Warum Kinder den neuen Partner nicht akzeptieren

Als Alleinerziehende einen neuen Partner zu finden ist meistens nicht leicht, da der Alltag voller zu erledigender Aufgaben ist und man kaum Zeit für eigene Bedürfnisse wie Hobbys hat.

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Ein neuer Partner braucht auch Zeit und vor allem muss er seinen Platz im bereits bestehenden Familiengefüge finden, was erschwert wird, wenn Kinder aus einer anderen Beziehung da sind. Patchworkfamilien sind keine gewachsenen Kernfamilien, sondern neu entstandene Systeme mit eigenen Strukturen, Entwicklungen und Gestaltungsmöglichkeiten. Diese Komplexität ist störanfällig, da mind. zwei Familienkulturen aufeinander treffen und sich verbinden wollen bzw. müssen, damit ein stabiles WIR -Gefühl entstehen kann.

Dies kann zu einer kaum zu bewältigenden Aufgabe der Erwachsenen werden und manchmal akzeptieren die Kinder den neuen Partner nicht, was verschiedene Gründe haben kann. Um den verschiedenen Bedürfnisse gerecht werden zu können, ist eine große Flexibilität, Nachsicht, Toleranz und Kraft nötig.

Günstig ist es, wenn die biologischen Eltern der Kinder ein gutes Verhältnis pflegen, die Kinder beide Elternteile regelmäßig sehen und die verschiedenen Bedürfnisse der Beteiligten beachtet werden. Das Auseinanderbrechen dieser Ursprungsfamilie ist ein gravierender Einschnitt in das Leben der Kinder, das Familienideal verfällt, worunter die Kinder wie auch Verwandte und Freunde oft leiden. Dadurch verändern sich die Familiensysteme, da die bisher bestehenden Beziehungen zwischen den Beteiligten sich verschieben oder sogar manchmal auflösen, Trennung und Scheidung die Lebensumstände und -situationen eine Neugestaltung benötigen. Dies bedeutet auch immer Abschied, Verlust und ein Neubeginn, der möglichst konstruktiv gestaltet werden sollte. Trauer, Schmerz, Sorgen, Angst, Schuldvorwürfe sowie Hoffnungen sollten durch Gespräche und Neuregelungen ihren Platz erfahren, so dass Gedanken und Gefühle positiv verarbeitet werden können.

Wichtig ist hierbei, dass die Erwachsenen selbst nicht die Fassung verlieren, was nicht immer einfach ist. Dann können Sie Ihrem Nachwuchs über die schwierige Zeit einer Trennung unterstützend beiseite stehen und die Zeit nach der Trennung ressourcenorientiert gestalten. Gelingt dies, so werden die Bedürfnisse der Kinder nicht übergangen und durch einen neuen Partner werden keine Verlustängste geweckt. An folgenden Kriterien könnte „geprüft“ werden, ob ein Kind von seinen Gefühlen zu stark „überflutet“ wird, wenn ein neuer Partner in sein Leben tritt:

  • Veränderungen der Hautfarbe, Muskelspannung, Körpertemperatur
  • Weitung der Augen, starrer Gesichtsausdruck
  • Herzschlag und Atmung erhöht
  • Ungewöhnliche Reaktionen wie Verstummen, Schreien oder Wutanfälle

All diese Reaktionen können auf Stress hinweisen, was bedeutet, dass das Kind die Aufmerksamkeit des biologischen Elternteils benötigt. Hierfür ist es nötig, dass die Erwachsenen sich selbst gut regulieren, um selbst in einem möglichst entspannten und ruhigen Zustand dem Kind begegnen zu können, was wiederum das Sicherheitsgefühl des Kinder erhöht und zu Entspannung führt. Der neue Partner sollte sich in dieser Zeit zurückhalten und die Bedürfnisse des Kindes (kurzzeitig) im Vordergrund stehen, damit Ängste und Sorgen verarbeitet werden können. Ein Kind unter großen Stress ist kaum fähig einen Partner, der aktuell eine zu große Bedrohung für das Sicherheitserleben darstellt, zu akzeptieren.

