„Ich kann es nicht mehr sehen!“ „Mir fehlt der Durchblick.“ Die deutsche Sprache ist wundervoll, wenn es darum geht körperliche Symptome im psychosomatischen Zusammenhang zu erklären.
Wenn der Stress und die Alltagsbelastungen zu groß sind, kann es vorkommen, dass die Sehkraft nachlässt.
Besonders bei gestressten Managern ist es häufig zu beobachten, dass das Sehvermögen beeinträchtigt ist. Hier spricht man von RSC (Retinopathia centralis Serosa). Verzerrte Linien, verschwommene Sicht oder graue Punkte können Anzeichen für zu viel Stress sein. Selbstverständlich sollte eine organische Ursache vor der psychosomatischen Diagnose grundsätzlich ausgeschlossen werden.
Generell sollte man, sobald die Sehkraft sich verändert einen Augenarzt aufsuchen! Selbst wenn die Sehkraft durch Stress verändert wird, könnte es sein, dass durch zu hohen Blutdruck kleinste Äderchen in den Augen porös werden und Flüssigkeit ins Augeninnere fließt und die Netzhaut schädigt oder sogar ablöst. Außerdem sollte der Augeninnendruck gemessen werden. Eine zusätzliche Belastung für Auge und Gehirn ist der hohe Cortisolspiegel im Blut, der bei Stress ansteigt.
Die meisten Augenärzte ziehen die psychosomatische Ursache für eine Verschlechterung der Sehkraft nicht in Betracht, da sie in diesem Bereich nicht ausgebildet sind, und die Augenheilkunde im herkömmlichen Sinne die Psyche außer Acht lässt. Augenärzte haben jedoch die Möglichkeit sich in einer freiwilligen Weiterbildung in der „psychosomatischen Grundversorgung“ ausbilden zu lassen. Die Arzt-Patientenbindung könnte von dieser Weiterbildung profitieren. Nicht selten wird Patienten gesagt, dass die Prognose schlecht aussieht, wodurch noch mehr Stress und Angst erzeugt wird, und den Krankheitsverlauf verschlechtert. Eine komplette Erblindung tritt jedoch nur in sehr seltenen Fällen ein.
Stress verursacht außerdem der eingeschränkte Gebrauch unsere Augen. Wir sind nicht mehr die Jäger und Sammler, die in der Natur in den verschiedenen Winkeln nach Essbarem suchen. Überwiegend verrichten wir unsere Arbeit direkt vor uns, ob im Handwerk oder am PC. Der Blickwinkel hat sich massiv verkleinert. Es ist somit ratsam, den Blick öfter mal schweifen zu lassen oder regelmäßige Augenübungen in den Alltag zu integrieren.
Eine logische Schlussfolgerung, um langfristig nicht nur den Durchblick zu behalten, sondern generell gesünder zu sein ist, Stress reduzieren! Regelmäßige Pausen einzuhalten sollte selbstverständlich sein. Viele meiner Klienten berichten, dass zwar Anfangs das schlechte Gewissen überwog, eine Pause zu machen, man langfristig allerdings Leistungsfähiger und glücklicher ist. Stress ist nicht nur Gift für die Augen. Eine regelmäßige „Einnahme“ von Erholung kann einer Einnahme von Medikamenten vorbeugen.
Autor: Kirsten Sander, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Thema: Sehstörungen durch Stress
Webseite: https://www.sander-psychotherapie.de