Einen Menschen loslassen den man liebt

In der heutigen Zeit hat der Begriff „loslassen“ einen großen Bedeutungswandel erlebt.

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Meinte man noch vor wenigen Jahrzehnten mit LOSLASSEN eher etwas fallen zu lassen, bzw. die Hände von etwas zu lassen, also ein materielles Loslassen, so bedeutet „loslassen“ nun eher, etwas in einem übertragenen Sinne loszulassen.

Die Psychologie hat immer mehr Einzug in unsere Wohnzimmer gehalten. Das Internet machte es möglich. Wissen, auch psychologisches Wissen, durchfluten seit vielen Jahren unser Leben.

Die veränderte Bedeutung des Wortes Loslassen

War es noch vor 30 Jahren nur einer besonders interessierten Gruppe von Menschen möglich, sich durch die Beschaffung von Lesestoff, den Kauf oder das Ausleihen von Büchern, Zugang zu Fachwissen zu besorgen, kann man dies heutzutage vom Sofa aus - tun. Smartphone heraus, falls man es nicht sowieso gerade in der Hand hält, und googeln. Persönlichkeitsentwicklung ist häufig DAS Zauberwort. Es fast alle Bereiche der menschlichen Weiterentwicklung unter einen Hut. „Loslassen“ gehört dazu. Ebenso, wie Worte wie „Achtsamkeit“, oder „Selbstreflexion“.

Noch einfacher wird der Zugang zu persönlichkeitsentwickelnden Themen übrigens durch soziale Medien gemacht, die einem ungefragt psycho-soziale Inhalte im Stream vermitteln. Das Thema LOSLASSEN ist so zu einem Begriff geworden, welcher schon lange nicht mehr nur Fachleuten vorbehalten ist.

Wenn du nur einmal bei youtube nach einem psychologischen Thema gesucht hast, oder einen Post mit derartigen Inhalten geliket hast, dann wird dir immer mehr Content mit ähnlichen Inhalten angezeigt.

Psychologisches Wissen durch das Internet

Selbst den Vorträgen sogenannter Speaker, die den Zuhörern häufig Motivation vermitteln, und psychosoziales Wissen mit auf den Weg geben, kann man vom Sofa aus folgen. Kein Abend mehr in überfüllten Sälen, kein Vorab-Ticketkauf, keine Fahrt zum Vortrag. Werbung macht es möglich, dass ein Speaker ganz kostenlos seinen Content über youtube vermitteln kann. Verdienen tut er dann an der allmählich überhand nehmenden Werbung.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Einen geliebten Menschen loszulassen, bedeutet nicht etwa, die Hände von dieser Person zu nehmen, sondern sich geistig zu entfernen. Loslassen in diesem Sinn bedeutet, sich emotional zu befreien. Sich immer wiederholenden Gedankenkreisläufen zu entziehen, und diese zu unterbrechen.

Schauen wir uns dazu an, in welchen Situationen wir loslassen müssen.

Wann wir loslassen müssen

Eine der häufigsten Gegebenheiten, die uns in unserem Leben begegnen, ist die Trennung innerhalb einer Partnerschaft. Mit ihr verbunden, müssen wir lernen, den geliebten Menschen los zu lassen, der uns verlassen hat. Schließlich müssen wir eine Trennung verarbeiten, die wir selbst gar nicht gewollt haben. Das tut sehr weh.

Aber auch wenn wir selbst gegangen sind, kann uns eine Trennung unter Umständen Probleme machen. Nur, weil wir die Trennung gewollt und initiiert haben, sind wir nicht vom Trennungsschmerz befreit. Schließlich hingen auch wir irgendwann einmal sehr an dem Partner, der Partnerin, die wir zurückgelassen haben. So müssen wir mit ihm/ihr auch unsere Wünsche und Träume hinsichtlich dieser Partnerschaft oder Ehe begraben und somit nicht nur den Menschen, sondern auch unsere Erwartungen an die Beziehung loslassen. Wenn darüber hinaus aus dieser Bindung Kinder entstanden sind, dann müssen wir ebenfalls lernen, auch diese geliebten Menschen ein gutes Stück loszulassen.

