Ruhiger und gelassener im Alltag zu werden beginnt mit einer Erlaubnis. Nicht mit Der vom Partner, den Kindern, den Eltern, den Vorgesetzten, den Freunden, den Bekannten etc. Nein, sie beginnt mit der Erlaubnis von Ihnen selbst.
Können Sie sich die Erlaubnis nicht geben ruhiger und gelassener im Alltag zu werden, ist das Vorhaben zum Scheitern verurteilt. Den Grad, wie weit Sie schon auf der Leiter „Ich erlaube mir ruhig und gelassen zu sein“ empor gestiegen sind, erkennen Sie treffsicher daran, ob ruhige und gelassene Menschen Sie aufregen, ärgerlich – ja, gar wütend machen. Das trifft auf Sie zu? Prima. Dann projizieren Sie Ihren eigenen Schatten, Ihre Nicht-Erlaubnis, Ihr eigenes Bedürfnis, sich nicht stressen zu lassen auf eben jene Menschen und bekämpfen sie dort. Wenn diese Menschen starke Emotionen in Ihnen auslösen, ist das ein untrügliches Zeichen dafür, dass es etwas mit Ihnen zu tun hat.
Die gute Nachricht ist: Sie sind schon groß, Sie brauchen Niemanden mehr, der Ihnen die Erlaubnis gibt ruhig und gelassen zu bleiben. Das können Sie selbst tun. Noch zu schwierig? Dann bitten Sie im ersten Schritt einen Ihnen nahe stehenden Menschen die Erlaubnis innere Ruhe zu finden laut für Sie auszusprechen. Sehr wirkungsvoll und unerlässlich. Denn so lange Sie sich Ruhe und Gelassenheit im Alltag nicht erlauben, werden Sie sich selbst bekämpfen, sobald Sie versuchen, in Dieselben zu kommen. Logisch, oder? Dann fallen Sätze wie „Autogenes Training ist nichts für mich. Ich kann einfach nicht ruhig liegen und NICHTS machen.“ „Ich habe nicht die Zeit, einfach auf einer Bank zu sitzen und Löcher in die Luft zu starren.“ Sie können und Sie haben die Zeit. Das Wunderbare an Zeit ist ja, dass wir alle gleich viel davon haben – 24 Stunden pro Tag. Die Frage ist, welche Prioritäten Sie setzen.
Wenn Sie ab hier noch weiter lesen, sind Sie bereit, sich die Erlaubnis zu geben innere Ruhe zu finden. Ich gratuliere Ihnen dazu.
Wie werde ich ausgeglichener und ruhiger?
Es gibt verschiedene Wege, mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag zu erschaffen:
Ruhiger und gelassener durch Entspannungsverfahren: wie z.B. der Progressiven Muskelentspannung nach Jacobson. Davon ausgehend, dass wir in unserer Gesellschaft Wachsein mit einem hochgradig angespannten Zustand verbinden und demnach sehr viele Aktivitäten Anspannung erzeugen, ist das, was unser Organismus braucht: Entspannung. Nur, wenn wir in einem steten Wechsel von Anspannung und Entspannung sind, bleiben wir geistig, seelisch und körperlich gesund. Die Progressive Muskelentspannung erzeugt genau das: einen stetigen Wechsel von Anspannung und Entspannung der Muskulatur einzelner Körperpartien. Und führt somit am Ende im Körper einen entspannten Zustand herbei.
Durch Oasen, an Denen Sie sich regelmäßig aufhalten: absolut sinnvoll ist es, sich die eigene Oase zu Hause zu erschaffen. Wenn Ihnen das noch wie ein NoGo erscheint, können Sie auch gerne einen Ort weiter weg aufsuchen, dazu bietet sich der Wald z.B. ganz wunderbar an. Da Ihr Zuhause aber – hoffentlich – Ihr Rückzugsort ist, liegt es nahe, dort einen Lieblingsplatz ausfindig zu machen, den Sie besonders mögen. Egal, ob es ein bequemer Sessel ist mit Blick in den Garten, das Sofa mit dem Foto aus einem wunderschönen Urlaub an der Wand, das Yoga-Kissen mit Kerzenschein und einer Tasse Tee ist, das Wichtigste ist, Sie fühlen sich dort wohl. Sie brauchen noch etwas, damit Ihre Oase perfekt wird? Dann her damit. Je wohliger Sie sich fühlen, umso tiefer ist die Entspannung.
