"Die wichtigste Stunde in unserem Leben ist immer der gegenwärtige Augenblick" Leo Tolstoi
Mittlerweile ist unübersehbar, welchen Raum und welchen Stellenwert Achtsamkeit im Bereich des Gesundheitswesens und der Beziehungsgestaltung eingenommen hat. Beiträge, Seminare, Kurse über Achtsamkeit vermehren sich. Es steht sehr viel Fachliteratur, Artikel, Bücher und CDs zur Verfügung.
Achtsamkeit findet ihren Ursprung in Ländern Ostasiens in engem Zusammenhang mit spirituellen Traditionen und hat eine jahrtausendalte Geschichte. Es ist das Herz der buddhistischen Tradition. In den 1970er-Jahren wurde im psychosozialen Bereich der westlichen Kulturen der Ansatz der Achtsamkeit durch Therapeuten wie J. Kabat-Zinn, S. Hayes oder M. Linehan übernommen. Dank ihnen sind mehrere psychotherapeutische Konzepte entstanden, die auf verschiedene Krankheitsbilder abzielen. Die Anwendung der Übungen und der spezifischen Programme werden bezüglich ihrer Effektivität wissenschaftlich kontinuierlich evaluiert.
Allzu häufig wird Achtsamkeit als eine "Entspannungsmethode" missverstanden. Entspannungseffekte stellen sich mit den Übungen leicht ein, sind dennoch nicht das angestrebte Ziel, das man erreichen möchte. Ebenso leicht verwechselt man Achtsamkeit nur mit Stressreduktionsübungen oder mit einer Methode zur Entschleunigung von der Alltagshektik. Dabei sind diese angenehmen Effekte als "Nebenwirkungen" zu betrachten und nicht das wirkliche Ziel der Übungen.
Achtsamkeit ist sehr viel mehr
Achtsamkeit ist in erster Linie eine "Haltung" sich selbst und der eigenen Erfahrung gegenüber. Achtsamkeit ist der Wunsch, in seinem eigenen Leben „anwesend“ zu sein, im „Hier und Jetzt sein“, in diesem Augenblick so wie dieser Augenblick gerade ist, ohne ihn verändern oder anders haben zu wollen. Es ist der Wunsch, präsent zu sein, im einzigen Moment, der einzige, den wir überhaupt besitzen, um sich liebevoll und einfühlsam zu begegnen. Dabei wird die Aufmerksamkeit aus das reine Erleben des gegenwärtigen Moments gerichtet, um eine wohlwollende Toleranz gegenüber sich selbst und den Dingen so wie sie sind zu entwickeln.
Es gibt zahlreiche Übungen, um Achtsamkeit zu schulen: Formelle und informelle Übungen, bei denen aber die oben beschriebenen Grundhaltungen den Kernpunkt zur Entfaltung der Wirksamkeit darstellt. In diesem Zusammenhang spricht J. Kabat-Zinn von folgenden Grundprinzipien: Nicht-Beurteilen, Geduld, den Geist des Anfängers bewahren, Vertrauen, Nicht-Greifen, Akzeptanz, Loslassen. Dabei sind diese Grundprinzipien zugleich Voraussetzung und Ziele der Achtsamkeitsübungen.
Die formellen Übungen, die zur Praxis der Achtsamkeit gehören sind die Sitzmeditation, der Body-Scan und die Yogaübungen. Zu den informellen Übungen gehören alle Tätigkeiten, bei denen man Achtsamkeit walten lässt. Da die Achtsamkeit ihre Wirkung nur in einer konstanten Übungserfahrung entfalten kann, ist das disziplinierte Praktizieren der Übungen der Preis dieser Form der Selbstfürsorge.
„Die Vergangenheit ist schon vorüber und die Zukunft ist noch nicht da. Nur im gegenwärtigen Augenblick können wir das Leben wirklich berühren.“ Thich Nhat Hanh
Achtsamkeit in der Beziehung
Achtsamkeit in der Beziehung ist die Fähigkeit, sich in der Gegenwart zu befinden und sich auf den Moment und den Partner zu konzentrieren. Es bedeutet, die eigenen Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse zu erkennen und zu akzeptieren, ohne sie zu bewerten. Achtsamkeit kann dazu beitragen, die Kommunikation zu verbessern, Konflikte zu lösen und die Intimität zu stärken.
Vorteile der Achtsamkeit in der Beziehung
- Verbesserte Kommunikation: Achtsames Zuhören bedeutet, dem Partner wirklich zuzuhören, ohne zu bewerten oder zu urteilen. Dies kann dazu beitragen, Missverständnisse zu vermeiden und Konflikte zu lösen.
- Lösung von Konflikten: Achtsamkeit kann helfen, Konflikte auf eine konstruktive Weise zu lösen. Wenn wir uns auf den Moment konzentrieren und die Bedürfnisse unseres Partners verstehen, können wir gemeinsam Lösungen finden, die für beide Seiten akzeptabel sind.
- Stärkung der Intimität: Achtsamkeit kann dazu beitragen, die Intimität in einer Beziehung zu stärken. Wenn wir uns auf den Moment konzentrieren und uns auf unseren Partner einlassen, können wir eine tiefere Verbindung aufbauen.
Praktische Tipps für Achtsamkeit in der Beziehung
- Nehmen Sie sich Zeit füreinander. Versuchen Sie, jeden Tag Zeit für gemeinsame Aktivitäten zu finden, bei denen Sie sich ganz aufeinander konzentrieren können.
- Nehmen Sie sich Zeit, um sich gegenseitig in die Augen zu schauen. Blickkontakt ist eine kraftvolle Form der Kommunikation, die Nähe und Verbundenheit fördert.
- Stellen Sie körperliche Nähe her. Berührung ist eine wichtige Form der nonverbalen Kommunikation, die Nähe und Intimität fördert.
- Seien Sie achtsam im Gespräch. Achten Sie darauf, dem Partner wirklich zuzuhören und sich in seine Perspektive zu versetzen.
- Achten Sie auf Ihre eigenen Bedürfnisse. Es ist wichtig, sich selbst zu kennen und zu kommunizieren, was Sie brauchen.
Achtsamkeit ist eine Fähigkeit, die mit Übung geübt werden kann. Es zählt nicht so sehr wie gut und wie lange man sich auf den Augenblick oder im Hier und Jetzt konzentrieren kann. Es zählt vielmehr die Fähigkeit, sich die inneren Ablenkungen bewusst zu machen und sich geduldig wieder auf den Augenblick zu besinnen. Es gibt viele Ressourcen, die helfen können, diese Fähigkeit zu entwickeln.
Autor: Konrad Eder, Diplom Pädagoge
Thema: Achtsamkeit in der Beziehung
Webseite: https://eder-konrad-privatpraxis.jimdofree.com
Korrespondenzadresse:
Konrad Eder, Diplom Pädagoge (Univ.), Paar- und Familientherapeut, Heilpraktiker für Psychotherapie, Praxis für Paar- und Familientherapie, Sandweg 11, 92342 Freystadt; EMail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
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