Stressmanagement | Erfolgreiche Stressbewältigung

Unser Körper reagiert auf Herausforderungen mit Stresserleben bzw. Anspannung, was uns befähigt,  schnell und kraftvoll zu handeln. Somit ist dieser Vorgang zunächst einmal ein sinnvoll angelegter Reiz, der biologisch seit Urzeiten in uns verankert ist.

Beim körpereigenen Stressmanagement auf der Instinktebene  ist der Mechanismus  auf Kampf- bzw. Fluchtverhalten und Todstellreflex ausgerichtet und dient somit dem Überleben.

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Das zeigt sich vor allem in gefährlichen Situationen: Ein Auto fährt z. B. mit hoher Geschwindigkeit ungebremst auf uns zu und wir springen zur Seite. Nicht der rationale, sondern der unbewusste Teil entscheidet über diese Handlung, denn sonst  würde dieser Prozess einfach zu lange dauern und unseren Tod bedeuten. Durch den unwillkürlichen Adrenalin-Anstieg ist hier also ein Schutzmechanismus im Gange, der unser Überleben sichert.

Warum ist Stressmanagement so wichtig?

Stress bewirkt die ständige Aktivierung eines Teils des vegetativen Nervensystems, des Sympathikus.  Dieser vegetative (autonome) Anteil steuert die Funktion der inneren Organe über die Ausschüttung von Hormonen.

Dabei ist das vegetative Nervensystem in zwei Gegenspieler aufgeteilt: Sympathikus und Parasympathikus. Während der Sympathikus den Organismus aktiviert, ist der Parasympathikus für Erholung und das Verdauen von Nahrung zuständig.

Die Aktivierung beider Gegenspieler sollte in Balance sein. Ist der Sympathikus durch Dauerstress chronisch überaktiv, verursacht dies Schäden an den Organen und führt somit zu psychosomatischen Erkrankungen.

Duales Stressmanagement:

Wie der Einzelne Stress erlebt, hängt vor allem von seiner Persönlichkeitsstruktur, seiner Fähigkeit zur Selbstregulation, dem Bindungsmuster und seiner Autobiographie ab. Es sind also multifaktorielle Einflüsse, die die individuelle Wahrnehmung prägen.

Wir sprechen in diesem Zusammenhang auch von Distress und Eustress, also der negativen und positiven Stresswahrnehmung. Während bei Eustress Belastungen mit eigenen Gestaltungsmöglichkeiten und Verbesserungskompetenzen zur Steigerung des Selbstwerts führen, erleben wir den Distress als hohe und relevante Anforderung ohne Interventionsspielraum, der uns in eine Auslieferungsposition drängt und immer weiter zermürbt.

Das Ganze hat unter anderem etwas mit der Einstellung zu Stress zu tun und dem Glauben darüber, ob dieser schädlich ist, denn dies ändert die Reaktionen des Körpers darauf.

Menschen, die sich gestresst fühlen, haben oft eine erhöhte Herz- und Pulsfrequenz, eine beschleunigte Atmung und neigen zu Schweissausbrüchen. Diese Anzeichen sind eng mit dem Angstempfinden verknüpft.

Stressmanagement  in Kombination mit der inneren Einstellung: 

Studien der Harvard-Universität belegen, dass eine Umbewertung (Reframing) dieser Symptome positive Veränderungen bewirkt. 

Anstelle von Beeinträchtigung wurde bei differenzierter Betrachtungsweise ein hilfreicher Energieanstieg festgestellt, dem Körper wurde durch die schnellere Atmung wahrnehmbar mehr Sauerstoff zur Verfügung gestellt und die Reaktionen konnten nun als Unterstützung betrachtet werden.

Wo das klopfende Herz zuvor mit Angst in Verbindung stand, ist es nun ein Ausdruck der Freude und des Mutes.

