Nach der Trennung Freunde bleiben

„Wir bleiben nach der Trennung befreundet!“ - Das ist so schnell und leicht dahingesagt. Aber geht das wirklich?

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Eine Trennung ist nicht leicht. Für beide, für den Verlassenen und auch für den, der die Trennung eingeleitet hat, ist sie mit Schmerz, Schuldgefühlen, Angst und Leid verbunden. 

Zwischen dem ersten spüren, dass es so nicht mehr weitergeht, bis zur Trennung liegt oft ein weiter Weg. Die meisten Menschen tragen sich lange und schwer mit dem Gedanken, bis sie ihn ausführen, denn das Leid und die Trauer des Verlassenen sind nur schwer zu ertragen. Aber bleiben, nur um die eigenen Schuldgefühle zu umgehen, ist Betrug an sich selbst und bringt auf die Dauer nichts.

Trennungen sind mit Schmerz verbunden

Ist die Angst groß und gibt es starke Grenzen ganz ehrlich und authentisch in Beziehung zu gehen, passieren Trennungen auch abrupt, plötzlich und mit großer Wucht. Dann kommt es auf der Seite des Verlassenen zu traumatischen Reaktionen. In diesem Fall ist es fast unmöglich später wieder freundschaftlich zusammenzufinden, da die Verletzung zu groß ist. Aber ob nun gut überlegt und angekündigt oder spontan mit Wucht, die Chance für ein „Wir bleiben Freunde“ ist oft sehr gering.

In vielen Fällen sind klärende Gespräche im Voraus oder wenigstens nach der Trennung nicht möglich, werden abgelehnt oder verdrängt. Die Angst vor Rechtfertigung, Schuldgefühlen, Vorwürfen und Nichtakzeptanz ist groß. Dadurch wird oft der Kontakt und damit Aussprachen und Klärungen verhindert.

Manche Verlassene fragen sich jahrelang nach den Gründen des Scheiterns der Beziehung. Dadurch kann die Verletzung nie Heilung finden.

Wenn ein Partner fremd gegangen ist und das zur Trennung führte, ist der weitere Kontakt schmerzhaft, verletzend und demütigend. In diesem Fall ist es besser den Kontakt erst einmal abzubrechen, um den eigenen, inneren Frieden wiederzufinden. Auch bei den sogenannten „Toxischen Beziehungen“, wenn der Partner starke narzisstische Züge hat, ist es besser auf eine freundschaftliche Ebene zu verzichten. Die Gefahr ist zu groß wieder rückfällig zu werden und in die alte, schmerzliche Abhängigkeit zu geraten.

Eine gute Verarbeitung der Trennung ist wichtig

Wenn überhaupt ist eine freundschaftliche Ebene erst nach längerer Zeit, nach Monaten oder Jahren möglich, wenn die Verletzung heilen konnte. Durch klärende, offene Gespräche, authentisches Zeigen und Leben der eigenen Gefühle, durch Selbstreflektion und erkennen der eigenen zur Trennung führenden Anteile, kann Heilung geschehen.

Es ist wichtig sich bei der Verarbeitung der Trennung Zeit zu lassen, das Leben wieder in die eigenen Hände zu nehmen, es zur besten Zufriedenheit zu gestalten und zur eigenen Stabilität zurückzufinden. Das Gefühlschaos von Trauer, Schock, Wut, Machtlosigkeit, Schuld, Liebe und Hass muss erst einmal aufgeräumt werden. Kurz nach der Trennung, reagieren die meisten zu emotional. An Stellen, wo den Freunden gegenüber mit Verständnis reagiert wird, reagieren wir beim Expartner mit Wut, Unverständnis, Ungeduld oder Hass.

In vielen Fällen schließen sich die Wunden der Trennung erst gänzlich, wenn ein neuer Partner und damit die Chance auf eine neue und glückliche Beziehung ins Leben tritt. Ob dadurch die Möglichkeit besteht, mit dem Ex-Partner ein freundschaftliches Verhältnis einzugehen oder ob es zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch eine Relevanz hat und gewünscht wird, ist fraglich und sehr individuell. Hat sich einer der beiden weiterhin Hoffnung gemacht, wird es ihm nicht leicht fallen die neue Beziehung, das neue Glück des Expartners zu akzeptieren oder sich für ihn zu freuen. Haben beide wieder eine Beziehung, in der sie sich wohlfühlen, kann sich die Situation entspannen.

Verbindung durch Elternschaft

mutter kind vater spazieren klein

Wenn es gemeinsame Kinder gibt spielt es eine große Rolle, dass der Kontakt gehalten wird. Ob gleichzeitig eine Freundschaft, neben der Elternschaft bleibt ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Im Zuge der Trennung oder Scheidung entstehen oft Konflikte um die Kinder, den Zugewinn und Unterhalt. Es kann dadurch zu Gefühlen wie Wut, Enttäuschung, verletztem Stolz und sogar Rache kommen. Manche Ex-Partner schaffen es dennoch, nach gewisser Zeit höflich und vernünftig miteinander umzugehen, was noch lange keiner freundschaftlichen Ebene entspricht. Stellen beide das Wohl der gemeinsamen Kinder in den Mittelpunkt und schaffen sie es dem anderen in Ruhe zuzuhören ist die Chance für eine wohlwollende Verbindung nach der Trennung gegeben.

Beide müssen es wollen

Damit eine freundschaftliche Ebene nach der Trennung überhaupt möglich wird müssen beide Ex Partner dafür offen sein.  „Wir bleiben Freunde“ ist so schnell dahingesagt, da die Bindung kurz nach der Trennung noch immer deutlich zu spüren ist. Diese Bindung verschwindet nicht von heute auf morgen. Mit der Trennung verlieren wir nicht nur den Partner, sondern auch einen guten, ja sogar den besten Freund. Es gibt so vieles, was das Paar, die beiden, einmal verbunden hat, neben den Trennungspunkten wie Streit und Intoleranz auch viele schöne, gemeinsame und glückliche Erlebnisse.

