Trennung und jetzt? - Wie man nach einer Trennung wieder zu sich selbst findet

Wenn sich zwei Menschen aus einer langjährigen Partnerschaft oder Ehe trennen, ist das ein tiefgreifender Lebenseinschnitt, der viele Veränderungen auf unterschiedlichen Ebenen nach sich zieht.

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Viele Paare trennen sich aus Hoffnungslosigkeit. Sie haben das Vertrauen in sich und in ihre Partnerschaft verloren. Die Hoffnung darauf verloren, dass die ewigen Konflikte und Streitigkeiten überwunden werden können. Die Liebe scheint über die Zeit schleichend verloren gegangen zu sein (und es gibt keine Hoffnung darauf, dass sie wieder auflebt). Nicht selten spielen tiefgreifende Verletzungen eine Rolle und führen letztendlich zur Trennung.

Eine Trennung zieht in der Regel weitreichende Konsequenzen für alle Beteiligten nach sich: den Mann, die Frau, die Kinder, die Großeltern, den Freundeskreis. Zuerst wird das Bett getrennt und einer zieht ins Arbeitszimmer oder auf die Couch. Man meidet die ehemals gemeinsamen Mahlzeiten. Die Freizeit wird ab sofort getrennt verbracht; Freunde und die Kinderbetreuung aufgeteilt. Wenn einer der Partner schließlich auszieht, wird noch der Haushalt auseinander dividiert und die Finanzen geregelt. Für manche Paare schwebt über alledem die Angst, dass die Kinder ihr Zuhause verlieren z.B. wenn gemeinsames Wohneigentum aufgeteilt werden muss.

Was hier gerade so nüchtern beschrieben wird, ist für die meisten Menschen ein sehr schmerzhafter und tiefgreifender Prozess. Im besten Fall ist jeder der Partner bemüht, die Trennung so harmonisch und fair wie möglich zu gestalten. Doch dies ist, gerade wenn Verletzungen, ausgelöst durch beispielsweise Fremdgehen, im Spiel sind, nicht immer möglich.

Trotz aller Hoffnungslosigkeit und Verletzungen - die meisten Menschen trennen sich nicht einfach so. Männer haben oft große Angst davor, ihre Kinder nicht aufwachsen sehen zu können und die Wärme der Familie zu verlieren. Frauen, schrecken vor der Last der großen Verantwortung für Kinder, Haushalt und Geld verdienen, schlicht: dem alleine mit allem sein, zurück. Gerade alleinerziehende Mütter, die in Teilzeit arbeiten, sind häufig von Burnout und Altersarmut betroffen.

Als Paartherapeutin bin ich zutiefst von dem Sinn einer Partnerschaft und Ehe überzeugt, was sich auch in der Trennung einer solchen fortsetzt. Die allermeisten Paare haben / hatten eine besondere Verbindung und Liebe zueinander. Sie haben im Anderen etwas gesehen und gefunden, was einen selbst bereichert hat. Die schönen Momenten der Partnerschaft und noch mehr die Reibungspunkte einer Trennung wirken wie ein Spiegel für uns. Einen Spiegel durch den man sich selbst spüren und erkennen kann (im Positiven wie im Negativen). Und häufig wird man gerade in einer Partnerschaft auch mit seiner Vergangenheit / seiner Kindheit konfrontiert.

Trotz Trennung ist man weiterhin miteinander verbunden, auch wenn wir uns häufig wünschen, dass die Verbindung mit dem Aussprechen der Trennung wie gekappt wird. So ist es in der Realität doch so, dass wir auf vielen unterschiedlichen Ebenen auch über die Trennung hinaus noch miteinander verknüpft sind - allen voran über die Kinder. Eine Trennung bedeutet nicht, dass eine Verbindung einfach gelöst wird. Eine Trennung bedeutet, im besten Fall, dass man die gemeinsame Verbindung respektvoll gehen lässt.

Neben den äußeren Veränderungen kommen die meisten Paare auf dem Weg des Trennungsprozesses an den Punkt, sich selbst einzugestehen, dass man gescheitert ist; dass der Traum vom gemeinsamen „Alt und grau werden“ geplatzt ist; dass die eigene Familie auseinander bricht. Viele Menschen drehen in dieser Situation immer wieder Grübelschleifen und fragen sich „Warum? Was ist schief gelaufen? Wo sind wir falsch abgebogen?“

Die heilsame Klärung der eigenen Bedürfnisse und der Bedürfnisse des Partners gerade im Trennungsprozess, kann helfen, das Leben wieder eigenverantwortlich zu gestalten, innere Freiheit und Wachstum zu erleben und die eigene Kraft wieder zu finden.