Die Ausschüttung des Stress-Hormons Oxytocin trägt sein übriges dazu bei.Es stärkt die Bindung, motiviert die Bereitschaft, sich Hilfe zu suchen, ermöglicht somit Co-Regulation und die Bereitwilligkeit, auch andere zu unterstützen. Doch es wirkt nicht nur im Gehirn. Auf der Körperebene stabilisiert es das Herz-Kreislauf-System, dient als natürlicher Entzündungshemmer und hilft den Blutgefässen, entspannt zu bleiben. Wer sich unter Stressbelastung Unterstützung von anderen holt, versetzt den Körper in die Lage, mehr Oxytocin freizusetzen und somit eine gesündere Stressantwort zu geben.

Stressmanagement und die Bedeutung von Handlungsweisen:

Fehlangepasste Verhaltensweisen führen dazu, Stress und Belastung nicht mehr wahrzunehmen. Oft steht dahinter ein hohes Leistungsmotiv, das eigene Bedürfnisse in den Hintergrund drängt und abspaltet.

Burnout ist in diesem Zusammenhang ein bekanntes Phänomen. Es handelt sich hierbei nicht um eine eingebildete Krankheit, sondern um reales Erleben. Betroffene sind Personen, die sich lange Zeit äusserst engagiert und loyal eingebracht haben.Überhöhte Ansprüche und Leistungsanforderungen in Kombination mit fehlender Selbstfürsorge sind Wegbereiter für einen schleichenden Prozess in die Erschöpfung.

Während der innere Antreiber noch immer am  Werk ist, zieht der eigene Körper irgendwann die Reissleine und beendet den Funktionsmodus.

Aus dem „ich muss es schaffen“ wird ein „ich würde gern, aber es geht nicht mehr“.In dieser Aussage ist schon eine Begrenzung als Kontrastprogramm zu der vorherigen Überflutung an Anspruchshaltung erkennbar.

Um solch einem Kollaps vorzubeugen, ist es wichtig, frühzeitige Warnsignale zu erkennen: Kreisen die Gedanken ständig um Arbeit oder fühle ich mich dauernd unter Druck gesetzt? Schlafe ich schlechter, bin gereizt, kraftlos und unruhig? Bin ich nicht mehr in der Lage, entspannen und abschalten zu können?

Stressmanagement im Alltag:

Lösen Sie sich von der Vorstellung, alles selber machen zu müssen.  80 % sind genug und erhalten dabei Reserven, auf die Sie zurückgreifen können. Lernen Sie, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden. Sorgen Sie für mehr Freiräume und sagen Sie unwichtige Termine ab.

Wie steht es mit dem Humor? Suchen Sie nach Dingen, die Ihnen Spass bereiten.Freude ist ansteckend und greift somit auch auf ihr Umfeld über. Wenn Sie lachen, werden die Rezeptoren im limbischen System aktiviert. Dies hat zur Folge, dass sogenannte Glückshormone wie z. B. Serotonin, Noradrenalin und Endorphine freigesetzt werden, die dem Stress entgegen wirken oder ihn sogar auflösen.

Neben dem Erlernen von Entspannungstechniken, der Verbesserung der Selbstwahrnehmung und der Bearbeitung von familiären und traumatischen Themen ist es sinnvoll, zunächst medizinische Hilfe anzunehmen.

Zur erfolgreichen Stressbewältigung gehört  die Entscheidung, sich selbst wichtig zu nehmen und Wertschätzung für die eigene Person zu entwickeln.

Aussenreize mit Überforderungstendenz werden gerne als Einladung gesehen, sich in die Opferrolle drängen zu lassen. 

Identifiziert sich ein Mensch mit dieser Rolle, gibt er automatisch jegliche Verantwortung für sein Leben aus der Hand und sieht sich nicht mehr als gleichwertig gegenüber anderen.

Wer Stress empfindet, erlebt sich oft als defizitär, wenn er eigenen und fremden Ansprüchen nicht vollumfänglich genügt. 

Stressmanagement und der Bezug zum neuronalen Netzwerk:

Es gilt zu beachten, dass jedes Erleben in sich selbst erzeugt wird und nicht von aussen kommt. Das geschieht auf unbewusste Weise und hängt mit den neuronalen Netzwerken und dem Episodengedächtnis zusammen. Hier sind sämtliche emotionsgeladenen Erinnerungen manifestiert.