Hierbei wird bereits klar, dass eine evtl. zukünftige Patchworkfamilie niemals eine biologische zwei-Eltern-Familie sein wird. Wichtig ist, die aktuelle Situation der Beteiligten zu beachten, die sich in unterschiedlichen familiären, persönlichen und biologischen Entwicklungsstufen befinden können. Kleine Kinder benötigen eine andere Ansprache als Jugendliche und zeigen ihre Bedürfnisse auch unterschiedlich. Weiterhin müssen unterschiedliche Werte, Normen und Gewohnheiten in Einklang gebracht werden, was Zeit benötigt.

Hierbei haben die Kinder nun die Wahl, sich auch gegen einen Partner bzw. dessen Lebensweise und Eigenschaften zu entscheiden, was es in einer biologischen Familie nicht gab. Ist der neue Partner evtl. Vegetarier, so kann es Probleme beim Kochen geben und um mögliche Konflikte dazu aufzulösen, bedarf es einen konstruktiven „Krisenmanagements“ vor allem auf Seiten der Erwachsenen. Hierbei zeigt sich manchmal auch, dass ältere familiäre Bindungen „Vorrang“ vor jüngeren Bindungen haben und z. B. die Mutter bei Streits ihre Kinder unterstützt bzw. sich loyal zeigt, was wiederum zu Problemen mit ihrem neuen Partner führen kann. Die Beziehung zu den eigenen leiblichen Kindern hat eine längere Geschichte als das neue Paar. Dies verlangt vom neuen Partner eine hohe Akzeptanz gegenüber dieser „älteren“ Familie und die Fähigkeit zurückzutreten.

Die Kompetenz einzelnen Bedürfnissen Raum zu geben entscheidet dann maßgeblich über den Erfolg einer „neuen“ Familie.

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Vor allem in der Pubertät, wenn es um Fragen der „Identät“ geht, gibt es Tenzenden der Jugendlichen fremde, nicht leibliche Elternteile auszuschließen bzw. erst gar nicht zu akzeptieren. Dies kann zu großen Spannungen in der Patchworkfamilie führen. Hilfreich kann es dann sein, dass die Jugendlichen einen Einfluss auf die jeweiligen Beziehungssysteme haben und mitgestalten dürfen, wie oft und lange sie vor allem ihre jeweiligen biologischen Elternteile sehen können. Neue Partner sollten es vermeiden Forderungen aufzustellen, dass die Kinder den Kontakt zu dem jeweiligen anderen getrennten Elternteil minimieren. Oftmals kommen die Kinder damit nicht zurecht, sie spüren zurecht einen Verlust, fühlen sich in ihren Bedürfnissen übergangen und die biologische Familie findet keine hilfreichen Kommunikationsformen mehr, was die Bindung zueinander schädigt. Jugendliche sind zwar in der Lage, Konfliktthemen und Trennungen der Eltern zu verstehen, aber sie trauern selbstverständlich heftig und  vermissen den getrennt lebenden Elternteil meistens. Dies kann zu Rückzug gegenüber dem neuen Partner führen, da Sicherheit notwendig ist um den in diesem Alter im Vordergrund stehenden Prozess nach Eigenständigkeit weitergehen zu können. Möglicherweise erhalten die neuen Partner kaum Anerkennung von den Kindern, ein Angebot ein erwachsener Gesprächspartner sein zu können wäre evtl. angebracht. Trotzdem kann das Kind nochmals ein Verlusterleben spüren, da es nun die Liebe des verbleibenden Elternteils teilen muss und Angst haben kann, auch diese zu verlieren.

