Aufgaben einer Familie

Aufgaben einer Familie - Die Familie als "Keimzelle" einer Gesellschaft - unerheblich wo auf der Welt - erfüllt wichtige Aufgaben im Prozess der Sozialisierung eines Individuums; sie steht wohl insbesondere deshalb in den meisten Kulturen unter einem besonderen Schutz.

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Mit "Sozialisierung eines Individuums" ist all jenes gemeint, was einen einzelnen in der menschlichen Gemeinschaft heranwachsenden Menschen schrittweise befähigt, mit sich selbst sowie den anderen "gut auszukommen" und sich gleichzeitig bzgl. der eigenen Persönlichkeit weiterzuentwickeln zum Wohle aller.

Die meisten von uns beginnen ihr menschliches Dasein in der (mehr oder weniger gelungenen) Geborgenheit der Ursprungsfamilie, in die wir hineingeboren werden. Daneben jedoch gibt es manchmal auch Rahmenbedingungen, unter denen dieses Glück dem Einzelnen nicht zuteil wird. Je nach Kultur und Gesellschaft übernehmen dann andere, oft fremde Personen die Obhut, und mit Wohlwollen und Geschick kann jener Sozialisierungsprozess auf alternative Weise dann trotzdem erfolgreich (für den betroffenen Menschen und die umgebenden Mitmenschen) stattfinden.

Mit den folgenden Ausführungen beschränke ich mich auf die erstgenannte Situation, also dem am häufigsten vorkommenden Fall des Aufwachsens (und für eine gewisse Zeit des Zusammenlebens) in der Ursprungsfamilie, in die man hineingeboren wurde. Die "familiären Aufgaben" sind m.E. nur vordergründig zu sehen als alleinger "Strom von Zuneigung und Unterstützung" von den Eltern kommend in Richtung der Kinder. Wo immer Menschen miteinander leben beeinflussen sich diese wechselseitig, d.h. auch die Kinder vermögen Ihren Eltern "etwas zu geben", und dies beginnt nicht erst dann wenn die Kinder erwachsen und die Eltern alt geworden sind. Die Frage nach den "Aufgaben einer Familie" sollte m.E. deshalb als Antwort keine Liste einzelner bestmöglich durchgeführter Tätigkeiten liefern, sondern weiter gefasst werden.

Ein altes Sprichwort sagt: "Wenn die Kinder klein sind gib ihnen Wurzeln. Und wenn sie groß geworden sind, so gib ihnen Flügel." Darin wird m.E. schön einfach ausgedrückt, worum es im Kern geht. Die Familie als "Keimzelle der Gesellschaft" bringt (mit Engagement der "Eltern" und einer Portion Glück) nicht nur rein biologisch die jeweils nächste Generation hervor, sondern befähigt diese vor allem dazu, sich mit Erfolg den anstehenden Aufgaben (in der Gemeinschaft) zu widmen.

Eltern können ihren Kindern dann gut Wurzeln geben, wenn sie selbst keine zu großen eigenen "emotionalen Baustellen" haben und in ihrer Persönlichkeit schon ausreichend "reifen" konnten. Manchmal können sich günstige, d.h. entwicklungsförderliche Rahmenbedingungen in Form eines wohlwollenden, verständnisvollen und unterstützenden "Familien-Klimas" über die Generationen hinweg fortpflanzen. In anderen Fällen aber können auch Erwachsene noch "nachreifen", indem sie sich aus eigenem Antrieb dazu auf den Weg machen. Im Ideafall tun sie das rechtzeitig und können so ihren Kindern davon das Beste vorleben und fürs Leben mitgeben.

Mit zu den wichtigsten Aufgaben einer Familie zählt m.E. also das Schaffen eines "Klimas", welches die Einzigartigkeit jedes einzelnen Mitglieds für alle erkennbar wertschätzt. Daraus kann dann ein solides Grundgefühl von "Ich bin richtig, so wie ich bin" entstehen, welches tragfähig ist für vielfältige Lebens-Herausforderungen. Die Forschung prägte hierzu die Begriffe "tuns-getreichelt" und "seins-gestreichelt". Es bleibt uns allen zu wünschen, es möge viele Menschen der letzteren Art geben, denn sie gehen ihren Weg in der Überzeugung, selbst in Ordnung zu sein, ohne im Hamsterrad eines modernen Leistungsgedankens gefangen zu sein. 

