Der Wunsch nach einem eigenen Kind ist für viele Paare ein zentrales Lebensziel. Wenn sich jedoch trotz aller Bemühungen keine Schwangerschaft einstellt, beginnt oft die Suche nach alternativen Methoden zur Unterstützung der Fruchtbarkeit.

Zum Glück kann man sich heutzutage bereits umfassend im Internet vorinformieren. Dort wird man auf eine ganze Reihe unterschiedlicher Methoden stoßen, angefangen von Nährstoff-Ergänzungen über Akupunktur bis hin zur Behandlung möglicher seelischer Blockaden. Je nach Präferenz wird man dann mit entsprechenden Therapeuten Kontakt aufzunehmen.
In diesem Artikel soll speziell die Osteopathie vorgestellt werden.
Was ist Osteopathie?
Die Osteopathie wurde im 19. Jahrhundert von dem amerikanischen Arzt Dr. Andrew Taylor Still entwickelt. Sie basiert auf der Annahme, dass der Körper über Selbstheilungskräfte verfügt und dass Struktur und Funktion des Körpers eng miteinander verbunden sind. Durch manuelle Techniken wie Mobilisation, Manipulation und Massage sollen Blockaden und Spannungen im Gewebe gelöst werden, um die natürliche Beweglichkeit und Funktion des Körpers wiederherzustellen. Dabei wird der Mensch stets in seiner Gesamtheit betrachtet, wobei besonderes Augenmerk auf das Zusammenspiel von Muskeln, Gelenken, Organen und dem Nervensystem gelegt wird.
Die drei Hauptbereiche der Osteopathie
Die Osteopathie gliedert sich in drei Hauptbereiche:
- Parietale Osteopathie: Sie befasst sich mit dem Bewegungsapparat, also Knochen, Muskeln, Sehnen und Bändern. Ziel ist es, Einschränkungen in der Beweglichkeit zu erkennen und zu behandeln.
- Viszerale Osteopathie: Dieser Bereich konzentriert sich auf die inneren Organe und deren umgebende Strukturen. Durch sanfte Techniken sollen Spannungen und Bewegungseinschränkungen der Organe gelöst werden, um deren Funktion zu optimieren.
- Craniosacrale Osteopathie: Sie beschäftigt sich mit dem craniosacralen System, das Schädel (Cranium), Wirbelsäule und Kreuzbein (Sacrum) umfasst. Durch sanfte Berührungen sollen Spannungen in diesem System erkannt und behandelt werden.
Osteopathie in Deutschland
In Deutschland erfreut sich die Osteopathie wachsender Beliebtheit. Laut einer Forsa-Studie aus dem Jahr 2021 haben bereits knapp ein Viertel der Bundesbürger Erfahrungen mit osteopathischen Behandlungen gemacht. Die Zufriedenheit ist dabei hoch: Acht von zehn Patienten sind zufrieden oder sehr zufrieden mit der Behandlung. Aktuell gibt es in Deutschland über 10.000 hochqualifizierte Osteopathinnen und Osteopathen, die jährlich rund zehn Millionen Behandlungen durchführen. Diese Zahl verdeutlicht die zunehmende Akzeptanz und das Vertrauen in diese Therapieform.
Wie kann die Osteopathie konkret beim Kinderwunsch helfen?
Ein unerfüllter Kinderwunsch kann vielfältige Ursachen haben, darunter hormonelle Störungen, organische Erkrankungen oder psychische Belastungen. In einigen Fällen lassen sich jedoch keine eindeutigen medizinischen Gründe finden, oder sie wurden behandelt, aber nicht mit dem erhofften Erfolg. Hier setzt die Osteopathie an, indem sie versucht, mögliche funktionelle Einschränkungen oder Blockaden im Körper zu identifizieren und zu korrigieren, die die Fruchtbarkeit beeinträchtigen könnten.
Osteopathie betrachtet den Körper als vernetztes System, in dem auch alte Verletzungen und Spannungen Einfluss auf die Funktion der inneren Organe nehmen können – darunter auch jene, die für die Fortpflanzung entscheidend sind.
Stürze beim Sport, Unfälle, Reit- oder Skiverletzungen, aber auch Operationen im Bauch- und Beckenbereich können zu Verschiebungen und Fehlstellungen von Organen führen. Besonders betroffen sind dabei häufig das Kreuzbein und das Steißbein, die eine zentrale Rolle für die Statik und Funktionalität des Beckens spielen. Wenn das Steißbein etwa verdreht ist, kann das den Beckenboden destabilisieren – was wiederum zu einer Senkung der Gebärmutter oder Blase führen kann.
Ebenso können Narben durch Operationen wie Blinddarm-OPs oder durch wiederkehrende Entzündungen – etwa der Eierstöcke oder Harnblase – zu Verklebungen (sogenannten Adhäsionen) im Gewebe führen. Diese können die Beweglichkeit von Eileitern und Eierstöcken einschränken und so die natürlichen Abläufe im Körper stören. Durch die verminderte Beweglichkeit leidet zudem oft die Durchblutung, was die Funktion der betroffenen Organe weiter schwächen kann – ein Teufelskreis, der sich auch negativ auf die Fruchtbarkeit auswirkt.
