[Kolumne] Nun ist die Beziehung doch vorbei, und das, obwohl man anfangs noch glaubte, nichts könnte einen trennen. Doch wenn wir das immer vorher wüssten...
Die Kinder leiden am meisten. Aber muss das so sein? Wie mache ich's richtig?
Ja, es heißt, die Kinder leiden am meisten. Aber auch uns geht es nach einer Trennung nicht gut, wenn das komplette Lebensmodell plötzlich auf den Kopf gestellt und alles neu geplant werden muss. Dann noch stark genug zu sein, um die Kinder aufzufangen, ist auch nicht leichter. Doch was wir nicht vergessen dürfen, ständig streitende und unglückliche Eltern sind definitiv schlimmer, als eine glückliche Scheidung. Kinder spüren die geringsten Schwingungen und das belastet sicherlich mehr, als zu wissen, dass beide getrennt auch glücklich sind. Dann ist es wichtig, dass sie verstehen, dass Eltern nicht immer nur ein Paar sein müssen, sie können auch einfach nur Eltern sein. Was bedeutet das? Vater und Mutter sind für einen da, unterstützen einen, hören zu, ja, sie erziehen und kritisieren auch, aber die meiste Zeit begleiten sie ihre Kleinen einfach sinnvoll auf ihrem Weg zum Erwachsenendasein. Und dafür müssen sie sich nicht lieben.
Nur eine Regel muss zwingend eingehalten werden, es darf nichts Schlechtes über den anderen erzählt werden, egal, wie schwer es einem vielleicht zu Beginn der Trennung fällt. Es müssen gemeinsam Erziehungsgrundlagen geschaffen und die des anderen akzeptiert werden. Schließlich hat man sich gemeinsam dafür entschieden, Kinder zu bekommen.
Ein neues Modell, Kinder nach der Scheidung gemeinsam zu erziehen, ist sicherlich sehr kostspielig, aber ein interessanter Gedanke. Dabei haben die Kinder ihre eigene Wohnung und die Eltern wechseln wochenweise. So werden sie nicht aus ihrem Umfeld rausgerissen und müssen sich ständig neuen Gegebenheiten anpassen. Schließlich können sie meist für die ganze Sache gar nichts. Ich mache auch die Erfahrung mit Schülern, die Scheidungskinder sind, dass sie bei dem einen Elterteil das eine, beim anderen das andere vermissen, der Taschenrechner liegt noch bei der Mutter oder das Deutschbuch ist nicht auffindbar, schließlich haben sie zwei Kinderzimmer.
Aber meist wechseln eben die Kinder und das muss gut organisiert sein. Wenn sie dann noch das Gefühl haben, Mama zu verletzten oder Papa den Vorgang erschwert, weil eben doch nicht alles aufgearbeitet ist, macht es das Ganze nur noch stressiger.
Es gilt immer: Zwei Freunde erziehen besser als ein unglückliches Paar, streitende Gegner erziehen nur unglückliche Kinder.
Autor: Anke Wachtendorf - Schülercoach, Lern- und Erziehungsberatung, Verlagsautorin
Thema: Scheidung
Webseite: http://www.schuelercoaching-wachtendorf.de