Wichtig ist sich nach der Trennung erst einmal Zeit zu nehmen, gut durchzuatmen und zu sich selbst und dem eigenen Leben zurückzufinden. Wollen es dann beide wirklich, ist ein ehrlicher, authentischer und offener Dialog wichtig. Dieser ist jedoch erst möglich, wenn beide, zumindest den gröbsten Schmerz überwunden haben und auch beide die Fähigkeit besitzen ihren eigenen Anteil am Scheitern der Beziehung zu reflektieren.

Sobald einer in der Opferposition bleibt und damit den anderen zum alleinigen Täter bestimmt, wird ein Ausgleich und eine freundschaftliche Ebene nicht möglich werden. Es gibt nie einen alleinigen Schuldigen, einen alleinigen Täter. An den Konflikten in Paarbeziehungen sind immer beide beteiligt, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Die Täter- und Opferrollen wechseln sich in Beziehungen ab und so folgt auf eine Aktion des Partners eine Reaktion des anderen, worauf der erste wieder reagiert, und so weiter. Am Ende fühlen sich beide als Opfer und sehen ihre eigene Täterrolle nicht. Gerade deshalb ist es so wichtig, dass sich beide nach der Trennung genügend Zeit nehmen, erst einmal Abstand halten, um zu reflektieren, die eigenen Muster und Rollen zu erkennen und die Gefühle von Schmerz, Schuld, Trauer und Verlust zu verarbeiten.

Die Nabelschnur durchschneiden-wirklich loslassen!

Wenn einer der Partner nicht loslassen kann und sich noch immer ein „zurück“ vorstellen kann ist eine freundschaftliche Beziehung ebenfalls nicht möglich. Bei dem Partner, der noch an der Beziehung festhält und weiterhin Hoffnung hat, werden sich Frustration und Enttäuschung breit machen, wodurch sich der andere unter Druck gesetzt fühlt. Das ist keine Ebene für eine Freundschaft. Und doch ist es oft so, dass sich gerade derjenige eine Freundschaft wünscht, der noch nicht bereit ist loszulassen. Die Distanz schmerzt vielleicht so sehr, dass er nach dem Strohhalm greift, was ihm selbst oft nicht bewusst ist. Das ist ziemlich unfair, denn man behindert sich und den anderen dabei einen wirklichen Schlussstrich zu ziehen.

Ein „No-Go“ ist auch der Sex mit dem Ex. Dies ist ein klares Zeichen von Abhängigkeit, nicht loslassen können und nicht miteinander aber auch nicht ohne einander können. Nach dem Ende der Beziehung weiterhin miteinander Sex zu haben wird ebenfalls einen oder beide in Schmerz und Leid führen. War die sexuelle Ebene in der Beziehung erfüllend, erscheint bei einigen Menschen nach Beziehungsende die Angst, nie mehr so guten Sex mit einem Partner erleben zu können. Doch meistens bewahrheitet es sich später ganz anders. Um den Weg für eine wirkliche Freundschaft zu öffnen, braucht es zuerst einen richtigen Abschluss. Damit etwas Neues ins Leben kommen kann, muss das Alte erst gehen. Das ist ein Prinzip des Lebens. Für Menschen mit großer Verlustangst ist ein wirklicher Abschluss mit Angst verbunden. Sie schieben Trennungen, selbst in belastenden Beziehungen, hinaus oder können sich nicht trennen. Die Angst vor dem Moment der Leere, vor dem Alleinsein ist zu groß. Meistens vollführt dann irgendwann der Partner die Trennung.

Ja, es gibt natürlich die Ebene der „Freundschaft Plus“. In den meisten Fällen verflüchtigt sich allerdings die Freundschaft, wenn die sexuelle Ebene nicht mehr besteht. Freundschaft Plus ist keine wahre Freundschaft, es ist eine schwammige Ebene zwischen mehr als eine Affäre und weniger als eine Beziehung.

Also, was sind die wichtigsten Punkte? 

  • Zu Beginn der Trennung Ist Abstand wichtig, um zu sich selbst zurückzufinden und das eigene Leben wieder zu gestalten. 
  • Es muss geklärt werden, ob beide wirklich eine freundschaftliche Beziehung wollen und vor allem, ob sie schon dazu bereit sind.
  • Klärende, authentische und offene Gespräche über die Gestaltung der neuen freundschaftlichen Beziehung sind wichtig.
  • Es darf langsam gehen, nichts muss überstürzt werden. Eine regelmäßige Selbstreflektion ist wichtig, um zu spüren, ob es noch stimmig ist.
  • Irgendwann kommt die Zeit, wo der eine oder der andere eine neue Liebe in sein Leben lässt, dann braucht es genügend Freiraum, Ehrlichkeit und Akzeptanz. An dieser Stelle zeigt sich, ob eine wirkliche, freundschaftliche Beziehung entstanden ist, oder ob einer der beiden, noch immer in Hoffnung war und nun mit Ablehnung reagiert.

„Lass uns einfach Freunde bleiben“ ist nach einer Trennung oft nur ein gut gemeinter Spruch. Zusammenfassend ist zu sagen, dass eine wirkliche Freundschaft mit dem Ex-Partner in den wenigsten Fällen möglich ist. Es kann funktionieren, wenn es beide wollen, wenn sich beide ihrer Motive diesbezüglich bewusst sind und die oben genannten Punkte beachtet werden.

Autor: Sylvia Michael
Thema: Nach der Trennung Freunde bleiben
Webseite: https://www.herz-ueber-kopf.info

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