Manche Menschen leiden auch nach vollzogener Trennung weiterhin darunter. Man fragt sich, warum quälen sich diese Menschen so lange im Vergangen und finden keinen Weg in die Gegenwart und zurück zu sich selbst? Eine Trennung hat einen massiven Einfluss auf unser Selbstwertgefühl.

Was ist überhaupt der Selbstwert? Wie wird definiert? Wie wird er beeinflusst?

Der Selbstwert wird oft als subjektives Gefühl oder innere Bewertung der Wertigkeit der eigenen Person definiert. Das Selbstwertgefühl bezieht sich darauf wie eine Person sich selbst wahrnimmt, bewertet und fühlt. Meist in den Stufen positiv, negativ oder neutral. Ein gesundes Selbstwertgefühl beinhaltet ein positives Selbstbild und Selbstvertrauen. Ein negatives Selbstwertgefühl ist häufig begleitet von starken Selbstzweifeln, einem negativen Blick auf sich und auf die eigene Zukunft.

Nach neuesten Modellen und Forschungen haben die folgenden Dinge einen großen Einfluss auf unser Selbstwertgefühl im Beziehungserleben.

Das ist zum einen die Präsenz und das Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten. Hat man überhaupt die Fähigkeiten eine glückliche Beziehung zu führen? Und kann man mit dem eigenen Verhalten erfolgreich eine Beziehung gestalten? Oder fehlt es einem an Kommunikations- und Einfühlungsvermögen, um jemanden für sich zu begeistern? Wie ist mein Streitverhalten? Wie oft wird in den Beratungen gesagt: „Wir hätten mehr und besser miteinander reden sollen. Ach wäre ich doch nur mehr auf sie/ihn eingegangen.“ Man muss vielleicht erkennen, dass man zwar gute Absichten hatte - aber diese ihre Wirkung nicht entfalten konnten. Die eigene Machtlosigkeit und Hilflosigkeit zu spüren, ist für die meisten Menschen verständlicherweise schwer auszuhalten.

Viele Menschen machen sich an dieser Stelle große Selbstvorwürfe und geben oft sich die Schuld am Scheitern der Beziehung. Selbstakzeptanz und Selbstliebe heißen die großen Zauberworte, um sich selbst und die eigene innere Aufgewühltheit wieder ins Lot zu bringen. Es geht darum, die eigenen Fehlleistungen liebevoll anzunehmen, zu akzeptieren und später zu verändern.

Gerade in Veränderungsprozessen ist man immer wieder aufgefordert sich seiner Selbst bewusst zu werden. Sich die Frage zu stellen, was man eigentlich will - wie man sein Leben gestalten möchte. Dabei können folgende Fragen helfen:

  • Wer bin ich? Was macht mich aus? Wer und was hat mich geprägt?
  • Was sind meine Werte?
  • Was sind meine Wünsche und Ziele im Leben?
  • Was mag ich an mir?

Manchmal wird man damit konfrontiert, dass man viele Dinge nicht an sich mag. Dass man sich fragt: ob man überhaupt liebenswert ist. In solchen Fällen fehlt häufig ein positives Grundgefühl von Liebe und Wertschätzung sich selbst gegenüber. Die Gründe dafür finden sich meist in der Vergangenheit / in der Kindheit. Die therapeutische Arbeit kann helfen Verletzungen und negative Prägungen aus der Kindheit näher anzuschauen und aufzulösen.

Was kann ich nun tun, um mich nach einer Trennung wieder zu stabilisieren und auf mich zu besinnen? Neben der therapeutischen Arbeit gibt es folgende Dinge, die man tun kann:

  • Den eigenen Hobbys (wieder) nachgehen
  • Eigene Träume und Ziele (wieder) entdecken und verfolgen
  • Die Fehler, die in der Beziehung gemacht wurden erkennen und aufarbeiten (ganz besonders meine eigenen, um eine Wiederholung zu vermeiden)
  • Den Mut und das Selbstvertrauen finden, sich wieder auf eine Beziehung einzulassen - das Leben geht weiter (auch nach einer Trennung)!

Zum Abschluss sei erwähnt: eine Trennung kommt in aller Regel nicht aus dem heiteren Nichts. Eine Trennung bahnt sich in der Regel bereits lange Zeit, oftmals Jahre vorher an. Meine Empfehlung: holen Sie sich frühzeitig Unterstützung, um miteinander wieder in einen guten Kontakt und in ein Gefühl der Liebe und Vertrautheit zu kommen.

Autor: Franciska Wiegmann-Stoll, Paartherapeutin
Thema: Wie man nach einer Trennung wieder zu sich selbst findet
Webseite: https://deine-beziehung.de

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