunderten 15 - 20 % Wachstum zugelegt hat? Dann würde er sicher längst an der Stratosphäre kratzen, oder man könnte mit seiner Hilfe sogar auf den Mond klettern! Die ältesten Bäume haben das einzige Richtige gemacht – sie haben an Stabilität und Solidität zugelegt, um selbst den stärksten Stürmen stand zu halten. Über die Gründe, dass Unternehmer und Konzernvorstände dies nicht erkennen bzw. beachten, kann sicher ein ganzes Buch gefüllt werden. Oftmals habe ich den Eindruck, dass wir uns zunehmend in extremen Polaritäten bewegen und dabei den Blick für das Wesentliche verlieren – wir übernehmen beispielsweise Ansprüche im Job, ohne uns zu fragen, ob wir diese Aufgaben gerne erfüllen und sie in unsere Kernkompetenzen fallen. Wir schimpfen auf die Politik und über Entscheidungen, die von anderen getroffen werden und vergessen dabei völlig, eigene Entscheidungen zu treffen und alle damit verbundenen Konsequenzen anzunehmen und zu respektieren.  

Als lizenzierter Kompetenzberater begegnen mir immer wieder Menschen, die sich beruflich eher in unwegbarem Gelände befinden, als auf der richtigen Spur. Viele Menschen verbringen mehr Zeit damit, sich Gedanken über ihr nächstes Urlaubsziel und die Planung zu machen, als über den richtigen beruflichen Weg, obwohl wir alle weitaus mehr Zeit im Beruf als im Urlaub verbringen. Wenn wir kurz überschlagen, wie viele Stunden wir noch im Beruf verbringen, kommen schnell 70.000 Stunden zusammen, ausgehend von einem 30-jährigen Menschen. Ich denke, es macht daher schon Sinn, sich einmal zu fragen, ob man in einem Beruf ist, der die eigenen Kernkompetenzen abfragt bzw. fördert. 

Sich mit den eigenen Stärken zu befassen, die vorrangig die Basis der persönlichen Kernkompetenzen bilden, fällt vielen Menschen schwer, da es ungewohnt ist. Dabei zeigen nur unsere Stärken deutlich, ob wir das für uns Richtige tun -  das tun, was wir gut können, was uns Freude bereitet und wofür wir im besten Falle Anerkennung bekommen. Bei genauerem Hinsehen hat sich meist gezeigt, dass bei Menschen, die ein Burn-out haben erfahren müssen, mindestens einer dieser Punkte nicht mehr gegeben war. 

Wir werden auf unserem Lebensweg von einer unvorstellbaren Zahl verschiedener Ereignisse geprägt, was unsere Aufmerksamkeit im Leben so lenkt, dass wir ähnliche Situationen geradezu magisch anziehen. Wir neigen dazu, alles, was wir erfahren, mit dem zu vergleichen, was wir bereits erfahren haben und nach Entsprechungen und Übereinstimmungen zu suchen. Das führt dazu, dass wir eine prägende Ursprungssituation mit unzähligen ähnlichen Situationen ummanteln, die wir auf unserem Lebensweg erfahren. In den prägenden Situationen, die vorwiegend in der Kindheit gesetzt werden, fehlt noch das Bewusstsein, um die Prägung deutlich erkennen zu können, und je älter wir werden, desto mehr Schalen hat die Ursprungsprägung erhalten. Das gibt uns oftmals das Gefühl, in Verhaltensmustern zu stecken, ohne das Motiv zu kennen, geschweige denn sich frei entscheiden zu können. Die drei Selbst spielen hier eine große Rolle: Selbstbewusstsein, Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl – drei Worte, in denen wieder drei Worte enthalten sind: Selbst-bewusst-sein, Selbst-vertrauen-trauen, Selbst-wert-gefühl.

Diese Worte werden im Volksmund kreuz und quer verwendet, wobei sie Dank der deutschen Sprache sehr genau beschreiben, was eigentlich damit gemeint ist.

