Das I-tüpfelchen im Team ist Kommunikation. Kommunikation findet auf unterschiedlichen Wegen statt – wir beschäftigen uns hier mit der vom Aussterben bedrohten Kommunikation von Angesicht zu Angesicht.
Spätestens seitdem wir die Vorzüge vom Home-Office kennengelernt haben und Büro-Arbeitsplätze dem Schreibtisch-Sharing gewichen sind, findet immer weniger Kommunikation in den Büros statt. Aber auch in Berufen, die fern ab von Schreibtischen stattfinden, wie z.B in Pflegeberufen oder der pädagogischen Arbeit verschwindet die klassische Kommunikation immer mehr. Woran das liegt, kann ich hier und heute nur spekulieren – das soll auch nicht das Thema sein.
Ganz nüchtern betrachtet ist Kommunikation zunächst ein Austausch von Worten. Dazu kommen Gestik, Mimik, Körpersprache und natürlich Inhalte. Wenn Sie eine schriftliche Nachricht erhalten, dann lesen Sie den Inhalt. Entweder Sie verstehen ihn oder nicht. Mit beigefügtem „Emoji“ beginnt evtl. die Definition und Interpretation der Aussage.
Und genau darum geht es: Wenn wir uns gegenüberstehen merken wir anhand der Körpersprache, der Mimik, der Stimme, was gemeint ist. Wir können nicht verstandenes nachfragen, Inhalte hinterfragen, unsere Kenntnis vom Menschen nutzen, und hoffen, dass wir alles zusammen richtig deuten.
Was passiert da? Die Stimme, so wird behauptet, drückt die Stimmung aus. Es ist ein Unterschied zu hören, ob ich freudig oder wütend, ob ich aufgeregt oder angenervt bin – und mein Gegenüber merkt das. Die aktuelle Emotion beeinflusst u.a. die Atmung und lenkt z.B. die Sprachgeschwindigkeit, den Sprachklang, Höhen, Tiefen usw.
Kommen wir zur Mimik: Die ist zunächst einmal eine Veränderung im Gesicht. Aus ca. 19 unterschiedlichen Muskeln können interessante Gemütszustände abgebildet werden.
Studien haben ergeben, dass die Mimik ca. 3-7 Sekunden vor dem gesprochenen Wort stattfindet. Das Gehirn arbeitet zuverlässig und präzise – und Sie können sie nicht bewusst kontrollieren. Exkurs: Paul Ekman, Psychologe später Professor aus USA, fand u.a. statistische Hinweisefür die erbliche Bedingtheit zahlreicher emotionaler Ausdrücke, darunter die von ihm unterschiedenen sieben Basisemotionen: Freude, Wut, Ekel, Furcht, Verachtung, Traurigkeit und Überraschung. Diese Basisemotionen werden von allen Menschen kulturübergreifend in gleicher Weise erkannt und ausgedrückt. Quelle: Wikipedia
In einer Zusammenfassung seiner Arbeiten schrieb Ekman: „Emotionale Ausdrücke sind zentral für die Entwicklung und Regulierung von interpersonalen Beziehungen“.
Bereits diese Aussage kann zu dem Gedanken führen, dass wir am Telefon oder online keine Chance haben, mit unserem Gegenüber wirklich in Verbindung zu sein.
Es geht weiter zur Körpersprache: Vielleicht kennen Sie aus eigener Erfahrung eine Situationen, in der Sie etwas erzählen möchten und das Gegenüber wendet sich halb ab. Was fühlen Sie dabei? Wie fühlt es sich an, wenn Sie angelächelt werden?
Körpersprache, Mimik und Stimme können Sie nur wahrnehmen, wenn Sie sich persönlich begegnen.
Ein weiterer, wichtiger Baustein für die direkte Kommunikation ist das gesprochene Wort selbst. Im direkten Gespräch haben Sie die Möglichkeit, spontan zu hinterfragen und eine Antwort kommt meist, ohne bis zum nächsten (online) Austausch warten zu müssen. Impulse, kreative Ansätze sowie Diskussionen können im direkten Gespräch entstehen, sich entwickeln.
Zurück zur Ausgangsfrage: Wie wichtig ist Kommunikation am Arbeitsplatz?
Sehr wichtig!
Welche Anlässe gibt es zur direkten Kommunikation?
Vielleicht arbeiten Sie in Projekten – dann ist ein regelmäßiger Info-Austausch, Meilensteingespräche u. ä. fast unerlässlich. Natürlich gibt es für Projektarbeiten wunderbare Methoden, die Zeit sparen und die das aufstehen vom Stuhl am PC vermeiden – aber wie wundervoll wäre es, wenn Sie sich an der großen Projektwand treffen und dort mit der Kollegin oder dem Kollegen noch einmal nebenbei einige Worte wechseln könnten. In den seltensten Fällen finden dort private Gespräche statt…
Diese sind in der Kaffeeküche oder z. B. am Kopierer sehr viel netter zu führen. Denn auch der private Austausch ist ein unglaublich wichtiger Baustein der beruflichen Kommunikation: Das gemeinschaftliche „quatschen“ kann Verbindung schaffen und Vertrauensbildung oder-Beziehungsausbau begünstigen.
Zum Thema Teambesprechungen: Besprechungen in und mit dem Team bieten Möglichkeiten des Austausches untereinander und den Vorteil, alle Mitarbeitenden zur gleichen Zeit mit denselben Inhalten zu versorgen, Fragen zu beantworten, Ideen aufzugreifen, Gedanken zu veröffentlichen, Strukturen zu bearbeiten usw. Das funktioniert in einem direkten Austausch sehr viel einfacher als in einer Video-Konferenz, in der ich evtl. darauf warte, das Wort erteilt zu bekommen.
