Ja – das ist in der Tat eine sehr sensible wie belastende Frage, die sich Frauen stellen, wenn sie sich innerlich entschieden haben, sich zu trennen und definitiv keine gemeinsame Perspektive mehr sehen.
Das ist oft ein langer quälender Prozess, der mit existenziellen Ängsten einhergeht, vor allem, wenn gemeinsame Kinder die Paarbeziehung verbinden, das Familienmodell sich auflösen würde. Wie reagiert er, wie schaffe ich es, ihm das zu sagen ohne emotional umzukippen, was passiert danach.....mit mir, mit meinem Leben, mit den Kindern und mit uns, wie geht es weiter?
Deshalb ist essentiell, sich auf das Gespräch mit dem Partner innerlich sehr gut vorzubereiten und die Entscheidung für sich geklärt zu haben. Das bedeutet, glasklar zu spüren, was hat mich und uns dahingeführt und wo sehe ich keine Entwicklung mehr. Bin ich mir wirklich sicher? Was bedeutet das für mich, für ihn, für unsere Familie? Kann und will ich diese Verantwortung auf mich nehmen? Traue ich mir und uns das zu? Oder will ich nur noch weg und mir ist gerade alles egal, weil ich es so nicht mehr ertrage und mich hilflos und resigniert fühle oder ich gerade so verletzt bin? Ist meine Stimmung ruhig und besonnen genug, um diesen Schritt zu setzen?
Natürlich macht es einen großen Unterschied, ob es sich um eine Trennung handelt, die noch relativ jung ist und keine Kinder verbinden, oder schon ein gemeinsames Lebensmodell existiert und eine Familie gegründet wurde.
Eine innere klare Haltung einzunehmen, die sich richtig anfühlt und innerlich schon beruhigt hat, fördert ein respektvolles ruhiges Trennungsgespräch. So lassen sich sicherer die passenderen Worte finden, um den Partner zu erreichen und gleichermaßen gut bei sich zu bleiben.
Deshalb zunächst ein kleiner Exkurs zum Thema Beziehung und Trennung:
Das Wort "Trennung" und der damit verbundene Prozess haben tiefgreifende unbewusste und psychische Auswirkungen. Während die Vorstellung einer Trennung vielfältige Ängste, Trauer und Schuldgefühle auslösen kann, bietet sie gleichzeitig die Möglichkeit für Freiheit, Erleichterung und persönliches Wachstum. Es ist wichtig, sich dieser psychologischen Dynamiken bewusst zu sein. Der innere Prozess der vorausgeht, sich für eine Trennung vom Partner zu entscheiden ist häufig bei Frauen ein langer oder auch jahrelanger Prozess. Die Entscheidung zur Trennung ist deshalb immer eine hochsensible Angelegenheit. So ist es ein großer Unterschied, ob die Entscheidung und Erkenntnis langsam gewachsen ist, oder ob ein besonders schmerzhafter oder ärgerlicher Vorfall oder eine wiederholt schwierige Verhaltensweise des Partners der Auslöser ist, der das „Faß zum Überlaufen“ plötzlich hervorbringt und man sich aus einem emotionalen Ausnahmezustand heraus trennen möchte.
Jede Partnerschaft ist einzigartig in der Art und Weise der beteiligten Persönlichkeiten, ein Zusammenspiel deren biografischer Hintergründe wie die der so persönlichen Liebesgeschichte, die beide gemeinsam geschrieben haben, die beide verbunden hat, die emotionalen Höhen und Tiefen, die gemeinsam erlebt wurden. Zu Beginn standen vor allem anfangs ja mal eine „große Liebe“, eine gegenseitige Begeisterung und der Wunsch nach liebevollem Miteinander, begleitet von Respekt, Vertrauen , dem Gefühl der Geborgenheit, sexueller Erfüllung, intellektueller Auseinandersetzung und Verwirklichung gemeinsamer Ziele. Im Laufe der Zeit erlebt jedes Paar persönliche wie berufliche Veränderungen, Belastungen des Alltags und so allerlei emotionale Herausforderungen. Diese lassen das Paar im Idealfall gemeinsam wachsen. Oftmals entstehen dadurch jedoch Probleme wie Streit, Machtkämpfe, Kommunikationsprobleme und diese führen mitunter zu Respektlosigkeit, Misstrauen Alltagstrott, Lieblosigkeit, Vertrauensbrüchen usw..