Selbstbewusstsein – sich seiner Selbst und der Motive/Gründe seiner Handlungen bewusst sein.

mann laeuft durch feld

Auch im Phänomen Selbstbewusstsein spielt die Bipolarität eine wesentliche Rolle – bewusst oder unbewusst. Wenn ich mir meiner Motive und Gründe für eine Verhalten bewusst bin, kann ich frei entscheiden, ob ich mich wie gewohnt oder eben diesmal anders verhalte. Wenn ich mir der Gründe und Motive nicht bewusst bin, bestimmt mein Unterbewusstsein – sprich: meine Prägungen – mein Verhalten. Dabei bedeutet persönliche Freiheit in der Regel, eigene Entscheidungen treffen zu können und somit selbstbestimmt zu leben. Freiheitsstrafe bzw. Freiheitsentzug beschreiben deutlich, dass wir fehlende Freiheit sogar benutzen, um Menschen zu bestrafen. Wenn wir uns jedoch nie damit befassen, was die Gründe und Motive der eigenen Verhaltensweisen sind, und welche Prägungen dahinterstehen könnten, so bauen wir uns unser eigenes inneres Gefängnis. Und genau das fühlen viele Menschen und suchen die Befreiung im Außen – sie lehnen sich gegen die Welt auf, statt die Zügel selbst in die Hand zu nehmen und verantwortungsvoll zu agieren, statt zu reagieren.

Viele Menschen versuchen Prägungen durch intensives Nachdenken zu ergründen. Dabei sind die beiden bestimmenden Größen einer Prägung Information und Emotion, sprich das, was wir wahrnehmen und das, was wir fühlen. Wissenschaftlich betrachtet, entstehen Prägungen immer dann, wenn Botenstoffe – auch Neurotransmitter genannt - im Spiel sind. Botenstoffe sind Adrenalin, Serotonin oder Dopamin, um nur einige zu nennen. Nach wissenschaftlichen Erkenntnissen fördert der Ausstoß dieser Neurotransmitter die Bildung neuer Synapsen im Gehirn. Somit lässt sich sagen, dass extreme Gefühlslagen, in denen der Körper viel Adrenalin (Stress) oder Dopamin (Glück) produziert, die Wahrscheinlichkeit neuer Prägungen fördert. Wenn dem so ist, ergibt sich eine Frage, die jeder für sich selbst beantworten kann: Wollen wir mehr Situationen mit Adrenalin oder mehr Lebensmomente mit Dopamin erleben? Eines ist gewiss: Wer ständig negativ denkt, trainiert sich selbst zum Unglücklich sein. Wenn dies unser Schulsystem -und manche Eltern- verstehen und ändern, und sich mehr auf die Fähigkeiten und Stärken konzentrieren und richtige statt falsche Ergebnisse bzw. Verhaltensweisen zählen würden, wäre schon viel gewonnen. Eine unumstößliche Wahrheit ist, dass wir den Rest unseres Lebens mit uns selbst verbringen werden. Daher wäre es nur angemessen, uns selbst der beste Freund zu sein und auch so mit uns umzugehen.

