Was ist Yoga?

Was verbirgt sich hinter dem Begriff Yoga?

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Gibt man das Wort „Yoga“ bei Google ein, so erscheinen 81.000.000 Suchergebnisse. Yoga ist populär, gefragt, Zeittrend.

Aber Yoga ist viel mehr als ein Zeittrend oder Sport, in dem es um Perfektion und Meisterschaft geht. Jeder geht seinen eigenen Weg des Yoga und macht seine eigenen Erfahrungen. Die Erfahrung lehrt uns, was gut für uns ist, lässt den Geist in Ruhe finden, Schwierigkeiten auf dem Weg erkennen und schult uns im Umgang mit diesen. Auch wenn heute eher die gesundheitlichen Aspekte des Yoga im Vordergrund stehen, so ist es doch einen ganzheitliche Methode zum Erkennen des eigenen Selbst und zur Vervollkommnung der Wahrnehmung unseres Körpers, unserer Seele und unseres Geistes sowie der Welt im Ganzen. Das Leben hält Herausforderungen bereit, die es zu bestehen gilt. Diese Tatsache hat sich in den letzten über 4.000 Jahren nicht grundlegend geändert.

Neben den Körperübungen, den Asanas, besteht die Yogapraxis aus Reinigungstechniken, Pranayama – Atemübungen, Meditation und Tiefenentspannung. Im weiteren Sinne gehören auch Ernährung und positives Denken dazu.

Es gibt eine Vielzahl von verschiedenen Yoga-Arten. In unserer westlichen Welt treffen wir häufig auf Hatha-Yoga. Ich selbst bin der Tradition des ganzheitlichen Yoga von Swami Sivananda verbunden. Dieser Yoga vereint verschiedene Yoga Wege für die Förderung der ganzen Persönlichkeit des Menschen.

Aus dem Hatha-Yoga entwickelten sich verschiedene Stile und Richtungen. Diese können statisch- oder dynamisch-fließend, sanft oder kraftvoll ausgerichtet sein. Moderne Yoga-Stile orientieren sich oft an speziellen Bedürfnissen bestimmter Zielgruppen (z. B. SchwangerenYoga, Hormon-Yoga, Faszien-Yoga).

Der Ursprung des Yoga

Der Ursprung des Yoga liegt in Indien. Dort diente Yoga bis etwa zum 8. Jahrhundert n. Chr. Als reine Geistesschulung und Selbsterkenntnis. Es handelte sich um einen spirituellen Weg, der keiner bestimmten Religion zuzuordnen war. Die einzigen Körpertechniken waren die Atembeobachtung und der Lotussitz.

Yoga ( योग ) – früher auch Joga geschrieben – ist Sanskrit und bedeutet soviel wie anjochen, zusammenbinden, anspannen, anschirren. 

Das Joch ist ein Geschirr, in das Zugtiere wie Ochsen oder Ackerpferde zur schweren Feldarbeit eingespannt wurden. Sinnbildlich bedeutet das für Yoga, das der Körper vom Geist eingespannt und dienstbar gemacht wird.  Symbolisch ist der Körper der Wagen, der Kutscher symbolisiert den Verstand, der Fahrgast die Seele. Die Pferde stellen unsere fünf Sinnesorgane – Haut, Augen, Ohren, Nase, Mund – dar, mit welchen wir in der Yogapraxis unsere Wahrnehmung intensivieren und schulen.

Eine der wichtigsten Textsammlungen – Yoga-Sutras (Leitfaden des Yoga)

Die Yoga-Sutras des Weisen Patanjali gelten als die erste systematische wissenschaftliche Schrift des Yoga. Er schrieb diese zwischen 200 v. Chr. Und 200 n. Chr., sein genauer Lebenszeitraum ist unbekannt. Das Werk beginnt mit Sutra 1:

„Jetzt folgt eine Einführung in Yoga, die auf Erfahrung beruht.“

Einheit lässt sich nicht erdenken oder erfühlen, sondern übend erfahren. Nur die eigene Übungspraxis lässt uns Erfahrungen sammeln und lehrt uns die Wahrnehmung unseres Körpers, unseres Cittas (Geistes) und unserer Seele. Die Einheit unseres Körpers – der Seele – des Geistes lässt uns zu unserem Selbst finden. 

