Ein Gespräch mit dem Chef vorbereiten - eine Betrachtung

Sie haben einen Termin für ein Gespräch mit ihrem Chef. Sie wissen nicht, worum es geht, kennen die Agenda nicht und haben nicht um das Treffen gebeten.

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Die Sekretärin ihres Chefs hat ihnen bei der Terminabsprache nur gesagt, es sei sehr wichtig. Wie sie reagieren, ob sie ängstlich verärgert oder überrascht dreinblicken, ob sie Haltung bewahren oder ob sie zu unbeteiligt erscheinen, was immer sie sagen oder tun, kann für den Ausgang dieser Begegnung von entscheidender Bedeutung sein.[i]

Haben Sie in den letzten Wochen eine Tätigkeit ausgeführt, die nicht so gut gelungen ist und für die man Sie kritisieren oder sogar zur Verantwortung ziehen könnte? Sie versuchen sich zu erinnern. Ein ungutes Gefühl macht sich in Ihnen breit. Fragen Sie sich einmal, weshalb es immer die negativen Gefühle sind die sich bemerkbar machen?

Wie Sie sich auf eine solche Situation vorbereiten sollten, wird ihnen immer wieder in den Coachings heruntergebetet (keine weißen Socken tragen, Fingernägel sauber, offener Blick, saubere Frisur, und so weiter, und so weiter). Dies ist jedoch nur eine Seite der Medaille.

Die andere Seite, die wesentlich prägendere versuche ich Ihnen zu vermitteln. Bei dieser Vorbereitung geht es, wie sie unschwer an der Eingangssequenz erkennen konnten um Ihre Emotionen, Gefühle und Handlungen während eines Gespräches und vor dem Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten oder einer in der Hierarchie über ihnen stehende Person.

Ich möchte Ihnen die Mechanismen nahebringen, die sich unbewusst während ihres Gespräches und davor abspielen und wie sie diese zum Teil kontrollieren können. Ich benutze speziell die Redewendung „zum Teil“, da sie wirklich nur ein Teil ihrer Emotionen und Gefühle kontrollieren können. Mit Übung wird es ihnen leichter fallen, ihr emotionales Verhalten zu mäßigen, aber dies erfordert Zeit, Konzentration und Verständnis. Wichtig ist,dass Sie sich im Klaren darüber werden, was Sie eigentlich zu Mäßigen versuchen: nämlich das emotionale Verhalten an sich seine äußeren Anzeichen, ihr Handeln und die Veränderungen in ihrem Innern. Denn es gehört zu ihrem evolutionären Erbe, dass Sie Signale aussenden, sobald uns ein Gefühl befällt. Und sie werden dementsprechend handeln. Was uns in vielen Fällen veranlasst, unseren Ärger im Zaun zu halten und nicht zur Wut auswachsen zu lassen, ist der Umstand, dass wir verpflichtet sind, die Beziehung zu der Person, auf die wir so zornig sind, aufrechtzuerhalten. (Beziehungsgefüge)

In der Transaktionsanalyse[ii] gibt es drei verschiedene Konstellationen sich zu äußern bzw. zu benehmen. Das Eltern-ICH, das Kind-ICH und das Erwachsenen-ICH. Vermutlich haben Sie sich schon einige Male dabei erwischt, wie Sie in das Kind-ICH hineingeraten sind, wenn sie mit ihren Eltern zusammen sind und mit diesen sprechen, ganz gleich wie alt sie sind.

Dieses Verhalten ist jedoch nicht auf Ihre Eltern beschränkt. Es kann vorkommen, dass ihre Gefühle oder Emotionen etwas Empfinden, was sie plötzlich in ein Kind-ICH bringt. Ein Hinweis darauf ist der starke Gebrauch der Modal-Verben, können, dürfen, wollen, würde, möchte. Da diese gebraucht werden um Erlaubnis zu bitten. Als nächstes folgt das Eltern-Ich. Dieses ist gekennzeichnet durch die häufige sprachliche Verwendung von Belehrungsfloskeln. Das tut man nicht , immer machst du alles falsch, höre mir einmal zu. Das Erwachsenen-Ich nun kann als Bindeglied bezeichnet werden. Hier verwenden wir die Redewendungen: Wir arbeiten zusammen, Sie bekommen das hin, wir stehen hinter ihnen.