Wie können wir selbstbestimmt so handeln, dass wir uns mehr Zufriedenheit und Zuversicht ins Leben holen? Aufmerksamkeit ist hier die Zauberformel, denn jeder kennt es aus dem eigenen Leben, dass uns plötzlich etwas, mit dem wir uns beschäftigt haben oder was wir gerne hätten, immer wieder begegnet – sei es ein Auto oder ein Kleidungsstück. Oder im Fernsehen erscheint plötzlich just in dem Moment ein Urlaubsziel, wo wir schon immer einmal hinwollten. Persönlich arbeite ich seit 1993 mit Zielcollagen, die ich meist an den ruhigen Tagen zwischen Weihnachten und Neujahr für das kommende Jahr gestalte. Ich besorge mir Magazine und Zeitschriften, mit denen ich mich gerne beschäftige, und die sowohl eine Vielzahl von Bildern als auch inspirierende Worte oder Sätze beinhalten. Diese Magazine blättere ich durch, ohne ins Lesen zu verfallen, und reiße die Seiten, die mich inspirieren oder ansprechen heraus. Nach einer Weile, und wenn ich das Gefühl habe, ausreichend Worte/Sätze und Bilder gefunden zu haben, lege ich diese auf eine Kartonage (Farbe frei wählbar) und gestalte eine Kollage, auf der ich die Bilder und Sprüche so lange hin und her schiebe, bis mir das Gesamtbild gefällt. Dann klebe ich sie auf und hänge das entstandene Bild in einem wertigen Rahmen an eine passende Stelle. Gute Orte, um dieses Bild aufzuhängen, sind in der Nähe des Schreibtisches (Zuhause) oder in Sichtweite vom Schlafplatz. Wenn man sich täglich einmal die Collage anschaut und nichts Anderes tut, als sich immer wieder Dinge darauf einzuprägen, so wird die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, diese Ziele im Leben auch zu erfahren. Noch ein Tipp: Zeigen Sie Ihre Collage nur Menschen, die ihnen gut gesonnen sind, und von denen sie Wohlwollen erfahren – alle anderen würden eher destruktiv wirken, was dem Ziel der Collage entgegengesetzt wirken würde. 

Die Lebensgestaltung, soweit möglich, wieder mehr in die eigene Hand zu nehmen und sich möglichst oft Highlights im Leben zu schaffen, fördert unsere Fähigkeiten, auch mit schwierigen oder unüberwindbar scheinenden Lebenssituationen umgehen zu können. Die Kraft der Motive (auch Motiv-ation genannt) zu nutzen, um den eigenen Lebensweg zu gestalten, wird ganz sicher der Einzigartigkeit unseres individuellen Lebens gerechter, als sich in der vermeidlichen Sicherheit der Allgemeinheit und Konformität treiben zu lassen und bei eigener Unzufriedenheit mit Gott und der Welt ins Gericht zu ziehen bzw. diese zu kritisieren. 

Selbst-wert-gefühl – im Grunde ist mit der genauen Betrachtung dieses Wortes bereits vieles gesagt. In welchen Situationen fühle ich mich selbst wertvoll?

Meist dann, wenn wir etwas tun, was wir gerne tun, was wir gut können, und für das wir entsprechend Anerkennung erfahren. Anerkennung … ein magisches Wort, für das so viele Menschen bereit sind, Unsummen zu investieren oder sogar ihre Selbstbestimmung zu vernachlässigen. Ich beschreibe Anerkennung gerne als Brot und Wasser für die Seele. Und wenn wir Anerkennung durch Wertschätzung ersetzen, so wird deutlich, dass das Leben und Schätzen der eigenen Werte schon der erste Schritt zu mehr Anerkennung ist, die wir uns selber schenken. Wenn wir Anerkennung erfahren, fühlen wir uns mit anderen verbunden, und in meinen Augen ist der Wunsch nach Verbundenheit eines der intensivsten Naturprinzipien, die uns Menschen antreibt. Im Grunde unseres Seins sind wir alle Rudelwesen, was man leicht davon ableiten kann, dass wir andere Menschen brauchen, um überleben zu können. Als Kind wären wir nicht überlebensfähig ohne äußere Zuwendung und Hilfe – im Gegensatz z.B. zur Meeresschildkröte, die ohne jegliche Fürsorge überleben kann. Kaiser Friedrich hat einmal experimentell herausfinden wollen, welche Sprache bzw. Verständigung Säuglinge entwickeln, wenn sie von außen keine sprachliche Stimulation bzw. Inspiration erfahren – das traurige Ergebnis zeigt deutlich, dass unser innerer Antrieb zu lernen in uns immanent ist. Ohne eine Chance, durch Nachahmung zu lernen, verkümmert unsere Entwicklung, so wie in Friedrichs Experiment, in dem die Säuglinge bereits nach kurzer Zeit alle gestorben waren, obwohl sie körperlich ausreichend versorgt wurden. 

