Kein Sex ist auch keine Lösung

Ein Leben ohne Sex ist möglich aber sinnlos. Stimmt das? Ist ein Leben ohne Sex wirklich möglich? Wohl kaum!

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Sex ist wichtig. Sex dient zunächst der Arterhaltung. Selbst wenn ein Kind durch künstliche Befruchtung gezeugt wird, muss zumindest der Samenspender zuvor seinen Samen durch irgendeine Herangehensweise hervorgebracht haben. Das geht nun mal nicht ohne Sex, in dem Fall mit sich selbst. Soweit so gut.

Doch Sex ist weitaus mehr. Sexualität ist ein Grundbedürfnis. Sie ist Bestandteil unserer fünf Urtriebe.

Unsere fünf Urtriebe sind:

  • Essen
  • Trinken
  • Verdauen
  • Schlafen
  • Sexualität

Jeder Mensch bekommt Hunger.

Jeder Mensch bekommt Durst.

Jeder Mensch muss unverwertbare Reste der Nahrung ausscheiden.

Jeder Mensch wird müde und muss schlafen.

Jeder Mensch bekommt sexuellen Appetit.

Alle fünf Grundbedürfnisse wollen befriedigt werden.

Es ist gesund und über-lebenswichtig diese Bedürfnisse zu stillen.

Diese Urtriebe oder auch Überlebenstriebe sind bei allen Menschen gleich – weltweit.

Werden sie nicht ausreichend erfüllt, können daraus Befindlichkeitsstörungen bis hin zu Krankheit entstehen. Das gilt gleichermaßen für Männer wie für Frauen.

Manch einer fragt sich jetzt bestimmt: Fehlt da nicht etwas? Müssen wir nicht auch atmen um zu überleben?

Ja, atmen müssen wir selbstverständlich auch. Außerdem muss unser Herz regelmäßig schlagen. Atmung und Herzschlag sind allerdings keine Triebe. Sie sind nicht kontrollierbare Reflexe.

Essen, Trinken, Verdauen, Schlafen und Sexualität zählen nicht zu den Reflexen.

Sie sind zwar auch nicht wirklich kontrollierbar, weil jeder essen, trinken, verdauen, schlafen und seine Sexualität leben muss, aber allesamt sind kultivierbar. Und das ist auch wichtig.

Das macht nicht nur unser Leben dahingehend einfacher, dass wir nicht von unseren Grundbedürfnissen beherrscht werden, wann immer unser Körper danach verlangt, sonder es ermöglicht als Grundvoraussetzung ein gesellschaftliches Miteinander. Man stelle sich vor wie es wäre, wenn jeder jederzeit getrieben von seinen Grundbedürfnissen, diesen nachgehen müsste. Dann könnten weder das Berufsleben, noch alle weiteren sozialen Komponenten funktionieren. Zum sozialen Leben gehört deshalb unabdingbar dazu, dass unsere Bedürfnisse kultiviert befriedigt werden. Das gilt ganz besonders für unser Sexualverhalten.

Kultivieren ist wichtig, das heißt aber keinesfalls dass man deshalb sein Verlangen nach Sex dauerhaft wegsperren muss.

Denn der Sexualtrieb ist wichtiger Bestandteil unseres Lebens und sollte besser nicht unterdrückt werden. Das wäre fatal. Wenn ein Grundbedürfnis unterdrückt wird – und das kann durchaus willentlich beeinflusst werden – entsteht ein Mangel. Unser Körper ist allerdings bestrebt einhundert Prozent Erfüllung zu bekommen. Erst dann ist er ausreichend in seinem Gesamtgrundbedürfnis befriedigt. Was macht er also im Fall eines Mangels? Er kompensiert.

Wird Sexualität nicht gelebt, wird das unbefriedigte Bedürfnis unter anderem in einem anderen Trieb befriedigt. So kann es zum Beispiel sein, dass ein nicht befriedigter Sexualtrieb zu einem gesteigerten Trinkverhalten führt. Daraus kann schnell ein Zuviel werden. Vor allem, wenn alkoholische Getränke im Spiel sind. Dann kann eine Sucht daraus entstehen. Aber bitte, an dieser Stelle niemals den Umkehrschluss ziehen. Das wäre ungerecht. Alkoholabhängige Menschen leben deshalb nicht automatisch ohne Sex. Die Ursachen für die Abhängigkeit sind vielfältig.

Gleiches gilt fürs Essen. Wer kennt nicht den Spruch: Essen ist der Sex des Alters. Da ist viel Wahres dran, aber auch hier ist die Ursächlichkeit different. Auch unser Schlafverhalten und die Verdauungsaktivität können unter nicht gelebter Sexualität leiden.

Manchmal wird ein Mangel im Grundbedürfnis auch durch Verhaltensänderung kompensiert – exzessives Sporttreiben, übertriebenes Reinlichkeitsverhalten, exzessive Tätigkeiten in vielerlei Hinsicht könnten die Folge sein. Es ist immer weit mehr als üblich. Immer ist es ein Zuviel und auf Dauer physisch wie psychisch überlastend.

Wer glaubt, ohne Partnerin oder Partner wäre Sex überflüssig, irrt sich. Sexualität kann durchaus auch alleine gelebt werden.

Selbstbefriedigung wird heute leider immer noch argwöhnisch betrachtet. Manch einer ist sogar davon überzeugt es sei Verschwendung. Das ist es keineswegs. Denn durch Masturbation und Onanie wird der Sexualtrieb befriedigt und das ist wiederum gesund.

