Scheidungskinder

Dem Thema Scheidungskinder, wird leider viel zu wenig Beachtung geschenkt.

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Kinder leiden immer wenn sich die Eltern trennen, alleine aus dem Grund, dass die beiden wichtigsten Menschen im Leben eines Kindes nicht mehr permanent zur Verfügung stehen.

Es werden zwar Statistiken erhoben wie viele Scheidungskinder es gibt, 2020 121.343 laut Statista.com und die Anzahl sinkt seit 2006 kontinuierlich was an sich eine gute Richtung zeigt. Ebenso sinkt die Anzahl der Scheidungen ebenfalls seit 2015 kontinuierlich. Doch was fehlt ist die Auseinandersetzung mit den Spätfolgen bei betroffenen Kindern.

Kinder, Jugendliche aber auch Jungerwachsene leiden meist extrem unter der Trennung der Eltern, jedoch ist es manchmal auch eine Erlösung. Ist dies ein Wiederspruch, Nein.

In der Zeit vor der Trennung welche im Durchschnitt 1-3 Jahre dauert bis sich die Eltern entschieden haben sich zu trennen, gibt es meist schon viele Spannungen im Familienverbund. Streitigkeiten, respektloses Verhalten, aggressive Stimmungen, Missverständnisse und so weiter, bekommen Kinder gleich welchen Alters mit, ob diese das möchten oder nicht. Da Kinder, hier sind auch Jugendliche und jung Erwachsene eingeschlossen, in einem sehr engen Kontakt zu ihren Eltern stehen, leiden diese bereits lange Zeit vor der finalen Trennung. Ich habe mit Erwachsenen gesprochen die die Trennung sogar als Erleichterung wahrgenommen haben, da hierdurch endlich wieder mehr Ruhe ins Leben kam.

Wir können also festhalten, dass Kinder gleich welchen Alters, immer unter der Trennung beeinflusst werden. Doch wie wirken sich die Beeinflussungen, direkt nach der Trennung der Eltern aber auch später, als sogenannte Spätfolge aus?

Es ist nicht immer der Fall, dass es gravierende Folgen im späteren Verlauf gibt. Dies hängt vor allem damit zusammen, wie die Kinder in der Zeit bevor die ersten Unstimmigkeiten auftraten in der Familie groß geworden sind. Kinder gleich ob Jungs oder Mädchen haben zunächst eine sehr große Bindung an die Mutter. Sie ist dafür verantwortlich, dass der Säugling überleben kann, sozusagen die Starthilfe ins Leben gibt, zu dieser frühen Zeit spielt der Vater noch eine eher geringere Rolle in Sachen Fürsorge, klassischerweise steht ihm viel mehr die Aufgabe zu sich um die Mutter und das Familiengefüge zu kümmern. Erst später, ab 2-3 Jahren bekommt auch der Mann seine Rolle als Vater.

Bis zu diesem Zeitpunkt ist die Bindung zur Mutter also überlebenswichtig.

Später dann, wenn die Kinder zbs. In die Kita gehen, werden auch andere Menschen für die Kinder interessant, sie lernen weitere Fähigkeiten wie soziale Themen, also ich in der Gruppe, wie werde ich wahrgenommen, wie gehe ich und andere mit mir um. Dort zeigt sich oft schon, wie gut ein Kind Vertrauen aufbauen kann, welches es zuvor von den Eltern gelernt hat und darauf vertraut. Die ersten Abgrenzungen erfolgen nach innen und nach außen, also eine gewisse Abgrenzung findet statt, die sogenannte Demarkation. Dies bedeutet, dass Kinder sehr wohl unterscheiden können wer gut für sie ist oder auch nicht, also Erzieherinnen und Erzieher als auch andere Kinder.

Sind die Kinder in der Schule geht dieser Abgrenzungsprozess und auch der Abnabelungsprozess weiter. Die Autonomie der Einzelnen wächst zunehmen mit den gemachten Erfahrungen.