Als ein "seins-gestreichelter" Mensch ist man nämlich "in Ordnung" alleine schon deshalb, weil man auf dieser Welt ist, und nicht deshalb, weil man - gemessen an einem von außen vorgegeben Maßstab - eine Sache "gut" bewerkstelligt hat.

Basierend auf einem solchen (oben beschriebenen) "Familienklima" gehört es zu den Aufgaben einer Familie, sich wechselseitig zu unterstützen und zu fördern auf dem Weg der "individuellen Ausgestaltung" der jeweils bestehenden Talente und Gaben. Hierbei können ausreichend gereifte Eltern ihrem Nachwuchs durch gutes Beispiel vorangehen und vorleben, mit welchem Verhalten jeder für sich selbst gut sorgt zum Wohle aller. Dies hört sich kaum erreichbar und widersprüchlich an, ist es aber nicht.

Eltern(teile), die sich über alle Maßen anstrengen, nahezu alles für die Kinder geben und dabei über die eigenen Grenzen der Leistungsfähigkeit gehen, tun das oft in bester Absicht. Gleichwohl wäre wichtig(er), die eigene Begrenztheit zu akzeptieren und gleichzeitig das Beste (für sich und andere) daraus zu machen. Das "erste Geschenk" der Eltern an ihr Kind ist das Leben an sich - und explizit dafür dankbar zu sein schafft (aus systemischer Sicht) "Ordnung und Wohlgefühl" in der Familie. Das darauf aufbauende "zweite Geschenk" ist im Idealfall die Befähigung, das eigene Leben in Würde und Zufriedenheit selbstbestimmt gestalten zu können.

Der Satz "alle Eltern bekommen die Kinder, die sie verdienen" ist m.E. überhaupt nicht negativ zu verstehen. Wenn Kinder ihren Eltern (meistens ohne eine spezielle Absicht) den Spiegel vorhalten, so wird das von den Eltern häufig zunächst als unangenehm empfunden. Gleichwohl liegt hierin aber die wechselseitig bedingte Möglichkeit des "Persönlichkeits-Wachstums", und über die Jahre des gemeinsam verbrachten Familienlebens kann so ein Verständnis für "die Sichtweise des jeweils anderen" entstehen. Dieser Wachstumsprozess bereichert beide Seiten, auch wenn dessen Früchte oft erst später (nach Jahren) als solches erkannt werden.

Wie gehen die Großen mit den Kleinen, die Jungen mit den Alten, die Männer mit den Frauen um - und umgekehrt? Alles das will und soll(te) gelernt und geübt werden können, und idealerweise gelingt das in eben der eigenen Ursprungsfamilie. Die Fähigkeiten zu einem (zumindest) solzialverträglichen bzw. (im Glücksfall) für alle bereichernden Miteinander kann in der Kinder- und Jugendzeit von den Eltern erlernt und später dann in einer "fremden WG" oder im neu gegründeten eigenen Hausstand (samt gewähltem Partner) selbst geübt und fortgesetzt/gelebt werden.

Noch ein anderes schönes "Bild" möchte ich hier zeigen: "Kinder sind wie Pfeile, die vom Bogen (also den Eltern) weg ins Leben fliegen. Und Pfeile kehren nicht zum Bogen zurück". Dieses Bild ist wie der zweite Teil des zuvor genannten Sprichwortes: "Und wenn sie (die Kinder) groß geworden sind, so gib ihnen Flügel". In beidem steckt die Haltung, dass Kinder den Eltern nicht "gehören", dass Eltern nicht danach streben sollten, durch ihre Kinder "zu leben", versäumtes oder selbst nicht gelebtes Leben nachholen oder die Kinder zu einem Eltern-Abbild erziehen zu wollen. 

Und letztlich gehört es zum "Großziehen" der Kinder als nicht zu unterschätzende Aufgabe mit dazu, den Ablöseprozess vom Elternhaus zum passenden Zeitpunkt geschehen zu lassen bzw. wohlwollend zu unterstützen. Wer religiös eingestellt ist mag es auch so sehen: Die familiäre Gesamtaufgabe besteht darin, sich gegenseitig (und insbesondere den Kindern) Folgendes zu ermöglichen: "Der/die zu werden, als der/die man von Gott gemeint ist." Jeder von uns ist einzigartig!

Autor: Peter Holzhauer
Thema: Aufgaben einer Familie
Webseite: https://www.therapie-holzhauer.de

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