Dank bildgebender Verfahren haben Ärzte und Wissenschaftler in neuerer Zeit aufschlussreiche Erkenntnisse gesammelt. Heute weiß man, dass das Bedürfnis der Sexualität, genauer gesagt, die sexuelle Erregung, angeboren ist. Die Sexualität, also das, was wir im Allgemeinen darunter verstehen, eben der Sex, wird im Laufe des Lebens erlernt – und dazu gehört auch das Kultivieren. Das angeborene Bedürfnis dazu wird schon im Mutterleib gestillt. In der pränatalen Phase wird die sexuelle Erregung quasi geübt. Wissenschaftler haben auf Ultraschallbildern bei männlichen Föten festgestellt, dass sie schon im Mutterleib eine deutlich erkennbare Erektion haben. Auch wurde mittels sensibler Messgeräte festgestellt, dass auch Mädchen in der pränatalen Zeit sexuelle Erregung erleben. Nach der Geburt lernt das Neugeborene dann über Berührung seiner Haut, streicheln, küssen und dergleichen die Wahrnehmung über die Sinne. Darüber wird das Gehirn angeregt Nervenverbindungen anzulegen. Die dazugehörigen Empfindungen werden gespeichert, so dass sie später wiedererkannt werden können. Nach und nach entsteht auf diese Weise ein Memoboard für angenehme Empfindungen und Wohlgefühle.

Das gilt selbstverständlich auch für die Empfindungen an den Genitalien. Lernt ein Kind, dass es angenehm ist, wenn es seine Genitalien berührt oder ein Baby, wenn seine Genitalien beim Baden im warmen Wasser sanft gewaschen werden, werden diese angenehmen Reize als solche abgespeichert. Hier schon beginnt das sexuelle Lernen. Über das Spüren wird eine positive Beziehung zu den eigenen Geschlechtsteilen aufgebaut. Das wiederum hat Auswirkung auf das spätere Sexleben.

Auf diese positiven Erregungsreize will der Körper nicht verzichten. Er fordert sie geradezu ein. Jeder Mensch wird das wahrscheinlich an sich selbst beobachtet haben. Wenn die sexuelle Lust aufsteigt und die Appetenz sich steigert, will sie befriedigt werden. Das ist, als würde man Hunger oder Durst verspüren. Der Drang, das Verlangen zu stillen, wächst bis es endlich zufrieden gestellt ist. Auch hier erkennt man, dass ein Leben ohne Sex nicht wirklich möglich ist – zumindest nicht ohne negative Folgeerscheinungen. Wenn überhaupt, gibt es lediglich eine Ausnahme zu nennen. Es gibt Menschen mit angeborenem, extrem niedrigem Sexualtrieb. Bei ihnen ist das Bedürfnis gering bis kaum spürbar vorhanden. Aber wie gesagt, es handelt sich um Sonderfälle. Das Gros der Menschen spürt deutlich das sexuelle Verlangen.

Aus den genannten Gründen erschließt sich, dass es keine gute Entscheidung ist, mit dem Sex einfach aufzuhören. Der Gedanke keimt gar nicht so selten auf. Gründe dafür können zum Beispiel Enttäuschungen aus vergangenen Beziehungen sein, Partnerlosigkeit, erektile Dysfunktion des Partners, Probleme in der Beziehung, berufliche Überlastung und vieles mehr. Da haben vor allem auch die Partner das Nachsehen. Doch für alles gibt es eine Lösung – wenn man es wirklich will. Die schlechteste Wahl ist auf jeden Fall, mit dem Sex gänzlich abzuschließen. Damit ginge eine Menge Lebensqualität und Wohlgefühl verloren. Nicht zuletzt beschert uns zufriedenstellender Sex auch einen wahren Cocktail an Glückshormonen und baut Stress ab.

Sex begleitet uns während unseres gesamten Lebens. Denn das sexuelle Bedürfnis hört auch im Alter nicht auf. Im Alter wird die sexuelle Aktivität zwar meistens anders gelebt, aber dennoch findet sie statt. Leider ist auch dies eines der vielen Tabus rund um das Thema Sex. Auch betagte Menschen haben das Verlangen berührt zu werden, zu küssen und ein Bedürfnis nach Körperkontakt – eben auch sexueller Natur. Das sollte selbstverständlich sein und endlich in der Gesellschaft ankommen und akzeptiert werden.

Fazit:

Sex ist wichtig. Sex ist gesund. Sex ist genauso lebenswichtig wie essen, trinken, verdauen und schlafen. Das sollte sich jeder vor Augen halten, wenn verquere Moralvorstellungen die Lust auf Sex vergällen wollen.

Und wenn kein Partner oder keine Partnerin zurzeit an der Seite ist, mit d. man sexuellen Spaß haben möchte?

Dann sollte auf jeden Fall der Sexualtrieb eigenhändig gestillt werden. Selbstbefriedigung ist eben auch Befriedigung – auch wenn es zu zweit mehr Spaß macht.

Kein Sex ist jedenfalls keine Lösung.

birgit lutherer

Autor: Birgit Henriette Lutherer, Paar- und Sexualberaterin, Autorin, Dozentin
Thema: Kein Sex ist auch keine Lösung
Webseite: https://www.paarberatung-mg.com

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