Verbundenheit ist also ein dem Menschen innewohnendes Naturprinzip, was auch dadurch deutlich wird, dass Verbundenheit unsere erste Erfahrung ist, die wir im Mutterleib über neun Monate erleben: gleiche Gefühle, gleiches Blut und gleiche Lebensgrundlagen – eine innigere Verbindung ist kaum vorstellbar. In dieser Verbundenheit mit unserer Umwelt, die unser Überleben sichert, lernen wir durch Nachahmung, uns in dieser Welt zu recht zu finden – manchmal recht und ab und zu eher schlecht als recht. Laufen und Sprechen lernen war nicht von der ersten Minute an von Erfolg gekrönt, und trotzdem wir beim Laufen lernen oft gefallen sind, sind wir immer wieder aufgestanden, weil wir Anerkennung für die ersten Schritte erfahren haben. Dieses Prinzip bestimmt einen Großteil unseres Lernens und hat zur Folge, dass die Bedeutung von Anerkennung, die wir im Außen erfahren, enorm groß und wichtig wird. Diesem Phänomen bedienen sich Trends, Ideale und Idole, die zu allen Zeiten in der Geschichte vorhanden waren. Sie haben nur in den verschiedenen Zeitepochen ihren Stil bzw. Inhalt geändert – war es seinerzeit „Atomkraft – Nein danke“, so ist es heute „Friday for Future“ u.v.m. Solange die Anerkennung von Außen uns zufrieden macht, ist die Welt scheinbar in Ordnung. Doch sobald eine Krise uns ereilt, kommt dieses Konstrukt sehr schnell aus dem Gleichgewicht, da uns die Sehnsucht nach äußerer Anerkennung in eine Abhängigkeit geführt hat. Diese Abhängigkeit wird deutlich, wenn wir uns einmal vorstellen, die La-Ola-Welle nicht mit tausenden Fans gemeinsam, sondern alleine inmitten der Fußgängerzone zu machen. Im Stadion gehören wir so einfach dazu, ohne dass die Handlung wirklich Sinn macht – in der Fußgängerzone können wir froh sein, wenn man uns nicht in einer eng sitzenden weißen Jacke abführt. In

Krisenzeiten ist ein Wertgefühl in uns selbst meist nur in der Ferne zu erahnen, und wenn wir in der Krise ein Kompliment erhalten, so neigen wir allzu gerne dazu, es schnell wieder ad absurdum zu führen. Dann wird aus dem Kompliment für ein neues Kleidungsstück schnell ein Schnäppchen, das wir im Schlussverkauf günstig erstanden haben – dabei hätte ein einfaches „Dankeschön, mir gefällt es auch sehr gut“ nicht nur mir selbst, sondern auch dem Komplimente-Macher besser getan. 

Wie können wir diese Anerkennungssucht von Außen mildern?

Indem wir uns möglichst viele Erlebnisse in unser Leben holen, in denen wir uns selbst wertvoll fühlen. Und das geht am Einfachsten, wenn wir Dinge tun, die wir gerne tun und die wir gut können – unabhängig davon, was die Welt dazu sagt. Sehr einfach wird dies, wenn wir uns auf unsere Stärken konzentrieren und diese in möglichst vielen Lebenslagen leben, also Highlights schaffen, die das Leben einzigartig machen und uns das Gefühl geben, unser Leben zumindest in Teilen selbst bestimmen und beeinflussen zu können. Die vermeintliche äußere Realität kann ich nur begrenzt beeinflussen, da viele Menschen dabei mit kreieren, doch ich kann lernen, meine Aufmerksamkeit auf die Dinge zu lenken, die ich in meinem Leben erfahren und erleben möchte. In den 28 Jahren Zielcollage habe ich Vieles erlebt, dass ich mir in meinem Leben gewünscht habe und dabei obendrein noch viele glückliche Fügungen erfahren, die das Leben spannend und abwechslungsreich machen. Das Einzige, was ich brauche, um meine Lebenszeit selbst zu gestalten, ist eben diese Lebenszeit, und glücklicherweise ist es genau das, über das ich alleine bestimme, und was man keinem Menschen – außer man tötet ihn – nehmen kann.