Frauen reflektieren typischerweise vor der Trennungsabsicht die persönliche Paarentwicklung und sehen aus ihrer Wahrnehmung heraus vor allem das Hindernis, den Partner kommunikativ nicht mehr erreichen zu können. Sie fühlen sich oft zerrissen zwischen Ich-Bedürfnissen und der moralischen Verantwortung gegenüber der Partnerschaft, vor allem wenn es um die Familie geht und Kinder betroffen sind und stellen ihre Bedürfnisse oftmals lange zurück.
Die mangelnde Kommunikation ist der Dreh-und Angelpunkt. Wenn Gespräche und der Austausch in der Beziehung fehlten, die gegenseitigen Wünsche und Bedürfnisse nicht mehr ausreichend kommuniziert wurden, führt das langfristig zu Defiziten, Missverständnissen und schließlich zur Entfremdung. Frauen fühlen sich dadurch häufiger emotional vernachlässigt, zu wenig unterstützt und anerkannt. Natürlich gibt es noch zahlreiche andere Gründe, warum eine gemeinsame Zukunft nicht mehr möglich scheint wie: unterschiedliche Vorstellungen von der Zukunft, sei es in Bezug auf Kinder, Karriere oder Lebensstil, wie das Thema „sexuelle Treue“ für viele Frauen ein Grundpfeiler der Partnerschaft ist. Ein diesbezüglicher Vertrauensbruch ist für die meisten Frauen schwer zu verkraften.
Ein wichtiges Element dabei ist das Gefühl der Wertschätzung und Anerkennung. Wenn Frauen das Gefühl haben, dass ihre Bemühungen und Gefühle nicht mehr gewürdigt werden, kann das den Wunsch nach Trennung erheblich verstärken. Viele Frauen stellen sich in der modernen gleichberechtigten Gesellschaft von heute die Frage, ob sie in der Beziehung wachsen und glücklich sein können. Besonders aber langanhaltende Unzufriedenheit und das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, führen oft zur Entscheidung, sich besser zu trennen. Wenn dann noch zahlreiche Versuche, die Beziehung zu retten oder zu verbessern, immer wieder scheitern, kann irgend ein aktueller Auslöser der letzte Anstoß zur Trennung sein. Das kommt für den Partner oft dennoch unvorbereitet.
Hat man sich fremd verliebt und möchte sich deshalb trennen, löst das oftmals Schuldgefühle gegenüber dem Partner aus. Hierbei ist es wichtig zu reflektieren, ob die Gefühle für den neuen Partner echt sind oder eher eine Flucht bzw. das Resultat aus der unglücklichen Beziehung ist. Sofern eine sexuelle Erfüllung mit dem Partner nicht gelingt oder man als Frau erkennt, dass die sexuelle Chemie nicht stimmig ist, ist das ebenso ein besonders sensibles Thema, welches oftmals von Schuld-und Schamgefühlen begleitet ist und Frauen oft lange hemmt, den Partner darauf anzusprechen.
Welcher Grund auch immer im persönlichen Liebesdrama eine Rolle spielt: es ist nie einfach sich zu trennen, besonders, wenn der Partner nicht ahnt, dass man sich bereits emotional entfernt hat und er keine Chance mehr hat, diese Entscheidung zu beeinflussen.
Folgende Schritte helfen, den Prozess respektvoll und klar zu gestalten:
Selbstreflexion und Vorbereitung: Vor dem Gespräch sollte deshalb unbedingt Klarheit über die eigenen Gefühle und über die Gründe der Trennung herrschen und eine stabile Haltung hierzu eingenommen werden, die sich innerlich schon weitgehend beruhigt hat.
Hierbei helfen Fragen an sich selbst: Bin ich mir ganz sicher, dass ich die Trennung will? Wie kann ich es möglichst kurz aber doch einfühlsam formulieren und transportieren? Wie möchte ich dabei von meinem Partner wahrgenommen werden? Wie kann ich ihn wertschätzen oder auffangen, wenn er emotional extrem betroffen ist? Bin ich bereit die Konsequenzen für diesen Schritt zu tragen und die Verantwortung für meine Entscheidung zu übernehmen? Schaffe ich es, meinem Partner Zeit und genügend Raum zu geben, seine Gefühle auszudrücken? Wie will ich reagieren, wenn er mir Vorwürfe macht und ausflippt? Wie kann ich das respektvoll und ruhig schaffen? Wie kann ich mich konstruktiv abgrenzen, um meinem Partner Zeit zu geben, die Nachricht zunächst sacken zu lassen, bevor über die Abwicklung der Trennung (Wohnen, Finanzen, Sorgerecht etc.) gesprochen wird? Traue ich mir das zu?