Welche Philosophie vermitteln die Sutras?

Patanjali vermittelt mit seinem achtgliedrigen Pfad den Übungsweg des Yoga. Die Sutras sind eine methodische Darstellung über die Natur des menschlichen Geistes, eine Analyse der Lebenssituation des Menschen sowie die Erklärung des achtgliedrigen Pfades. Sie bilden Grundlage der yogischen Philosophie und Lebensweise.

Unruhe des Geistes

Ursachen für die Unruhe des Geistes sind nach Auffassung Patanjalis die fünf Kleshas (= Schmerz, Kummer, Leid). Diese begleiten uns in unserem Leben. Die Wirkung der Kleshas kann durch einen bewussten Umgang mit ihnen eingedämmt werden und dadurch Leid vermeiden oder zumindest abschwächen. Grundvoraussetzung dafür ist die stetige, beständige Entwicklung von Achtsamkeit.

Achtsamkeit ist eine Grundlage des Yoga.

Was sind die 5 Kleshas?

1. Avidya – falsches Wissen

Unser Wissen ist immer subjektiv. Es ist geprägt durch unsere individuellen

Erfahrungen, unsere Erziehung und unsere Kultur. Daher beeinflussen unsere Wünsche, Erwartungen, Projektionen und Ängste unsere Sicht auf die Welt. Wir können die Welt nicht objektiv erkennen. Diese Erkenntnis ist einen wichtige Erkenntnis, um dem Widerstand des Geistes zu begegnen.

2. Asmita – falsche Selbstwahrnehmung

Unser Selbstbild ist zum Großteil von anderen Menschen, Eltern, Freunde, Partner, entworfen. Vieles übernehmen wir, anderes fügen wir, bewusst oder unbewusst, hinzu, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Wir glauben zu wissen, wer wir sind. Patanjali geht jedoch davon aus, dass wir so unser wahres Selbst nicht erkennen können. 

3. Raga – drängende Bedürfnisse

Oft leiten allein unsere Bedürfnisse unser Handeln, ohne das wir dies bemerken. Es geht z. B. um Erlangen von Aufmerksamkeit, Zuwendung und Liebe. Wir glauben, etwas unbedingt haben zu müssen, was uns unfrei macht. Unerfüllte Wünsche bestimmen unser denken und Tun, die Aufmerksamkeit richtet sich auf den Mangel und so übersehen wir leicht das vorhandene Gute in unserem Leben.

4. Dvesha – Abwehr und Ablehnung

Vermeintlich ist es leichter die Augen vor den schmerzlichen Realitäten des Lebens zu verschließen, als unseren Blick darauf zu richten und uns mit ihnen

auseinanderzusetzen. Patanjali ist der Auffassung, dass wir durch mehr Ruhe und Gelassenheit Schwierigkeiten eher beseitigen oder zumindest abmildern. Wir glauben, Unangenehmes von uns fernhalten zu müssen. Um unsere Seele zu schützen, benötigt unser Geist viel Energie.

5. Abhinivesha – Angst

Angst ist ein Hindernis auf dem Weg der Geistesschulung. Das Leben verändert sich ständig. Wir können nicht wissen, was kommt. Angst ist ein Urtrieb des Menschen, der unser Überleben sicherte. Übersteigt die Angst ein natürliches Maß, lähmt sie unseren Geist, der dann nicht mehr bei der Lösung von Problemen unterstützen kann. Patanjali empfiehlt, Ängsten mit hoher Achtsamkeit zu begegnen. Ängste sollten nicht unterdrückt werden, sie sind Zeichen unserer Verletzlichkeit. 