Genau hier kann eine osteopathische Behandlung ansetzen: Mit sanften, gezielten Handgriffen werden Verklebungen gelöst, Beweglichkeit wiederhergestellt und die Organlage optimiert. So werden die Beckenorgane – darunter Gebärmutter, Eierstöcke und Blase – in ihre physiologisch vorgesehene Position zurückgeführt. Das verbessert nicht nur die Durchblutung, sondern unterstützt auch das Zusammenspiel von Nerven, Hormonen und Organfunktionen. Kurz gesagt: Die Osteopathie kann helfen, die inneren Voraussetzungen für eine Schwangerschaft zu optimieren – ganz ohne Medikamente, sondern durch die gezielte Aktivierung der Selbstheilungskräfte des Körpers.
Ein Erfahrungsbericht: Osteopathie als Schlüssel zum Wunschkind
Ein konkretes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Osteopathie bei unerfülltem Kinderwunsch ist der Erfahrungsbericht einer Patientin, der auf der Website des Verbands der Osteopathen Deutschland e.V. veröffentlicht wurde (https://www.osteopathie.de/n5785). Es handelt sich dabei um ein sehr ausführliches und lesenswertes Interview, auf das an dieser Stelle nur verwiesen werden kann. Kurz zusammengefasst, berichtet dort die Patientin, dass sie sich nach mehreren Jahren erfolgloser, auch in einer Kinderwunschklinik unterstützter Versuche, schwanger zu werden, der Osteopathie zuwandte. Die Therapeutin identifizierte und behandelte gezielt Spannungen und Blockaden im Beckenbereich. Nach einigen Sitzungen stellte sich eine Schwangerschaft auf natürlichem Wege ein.
Auch in Österreich haben viele Paare Hilfe durch die Osteopathie erfahren. Anders als in Deutschland dürfen dort Therapeuten auf ihren Webseiten die Patienten zu Wort kommen lassen. Die Berichte auf der Seite einer Osteopathin mit Master-Abschluß der Donau-Uni Krems vermitteln sehr viel Positives und lohnen sich zu lesen:
https://www.osteopathie-kinderwunsch.at/bewertung/
Wissenschaftliche Perspektiven und Grenzen der Osteopathie
Obwohl es zahlreiche positive Erfahrungsberichte gibt, ist die wissenschaftliche Evidenz zur Wirksamkeit der Osteopathie bei unerfülltem Kinderwunsch begrenzt. Einige Studien deuten darauf hin, dass osteopathische Behandlungen positive Effekte auf die Fruchtbarkeit haben können, insbesondere wenn keine organischen Ursachen vorliegen. Dennoch sind weitere umfassende wissenschaftliche Untersuchungen erforderlich, um eindeutige Aussagen treffen zu können.
Bevor das Paar möglicherweise den durchaus belastenden Weg einer künstlichen Befruchtung beschreitet oder kinderlos bleibt, lohnt sich der Kontakt zu einem gut ausgebildeten alternativen Therapeuten auf jeden Fall. Studien sind die eine Sache, Erfahrungsheilkunde eine andere. Geben Sie keinesfalls zu früh auf!
Es ist andererseits trotzdem wichtig zu betonen, dass die Osteopathie keine Garantie für eine erfolgreiche Schwangerschaft bietet. Vielmehr kann sie als ergänzende Maßnahme in einem Gesamtkonzept betrachtet werden, die darauf abzielt, den Körper in ein optimales Gleichgewicht zu bringen und somit die Voraussetzungen für eine Empfängnis zu verbessern.
Worauf man bei der Wahl eines Osteopathen achten sollte
Wenn Sie sich für eine osteopathische Behandlung im Rahmen Ihres Kinderwunsches interessieren, ist es entscheidend, einen qualifizierten und erfahrenen Osteopathen zu wählen. In Deutschland ist der Beruf des Osteopathen nicht einheitlich geregelt, weshalb die Qualifikationen der Anbieter variieren können. Achten Sie darauf, dass der Osteopath eine fundierte Ausbildung absolviert hat und idealerweise Mitglied in einem anerkannten Berufsverband ist.
Zudem sollte der Osteopath Erfahrung in der Behandlung von Frauen mit Kinderwunsch haben und bereit sein, eng mit anderen medizinischen Fachkräften zusammenzuarbeiten, um eine umfassende Betreuung zu gewährleisten.
Fazit
Die Osteopathie bietet einen ganzheitlichen Ansatz, der darauf abzielt, den Körper ins Gleichgewicht zu bringen und somit die natürlichen Voraussetzungen für eine Schwangerschaft zu optimieren. Während die wissenschaftliche Evidenz noch begrenzt ist, berichten viele Frauen von positiven Erfahrungen mit osteopathischen Behandlungen im Rahmen ihres Kinderwunsches.
Autor: Christiane Elisabeth Bergmann
Thema: Osteopathie bei Kinderwunsch
Webseite: https://naturheilpraxis-bergmann.de
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