Chronischer Stress (Dauerstress) macht krank, führt zum Burnout.
Ist Burnout eine Modekrankheit oder wird zu Krankheiten der modernen Zeit gezählt?
Burn-out wird doch noch nicht als eigenständige Krankheit in der "Internationalen Klassifizierungssystem der Erkrankungen" von WHO (Weltgesundheitsorganisation) geführt.
Schon im Jahr 1960 hatte der britische Journalist und Schriftsteller einen Roman „A Burnt-Out Case“ – auf Deutsch „Ein ausgebrannter Fall“ veröffentlicht.
Kurz zur Geschichte vom Burnout-Syndrom
Die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Burn-out-Syndrom - 1974-1976 - haben der deutsch-amerikanische Psychoanalytiker Herbert Freudenberger und US-amerikanische Sozialpsychologin Christina Maslach veröffentlicht.
In ihren wissenschaftlichen Untersuchungen wird das Burn-out-Syndrom als Reaktion auf chronische Stressoren in sozialen und pflegenden (belastenden und überforderten) Berufen beschrieben.
Der Psychoanalytiker Herbert Freudenberger arbeitete in seiner Praxis und war auch ehrenamtlich engagiert: täglich mehr als 18 Stunden tätig für seine Klienten und Patienten.
Er hatte keine Zeit für sich selbst und seine Familie, bis er seelisch und körperlich zusammengebrochen war. Ausgehend von Selbstbeobachtungen stellte Freudenberger fest, dass vor allem Menschen aus helfenden Berufen Gefühle von Resignation, Leere, Erschöpfung sowie psychische und psychosomatische Beschwerden entwickeln. Er nannte das Burnout.
Die amerikanische Sozialpsychologin Corinna Maslach entwickelte Einen Burnout-Fragebogen im Jahr 1976 (Universität von Kalifornien).
Was ist Burnout?
Es gibt keine einheitliche Definition für Burn-out und gilt nicht als Krankheit im DSM IV.
Im ICD 10 ist es unter „Restkategorie Z 73, Probleme verbunden mit der Lebensführung“ zu finden. Und bei Krankenversicherungen ist es keine anerkannte Diagnose.
In der Tat hat sich Burnout von einem psychologischen Begriff zu einem Alltagsphänomen gewandelt.
Burnout ist die Folge vom chronischen (berufsbezogenen) Stress und heißt auf Deutsch „Ausgebranntsein“, „Erschöpftsein“.
Stress meldet sich in bedrohlichen Situationen. Der Körper wird alarmiert, irgendwas läuft gerade schief, Gefahr! Alle Sinne werden aktiviert, der Körper wird in höchster Bereitschaft versetzt:
- Das Gehirn schüttet Stresshormone (Cortisol, Adrenalin) in die Blutbahn aus.
- Der Puls und der Blutdruck steigen,
- die Atmung beschleunigt sich und das Herz schlägt schneller,
- die Bronchien und Pupillen gehen auf.
Die häufig wiederholten Belastungssituationen führen zum Dauerstress.
Menschen mit anhaltendem Stress erleben sich überfordert und überlastet. Das hat schädliche Auswirkungen auf Psyche und Körper. Die Möglichkeit zum Erholen und Neuen-Energie-Tanken bleibt aus. Und bei anhaltender Müdigkeit nicht mehr Stress-Resistenz!!!
Die Reaktionen in Belastungssituationen sind unterschiedlich. Sie sind durch frühe Lern- und Lebenserfahrungen geprägt und zum Teil genetisch bestimmt: Denk- und Verhaltensmuster!
Fehlt das Kontrollerleben (kontrollierte Stressreaktion), sind automatische Reaktionen:
- kämpfen ums Überleben oder
- wegrennen (Flucht) oder
- Erstarren (Totstellreflex)
Die Symptome des Burn-out-Syndroms?
Bei Burnout entwickeln sich psychische und körperliche Beschwerden.
Psychische Symptome:
- Emotionale Erschöpfung, Reizbarkeit, Anspannung
- Selbstentfremdung, keine Motivation und Freude mehr
- Innere Leere und Unzufriedenheit (mit sich selbst und mit der Arbeit)
- Antriebslosigkeit, Frustration, Grübeln, Niedergeschlagenheit
- Resignation und das Gefühl der Hilflosigkeit, Lustlosigkeit, Hoffnungslosigkeit, Sinnlosigkeit, Unwirksamkeit und Ohnmacht
- Geplagt von Schuldgefühlen, Verzweiflung und Ängsten: Verlustängste, Versagensängste…
- Konzentrations- und Leistungsschwierigkeiten, Verlust des Selbstwertgefühls und Selbstvertrauens
- Verhaltensveränderung Sozialer Rückzug, Isolation
Die psychischen Belastungen lösen körperliche (psychosomatische) Beschwerden aus.
