Wurdest Du schon einmal hintergangen, von einem Freund, einer Kollegin, einer Schulfreundin oder dem Chef?
Wie oft bist Du schon enttäuscht worden, von einem Menschen dem Du vertraut hast? Was ist der Grund für diese Täuschung? Hast Du etwa einen Fehler gemacht? Und wie kannst Du erkennen, ob und wann Du einem anderen Menschen vertrauen kannst? Zugegeben, es ist nicht immer ganz leicht, jemandem zu vertrauen. Aber hast Du Personen in Deinem Umfeld, denen Du eine positive Grundeinstellung entgegenbringen kannst, ist das eine Bereicherung für alle Beteiligten.
Zunächst müssen wir unterscheiden zwischen dem Ur-Vertrauen, dem Vertrauen in uns und unsere Fähigkeiten, dem sogenannten Selbst-Vertrauen und dem Vertrauen in andere Personen, das auch als Fremdvertrauen bezeichnet wird. Die Voraussetzung von Vertrauen in einen anderen Menschen ist seine Glaubwürdigkeit und Authentizität. Ob jemand glaubwürdig ist, findet man erst durch näheren und regelmäßigen Kontakt heraus, wenn Du hinter die oberflächliche Fassade blickst.
Vertrauen selbst, ist eine subjektive Überzeugung dieser Echtheit. Wer einer Person vertraut, geht davon aus, dass dieser ehrlich, souverän oder integer uns gegenüber ist. Meist spielt ein ähnliches Interesse oder ein gemeinsames Hobby eine entscheidende Rolle. Wir setzen voraus, dass sein Handeln und seine Aussagen ehrlich sind. Ohne (gegenseitiges) Vertrauen ist eine glückliche, erfolgreiche oder freie Beziehung kaum bis nicht möglich. Einem losen Kontakt solltest Du nicht sofort Deine Geheimnisse preiß geben, aber in einer Freundschaft oder Partnerschaft jeglicher Art ist eine gewisse Offenheit unumgänglich.
Wenn Du grundsätzlich eher verhalten, bzw. mißtrauisch bist, kannst Du anhand Deiner ganz bewussten Entscheidung, Vertrauen üben. Dafür ist es wichtig, dass Du erkennst, ob dein Mißtrauen aus Deiner Vergangenheit rührt, weil Dich jemand nachhaltig verletzt hat, oder ob Deine Vorsicht etwas mit der aktuellen Person zu tun hat, etwa weil er sich unehrlich verhält. In einer unvoreingenommenen Haltung von Beobachtung spürst Du – wenn Du gelernt hast, Dir selbst zu vertrauen – ob es der bzw. die Andere ehrlich meint oder nicht.
Der Samen von Mißtrauen, dem Gegenteil von Vertrauen, wird oft schon in der Kindheit gesät. Mehr oder weniger oft erlebte Enttäuschen nehmen dem Kind die natürliche Entdeckerfreude und den offenen Blick fürs Leben. Es zieht sich zurück, wird vorsichtiger im Umgang mit anderen. In manchen Fällten sieht dann der kleine Mensch hinter jeder Geste eine Bedrohung. Aber Du kannst Dich auch ganz bewusst auf das Vertrauen konzentrieren, in dem Du Dich nicht an Deinen bisher erlebten Verletzungen orientierst, sondern ganz konkret auf die Momente, in denen Du Dich gut gefühlt hast oder Du Dich an Menschen erinnerst, die eine positive Erinnerung auslösen. Eine gute Übung ist es auch, ganz unvoreingenommen nach Personen Ausschau zu halten, die für Dich ein positives Miteinander ausstrahlen. Das können fremde Passanten in der U-Bahn genauso sein, wie auch Schauspieler in einem Film.
Ist ein Mensch unsicher, kann es auch passieren, dass dieser sich an vermeintlich stärkere Personen orientiert, die dann auch unter Umständen die Führung in der Beziehung übernehmen. Solch eine Partnerschaft basiert nicht auf Vertrauen, sondern auf Abhängigkeit und Angst oder Unsicherheit.
