Peter ist genervt. Seit Wochen pfeift und klingelt es in beiden Ohren: Dauergeräusche, die nicht enden wollen. Der lästige Tinnitus stellte sich vor 6 Wochen ein.
Nach einer starken Erkältung beginnt der Pfeifton und nervt dauernd. Zuerst denkt Peter, dass der Ton schon wieder aufhören wird, denn er hatte schon manchmal solche unangenehme Töne im Ohr. Die verschwanden dann wieder. Aber diesmal ist es anders: Das Pfeifen hört nicht mehr auf, ist immer präsent.
Wer und was kann da helfen? Peter geht zu einem HNO (Hals- Nasen- Ohrenarzt), dem Facharzt der bei Tinnitus zuständig ist. Der erklärt ihm grob, was sich in seinen Hörbahnen abspielt:
Alle Geräusche bestehen aus Luftdruckschwingungen bzw. Schallwellen. Wenn wir einen Vogel zwitschern hören, dann treffen Schallwellen auf dünne Membranen in unseren Ohren, die in Bewegung geraten. Die Schwingungen werden im Hörsystem in elektrische Impulse verwandelt, die zum Gehirn weitergeleitet werden. Diese Impulse setzen bestimmte Nervenzellverbände in Gang. Nervenzellen sind dafür da, Informationen mittels elektrischer Impulse weiterzuleiten. Die Information ‚Vogelgezwitscher‘ kommt danach im Gehirn an und wird dort vom Unter- bzw. -Bewusstsein bewertet. So weit so gut.
Was aber geschieht, wenn Sie still zu Hause auf der Couch sitzen und gar keine Geräusche vorhanden sind und es piepst dennoch in Ihrem Ohr. Also wieso hören wir einen Ton, oder ein Geräusch, obwohl keins da ist? Ganz genau weiß das man/frau das heute immer noch nicht.
Denn nur bei etwa 0,1 Prozent der Fälle finden Ärzte einen sogenannten objektiven Tinnitus, bei dem das wahrgenommene Ohrgeräusch von einer tatsächlichen Geräuschquelle kommt. Etwa von der Blutströmung in einem Blutgefäß. Dabei kann der Arzt Geräusche mit seinem Stethoskop lokalisieren.
Bei 99 % der Tinnitus kann der Ton vom Arzt nicht lokalisiert werden. Die Geräusche nehmen nur die Betroffenen wahr. So handelt es sich bei fast allen Ohrgeräuschen um einen subjektiven Tinnitus. Das bedeutet: Es entwickeln sich elektrische Impulse im Gehirn ohne, das eine Schallquelle im Körper zu finden ist. Interessant ist, dass die Geräusche nicht im Gehörgang entstehen. Es sind Nervenzellen im Gehirn, die aktiviert werden und uns das Pfeifen, Zischen oder Rauschen hören lassen, Geräusche, die eigentlich von äußeren Schalquellen kommen müssten. Und unser Gehirn behandelt diese Impulse dann wie echte Schallsignale, die wir bewusst oder auch unbewusst wahrnehmen. Wer damit erstmals plötzlich konfrontiert wird, für den hört sich das nach natürlich zunächst als Spuk an. Aber wie für fast alle Phänomene gibt es plausible Erklärungen.
Mögliche Auslöser für die subjektiv wahrgenommen Geräusche können ein Knalltrauma, Mittelohrentzündungen, Durchblutungsstörungen, Funktionsstörungen der Kiefergelenke, usw. sein. Der HNO-Arzt wird dies abklären.
Auf die Wahrnehmung und die Bewertung kommt es maßgeblich an!
Peter hatte ja zuerst gedacht, dass seine Ohrgeräusche schon wieder aufhören würden, hatte ihnen keine Bedeutung zugemessen. Aber das änderte sich je länger ihn die Pieptöne nervten. Ein typischer Verlauf. Denn je mehr er sich mit dem Tinnitus beschäftigt hat, ihm Aufmerksamkeit geschenkt hat, desto schlimmer wurde es.
Das Hauptproblem ist also, wie Peter die für ihn hörbaren Geräusche bewertet. Denn Hören ist wie alle Sinne mit emotionalen Reaktionen verbunden. Was wir wahrnehmen, ordnen wir gemachten Erfahrungen zu. Bestimmte Geräusche lassen Gefühle aufsteigen. Gefühle die wir mit bestimmten Erlebnissen aus unserer Vergangenheit verbinden. Ein gutes Beispiel: Was geschieht, wen Sie heute einen Song hören, der immer gespielt wurde, als Sie einmal toll verliebt waren? Erinnern sie sich! Automatisch kommen doch wieder die sicher angenehme Erinnerungen und Gefühle hoch.