Erziehungsthemen sind das große Problem in neuen Partnerschaften. Falls der neue Partner sich als Ersatzvater der Kinder der Partnerin aufspielen möchte und hierbei versucht, den biologischen Vater zu ersetzen bzw. sogar dessen Existenz zu ignorieren, so führt dies oft zum Boykott seiner Maßnahmen. Die Kinder wie auch oft die Mutter der Kinder weigern sich – oft leise und ohne direkte Aussagen dazu – seine Bemühungen zu unterstützen. Die oft anfängliche Freude, dass der neue Partner sich aktiv in das Familienleben einbringen möchte und Last abgegeben werden kann, führt zu Streit, da die elterliche Verantwortung und somit auch Erziehungsentscheidungen den biologischen Eltern obliegt. Wichtig ist es, dass sich die getrennten Eltern darüber unterhalten, wer wann welche Erziehungsthemen wie übernimmt, und somit ein sicherer Rahmen für die Kinder gestaltet wird. Dann sind die Rollen klar verteilt und der neue Partner kann auch seine in der Patchworkfamilie finden. Auch das neue Paar hat zahlreiche Gestaltungsaufgaben, die aktiv und stets neu überprüft werden müssen, um das gemeinsame Vorhaben zu meistern. Da die Erwachsenen bereits Trennungen erlebt haben, ist es wichtig zu prüfen, ob Glaubenssätze wie „Oh je, hoffentlich mache ich nicht wieder alles falsch mit Kindern.“ Oder „In diesem Alter sind Kinder besonders schwierig“, ihr Denken bestimmen, was unbewusst eine negative Ausstrahlung und Unsicherheit bewirken könnte, die Kinder instinktiv spüren.

Geschieht dies nicht, so können keine tragfähigen neuen Beziehungen aufgebaut werden und die Kinder formulieren irgendwann den typischen Satz: „Du hast mir gar nichts zu sagen, du bist ja nicht mein Vater.“ Damit beginnen Machtspiele, die der neue Partner verliert, wenn er seine eigenen Grenzen selbst nicht gut kennt und diese auch vertritt. Dies bedeutet wiederum Verlässlichkeit und Sicherheit für die Kinder.

Zusammenfassend können folgende Tipps als Handlungsgrundlage dienen:

  • Rituale geben Sicherheit: in der biologischen Familie wie auch mit einem evtl. neuen Partner helfen Rituale Übergänge zu gestalten, Abläufe zu vereinfachen und Sicherheit zu schaffen.
  • Ruhe und Zeit bieten Entspannung und Stabilität für die Kinder. Planen Sie Zeitfenster ein, in denen nur Sie Zeit mit Ihrem Kind verbringen. Dadurch wird der neue Partner weniger als Bedrohung angesehen und es gibt keinen Grund für Eifersucht
  • Vor allem Jugendliche können am Anfang Antipathie gegen Ihren neuen Partner zeigen. Das kann ein Ausdruck von Unsicherheit sein. Versuchen Sie nicht, eine Sympathie zu erzwingen und geben Sie Ihrem Kind genug Zeit, sich auf die neue Situation einzustellen.
  • Vermeiden Sie Konkurrenzsituationen zwischen dem leiblichen Elternteil und dem neuen Partner, indem Sie nicht schlecht über den Expartner sprechen. So entstehen keine Loyalitätskonflikte, die Kinder haben nicht den Eindruck sich entscheiden zu mü
  • Teilen Sie dem neuen Partner rechtzeitig mit, welche Vereinbarungen es bezüglich der Kinder mit dem biologischen Vater gibt. Diese sind zunächst Grundlage für eine mögliche neue Patchworkfamilie. Neuerungen diesbezüglich sollten mit allen Beteiligten konstruktiv besprochen werden.
  • Eine neue familiäre Ordnung mit Regeln und Vereinbarungen muss im Innern wie im Außen immer wieder neu verhandelt werden, in den äußeren Alltagsstrukturen als Organisation und Planung mit allen Subsystemen: Wer ist wann wo mit wem? Im inneren affektiven Bindungsgefüge als Absprachen von Zuständigkeiten und Rollen, und als Austausch von Befindlichkeiten:
    Wer ist für wen wann bei was wie zuständig? Wer braucht was von wem?

Autor: Katja Baumer - Paarberatung, Emotionsregulation, traumasensible Paartherapie, Kinderwunschthemen
Thema: Warum Kinder den neuen Partner nicht akzeptieren
Webseite: http://www.baumer-paarberatung.de

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