Zu Vertrauen bringt trotzdem viele Vorteile mit sich. Denn wenn Du in der Lage bist, vertrauensvoll auf andere Menschen zuzugehen (mit etwas Vorschussvertrauen) strahlst Du eine gewisse Offenheit und Sympathie aus. Die Stimmung steigt und Du kannst leichter mit anderen in Kontakt treten und neue Freunde kennenlernen.
Im Grunde genommen, basiert das Vertrauen, das wir jemandem entgegebringen auf unseren eigenen inneren Filtern. Erkennt man im anderen ein Zeichen von Ehrlichkeit, ausgelöst durch festen Händedruck oder einen direkten offenen Blick, vermittelt uns das ein „gutes Bauchgefühl“. Zeigt uns das Gegenüber Achtung und Respekt, spricht er wertschätzend über andere oder uns, sagt er die Wahrheit und hält sich an Termine und Absprachen, können wir davon ausgehen, dass er vertrauenswürdig ist.
Wenn sich ein Mensch aufrichtig entschuldigen kann, Interesse zeigt, sein Wissen und seine Erfahrungen offen teilt, wirkt er sympathisch und die Basis für Vertrauen ist geschaffen. Anhand der Körpersprache und Mimik erkennst Du auf ganz unbewusste Art und Weise, ob die Person offen und zugewandt ist, oder ob er im Moment nicht authentisch und ehrlich ist.
Um vertrauensvoll zu wirken, braucht der Einzelne selbst das Gefühl, die Wahrheit sagen zu dürfen, und Fehler machen zu können, ohne verurteilt zu werden. Dieses natürliche Gefühl einer positiven Selbsteinschätzung wird uns schon in die Wiege gelegt. Erleben wir dann Geringschätzung, negative Kritik und andere kleine oder größere Traumata, wird der positive, unbedarfte Teil in uns immer kleiner und Angst und Mißtrauen in die Welt und die Menschen wächst.
Wichtig ist es nun, sein Selbst-Vertrauen, Selbst-Bewusstsein und seine Selbst-Liebe auf ein natürlich, gesundes Maß zu erhöhen, denn wenn dann der andere einen Fehler macht, nicht 100 % „richtig“ handelt, kann ich mit meiner eigenen Souveränität positiv bleiben, ohne ein Gefühl von Enttäuschung und Schmerz zu erleben.
Wenn du Dein Vertrauen in Dich stärkst, Du Deine erlebten Enttäuschungen verarbeitest, kannst Du lernen, Dein „Bauchgefühl“ wahrzunehmen, und ihm zu vertrauen. Deine sympathische und selbstsichere Ausstrahlung wird Dir Menschen mit positiver Grundstimmung in Dein Leben bringen und gegenseitiges Vertrauen wird Euer beider Leben bereichern.
Auch wenn der erste Eindruck zählt, Vertrauen aufbauen braucht Zeit! Wir lernen durch Erfahrung, und wenn Du wiederholt schlechte, negative Erfahrungen und Enttäuschungen hinter Dir hast, kann es Dir schwer fallen, wieder bedingungslos zu vertrauen. Wenn Du nun zu lässt, Schritt für Schritt, Dich und Dein inneres Gefühl bewusst wahr zu nehmen, wirst Du mehr und mehr spüren, wann, wem und in welchen Bereichen Du wieder verrauen kannst. Dann wirst Du Dein Selbst-Vertrauen wachsen lassen und mehr Menschen begegenen, denen Du vertrauen kannst.
Zusammengefasst bedeutet das:
Blicke anderen offen in die Augen, gehe lächelnd nach aussen, gehe aufrecht auf andere zu, zeige Deinen Kontakten Deine menschliche Seite, kurz gesagt, sei Du selbst eine offene, sympathische Person und Du wirst zu einem Magnet für vertrauenswürdige Menschen.
Autor: Sonja Gubo, Privatpraxis für Psychotherapie (HeilprG)
Thema: Wann kann man einem Menschen vertrauen?
Webseite: https://www.sosena.de