Autismus & Freizeitgestaltung

Wie sollten die Freizeitangebote für Autisten gestaltet sein?

kinder-spielen-mit-seifenblasen

Unter den Autismus Spektrum Störungen ist die gesamte Spannbreite der autistischen Ausprägungen zusammen gefasst. Es gibt nicht den Autisten, es ist immer wieder individuell zu betrachten. Hinter der undurchdringlichen Wand ist eine hochsensible Seele, die immer antwortet. Oft fast unsichtbar. Ein von Autismus betroffener Mensch kann die Umgebung an seine absolute Grenzen bringen. Und dennoch braucht es vor allem Liebe. Liebe und Zuwendung -innerhalb eines Rahmens und einer Struktur, der nur Halt geben kann, wenn die oder derjenige sich wahrgenommen fühlt.

Der Einfachheit halber benutze ich hier den Begriff Autismus. Autisten sind anders und damit sind nicht nur in der Freizeitgestaltung andere Anforderungen zu berücksichtigen. Das Verhalten autistischer Menschen kann jedoch im Auftreten und Erscheinen stark variieren. Da es keine klar abgrenzbare Erscheinungsbilder gibt, hat Autismus ein weites Spektrum. Als Hauptmerkmale gelten andauernde Beeinträchtigungen im Bereich Kommunikation und sozialen Interaktionen, sowie eingeschränkte, repetitive Verhaltensweisen und spezielle Interessen und Aktivitäten. Die Schweregrade sind sehr unterschiedlich. Zusammenfassend wirken sich diese Entwicklungsstörungen auf Sprache, Motorik und kognitive Entwicklung aus. Die Überlebensstrategien und lebensnotwendigen Routinen können als Schutzmechanismen angesehen werden, um in dieser Welt zu überleben. Manche gehen davon aus, dass Autisten ihre Umgebung ohne Filter und so sensitiv wahrnehmen, dass sie nur über ihre repetitiven Routinen mit der Informationsflut klar kommen können. Werden sie damit angenommen und bejaht, können sie sich sicher fühlen und können uns manches mal positiv überraschen. Vielfach haben sie besondere Gaben. Nichtsdestotrotz sind Eltern mit autistischen Kindern sehr gefordert um den betroffenen Kindern einen sicheren Rahmen, sowie Raum zur Unterstützung und Förderung zu geben. Eltern mit autistischen Kindern kommen schnell an ihre Grenzen.

Eltern und auch das Umfeld wachsen an den Herausforderungen von Menschen mit autistischen Zügen, weil es anders als „normal“ ist. Und es gibt immer einen Weg, der allerdings oftmals vollkommen anders aussieht, als man sich dies so gedacht und vorgestellt hat.

Es gilt immer im Blick zu haben, dass von Autismus Betroffene in ihrer eigenen Welt leben.

Wie jeder Mensch, haben auch sie ihre Gefühle, Befindlichkeiten und Bedürfnisse wie zum Beispiel Zugehörigkeit und Sicherheit. Stabile Beziehungen zu ihren Bezugspersonen sind im Leben von Autisten extrem wichtig. Selbstverständlich gehören Freizeitaktivitäten ebenfalls zu ihrem Bedürfnis.

Was ist Freizeit?

Vereinfacht lassen sich Freizeitaktivitäten in aktive und passive einteilen. Des weiteren ist die Freizeitgestaltung in der Familie, vor Ort von Ferienfreizeiten zu unterscheiden. Die Gestaltung der Freizeit wird in der Kindheit und Jugend gelernt und später in das Erwachsenenalter übertragen. Im weiteren können nur allgemeine Hinweise gegeben werden, da der Grad des Autismus sehr unterschiedlich ist.

Bei autistischen Kindern und Jugendlichen sind die Eltern aufgrund der Besonderheiten ihrer Kinder mehr in das Leben ihrer Kinder eingebunden. Sie sind auch in einem höheren Maße in der Gestaltung der Freizeit gefordert.

In diesem Artikel liegt der Schwerpunkt auf autistische Kinder. Grundsätzlich gibt es nur individuelle Lösungen, da der Autismus in unterschiedlichen Graden und Schwerpunkten vorliegt und verschiedene Neigungen und Interessen vorliegen. Veränderungen, wie z.B. eine neue Gruppe oder Ortsänderungen können starke Stressauslöser sein. Unter Stress reagieren sie tendenziell schnell mit sozialen Rückzug oder widmen sich stereotypen Beschäftigungen. Dies stellt eine besondere Herausforderung bei der Freizeitgestaltung dar.

Es ist nicht wichtig, das in der Freizeit jedes mal ein tolles Event statt findet, vielmehr wird ein festes sich wiederholendes Programm bevorzugt. Es ist gut die jeweiligen Interessen und Begabungen zu kennen, daran anzuknüpfen und damit den Raum auch für soziale Kontakte zu ermöglichen und auszubauen.

Welche Überlebensstrategien sind aktiv?