Timing und Ort sorgfältig wählen, denn es ist natürlich wichtig, einen geeigneten Zeitpunkt und ruhigen Ort für das Gespräch zu wählen, an dem sich beide sicher fühlen und auf ein Gespräch einlassen können.
Ehrliche und klare Kommunikation: eine ehrliche transparente und direkte, aber auch einfühlsame Vermittlung ist essentiell. Das Gespräch sollte auf den Punkt gebracht werden, ohne viel Vorlauf. Die Verwendung von „Ich“-Botschaften ist wichtig, um eigene Gefühle und Gründe zu transportieren, z.B. „Es belastet mich schon sehr lange, dass wir uns nicht mehr gut tun. Ich fühle mich inzwischen innerlich so weit von dir entfernt und habe erkannt, dass es das Beste ist, wenn wir getrennte Wege gehen.“ Ich habe das Gefühl, ...Ich merke.... Es macht mich traurig, dass ich dich nicht mehr erreiche und den Zugang verloren habe, ich spüre, dass meine Belastungsgrenze erreicht ist... etc. Auf Schuldzuweisungen, Vorwürfe und Kritik sollte unbedingt verzichtet werden. Vielmehr macht es Sinn, Bedauern zum Ausdruck zu bringen und die vergangene gemeinsame Zeit zu würdigen.
Auf Fragen und Emotionen vorbereitet sein: sofern der Partner schockiert, verletzt oder wütend reagiert ist es ratsam, ruhig und geduldig zu bleiben, auch wenn seine Reaktionen verletzend sind. Hier ist Stärke und Stabilität wichtig, denn es macht keinen Sinn sich zu rechtfertigen oder den Partner gleichermaßen zu verletzen. Wichtig ist es, den Partner emotional abzuholen und aufzufangen indem man Verständnis zeigt und aktiv zuhört.
Grenzen setzen: Sofern der Partner sich nicht beruhigt sondern in Vorwürfen und Wut verfällt, ist es wichtig das Gespräch zu unterbrechen und klar zu kommunizieren, dass eine Pause oder Abstand jetzt bei allem Verständnis mehr Sinn macht. Bei Sorge um den Partner sollte eine Vertrauensperson kontaktiert werden, die dem Partner beisteht. Nach dem Gespräch ist eine Auszeit oder ein räumlicher Abstand ebenso empfehlenswert, denn es hilft, das Gespräch sacken zu lassen und den Trennungsprozess zu in Gang zu setzen. Praktische Aspekte der Trennung zu besprechen macht erst dann Sinn, wenn sich der Partner schon etwas beruhigt hat.
Selbstfürsorge: In dieser Phase ist eine gute Selbstfürsorge essentiell, hier gilt: auf die eigene körperliche und emotionale Gesundheit zu achten, sich Freunden und der Familie anzuvertrauen, soziale Kontakte zu vertiefen, sich Zeit zu nehmen für Aktivitäten, die Freude bereiten und helfen, sich zu erholen, und den Fokus auf die Zukunft zu richten und ein neues Lebensmodell zu entwerfen.
Eine Trennung ist immer ein komplexer und sehr trauriger Prozess. Frauen gehen diesen Schritt in der Regel nach reiflicher Überlegung und aus tiefen emotionalen Beweggründen heraus. Trennungsgespräche sind zudem oft mit vielen eigenen Ängsten und Stimmungsschwankungen verbunden. Es ist wichtig, sich dieser Ängste vorher bewusst zu sein und sich darauf einzustellen. Mit einer inneren klaren wie stabilen Haltung ist es leichter, diesen schwierigen Schritt der Trennung den Umständen entsprechend ruhig und konstruktiv zu gestalten.
Autor: Iris Hallensleben
Thema: Wie sage ich meinem Partner, dass ich mich trennen will?
Webseite: https://www.herzwerkstatt-iris-hallensleben.de
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