Eine weniger bekannte Pflanze ist die Pfeilkresse (aufgrund ihrer Wuchsform, s.u.), auch Herzkresse (aufgrund ihrer Fruchtform) oder Türkische Kresse genannt.
Doch es lohnt sich, sich diese etwas genauer anzuschauen. Ursprünglich war sie bei uns nicht heimisch und wurde erst 1728 erstmals bei uns beschrieben. Interessanterweise verbreitete sie sich sehr stark, als das Eisenbahnnetz ausgebaut wurde. Dies führt man darauf zurück, dass die Samen durch den Fahrtwind aufgewirbelt werden und sich dadurch rasch ausbreiten konnten. Von daher wächst sie auch gern an Bahnstrecken, aber auch auf Schutthalden und generell am Wegesrand.
Als Wurzelkriechpionier und Rohbodensiedler wird die Pfeilkresse gelegentlich zur Befestigung von neuangelegten Böschungsbereichen und Böden gesät. Gern vermehrt sie sich auch über ihre Wurzelsprosse. So stehen die Pflanzen oft in größeren Anhäufungen zusammen, die sich in einem Jahr um mehrere qm vergrößern können. Deshalb ist sie im heimischen Garten nicht sehr gern gesehen, auch wenn sie wie ein Magnet auf Bienen wirkt. Als Wurzelunkraut ist die Pfeilkresse auf rein mechanischem Weg nur schwierig in Schach zu halten. Man versucht in der Landwirtschaft das Unkraut mit Methoden des Integrierten Pflanzenschutzes und der biologischen Schädlingsbekämpfung zu dezimieren. Besonderen Bedeutung hat dabei der Blattkäfer Colaphellus hoefti: Larven und Imagines fressen die Blätter bis auf das Nervenskelett ab.
Die Pfeilkresse ist Pollenlieferant für 16 verschiedene Wildbienen, vornehmlich für Sandbienen-Arten. Die eigentliche Bestäubung erfolgt aber zumeist durch kleine Fliegenarten oder die Blüten bestäuben sich selbst. Sie ist der bekannteren Gartenkresse sehr ähnlich, aber auch kleiner im Wuchs. Bei Verwechselung mit dieser oder auch anderen Kressearten besteht jedoch keine Gefahr.
Von weitem betrachtet könnte man sie für eine der zahlreichen weißen Doldenblütler halten, die am Wegesrand wachsen. Doch wenn man genauer hinschaut, kann man erkennen, dass diese Pflanze zur Familie der Kreuzblütler gehört. Ihr wissenschaftlicher Name ist Lepidium draba, früher: Cardaria draba. Das Kraut ist mehrjährig und erreicht Wuchshöhen von bis zu 60 Zentimetern, wobei die Blätter wie Pfeile (daher der Name) in die Luft wachsen und so den Stängel der Pflanze umfassen.
Wie für Kreuzblütler typisch, haben sie vier Blütenblätter, die sich kreuzweise gegenüberstehen. Der Geruch der weißen Blüten ist zunächst süßlich, doch bei genauerem „Hinriechen“ erkennt man bereits ihre Schärfe. Er erinnert an Senf, Kresse oder auch Kohlpflanzen. Die Schärfe ist im Wesentlichen den in ihr enthaltenen Senfölen zu verdanken ist. Die Blüten eignen sich als Dekoration in Salaten, auf Suppen, aber durchaus auch in Quark und Butter. Außerdem können Sie sie gut für Teemischungen verwenden.
Ähnlich wie der Senf, mit dem sie auch botanisch verwandt ist, hat sie scharf-würzige Samen, die man als Gewürz zur Anregung der Verdauung und gegen Blähungen einsetzen kann (Sammelzeit Juli bis September). Dazu entfernt man die Samen aus den Schoten und lässt sie trocknen. Und tatsächlich wurden die Samen zu Zeiten, als Pfeffer noch nicht bekannt oder doch ein seltenes Gut war, ähnlich wie dieser verwendet.
Die jungen Blätter und Triebe (Sammelzeit April bis Juni) kann man als angenehm würzige Bereicherung dem Salat zufügen, eine Kräuterbutter oder -quark daraus machen. Auch lässt sich aus ihnen ein Pesto erstellen. Sie sind reich an Vitamin C. Die Blätter werden am besten nur frisch verwendet, getrocknet verlieren sie ihre Würze.
Pfeilkresse als Heilpflanze
Als Heilpflanze ist die Pfeilkresse nicht gerade berühmt, aber es werden ihr doch gewisse Heilwirkungen zugeschrieben. Sie enthält ein breites Spektrum an B-Vitaminen, Vitamin E, Folsäure und, wie bereits geschrieben, reichlich Vitamin C. Die enthaltenen Senföle bzw. besser; Senfölglykoside, wirken anregend und erwärmend. Sie regen die Verdauung und den Stoffwechsel an und wirken gegen Blähungen. In alten Zeiten soll die Pfeilkresse auch als Hilfe bei Fischvergiftung eingesetzt worden sein.
Als Ersatz für Senfsamen kann man auch aus den Samen der Pfeilkresse Senfpflaster und Umschläge machen, um die Haut zu reizen und die Durchblutung zu fördern. Vermahlen mit Salz und Essig ergeben sie eine senfartige Würzpaste. Andere Kressearten galten als Aphrodisiakum aber auch harntreibend und wehenfördernd. Aufgrund der nahen Verwandtschaft dürfte dies auch für die Pfeilkresse gelten.
Autor: Jörg Pantel, Heilpraktiker
Thema: Pfeilkresse
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