Aber sind wir uns gewiss, wenn wir ein Gespräch führen, bzw. einen Dialog bedeutet dies, dass beide Partner miteinander reden. In einer Sprache die jeder versteht und damit meine ich nicht unbedingt “Deutsch”. Paul Watzlawick[iii] hat das Axiom geprägt, es ist nicht wichtig was "A" sagt, sondern was "B" versteht. Es ist somit von sehr großer Wichtigkeit sehr klar und mit den richtigen Emotionen seine Argumente zu äußern.

Wir haben nun eine Grundlage geschaffen, wir wissen, dass unsere Emotionen ein sehr wichtiges Kriterium in unserem Gespräch sein werden.  Damit sollten Sie etwas gewappnet sein. Aber natürlich sind es die Emotionen welche noch ihren Teil dazu beitragen. Denn die Emotionen steuern Ihr Verhalten und in erster Linie ihre Aussagen und wie diese stimmlich dargeboten wird. Laut, leise mit Betonung, all diese sprachlichen Varianten werden unbewusst bzw. unkontrolliert ihren Raum fordern.

Aber bedenken Sie, ihr Chef ist auch ein emotionaler Mensch. Auch er zeigt in seinem Verhalten und in seinem Gesicht Emotionen.  Sprachlich, wie schon angesprochen werden auch Emotionen frei gesetzt. Durch die Wortwahl, oder durch die Stimmlage signalisiert er, genau wie Sie, welche Emotionen er verarbeiten muss.

Deshalb möchte ich Ihnen einige Hinweise auf den Gebrauch der Stimme / der Sprache  geben.

  • 1-Zähmt euere Zunge –sie ist ein aufsässiger Teufel.
  • 2-Äussert nichts, was irgendjemanden  ärgern könnte.
  • 3-Sprecht wenig. Denkt zweimal.
  • 4-Sprecht nicht viel. Werde zu einem Menschen der wohlüberlegten Worte.
  • 5-Denkt mehr.
  • 6-Bewahrt Stillschweigen.

(Aus dem Sutra “Disziplin der Sprache”)[iv]

Doch kommen wir wieder zu unseren Emotionen zurück. Wenn Ihr Chef ihnen einen Witz erzählt, den Sie nicht für besonders gelungen finden, werden Sie trotzdem lächeln und aller Wahrscheinlichkeit nach wird ihr Chef Ihren Gesichtsausdruck nicht allzu sorgfältig analysieren, um herauszufinden, ob Ihnen der Witz auch wirklich gefallen hat. Worauf es ankommt, ist ihr Versuch, amüsiert auszusehen.

Beim Gespräch mit Ihrem Chef, wird es auch nach diesem Schema ablaufen. Sie versuchen so adäquat als möglich zu wirken. Das bedeutet Sie werden im Gespräch auf Ihre Emotionen achten, damit Ihr gegenüber keine vermeintlich falsche Schlüsse ziehen kann. Es könnte das Gespräch in die falsche Richtung lenken.

Die Frage stellt sich nun, was ist zu tun, wie kann das gesamte Gefüge von Emotionen und Gefühlen so reguliert werden, damit jedes Gespräch das wir führen in keine Emotionale Sackgasse gerät. Zuerst sollten sie sich über ihre Glaubenssätze im Klaren sein.  Keine negativen Glaubenssätze. Ganz wichtig bei einem solchen Gespräch ist die innere Ausgeglichenheit.  Sie sollten im Vorfeld des Gespräches neue Glaubenssätze einüben. So zum Beispiel: Ich bin erfolgreich.