Einzelgespräche, Fördergespräche, Feedbackgespräche, die auch evtl. mit einem Gang durch die frische Luft verbunden werden können, sollten Sie immer direkt und persönlich führen. Sie nehmen dadurch die Schwingung Ihres Gegenübers auf: Stimme (Stimmung) Mimik, Gestik/ Körpersprache hilft uns zu verstehen und den Gesprächsverlauf positiv zu beeinflussen – auch wenn das Thema als Kritikgespräch gedeutet werden könnte.
Kritikgespräche entstehen evtl. durch regelmäßigen Austausch gar nicht erst: Im direkten Gespräch können Missverständnisse schneller aufgeklärt und eine falsch eingeschlagene Richtung in die richtige Bahn gelenkt werden. Das wiederum beeinflusst die Zusammenarbeit positiv und die Motivation, „für die gute Sache zu arbeiten“ kann wachsen.
In Interaktion lernen wir uns untereinander besser kennen. Wir können entscheiden, ob wir uns sympathisch sind, ob wir miteinander arbeiten können und wollen. Wir stellen Gemeinsamkeiten fest, Gegensätze, lernen unsere Meinungen zu bestimmten Themen kennen. Wir merken, wie Mitteilungsfreudig „Der“ oder wie gut zuhörend „Die“ ist. Wir erfahren, welche Aufgaben im Team gern übernommen werden, welche Stärken jemand hat. Die daraus resultierenden Erkenntnisse wiederum verhelfen uns, die Arbeit sinnvoll zu strukturieren.
Was bringt mir das persönlich?
Ein „Nein“ hat andere Bedeutung wenn es gesagt wird. „Der Ton macht die Musik“ (Stimmung!) Wenn es geschrieben steht ist es oft nicht eindeutig. Einer gesprochenen Ablehnung folgt ein weiteres Gespräch, bei einer geschriebenen macht sich die lesende Person möglicher Weise erst einmal interpretierende Gedanken. Das kostet Zeit und führt oft in eine falsche Richtung. (Eine Ablehnung ist nicht in Verbindung mit einer Rechtfertigung zu betrachten…Thema Abgrenzung…)
Sie lernen Ihre Kollegin, Ihren Kollegen besser kennen, die Wertschätzung der Person kann eine andere Dimension bekommen – und das gilt für Ihre Person ebenso. Sie bekommen Einblicke in die Tätigkeiten „der Anderen“ was vielleicht auch ein Verständnis für Handlungsabläufe und Arbeitsweisen mit sich bringt. Durch den Austausch verändert sich evtl. das Gedankenkonstrukt, vielleicht erfahren Sie eine kreative Wendung, die Sie nicht freigesetzt hätten, wenn Sie an Ihrem Arbeitsplatz geklebt hätten. Überhaupt tut es mal gut, den Platz zu wechseln: Ein Ortswechsel bringt nicht nur körperliche sondern auch geistige Bewegung mit sich und kann sich positiv auswirken. Auch eine Rückmeldung kann gegeben/ empfangen werden. Ein Feedback hilft der Entwicklung – egal ob es positiv oder negativ ausgefallen ist. Ihre Erkenntnis aus einem Gespräch können Sie auch am Verhalten (Mimik/ Gestik, Körpersprache, Stimme) Ihres Gegenüber ableiten und reflektieren. Das kann sehr spannend sein.
Wenn kommuniziert wird, wachsen Netzwerke, verschwinden gedankliche Grenzen, eröffnen sich neue Möglichkeiten. „Menschenkenntnis“, evtl. Toleranz im Denken und/ oder Handeln, Kritik zu üben und Kritik zu erhalten sind Nebenwirkungen, die uns beim Wachsen begleiten.
Direkte Kommunikation tut auch etwas für unsere Gesundheit: Neben den bereits genannten Aspekten ist es sinnvoll auch im beruflichen Alltag einmal „die Handbremse anzuziehen“ und die Schnelllebigkeit für den Moment auszublenden. Denn wenn Sie zwischendurch einmal den „Fuß vom Gas nehmen“, betreiben Sie Stressprophylaxe… im Nachgang ist ihr Arbeiten möglicher Weise konzentrierter, weniger Fehleranfällig und kurzweiliger. Den Augen tut es auch gut, wenn sie einmal etwas anderes zu sehen bekommen. Die Zuwendung, die im Gespräch passiert, sich Zeit füreinander zu nehmen (Zeit…neues Thema) schafft Nähe und tut der Seele gut und ist ein gutes Mittel gegen die Vereinsamung hinter einer PC-Mauer, einem einsamen Arbeitsplatz.
Fazit:
Sprache ist etwas lebendiges. Reden wir intensiv miteinander, schaffen wir Verbindung die uns (meistens) guttut.
Kommunikation hält ein Team, die Arbeitsgruppe und einzelne Mitarbeitende gesund und kann motivierend wirken.
Gemeinsam Lachen kann durch kein Emoticon ersetzt werden!
Die Inhalte dieses Textes fußen auf Erfahrungen und Berichten aus Teamentwicklungsworkshops im deutschsprachigen Raum. Die Inhalte sind nicht wissenschaftlich hergeleitet.
Autorin: Simone Reese - Psychotherapeutische HP, Coach und Mediatorin
Thema: Wie wichtig ist Kommunikation am Arbeitsplatz?
Webseite: https://www.seelen-taumel.de
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