Körperliche Symptome
- Innere Unruhe, chronische Müdigkeit, Schlafstörungen
- Veränderter Blutdruck, Herzprobleme
- geschwächtes Immunsystem, Magen- und Darmbeschwerden
- Rücken- und Kopfschmerzen, Tinnitus
- Engegefühle in Brustkorb und Hals
- Muskelverspannungen besonders im Bereich von Nacken, Schultern und Rücken
- Erektionsprobleme, weniger Lust auf Sex
Was sind die Ursachen und Risikofaktoren für Burnout?
Schauen wir uns die Ursachen und Risikofaktoren des Burnouts auf zwei Ebenen an:
1. Gesellschaftliche Anteil Ursachen und Risikofaktoren des Burnouts
Leistungsdruck, stetige Veränderungen in der Gesellschaft und in der Arbeitswelt (industrielle Fortschritte), Konkurrenzkampf (wirtschaftlich), Sparmaßnahmen, Stellenabbau (je mehr Rationalisierung desto mehr Abbau von Arbeitsplätzen) verlangt mehr Engagement und Leistungen von bleibenden Berufstätigen, steigende unbezahlten Arbeits-Überstunden, , Lohnverkürzungen, hohe Erwartung an Flexibilität (örtlich und zeitlich), keine Zeit zum Sich-Abschalten und sozialer Druck in jeglicher Hinsicht!!!
Die Folgen?
Wie lange kann der Mensch die hohen Arbeitsanforderungen und -erwartungen durchhalten ohne dabei auszubrennen?
„Wer von seinem Tag nicht zwei Drittel für sich selbst hat, ist ein Sklave.“ Nietzsche
Sind wir Sklave der Arbeit?
Es ist nicht einfach, unter diesen Umständen und Rahmenbedingungen Ruhe zu bewahren, den ständig steigernden Stress zu bewältigen.
- Keine Zeit mehr,
- neue Kräfte zu schöpfen,
- für sich selbst zu sorgen (Selbstfürsorge),
- Hobbies nachzugehen,
- Beziehungen und soziale Kontakte zu pflegen.
Das kann zu sozialer Isolation und Einsamkeit führen. Das schmerzt die Betroffenen ungemein! In England geht eine Ministerin das Problem der Einsamkeit an -> Neun Millionen Menschen in England sind von Einsamkeit betroffen.
Der Balance zwischen Arbeit und Leben gerät aus dem Gleichgewischt, keine Grenze mehr zwischen Privat- und Arbeitsleben:
Lebens-Energie-Ausgaben sind viel höher als Lebens-Energie-Aufnahmen(EnergieTanken)!!!
Weitere Folgen sind Ängste: Existenzängste, Versagensängste, Verlustängste wie Arbeitsplatzverlust, Wohnungsverlust usw.…
Viele Menschen hadern mit sich selbst, frustriert stoßen sie an ihre Grenzen. Das schafft innere Unzufriedenheit, die zu Hoffnungslosigkeit, Hilflosigkeit, Lustlosigkeit und vielleicht auch zu Sinnlosigkeit führen kann. Die psychischen Belastungen rufen körperliche (psychosomatische) Beschwerden hervor.
Hierbei stellt sich die Frage: Leben wir, um NUR zu arbeiten?
Das Arbeiten erfüllt seine Rolle nicht mehr: die schöpferische Wertschöpfung, die Entfaltung der Potentiale und Bestrebung nach Selbstverwirklichung!!!
2. Persönlicher Anteil an Ursachen und Risikofaktoren des Burnouts
Wie können im wahrsten Sinne uns selbst in der Hetze des Alltags verlieren.
Durch ständig steigende berufliche Anforderungen verschwimmt die Grenze von dem „was man meint zu müssen“ und dem „was man selbst eigentlich will“ (Selbstentfremdung).
Welchen aktiven Anteil haben wir selbst am Burnout? Warum sind manche Menschen besonders Burnout gefährdet?
Ein sehr bestimmender Faktor dabei sind die Motive.
Motive und Motivation sind Beweggründe unseres Verhaltens. Sie sind Kraftquelle und Orientierung für unsere Handlungen. Motive sind intelligente Bedürfnisse (Prof. Kuhl).
Die Diskrepanz zwischen bewussten(expliziten) und unbewussten (impliziten) Motiven ist eine Stress-Quelle, die zu Burnout und Depressionen führen kann.
Noch dazu bestimmte Persönlichkeitsmerkmale begünstigen die Burnout-Erkrankung. Bewältigungsstrategie (Coping)
Die Persönlichkeitstile sind die Art und Weise, wie wir spontan auf vertraute oder neue Situationen reagieren.
Diese Reaktionen sind durch frühe Lern- und Lebenserfahrungen geprägt und zum Teil genetisch bestimmt.
Welche Persönlichkeitsstile können mit einem erhöhten Burnout-Risiko verbunden sein?
- Gering ausgeprägte Selbstbestimmung, Selbstbehauptungs- und Selbstäußerungsfähigkeit! Die Folge der fehlenden Selbstbestimmung ist die Fremdbestimmung: Entfremdung von eigenem Selbst und eigenen Zielen!