Durch Ruhe und Stille: Erzeugen Sie im Außen den Zustand, den Sie im Innen haben möchten. Sie leben in einer Familie und es geht turbulent zu? Dann ist es an der Zeit, die eigenen Bedürfnisse mehr in den Vordergrund zu stellen und Diese Ihren Lieben auch mitzuteilen. Es ist möglich, dem Partner, den Kindern und jedem anderen zu erklären, dass Sie pro Tag eine gewisse Zeit (nicht weniger als 15 Minuten) für sich brauchen in Ruhe und Stille und darüber hinaus genau festzulegen, wann diese Zeit ist. Eine feste Struktur erleichtert, dass alle sich daran halten – Sie selbst eingeschlossen. Kleine Kinder können in der Zeit vom Partner, den Verwandten oder Freunden betreut werden. Geht nicht? Das ist eine Ausrede. Am besten beginnen Sie noch einmal mit dem Abschnitt über die Erlaubnis.
Durch das Spüren des Körpers: Damit ist nicht herkömmlicher Sport gemeint. Sport steht i.d.R. in Verbindung mit Wettkampf und einem Leistungsgedanken. Das erzeugt nur, dass Sie Ihren Körper als Instrument sehen, um ein Ziel zu erreichen. Darum geht es hier eben nicht. Es geht um Bewegung, am besten in der Natur. Die dort vorherrschende Farbe Grün hat einen beruhigenden Einfluss auf den Organismus. Darüber hinaus regt uns die Natur an, mit allen Sinnen wahr zu nehmen: der Wind streift unser Gesicht. Die Sonne wärmt unsere Haut. Durch das Gehen beschleunigt sich der Herzschlag, wir atmen tiefer, wir riechen den erdigen Duft des Waldes.
All das bewirkt Eines: wir spüren, dass wir leben und wir sind im Moment, im Hier und Jetzt. Und das ist, was wir tatsächlich in unserem Leben haben, nur diesen Moment jetzt. Dieses Bewusstsein macht sehr gelassen und ist das Gegenteil vom weit verbreiteten Verweilen im Kopf. Das permanente Denken ist genau das, was uns trennt von uns selbst. Je länger wir also draußen in Bewegung sind, umso mehr kommt das Gedankenkarussell zur Ruhe.
Durch Meditation: tägliche Meditation ist für mich persönlich der Schlüssel um ruhig und gelassen zu werden. In einer sehr reizüberfluteten Welt, in Der Sie permanent Informationen erreichen, in der Sie gesagt bekommen, was Sie konsumieren, was Sie tun, wie Sie sein sollen, ist die Zentrierung auf sich selbst unerlässlich, um sich nicht komplett in diesen Außenreizen zu verlieren. Die Meditation erschafft diese Zentrierung. Es ist die Zeit, in der Sie sich selbst begegnen. Sich selbst zu begegnen ist nicht nur lustig, vermutlich vermeiden es deshalb so viele Menschen noch.
Sich selbst begegnen bedeutet aber, zu erfahren, wer Sie sind. Und als Mensch, der weiß, wer Sie sind, wissen Sie, was Sie brauchen und wohin Sie wollen. Genau dieses Bewusstsein macht unabhängig gegenüber äußeren Einflüssen und Manipulationen. Und es macht unglaublich frei. Kommen Sie jetzt doch auf den Geschmack? Das freut mich. Mit Übung lässt sich Meditation zu jeder Tageszeit, an verschiedenen Orten durchführen. In der Regel ist es sehr hilfreich, ein festes Ritual daraus zu machen, indem z.B. Kerzen angezündet werden, ein Mantra als Einstimmung gesungen wird, sie an einem bestimmten Platz – wie Ihrer Oase – stattfindet, in einer aufrechten sitzenden Position (im Liegen wird es schnell zu einem Nickerchen, das erfrischt auch, zentriert aber auf Dauer nicht den Geist).