Der achtgliedrige Pfad

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Der achtgliedrige Pfad Patanjalis bildet bis heute die Grundlage des yogischen Denkens und Handelns. 

Stufe 1 – Yama: Umgang mit der Welt

  • Gewaltlosigkeit – bewusster und rücksichtsvoller Umgang mit anderen Lebewesen, ohne ihnen ein Leid zuzufügen.
  • Wahrhaftigkeit – Aufrichtigkeit und Offenheit gegenüber anderen.
  • Nicht-Stehlen – Verlange nicht nach Dingen, die dir nicht gehören. Gehe bewusst mit deinen Bedürfnissen um.
  • Mäßigung – Lass dich nicht von deinen Leidenschaften beherrschen. Finde ein richtiges Maß für dein Handeln
  • Zufriedenheit – Sei mit dem Besitz zufrieden, den du tatsächlich brauchst.

Stufe 2 – Niyama: Umgang mit uns selbst

  • Reinheit – Reinheit von Körper und Geist. Innere Entwicklung, statt Sorge um körperliche Vergänglichkeit. Achte auf Reinheit von Körper und Geist.
  • Heitere Gelassenheit – Zufriedenheit mit dem, was du hast, statt Bestimmung durch ständiges Verlangen. Schätze das Leben.
  • Disziplin – Übe Disziplin. Bemühe dich beständig darum, auch wenn es manchmal schwer wird.
  • Selbstreflexion – Achtsamkeit mit dir selbst und bewusste Begleitung deines inneren Prozesses.
  • Glaube – Vertrauen in eine höhere Kraft finden.

Stufe 3 – Asanas: Körperhaltungen

  • Verweile in Regungslosigkeit, Stabilität, Leichtigkeit.
  • Lade deinen Geist ein, still zu werden.
  • Sammlung und Zentrierung deines Wesens.
  • Dosiertes Üben, nicht zu viel, nicht zu wenig.
  • Erzwinge nichts.

Stufe 4 – Pranayama: Regulierung des Atems • Atembeobachtung

  • Spüre, in welchen Körperteilen du deinen Atems wahrnimmst.
  • Reguliere den Atem durch Vertiefung des Ein- und Ausatmens.
  • Erzwinge nichts.

Stufe 5 – Pratyahara: Regulierung der Sinnesreize

  • Sinne zurückziehen.
  • Sinne in Zaum halten.
  • Auf ein Objekt konzentrieren.
  • Bleibe in deiner Mitte.

Stufe 6 – Dharana: Konzentration

  • Sei mit deiner Aufmerksamkeit bei dem was du gerade tust.
  • Bleibe bei einer Sache, Überlegung, einem Sachverhalt.
  • Sei wach und achtsam im Hier und Jetzt.

Stufe 7 – Dhyana: Meditation

  • Nimm wahr, was ist.
  • Lass deine Gedanken kommen und vorbeiziehen, wie Wolken am Himmel.
  • Erwarte nichts.
  • Vergiss dich selbst.

Stufe 8 – Samadhi: Verbindung

  • Ziel des gesamten Yoga-Weges.
  • Aufmerksamkeit ist auf das Verbindende gerichtet.
  • Du bist eins mit dem was du tust und empfindest.
  • Starkes Vertrauen lässt uns unser Selbst dem Strom des Lebens ohne Angst überlassen.
  • Offenheit, Annahme, Hingabe Das Herz erkennt zuletzt den Geist.

Wie lässt sich der achtgliedrige Pfad im 21. Jahrhundert umsetzen?

Der achtgliedrige Pfad – Übungsweg des Yoga – in unserer Zeit. Die Handlungsweisen sind abgeleitet aus der Analyse des menschlichen Lebens mit dem Ziel Gleichgewicht und Balance durch Schulung des Geistes, Erkenntnis und Milderung von Leid zu erfahren. An der ursprünglichen Philosophie hat sich nichts geändert. Sie lässt sich problemlos auf unsere heutige Zeit übertragen.