Gehirnorganisatorisch ausgedrückt: Signale (Geräusche) werden in der zentralen Bewertungsinstanz unseres Gehirns, dem limbischen System, mit positiven oder negativen Gefühlen wie Angst, Aggression oder Traurigkeit belegt. Also alle Geräusch-Eindrücke die wir in unserem Leben machen werden in unserem Unterbewusstsein mit einer bestimmten Bewertung gespeichert.
Die Entstehung des subjektiven Tinnitus zusammengefasst: Durch Ereignisse wie Knalltrauma, Hörsturz etc. entstehen im Gehirn Nervenimpulse, die ein Signal (Geräusch) im Gehörgang entstehen lassen, obwohl keine Schallquelle gefunden werden kann. Diese Geräusche werden unterbewusst gefühlsmäßig bewertet. Es können Gefühl wie Angst, Wut, Traurigkeit etc. entstehen, die wiederum Auswirkungen auf unser Vegetatives Nervensystem haben, also körperliche Reaktionen wie Herzrasen, Schweißausbruch, Blutdruckerhöhung auslösen können.
Der subjektive Tinnitus hat also eine überwiegend psychologische Dimension. Grob gesagt, je schlechter Peter gefühlsmäßig drauf ist, desto mehr nervt ihn sein Ohrgeräusch. Je negativer er sein Ohrgeräusch bewertet, desto intensiver nimmt er es wahr und desto mehr psychische und körperliche Probleme können entstehen.
Durch die dauernd wahrnehmbaren Töne besteht meist eine über längere Zeit erhöhte allgemeine Anspannung im Körper, weil das vegetative Nervensystem meist stark erhöht ist. Die Folge: Stress, Nacken- und Kieferanspannungen. Und lang andauernde Stresssituation im Familienleben und Beruf können zu Ohrgeräusche oder auch zum Hörsturz führen.
Tinnitus hat sich eingestellt und hält an: Was tun?
Wichtig: Ruhe bewahren. Ein Tinnitus ist keine gefährliche Krankheit. In der Hälfte aller Fälle verschwindet der Tinnitus in kurzer Zeit von selbst. Wichtig: Akzeptieren Sie, dass es in Ihren Ohr piepst. Je mehr Sie dagegen ankämpfen oder das Geräusch nicht haben wollen, desto unangenehmer fühlt es sich an. Ihre Bewertung ist wichtig. Und die können Sie ändern. Sagen sie sich es ist O.K., dass ich das Geräusch höre. Vielleicht will es Sie vor etwas warnen. Was könnte es sein? Die Geräusche sind ja nicht gefährlich, also können Sie das Piepen erst einmal akzeptieren und davon ausgehen, dass es irgendwann wieder verschwindet.
Forschen Sie nach den Ursachen, bevor Sie Cortison nehmen, das meist von Ärzten verschrieben wird. Stress ist in den meisten Fällen der Auslöser von Tinnitus. Überlegen Sie was Ihnen Stress bereitet und versuchen sie die dafür verantwortlichen Situationen zu entschärfen.
Entspannungsübungen können helfen. Etwa die Klopfakupressur EFT. Klopfakupressur ist eine einfach zu lernende Selbsthilfetechnik, die Stresslevel herunterfährt. Ursachen für die Stressverkrampfungen, wie Ängste, Wut, Druck usw. können damit aufgelöst werden. Ein Motto der Methode: Auch wenn ich dieses piepen in meinen Ohren habe, liebe und akzeptiere ich mich voll und ganz‘ Infos auf www.eft.berater.de .
Physiotherapie kann helfen. Die Schmerzspezialisten Liebscher und Bracht zeigen auf YouTube ein paar Übungen, die schon vielen Leidtragenden geholfen haben. Hier der Link https://www.youtube.com/watch?v=pbYkEA-ZdWk
Wenn es nicht aufhört: Zusätzlich zu stressreduzierende Methoden ist es natürlich dann sinnvoll auch vom HNO abklären zu lassen, ob nicht doch ein organischer Schaden vorliegt, was wie oben schon erwähnt, allerdings selten vorkommt.
Neben Entspannungsmethoden gibt es noch andere Methoden einen Tinnitus anzugehen: Etwa mit Hypnose oder Hör- und Rauschgeräten, mit denen die Wahrnehmung des Tinnitus umtrainiert wird. Gehört wird dann ein Rauschen anstatt des Tinnitus. Eine Psychotherapie kann helfen Gründe für den Stress aufzuarbeiten.
Autor: Ulrich Görres M.A.
Thema: Was tun bei Tinnitus
Webseite: https://www.eft-berater.de