Durch Grenzen setzen: Grenzen setzen steht in direkter Verbindung zu „Nein“ sagen. Nein, zu dem, was Sie nicht möchten. Um das zu wissen, ist es wichtig, dass Sie sich selbst gut kennen (siehe Meditation). Gleichzeitig ist es wichtig, zu wissen, aus welcher Motivation Sie „Ja“ zu einer Situation, zu einem Menschen sagen. Ist Ihre Motivation, dass Sie etwas wirklich möchten, oder sagen Sie „Ja“, weil alle es tun, oder wollen Sie gar den Anderen nicht verletzen? Hilfreich ist, sich vor Augen zu halten, dass ein „Nein“ zum anderen immer ein „Ja“ zu Ihnen selbst ist. Und dieses „Ja“ erzeugt in Ihrem Inneren ein entspanntes und wohliges Gefühl.
In den anderen wahrscheinlich nicht, aber für Die sind Sie auch nicht verantwortlich. Mit entspannten Menschen verbringen sehr viele Menschen gerne ihre Zeit. Allein diese Vorstellung ist hoffentlich Motivation genug, es beim nächsten Mal mit einem „Nein“ zu versuchen. Wenn Sie bislang noch nicht so geübt sind im „Nein“-sagen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass sich Ihr Umfeld verändern wird. Diejenigen, die Ihnen Ihre Ruhe und Auszeiten nicht gönnen, werden gehen. Dafür werden andere Menschen kommen, denn Sie ziehen ab jetzt andere Menschen an. Es lebt sich definitiv entspannter mit Menschen, die Ihnen von Herzen gönnen, in der Sonne spazieren zu gehen, etc.
Zum Thema Grenzen setzen gehört auch der Respekt gegenüber den Grenzen Anderer. Nehmen Sie sich die Zeit und beobachten Sie genau, wie viel Energie Sie in Ihre eigenen Angelegenheiten stecken und, wie viel in Die von anderen Menschen. Es ist eine beliebte Strategie von Denen, die nicht gut für sich selbst sorgen, sehr, sehr ausdauernd und oft schon erdrückend für Andere zu sorgen – ohne sich dafür ein O.K. abgeholt zu haben. Keine gute Strategie: Sie selbst bewegen sich kein Stück auf Ihre Ruhe und Gelassenheit zu und die Anderen bezahlen einen hohen Preis – sie werden zu abhängigen Menschen. Hand auf´s Herz: wenn Sie diese Menschen lieben oder mögen, können Sie das nicht wirklich wollen. Also bleiben Sie in Ihrem Raum und lassen den Anderen den Ihren. Wenn Diese über 18 sind, werden sie ihr Leben gut selbst meistern.
All diesen Wegen zu mehr Ruhe und Gelassenheit im Alltag liegt das tiefe Bewusstsein zugrunde, dass Sie selbst die Chefin/der Chef Ihrer Zeit sind. Niemand sonst. Auch, wenn Sie z.B. beruflich an Zeiten gebunden sind, haben Sie freie Zeit, in der Sie allein die Prioritäten setzen. Niemand tut das für Sie, Sie machen das. Und ja, dieser Weg braucht Eines: Disziplin.
Nur durch ständiges, ausdauerndes Wiederholen und Üben wird Ihre Zeit für sich, Ihre Begegnung mit Ihnen selbst zu einer liebgewordenen Gewohnheit. Und damit ist die gesellschaftliche Annahme, dass in sich ruhende und gelassene Menschen faul sind und in den Tag hinein leben, schnell vom Tisch gewischt. Sie gestalten nämlich Ihr Leben selbst. Das ist weit weniger bequem als die Haltung, dass Termindruck und Stress vom Himmel auf uns herab fallen.
Ich wünsche Ihnen, dass Sie ruhiger und ausgeglichener werden. Ab jetzt. In jedem Moment ist Veränderung möglich. Es ist es absolut wert.
Autor: Alexandra Dahlen
Thema: Ruhiger und gelassener im Alltag
Webseite: http://www.lebensraeume-beratung.de