Manchmal kommt es zur ersten Abnabelung von der Mutter, Kinder möchten eigene Erfahrungen machen. Was etwa ab dem 9-10 Lebensjahr beginnt, ist die vermehrte Hinwendung zur Mutter oder zum Vater. Es ist nicht so dass Kinder sich bewusst entscheiden, jedoch geht man (zum Beispiel in der Gestalttherapie) davon aus, dass Jungs sich mit dem Vater identifizieren, also mit dem männlichen Prinzip und die Mädchen dem weiblichen Prinzip folgen. Dies kann ebenso umgekehrt sein, dass Töchter sich eher von der männlichen Energie und Söhne von der weiblichen Energie angezogen fühlen. Dies wird gerade bei der Trennung der Eltern sichtbar, beispielsweise, wenn das Elternteil, mit dem sich das Kind enger verbunden fühlte aus dem gemeinsamen Zuhause auszieht und dann um so mehr fehlt.

Trennen sich nun die Eltern, so passiert es häufig, dass sich die Kinder als erste Vorwürfe machen. Sie fühlen sich für die Trennung mit verantwortlich.

trennung schwarz weiss

Da dies oftmals den Eltern nicht bewusst sind, können sie diese die Schuldgefühle ihrer Kinder auch nicht auflösen, sondern reagieren meist mit Unverständnis da die Eltern es nicht sehen das dies mit den Erwachsenenproblemem zusammenhängen kann. Es kann sich in der Form zeigen, dass die Kinder versuchen die Eltern in ihre Welt mitzunehmen um auf kindliche Art Probleme zu lösen, eine entsprechende Überforderung der Kinder kann die Folge sein, und das ist umso schlimmer je größer der eigene Schmerz der Eltern ist.

Trennungen bei denen es keine großen Tragödien vor und während der Trennung gibt, verlaufen anders als Streittrennungn oder Emotionen gelöste Trennungen. In diesen werden die Kinder mehr mit einbezogen, also mehr Versuche unternommen den Kindern dies zu erklären, was für die später selbst erwachsenen Kinder einen großen Unterschied machen kann. An dieser Stelle möchte ich kurz darauf eingehen, dass nicht alle Kinder, nicht alle Eltern und auch nicht alle Kinder jeden alters sich so oder so verhalten. Mir ist es an dieser Stelle wichtig eine Tendenz aufzuzeigen.

Sind die Kinder bei der Trennung noch recht klein 3-5 Jahre alt, so kann es passieren, dass diese öfter nach Mama oder Papa fragen und wann sie oder er wiederkommt? Auch passiert es häufig, dass diese Verhaltenssauffälligkeiten wie plötzliches schreien in der Nacht, einnässen, Unruhe und aggressives Verhalten auftreten, auch Ängste häufen sich, da die Kinder nicht wissen wie sie mit dieser Veränderung umgehen sollen. An dieser Stelle sei nochmals darauf hingewiesen, dass Kinder unbedingt Unterstützung de Eltern benötigen, erfolgt dies nicht, kann es sein das das Kind glaubt es ist falsch oder besser gesagt nicht richtig, weil es die Situation nicht verstehen oder gar heilen kann.

Erklärungsversuche der Eltern können kleine Kinder schnell überfordern dies gilt genauso wie für Jugendliche und kann gerade bei Jugendlichen zu atypischen Verhaltensweisen führen.

In meiner Praxis zeigt sich oftmals ein ähnliches Verhalten, wenn diese Kinder zu Erwachsenen geworden sind. Plötzliche Wutausbrüche, starke Trauer verbunden mit Weinen, Rückzug oder auch aufhören zu sprechen zählen dazu. Gepaart mit Ängsten, fehlendem Selbstbewusstsein und Eigenliebe sowie depressive Zügen. Bindungsproblematik, Ablehnung der männlichen oder weiblichen Menschen, da dies die Erinnergen wieder hevor holen welche vielleicht schon verdrängt wurden.

Sind die Kinder älter 10-15 Jahren, also in der Zeit der Pubertät, kann es zur kompletten Ablehnung eines Elternteils kommen, schulische Fehlleistungen, Überforderung, Rückzug bis hin zu Straftaten wie Diebstähle, Alkohol und Drogenmissbrauch.

Oft versuchen Kinder die Leere des fehlenden Vaters  oder der Mutter zu füllen und seine Position in der Familie einzunehmen, um wieder die gewohnte Ordnung herzustellen. Den Müttern und Vätern ist die zunächst oftmals nicht bewusst oder sind dankbar für dieses Verhalten, weil das Kind auffängt, was eigentlich das fehlende Elternteil auffing bzw. an Verantwortung übernahm. Dies kann auch bei anderen Situationen entstehen, z.b.s durch den Tod eines Elternteils.