Das Zusammenleben mit anderen Menschen stressen Autisten grundsätzlich, da ihnen das natürliche Verständnis für Gefühle, Gedanken und Vorstellungen der Anderen fehlen. Das Verstehen wie andere Menschen leben ist begrenzt und bleibt ihnen oft nicht nur fremd, sondern auch verschlossen. Um Stress zu vermeiden sind sie eher rational und logisch in ihren Aktionen. Sie denken bevorzugt in Mustern und Gleichungen. Informationen werden in Zahlen, Daten und Fakten erfasst und verarbeitet. Sie haben ihre festgelegten Routinen , Strukturen und sich wiederholende Verhaltensweisen. Manchmal haben sie für ein Thema eine enorme Begabung.

Mögen von Autismus Betroffene Veränderungen?

Grundsätzlich stressen Veränderungen Autisten. Autisten benötigen stabile und strukturierte Tagesabläufe, nicht nur zu Hause in der Familie, sondern vor allem wenn sie sich außerhalb ihrer bekannten Umgebung befinden. Insgesamt suchen sie wenig Kontakt zu Gleichaltrigen und mögen in der Regel weder Berührungen noch die Annäherung von anderen. Veränderungen haben somit ihre Tücken für Autisten, denn sie bedeuten Unsicherheit und Unvorhersehbarkeiten, die sie nicht einordnen können. Reizüberflutungen können ebenfalls zur Überforderung führen.

Was tut Autisten gut?

Aufgrund ihren Besonderheiten sind Autisten schnell Ausgrenzung und soziale Benachteiligung ausgesetzt.

Freie Zeit sinnerlebend zu gestalten ist auch für Autisten von Bedeutung. Wichtig ist es, Dinge und Spiele, die sie begeistern und faszinieren, anzubieten. Interessanterweise sind sie in der Regel für Puzzles, neben Bausätze und Lernspiele zu faszinieren. Schaukeln zentriert sie sehr.

kind schaukelt

Über Sinne lassen sich Autisten ebenfalls faszinieren: riechen, hören, tasten. Sensomotorische Aktivitäten und Spiele tragen zur Entspannung bei. Auch ist es gut ihnen die Zeit und Ruhe zu geben um Bilder zu studieren. Musik und kleine Projekte werden auch oft gut angenommen. Die Arbeit und der Umgang mit Tieren ist oft ebenfalls sehr förderlich. Des weiteren sollte die Umgebung stabil sein, d.h. Gegenstände sollten möglichst immer an der gleichen Stelle stehen damit sie sich entspannen können. Innerhalb eines sicheren Raumes können sich für sie andere Wahrnehmungsebenen öffnen.

Welche Besonderheiten sind zu beachten?

In Freizeiten hat der Begegnungsraum emotionale Sicherheit zu geben – es hat ein Lebens-, Entfaltungs- und Schutzbereich zu sein. Die individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten der Kinder sind zu berücksichtigen. Auch sollten die Bezugspersonen Teil der Freizeiten zu sein.

Was entlastet Familien mit autistischen Kindern? Wieviele Betreuer stehen in Freizeitangeboten zur Verfügung? Sind sie in der Lage mit Interesse und Offenheit den Kindern zu begegnen?

Wie sollten die Freizeitangebote für Autisten gestaltet sein?

Eine wertschätzende, mitfühlender Zugang zu den Betroffenen ist notwendig, sowie ein hohes Maß an Achtsamkeit und die Fähigkeit in jedem Moment neue konstruktive Handlungsstrategien zu entwickeln. Der Zugang und das Verständnis für die Wahrnehmungs- und Erfahrungswelt von Betroffenen ist essentiell. Es ist zwischen der Freizeitgestaltung innerhalb der Familie, den Angeboten vor Ort und Ferienfreizeiten zu unterscheiden. Insgesamt ist festzustellen, dass es nur ein begrenztes Angebote für Autisten existiert.

Das Bedürfnis nach Sozialkontakten ist bei autistischen Kindern und Jugendlichen je nach Ausprägung des Autismus oft nicht sehr ausgeprägt, obwohl diese zu fördern sind.

Dafür sind die Interessen, deren Möglichkeiten und auch deren Überlebensstrategien zu berücksichtigen. Stabile Rahmenbedingungen sind zu schaffen um die Möglichkeit und Motivation Neues auszuprobieren zu geben. Die Unterstützung und Anregung zu fördern um individuelle Interessen nicht nur zu fördern, sondern auch um neue zu entdecken.

Es ist darauf zu achten, dass die Bezugspersonen in Gruppenfreizeiten immer die gleichen sind.

Gerade über musische und kreative Angebote können Autisten Zugang zu sich selbst finden.

kind spielt klavier

Die passive Freizeitgestaltung umfasst Bildschirm-Medien, das Erlernen von Wissensinhalten, auch bezogen auf soziale oder kognitive Fähigkeiten. Computerprogramme, die auf soziale Kommunikationsfähigkeiten fokussieren und die positiven Auswirkungen betonen, können hilfreich sein. Zur aktiven Freizeitgestaltung gehören unter anderem therapeutisches Reiten, Klettern, Selbstverteidigung, Trampolin springen und schwimmen.

Der Umgang mit Tieren wird von Autisten vielfach als angenehm empfunden.

Autor: Dr. rer. nat. Marlies Koel
Thema: Autismus - Freizeitgestaltung
Webseite: https://www.awareness-adventure.com
Naturheilpraxis: https://www.marlies-koel.de

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