Ich kann mir denken , das sich eine solche Vorgehensweise für Sie nach sehr viel Hokuspokus anhört. Aber da stelle ich die Frage: Haben Sie es schon einmal probiert. Und ich meine nicht, das ich mir einen Satz ständig in den Bart brumme, sondern an diesen mit Überzeugung glaube und verinnerliche. Denn bei ihren negativen Gedanken sind sie auch gleich bei der Hand. Wie schnell ist geflucht, wie schnell jemand als A*****ch tituliert. Genau das sind die Mechanismen um die es geht. (selbsterfüllende Voraussagen / self-fulfilling predictions).

Kehren wir wieder zum Thema zurück. Verinnerlichen Sie sich positive Glaubenssätze. Versuchen Sie sich ihr Gefühl bewusst zu machen, das sie bekommen, wenn sie an das Gespräch denken.

Setzen sie nun ihre Imagination[v] ein, das heißt stellen Sie sich das Gespräch im Geiste vor. Versuchen Sie so genau als Möglich die Situation vor Ihrem geistigen Auge ablaufen zu lassen. Ein weiter Schritt ist der schriftliche Text als Vorstellungsanleitung (Redemanuskript) Sie lesen dazu leise bzw. laut einen von Ihnen positiv formulierten selbstbezogene Aussagetext. Diese “Coverant-Kontrolle” besteht auch aus der Platzierung von schriftlichen Autosuggestionsformeln im alltäglichen Leben und an ihren Aufenthaltsorten. (Wohnung / Spiegel im Bad, Arbeitsplatz / Sticker am Monitor.etc./ Auto / Rückspiegel.) Diese Übung sollte mehrere Male am Tag durchgeführt werden. Wenn ich z.B. im Badezimmer meine Hände wasche kann ich die auf meinem Spiegel angebrachte Autosuggestionsformeln leise für mich hersagen.

Auch bei Menschen, die generell ohne Zuversicht, Selbstvertrauen  oder Optimismus sind, können imaginative Ermutigungsmittel helfen. Damit wir erreicht, das ungünstige Verhalten zu eliminieren und durch eine günstigere Variante zu ersetzen.

Wie schon angesprochen, sie brauche dazu Zeit, Selbstvertrauen und den Willen eine Änderung herbeizuführen. Bereiten Sie sich heute schon auf ein solches Gespräch vor. Die hier von mir angesprochenen Möglichkeiten bieten ungeahnte Möglichkeiten.

Versuchen Sie die verstecken Seiten eines Gespräches zu entdecken und erobern Sie sich damit einen Platz als geschätzter Gesprächspartner und das nicht nur in Ihrem Unternehmen.

Autor: Leo Hasshoff, Senior Excellence Coach
Thema: Gespräch mit Chef vorbereiten
Webseite: https://libellenflugverlag.com

Quellenangaben:

  • [i] Ekman, Paul. Gefühle lesen: Wie Sie Emotionen erkennen und richtig interpretieren. 2. Aufl., unveränd. Nachdr. Heidelberg: Spektrum Akad. Verl., 2010.
  • [ii] Berne, Eric. Spiele der Erwachsenen. Übersetzt von Wolfram Wagemuth. 11.Auflage, 2010. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag, 1970.
  • [iii] Watzlawick, Paul, Janet Beavin Bavelas, und Don D Jackson. Menschliche Kommunikation : Formen, Störungen, Paradoxien. Bern; Stuttgart; Toronto: Huber, 1990.
  • [iv] A, N. „Die budhistische Methode zur Heilung des Geistes“ 
  • [v] Ludwig, Peter H. Imagination: Sich selbst erfüllende Vorstellungen zur Förderung von Lernprozessen: Univ., Habil.-Schr.–Augsburg. Bd. 53. Opladen: Leske+Bulrich, Opladen and Leske + Budrich, 1999.

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