Ein unruhiger Geist hindert uns am zufriedenen Leben. Daher heißt es Wege finden, um den Geist zu bändigen. Geduld, Training, Disziplin sind dafür unerlässlich. Veränderung ist immer möglich, wenn du das wirklich willst. Mit dem Wissen, dass unseren Geist unser Handeln wesentlich bestimmt, bringst du diesen zur Ruhe, um Einfluss auf dein Handeln zu bekommen. Der ruhige Geist lässt dich in ein zufriedenes Leben finden.

Für den Yoga-Weg sind alle acht Stufen erforderlich. Du kannst keine auslassen, jede ist wichtig. Die Erkenntnis, es lässt sich nichts erzwingen, also erzwinge ich nichts, wirst du mit deinem stetigen Üben, in deinem Tempo, erfahren. Sei achtsam im Hier und Jetzt, nehme deinen Atem wahr. Der Weg ist das Ziel. Der achtgliedrige Weg führt zur inneren Freiheit – einem Ziel des Yoga. Die Entwicklung der acht Stufen findet parallel zueinander statt.

Das wunderbare an Yoga ist, dass es nie zu spät dafür ist. Du kannst bis ins hohe Alter praktizieren. Egal wie alt, dick oder dünn, wie dein Fitnesslevel ist, ob du krank bist, welche Erfahrungen du mitbringst – entscheidend ist – fange einfach an damit.

Yoga schenkt dir bei regelmäßigem Üben mehr Gesundheit, dein Körper wird gekräftigt, die Gelenke werden beweglicher, Muskeln gedehnt, du wirst bewusster in deiner Wahrnehmung. Du wirst deine Grenzen erfahren und lernst, diese zu akzeptieren. Yoga ist auch Selbstfürsorge und durch Selbstliebe geprägt. 

Du lernst die Verbindung deines Atems mit der Bewegung zu Einem wahrnehmen und kannst spüren, wie dein Körper durch die natürliche Atmung bewegt wird. Dein Atem ist die Brücke zu deinem Geist und ein unwahrscheinlich tolles Hilfsmittel, wenn es um Ruhe finden oder Stressreduktion geht. Am Ende stehen für dich mehr Gesundheit, Zufriedenheit und Glück für dein Leben.

Wie kannst du Yoga in dein Leben integrieren?

Achtsamkeit, als Grundhaltung des Yoga, nimmt einen großen Stellenwert in deinem Leben ein. Dein Verständnis von Yoga gleicht einer Reise und stellt einen Weg dar, der dich und dein Leben nachhaltig prägen können.

Gleichgewicht ist für dich Balance. Wenn du erlebt hast, wie es sich anfühlt, wenn das Leben aus dem Gleichgewicht gerät, ziehst du daraus wichtige Erkenntnisse, die dich auf deinem Yoga-Weg gehen und entwickeln lassen. Mäßigung, Zufriedenheit, dir was Gutes tun, Disziplin, Gelassenheit, Anstrengung und der Glaube an dich selbst unterstützen dich dabei.

Die vier edlen Wahrheiten helfen auf deinem Weg zur Erkenntnis.

1.) Es gibt Leid (Kleshas).

2.) Es gibt Ursachen für das Leid. Du setzt dich mit den Ursachen auseinander.

3.) Leid kann beendet werden, und das kannst nur du selbst erreichen und schaffen.

4.) Es gibt einen Weg, Leid zu beenden. Die Erkenntnis des Leids wird dir deinen Weg zeigen.

Es gibt nicht den Yoga-Weg, sondern nur deinen Weg. Sei neugierig und fange in deinem Tempo an zu gehen und deine eigenen Erfahrungen zu sammeln und Erkenntnisse zu entwickeln. 

Autor: Meike Gräf
Thema: Was ist Yoga?
Webseite: http://www.meike-graef.de

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