Das ist häufig nicht leicht. Jede Beziehung hat einmal mit viel Liebe begonnen. Die damit verbundenen Hoffnungen auf eine schöne, gemeinsame Zukunft gehen mit einer Trennung verloren. Die Scham darüber, vielleicht zum wiederholten Male gescheitert zu sein, tut das ihrige. Da ist das Loslassen das Mittel der Wahl.

Auch seine Kinder muss man loslassen

Die eigenen Kinder in diesem Zusammenhang loslassen zu müssen, ist möglicherweise noch viel schwieriger. Schließlich wird sich nach einer Trennung auch das Zusammenleben mit ihnen ändern.

Loslassen kann aber auch bedeuten, jemanden innerhalb einer Beziehung das tun und machen zulassen, was dieser Mensch will. Ihn loszulassen, obwohl vielleicht Zweifel oder Eifersucht einen daran hindern, kann ebenso aufreibend sein, wie jemanden nach einer Trennung loszulassen. Wie war das noch mit dem Vogel und dem Käfig? Nur, wenn man einen Vogel fliegen lässt …

Auch flügge gewordene Kinder muss man irgendwann loslassen. Man muss sie ziehen lassen, und kann ihnen nicht den Weg in ihr eigenes Leben versperren. Manchen Eltern, oft gerade den Müttern fällt DAS besonders schwer.

Selbst wenn man als Eltern allen Unbill des Lebens am Liebsten von seinen Kindern fernhalten will, so muss man diese doch ihre eigenen Erfahrungen machen lassen. Wie oben, so gilt auch in diesem Fall: Das Loslassen bzw. Ziehen lassen eines geliebten, aber erwachsenen Kindes ist schwierig und kann sehr schmerzhaft sein.

Übrigens gilt das Loslassen müssen auch umgekehrt. Junge Erwachsene müssen ihr Leben in die eigene Hand nehmen, und ihr elterliches Heim irgendwann endgültig verlassen. Besuche bei den Eltern können beide Seiten erfreuen, und sind natürlich erwünscht. Aber auch hier gilt: Das endgültige Loslassen der von den Eltern gebotenen Sicherheit ist nicht leicht.

Einen Verstorbenen loslassen

Zu guter Letzt schauen wir auf die Situation, bei der ein geliebter Mensch durch den Tod von uns getrennt wird. Sei es der Partner, die Partnerin, oder die Eltern, aber auch ein Kind, eine nahe Freundin oder ein wichtiger Freund, um die Trennung zu verarbeiten, muss man das Loslassen lernen.

Einen Unterschied macht hier nur der Grund des Todes. Eltern sterben in der Regel aufgrund ihres Alters nun mal vor uns. Da kommt der Tod möglicherweise nicht ganz unerwartet. Überraschend kommt er jedoch, wenn das Ableben einem Unfall geschuldet ist. Auch schwere Krankheit, die letztendlich zum Tod führt, ist in der Regel unerwartet, wenn auch nicht ganz so plötzlich, wie ein Ableben durch einen Unfall.

Ein Freitod ist ebenfalls eine Trennung, die völlig unvermutet eintritt. Die Hinterbliebenen sind schockiert, und haben oftmals ein schlechtes Gewissen. Sie wissen häufig nicht, ob sie den tragischen Vorfall hätten verhindern können. Zurück bleiben Schuldgefühle. Hätte ich bloß …, wäre ich …

Loslassen ist immer schwierig. Gerade, wenn man es im heutigen Sinne versteht.

Die Kunst des Loslassens

Wie oft kommen Klienten zu mir in die Beratung, und erzählen mir, wie sehr sie darunter leiden, einen geliebten Menschen ewig festhalten zu wollen. Sie erhoffen sich Hilfe, und sie bekommen sie.

Was allen gemein ist, das ist die Intensität der Gedanken, die sich permanent um die geliebte Person drehen. Dabei ist es zunächst nicht wichtig, ob sie diesen Menschen durch Tod oder durch Trennung oder andere Umstände verloren haben.

