Von Boris Pikula, 2024
In den Wogen der Liebe können Beziehungen manchmal auf dem ersten Blick wie eine idyllische Oase erscheinen. Doch dahinter kann sich manchmal ein komplexes Geflecht aus dysfunktionalen Dynamiken verbergen.

Diese unsichtbaren Ketten können eine gesunde Entwicklung ausbremsen und sowohl individuelles Wachstum als auch emotionales Wohlbefinden beeinträchtigen. Von mangelnder Kommunikation, Missverständnissen, unausgesprochenen Bedürfnissen bis hin zu toxischer Abhängigkeit, subtilem manipulativem Verhalten oder gar offener Gewalt sind dysfunktionale Beziehungsmuster meist vielfältig und können fatale Auswirkungen haben - vor allem, wenn man es mit einer narzisstischen Persönlichkeit zu tun hat.
1. Intensive Verbindung
Am Anfang erscheint das Gegenüber wie die "perfekte andere Hälfte", die man so lange gesucht hat und einem alle Wünsche und Vorstellungen geradezu scheinbar regelrecht von den Lippen abliest. Zu schön, um wahr zu sein. Dysfunktionale Beziehungen erreichen oft sehr schnell einen extremen Peak. Der kann sich mitunter durch vorschnelle Entscheidungen zeigen, wie z. B. schnelle und sehr intensive sexuelle Begegnungen, spontanes Zusammenziehen oder überschnelle Familienplanung oder Heirat. Dem gegenüber benötigen gesunde Beziehungen eine gewisse Zeit, Achtsamkeit und Respekt, um Vertrauen aufzubauen und festzustellen, ob die Verbindung die erforderlichen Eigenschaften, Werte und Ressourcen aufweist, um gesund zu sein - oder sich in eine gesunde Richtung zu entwickeln.
2. Die Illusion des vorschnellen Vertrauens
In Beziehungen, die so intensiv beginnen, wie es z. B. mitunter narzisstische Beziehungen in der Regel tun, werden sehr schnell emotionale, physische, mentale, sexuelle, finanzielle und private Grenzen überschritten, was zu der Illusion führen kann, dem Gegenüber blind vertrauen zu können. Doch wie bereits erwähnt, so braucht der Aufbau von Vertrauen Zeit, in der man einander kennenlernt. Und das geht halt nun einmal nicht von heute auf morgen.
3. Tendenz zur Selbstaufgabe
Je tiefer und vielfältiger die emotionalen Verstrickungen mit dem (missbräuchlichen) Partner werden und je mehr dieser gedanklich in den Vordergrund rückt und anfängt alle Energie zu absorbieren, desto mehr fängt die andere Seite an eigene Interessen und Bedürfnisse zu vernachlässigen. Gesunde Beziehungen verstehen und fördern die Stärkung des Selbst, unterstützen, akzeptieren und respektieren sich gegenseitig und ermutigen den anderen seine Grenzen kennenzulernen, zu setzen und zu wahren.
4. Ausnutzen von Schwachpunkten
Nun folgt die manipulative Phase, indem anvertraute Informationen, Schwächen, Sehnsüchte, Ängste und Traumata missbraucht werden, um Abhängigkeit zu kreieren und Macht, Druck und Kontrolle auszuüben.
Je weiter diese Beziehungsdynamik fortschreitet, desto heftiger und eklatanter wird der Missbrauch, z. B. durch Abwertungen, Anschuldigungen, Verleugnungen, Lügen, Ungerechtigkeiten, Forderungen, stillschweigendem Rückzug und anderem unreifen und infantilem Verhalten.
Gesunde Beziehungen nutzen anvertraute und persönliche Informationen nicht als Waffe, um sich gegenseitig zu schwächen, sondern bauen damit Vertrauen auf und respektieren sich selbst und einander.
5. Erniedrigung und Zerstörung
In der Hoffnung auf Mitgefühl, Verantwortung, Vernunft, Sensibilität oder Einsicht werden diese toxischen Verhaltensweisen verleugnet und entschuldigt. Je verletzter, verwirrter, irrationaler, hysterischer, verrückter und am Boden zerstört sich das Opfer zeigt, desto mehr fühlt sich der missbräuchliche Partner bestätigt und erhöht. Eine gesunde Beziehung wächst an Problemen, da sie versuchen wird sie miteinander zu lösen. Eine Gesunde Beziehung kommuniziert miteinander.
Dysfunktionale Beziehungsdynamiken entwickeln sich oft schleichend, doch mit der Zeit können sie zu einer festgefahrenen Routine werden, in der sich beide Partner in einem Teufelskreis aus Schuldzuweisungen, Kontrollversuchen, Machtspielchen und emotionalen Verletzungen befinden. Nicht immer muss es so drastisch verlaufen. Viel wichtiger ist, ob beide Seiten Einsicht, Reflexionsvermögen und die Bereitschaft zeigen, an sich selbst und der Beziehung arbeiten zu wollen.
Selbsterkenntnis und der Wille zur Veränderung können den Weg zur Heilung ebnen. Indem man die eigenen Bedürfnisse und Grenzen klarer definiert, aktiv zuhört und konstruktive Kommunikationsmuster entwickelt, können selbst die tiefsten Wunden geheilt und gesunde Beziehungen aufgebaut werden. Das erfordert allerdings Zeit, Geduld und oft auch professionelle Unterstützung. Doch der Gewinn lohnt sich. Beide Seiten können somit alte Wunden und Traumata aufarbeiten, Authentizität entwickeln und die Fähigkeit, tiefe Verbindungen zu einander einzugehen, mit der Erkenntnis, dass Liebe nicht bedeuten muss, sich selbst aufgeben zu müssen. Darin liegt die Kraft, die Ketten der Dysfunktion zu durchbrechen und ein erfülltes Leben zu zweit führen zu können.
Autor: Boris Pikula
Thema: Der Verlauf einer dysfunktionalen Beziehungsdynamik
Webseite: https://www.praxis-pikula.de
Autorenprofil Boris Pikula:
Mental Coach & Life Coach, Führungskräfte-Coach, Heilpraktiker für Psychotherapie, Fitnesstrainer, Autor in München
- Praxis für Psychotherapie und Hypnose München www.praxis-pikula.com
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