Warum alte Erkenntnisse plötzlich alle gleichzeitig erreichen

Neulich scrollte ich morgens durch Facebook. Da stolperte ich gleich mehrfach über den Begriff Dunning-Kruger-Effekt. Und zwar nicht in Fachartikeln, sondern in ganz normalen Kommentaren.
Ein Teil von mir dachte sofort: „Moment mal, das kenne ich doch schon seit Jahren. Warum ist das plötzlich in aller Munde?“ Und ehrlich gesagt: Es kratzte ein bisschen am Ego. Ich hatte damals einen richtigen Aha-Moment, als ich davon erfuhr, fast wie eine kleine Erleuchtung. Denn mir wurde klar, dass ich mich bei vielen Themen wie ein Professor aufspielte, obwohl ich nur an der Oberfläche kratzte. Diese Erkenntnis hat mich besänftigt.
Doch jetzt, wo ich denselben Effekt überall lese, kam ein nagender Gedanke: Warum tauchen solche Themen zeitgleich auf, quer durch alle Alters- und Interessengruppen? Eigentlich müsste es doch individuell passieren: Der eine erfährt es mit 25, der andere mit 45 und wer sich gar nicht bildet, vielleicht nie. Aber nein: Plötzlich schwimmen alle auf derselben Welle.
An diesem Punkt meldet sich mein innerer Verschwörungstheoretiker:
„Wird uns das etwa gezielt eingepflanzt? Eine Art globale Gedankensteuerung?“
Und ich gebe zu, manchmal fühlt es sich genau so an.
Doch wahrscheinlich ist es viel banaler und zugleich faszinierender:
- Algorithmen: Social Media verstärkt Themen, die sich leicht teilen lassen. Begriffe wie „Dunning-Kruger“ sind griffig und machen sofort Sinn, also gehen sie viral.
- Kulturelles Timing: Manche Gedanken brauchen eine gewisse Reife der Gesellschaft, um anzukommen. Heute wollen viele psychologische Erklärungen für das Chaos.
- Psychologischer Trick: Sobald man selbst etwas Neues gelernt hat, sieht man es plötzlich überall. Das nennt sich Baader-Meinhof-Effekt.
Das Zusammenspiel dieser Faktoren erzeugt das Gefühl von kollektiven Aha-Wellen. Es wirkt wie Steuerung, ist aber in Wahrheit das neue Tempo unserer vernetzten Welt.
Und trotzdem bleibt eine spannende Frage:
Was machen wir mit solchen Erkenntnissen?
Der Dunning-Kruger-Effekt könnte uns alle besänftigen, wenn wir ihn auf uns selbst anwenden. Er lädt dazu ein, öfter innezuhalten und zu fragen: „Bin ich hier wirklich Experte oder kratze ich nur an der Oberfläche?“. Leider passiert häufig das Gegenteil: Der Begriff wird als Waffe benutzt, um andere kleinzureden. Dann entsteht nicht Besonnenheit, sondern noch mehr Spaltung.
Mein Fazit: Wir erleben keine Gedankensteuerung, sondern globale Aha-Wellen. Sie sind das neue Normal. Entscheidend ist nicht, dass sie kommen, sondern wie wir sie nutzen: Als Spiegel für uns selbst oder als Schlagstock gegen andere.
Thema: Aha-Wellen oder Gedankensteuerung?