Selbstvertrauen – vertrauen – sich trauen – sich trauen zu vertrauen – Wortspiele, die deutlich zeigen, wie wichtig dieses Wort für unsere Persönlichkeit und unser soziales Miteinander ist.

Selbstvertrauen ist die Welt der Werte, der Dinge, die mir wichtig sind. Wenn ich bei Vorträgen gefragt habe, welcher Wert den Menschen der Wichtigste ist, so kam meistens schnell Ehrlichkeit ins Spiel. Ehrlichkeit scheint einer der wesentlichen Werte des Miteinanders zu sein – ob in Partnerschaften, in der Familie oder in Unternehmen. Doch wenn ich dann gefragt habe, wer denn schon einmal gelogen hat, so gingen meist alle Hände hoch: wie paradox! Wir projizieren einen Wert in die Welt und erleben tagtäglich, dass wir ihm selbst nicht gerecht werden bzw. ihn nicht erfüllen und einhalten können. Hier geht es nicht um Unfehlbarkeit oder den perfekten Menschen, sondern vielmehr darum, welche Auswirkungen dieses Verhalten hat. Um Ehrlichkeit zu leben, brauche ich Mut – den Mut, zu meinen Worten und Taten zu stehen. Wenn ich mutig bin, traue ich mich. Somit bestärkt dieser Mut mein Selbstvertrauen, ich traue mich mehr. Wie hingegen wirkt eine Lüge? Eine Lüge ist ein Akt von Angst – Angst, die Verantwortung für mein Tun und Handeln zu übernehmen. Und wenn Angst im Spiel ist, traue ich mich in der Regel nicht, was dazu führt, dass ich sukzessive mein Selbstvertrauen zerstöre. Es ist nicht das Schlimmste, dass jemand meine Lüge aufdeckt (dann habe ich immer noch die Chance, dazu zu stehen), sondern für unser Selbstvertrauen ist es zerstörerisch, dass wir selbst in jedem Moment wissen, wann wir gelogen haben und zu feige für unsere Wahrheit waren. Manche Menschen perfektionieren dies und glauben irgendwann selbst, was sie erlogen haben. Um mein Selbstvertrauen zu stärken, ist es enorm wichtig, meine Werte zu kennen und sie in möglichst viele Situationen zu leben. Und wenn ich einen Wert nicht eingehalten habe, dann gilt es, daraus zu lernen, und es bei nächster Gelegenheit besser zu machen: Also das natürliche Prinzip des Lernens durch Fehler zu nutzen, um meine eigenen Vorstellungen näher und näher kommen.

Auf meinem beruflichen Weg und in zahllosen Lebenssituationen in Fern und Nah bin ich inspirierenden Menschen mit innovativen Ansichten begegnet, und ich finde es immer noch enorm spannend, durch und über das Leben zu lernen. Ich glaube, dass wir – ganz gleich welche Talfahrt uns begegnet und wie viele Situationen von Mattigkeit wir erfahren, immer daraus lernen können, um dieses eine Leben, das wir haben, so zu leben, wie wir es uns vorstellen und wünschen. An sich selbst zu glauben, seine Werte zu leben und in möglichst vielen Momenten bewusst zu handeln, sind in meiner Welt der Schlüssel zu mehr Zufriedenheit, Selbstverwirklichung und Wertgefühl. Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie in diesem Artikel Ihre Inspirationen finden und so den Schlüssel erkennen, der auch Ihrem Leben mehr Glanz verleiht – das Leben ist eine Sinuswelle mit Aufs und Abs, doch im besten Falle zeigt sich eine aufsteigende Tendenz, die wir selbst in der Hand haben.

Autor: Georg Jost, Business-Coach & Trainer
Thema: Mattigkeit
Webseite: http://www.georgjost.de

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