Vereinzelnd angetriggerte äussere Reize aktivieren entsprechende Areale aus Erlebnismomenten, die wir aus der Vergangenheit kennen. Nehmen wir dieses „Angebot“ an, befinden wir uns im alten Stress-Muster.

Angestrebt wird also eine Kooperation zwischen dem willkürlichen „Ich“ und den unwillkürlichen Prozessen. Diese ermöglicht die Entstehung neuer Bahnen im neuronalen Netz und sorgt dort für veränderte Erfahrungen. Kleine Unterschiede zur Ausgansposition festzustellenist die lösungsfokussierte Ausrichtung, die hier zielführend ist.

Stressmanagement mit Hilfe von Ressourcen: 

Stressempfinden basiert auf widersprüchlichen inneren Bestrebungen. Das Wiederentdecken eigener hilfreicher Ressourcen, die jeder in sich trägt, ist ein erster Schritt zur Veränderung. Dabei ist die Hypnotherapie und die Systemische Aufstellungsarbeit sehr hilfreich, weil sie den Zugang zu diesen, oft brach liegenden Reserven, wieder herstellen kann.

Entgegen mancher Annahme ist der Ausgleich von An- und Entspannung das erklärte Ziel und nicht die einseitig angestrebte Beruhigung. Es ist vor allem wichtig, dass die schwach anmutende Seite gewürdigt und liebevoll angenommen wird. Dazu gehört auch, dass diese nicht in den Veränderungsprozess gedrängt wird, da sie ein Kompetenz-Spektrum in sich trägt, das beachtet werden will und eine entscheidende Rolle bei der Weiterentwicklung spielt.

Die Entfaltung geschieht auf der Metaebene mit einer leicht schwebenden Aufmerksamkeit für beide Bereiche und einer geduldigen allmählichen Hinwendung zum gewünschten Ziel.

Stressmanagement als vorbeugende Massnahme:

Im Zusammenhang mit krank machendem Stress und dessen Vermeidung tritt immer wieder der Begriff der Resilienz in Erscheinung. In seiner ursprünglichen Definition handelt es sich hier um die Beschaffenheit eines Werkstoffes und der Feststellung, wie weit sich dieser verbiegen lässt, um anschliessend  in seine ursprüngliche Form zurückzuschwingen, ohne dabei Schaden zu nehmen Dieser Prozess funktioniert nur mit offenen Systemen. Allerdings verlaufen Ursache und Wirkung nicht linear, sondern innerhalb der Wechselwirkungsmuster.

Das gleiche gilt für antifragile Systeme, die nicht nur resilient sind, sondern aus einer Belastung heraus expandieren und dabei quasi über sich hinaus wachsen.Umwelt und Natur wären ohne Katastrophen nicht so weit entwickelt. Der Mensch erlebt diesen Vorgang z. B. bei einem Knochenbruch. Auch dieser ist nach dem Heilungsprozess stabiler als vorher.

Diese Erkenntnisse fliessen mittlerweile in vielen Präventionsbehandlungen mit ein und bieten hilfreiche Unterstützung. 

Stress, der in Verbindung mit Ängsten auftritt, z. B. vor Prüfungen, beim Zahnarzt oder in Zusammenhang mit Tieren gehört zu den Ausdrucksformen, die  relativ einfach und schnell zu therapieren sind.

Allerdings sollte die Aufmerksamkeit darauf gerichtet sein, dass es eben nicht darum geht, Symptome zu eliminieren, da sie eine wichtige Botschaft in sich tragen und an uns richten und zu beachten, dass es dazu führen würde, eine Symptomverschiebung zu produzieren.

Gestärkt aus einer schwierigen Situation herauszugehen, neue Erkenntnisse zu gewinnen, weitere Tools zu erschaffen und dabei Wachstum zu erlangen ist eine beflügelnde positive Möglichkeit, das ursprünglich negative Stresserleben umzudeuten und somit als Bereicherung zu empfinden und zu integrieren.

Autor: Nicole Brinkmann
Thema: Stressmanagement
Webseite: http://www.nicole-brinkmann.de

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