Dies überfordert nicht nur das Kind/ Jugendlichen, sondern kann auch zur gänzlichen Ablehnung des Vaters führen umgekehrt kann dies auch der Fall sein, wenn die Mutter den Haushalt verlassen hat.

Wenn dies der Fall ist, sollte dringend auf das Verhalten der Kinder/Jugendlichen geachtet werden, da Mädchen auch an die weibliche Seite vertreten möchten was in seltenen Fällen zu einem Missbrauch ähnlichen Verhalten des Vaters führen kann.

Es gibt Kinder und Jugendliche sowie jung Erwachsene die sich über eine gefühlte Freiheit freuen, da sich diese dann nur mit einem Elternteil absprechen müssen. Ich habe Kinder und Erwachsene zu diesem Thema befragt und es zeigt sich eine Bandbreite an Ergebnissen was die Zeit der Trennung angeht. Das es länger dauern kann, wenn eine Entscheidung getroffen werden kann, wenn sich die Eltern absprechen wollen. Auch die unterschwellige Angst das es in der eigenen Beziehung zur Trennung kommen kann wird beschrieben was zu einem Art klammern oder sogar ablegen eigener Überzeugungen in der Beziehung führen kann, was wiederum zu Problemen führen kann.

Kommen neue Partnerinnen oder Partner ins Leben der Eltern fühlen sich Trennungskinder oftmals überrannt, da diese sich ungefragt daran anpassen müssen. Auch kann es als seltsam empfunden werden, wenn Mama oder Papa plötzlich woanders wohnen oder leben, da es dort anders ist als im zu Hause. Es gibt auch Menschen welche Berichten, dass eigene neue Beziehungen das Gefühl von Familie vermitteln. Bei Mädchen helfen oftmals Tränen um etwas zu verarbeiten, wie zum Beispiel bei Trennung oder Verzweiflung, bei Jungen ist es tendenziell eher die Wut, was jedoch nicht immer nach außen zu erkennen ist.

Leider haben wir Menschen oftmals nicht gelernt wie Beziehung geht und auch nicht wie Erziehung und Familie funktioniert und zwar so, dass Alle sehr gut damit leben können. Auch Trennungen gehören zum Leben dazu, sei es durch Tod, Trennung der Eltern, Arbeitsplatzverlust oder Krankheiten. Es ist auch bei der größten Verzweiflung, Trauer oder Wut unsere Pflicht unsere Kinder zu schützen, damit diese später im Leben einen guten Umgang damit erfahren dürfen. Nicht als Übereltern, sondern sie situations-u. altersgerecht mit einbinden jedoch die Verantwortung bei uns Eltern belassen.

Leider gibt es rund um dieses Thema nur wenig Langzeitstudien, eine Langzeitstudie (Mavis Hetherington)wurde in den 1970 Jahren angelegt und endete in 1990er Jahren. Insgesamt 1400 Familien wurden über die gesamte Zeit immer wieder befragt. Etwa 15% der Scheidungskinder wiesen im späteren Leben psychische Probleme auf welche direkt der Trennung der Eltern zugeschrieben werden konnte. Da diese Studie schon einige Zeit zurück liegt, sollten die ermittelten Werte nicht als absolut angesehen werden.

In meiner Praxis, sind es die 25–40-Jährigen welche zunehmend auf das Thema der elterlichen Trennung, ihre Probleme zurückführen. Gerade Themen wie Selbstwert, Selbstliebe, Bindung und Bindungsangst sowie gefühltes Versagen bei den eigenen Kindern sind ständige Themen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Kinder gleich welchen Alters mit dem Thema Trennung und Scheidung, im späteren Leben eine höhere Belastung in sich tragen.

Von fehlendem Selbstwert – bis Persönlichkeitsstörungen ist das Feld sehr groß. Letztendlich sind die Eltern dafür verantwortlich Beziehungsweise sich nicht auf Kosten der Kinder ihrem Schmerz nicht anzuschauen, sondern sich Zeit für sich selbst zu nehmen, in denen der eigene Schmerz angesehen, gefühlt und verarbeitet werden darf.

Der unverarbeitete Schmerz der Eltern kann unterbewusst an die Kinder weitergegeben werden.

Autor: Rico Stötzel, Heilpraktiker für Psychotherapie
Thema: Scheidungskinder
Webseite: https://www.das-leben-im-fluss.de

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