- Hohe selbstkritische Haltung mit großer Angst vor negativer Beurteilung der anderen!
- Große Rücksichtnahme auf andere oder auf Normen und dabei eigene Interessen und Standpunkte zurückhalten.
- Die Neigung, ehe „JA“ zu sagen als „NEIN“: Abgrenzungsschwierigkeiten + hoher Manipulierbarkeit!“
- Starke Hilfsbereitschaft (Helfersyndrom): Empathie und soziales Engagement bis hin zum aufopfernden Verhalten (Selbstlos-Sein). Das Selbstwertgefühl ist bedingt „Ich bin das, was ich leiste!“ Das verstärkt die Fremdbestimmung.
- Chronische Unterordnung der eigenen Bedürfnisse unter Bedürfnisse der anderen – sich nicht so wichtig nehmen. Die Person nimmt die Bedürfnisse anderer grundsätzlich wichtiger als ihre eigenen.
- Hohe Ansprüche an sich selbst mit starken Ich-Muss-Mechanismen „Ich muss es schaffen!“
- Die Neigung, gleichzeitig auf vielen Hochzeiten zu tanzen und über eigene Kräfte zu arbeiten; unermüdlich allen gerecht werden zu wollen
- Ein hohes Maß an Perfektion und Angst vor Fehler haben
Die Betroffenen verlieren den Glauben an ihre Kompetenzen, an sich selbst! Sie haben das Gefühl, neben sich zu stehen (Depersonalisation). Sie sind erschöpft, verunsichert, grübeln viel und verbrennen viel Energie.
Effektivste Lösungsmöglichkeiten
Was du garantiert mit Sicherheit selbst bewirken kannst:
Erkenne dich selbst und du tust dir und deinem Leben Gutes!
Selbsterkenntnis heißt die Fähigkeit zur Selbstreflexion:
- Was sind deine inneren Antreiber?
- Warum triffst du immer den falschen Partner / die falsche Partnerin?
- Warum reagierst du in bestimmten Situationen so, wie du es tust?
Das hilfreiche und spannende Wissen über deine Person mit Sonnen-/Schokoladenseiten und Schattenseiten ermöglicht u. a., deine Stress-Faktoren zu erkennen, dich selbst besser zu verstehen und wirksamer mit dir selbst umzugehen.
Stell dir mal vor, du schaffst es, deinen inneren Kritiker und seine destruktive Kraft in einen guten Freund mit aufbauender und konstruktiver Kraft umzuwandeln!!!
Wie fühlt sich das an?
Raus aus dem Stress-Kreislauf! Rein ins gelassene Leben!
Selbständig und selbstbestimmt anstatt abhängig und fremdbestimmt!
Die Selbsterkenntnis und Training der Kompetenzen zur Selbststeuerung / zum Selbstmanagement (Soft Skills) helfen,
- die Veränderungen in Abstimmung mit der gesamten Person selbstbestimmt und selbstmotiviert umzusetzen,
- sich selbst besser zu verstehen und wirksamer mit sich umzugehen.
Die Selbststeuerungsfähigkeiten sind entscheidend für die Leistungsfähigkeit, für das Arbeitsverhalten und für die Bewältigung von Herausforderungen und Problemen. Diese Kompetenzen sind trainierbar.
Mit dem Training der Kompetenzen zur Selbststeuerung
- vergrößerst du den Raum deiner Gestaltungsmöglichkeiten / Selbstwirksamkeit
- entfaltest du deine ganzen Fähigkeiten
- handelst du selbstmotiviert und selbstbestimmt
- managst du selbstbestimmt dich, deine Emotionen und Handlungen -> Selbst- und Affektregulierung
GIB DEM BURNOUT KEINE CHANCE!
Eine ausgewogene Balance aus Arbeit und Leben, aus Erholung und Verpflichtungen
Nichts ist schöner und wichtiger als mit dir selbst unterwegs zu sein, dich selbst wichtig zu nehmen. Das ist das, was dich motiviert und lebendig hält. Von der Selbstliebe zur Liebe zur Arbeit, zum Partner, zu anderen! So wie du dich liebst und achtest, so liebst du und achtest den Partner und die anderen, die dir gut tun.
Selbstliebe ist die Basis für:
- die körperliche und psychische Gesundheit, für das eigene Wohlergehen,
- Lebensfreude- und Lebenszufriedenheit
- Selbstwertgefühl, Selbstvertrauen und Selbstbehauptung, Selbstbestimmung
- Persönliche Freiheit und
- den Erfolg im Berufs- und Privatleben.
Wenn du nur Tipps zum Stress-Abbau und Steigerung der psychischen Widerstandskraft (Resilienz) brauchst, bitte hier entlang: Stress einfach abbauen
Autor: Soheila Mojtabaei
Thema: Ist Burn-out immer noch eine Modekrankheit Modediagnose
Webseite: http://soheila-mojtabaei.de