Das „Verloren haben“ spielt hierbei jedoch eine große Rolle. Es bedeutet letztendlich, dass der Mensch selbst nichts mehr zu einer Veränderung der Situation beitragen kann. Es liegt auf der Hand, dass man einen gestorbenen Menschen nicht zurückholen kann.

Selbst bei einer Trennung sind oft genug keine Gefühle mehr vorhanden, so dass man durch nichts auf der Welt an der Trennung noch etwas ändern kann.

Es bleibt ein Mensch zurück, der unter seinen Erinnerungen leidet, an seinen (nicht erfüllten) Hoffnungen. Oft genug quält er sich mit Gedankenkarussells, immer wiederkehrenden gleichen und ähnlichen Gedanken, Gedanken, die letztendlich zu nichts führen.

Die Gedanken verfolgen ihn regelrecht, und mit selbstquälerischen Fragen sorgt er dafür, dass es ihm über einen langen Zeitraum schlecht geht.

Das Zauberwort heißt natürlich: LOSLASSEN.

Wie genau lasse ich los?

Das Kunststück, welches es zu vollbringen gilt, ist: WIE. Wie lasse ich los? Wie gelingt es mir, mich von einem immer wieder kehrenden Gedanken zu befreien? Wie kann ich mich von meinen ungesunden und zerstörerischen Gedanken loslösen?

Da das Loslassen eines Gedankens oder einer geliebten Person sehr abstrakt ist, und es vielen Menschen schwerfällt, das Loslassen umzusetzen, empfehle ich die „Arbeit mit Bildern“. Dazu habe ich in meinem Blog mehrere Artikel veröffentlicht.

Suche dir ein Bild, welches einen Gegenstand zeigt, bei dem etwas herunterfällt. Einen Herbstbaum beispielsweise, von dem die Blätter zu Boden sinken. Nun stelle dir vor, dass du deine Gedanken mit jedem Blatt weiter fallen lässt. Du lässt los, wie der Baum seine Blätter loslässt.

Es ist so leicht, so befreiend, etwas einfach fallen zu lassen. Das Bedarf zwar ein wenig Übung, aber du wirst es schaffen. Das Bild zeigt dir auf jeden Fall, wie es geht. Deine Aufgabe ist es, ein derartiges Fallenlassen auf deine Situation und deine Gedanken zu übertragen. Spiele mit den Gedanken des Fallenlassens herum. Experimentiere. Meditiere.

Loslassen bedeutet nicht Vergessen

Lass‘ den geliebten Menschen los, in dem du die Gedanken um ihn fallen lässt. Denn du bist der Steuermann deiner Gedanken. Nur du hast es in der Hand, deine Gedanken loszulassen, und durch andere, positivere Gedanken zu ersetzen.

Im Falle einer Trauer wegen Todes, gibt es eine weitere Möglichkeit. Richte dir einen Trauerraum ein. Das kann auch nur eine kleine Ecke in deiner Wohnung sein. Gestatte dir, den Verlust des geliebten Menschen hier zu betrauern. Verlässt du jedoch diesen Platz, dann lasse die Trauer dort zurück. Wenn die Trauer noch frisch ist, dann kehre so oft, wie es dir ein Bedürfnis ist, zu diesem Platz zurück. Achte aber darauf, dass es mit zunehmendem, zeitlichem Abstand seltener wird.

Natürlich kannst du einen solchen Ort auch bei Verlust eines geliebten Menschen durch Trennung einrichten. Achte jedoch darauf, dass du dir einen engeren zeitlichen Rahmen steckst. Schließlich ist es wichtig, dass du dich wieder dem Leben öffnest.

Lass‘ los und lebe!

Autor: Almut Bacmeister-Boukherbata
Thema: Das Loslassen eines geliebten Menschen
Webseite: https://www.paarberatung-hamburg.de

#Beziehung, #Trennung, #Trauer, #Gefühle

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