Viele Frauen kommen aus einem Elternhaus, wo die Mutter sich in vielen Bereichen an die Regeln des Vaters angepasst hat.
Wenn man überlegt, dass es in den 50er Jahren normal war nach dem „Handbuch für die gute Ehefrau“ zu leben, verstehen wir, dass die Bedürfnisse und Gefühle der Frauen von damals, und auch deren Töchter, gar keinen Stellenwert hatten. Das heißt, diese Frauen, unsere Mütter, haben nicht gelernt, wie man negative Gefühle angemessen zeigt, und dass man das überhaupt darf. Hier zeigt sich wieder das männliche Prinzip: Ich muss stark sein, ich muss mich zusammenreißen, ist alles nicht so schlimm… Das ist aber Gift für unsere Frauen-Seele.
Wir Frauen sind Gefühl. In dem Moment, wo wir uns selbst übergehen, weil wir unsere wahren Gefühle unter Umständen nicht wahrnehmen, oder weil wir uns negative Gefühle nicht erlauben, und auch nicht erlauben, diese zu formulieren, geben wir unsere Kraft ab. Wir werden zickig oder zynisch, wir sagen etwas, was in uns schon kocht, mit einem Lächeln auf den Lippen… Und im schlimmsten Fall haben wir ein paar Mal unsere Gefühle unterdrückt und dann bricht alles aus uns heraus. Oftmals in einem Ton, dass der andere nur in Deckung gehen kann, und sich mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit angegriffen fühlt. Das sind ungeheilte Anteile in uns. Die energetische Ebene zu unserem Gegenüber verschiebt sich, weil wir nicht authentisch sind.
Unsere Gefühle wahrnehmen
Zunächst ist erst einmal wichtig, dass wir diese Gefühle in uns wahrnehmen, und vor allem erlauben!
Wie schon erwähnt, haben wir hier keine Vorbilder, keine Mütter, die sich das schon erlaubt haben. Daher denken wir oft, wir sind falsch, wenn sich negative oder schlechte Gefühle in uns zeigen. Das sind wir aber nicht! Wir leben in der Dualität, das heißt wir tragen beide Polaritäten in uns. Wir bestehen aus Schatten-, genauso wie aus lichten Anteilen. Wenn wir unsere Schattenanteile jedoch verdrängen, weil wir sie nicht mögen, oder weil wir als Frau ja immer lieb, brav, angepasst und all das sein müssen (oder sogar sein wollen!), dann sind wir nicht authentisch. Daher ist es wichtig, dass wir uns diesen Schattenanteilen zuwenden, und diese in uns gesund integrieren. Um uns zu trauen, in Situationen, die uns wütend machen, angemessen zu reagieren.
Und wir dürfen unsere negativen Gefühle zeigen. Wir müssen nur wissen wie. Sobald uns etwas beschäftigt, uns im Kopf nicht mehr loslässt, gilt es dort aufmerksam hinzuschauen. In der Psychologie spricht man hier von einer „Störung“. Jede „Störung“ die wir in uns tragen, sollten wir nach außen kommunizieren. Aber wie gehen wir Frauen häufig mit diesem beginnenden Schwelbrand um? Wir schlucken die sich uns zeigenden Gefühle runter, übergehen uns, ignorieren den beginnenden Schmerz… ach war ja nicht so schlimm… hat er/sie nicht so gemeint… ich bin mal wieder so sensibel… was soll der andere denken, wenn ich das jetzt anspreche… bringt doch eh nichts, das versteht er/sie sowieso nicht…
Wir haben hundert Ausreden, warum wir es nicht kommunizieren!
Unsere Seele spricht zu uns
Und hier beginnt das Dilemma. Es bewegt uns nämlich, unsere Seele spricht zu uns, sonst würde es uns nicht beschäftigen. Und es ist unser Recht, dass wir uns wohlfühlen. Wenn nun im Außen etwas gesagt wird, was uns keine guten Gefühle macht, was auch immer das ist, dann ist es wichtig, dass wir uns hier mitteilen. Und nicht die Frage stellen, ob unser Gegenüber das wohl versteht. Es ist wichtig, dass wir es loswerden. Wir werden es sonst nämlich für uns nicht los. Unsere Seele schaltet das Ganze nicht einfach ab, nur weil wir es mit dem Kopf gerne so wollen. Sie zeigt sich und fordert uns auf, uns zu entlasten.
Und um den Gefühlsstau zu vermeiden, der uns dann dazu bringt, dass wir Dinge sagen, die unser Gegenüber verletzen, ist es wichtig, gleich auszusprechen, was wir in uns wahrnehmen. Denn dann können wir es noch in einem angemessenen Ton und in Liebe sagen. Dann sind noch keine Aggressionen daraus entstanden, die uns später im schlimmsten Fall ausflippen lassen. Wir können mit einer Ich-Botschaft wunderbar erklären, wie wir uns gerade fühlen, zum Beispiel so: „Ich fühle mich verletzt.“ oder „Das macht mich wütend.“ Dann fühlen wir die Wut, aber unsere Wortwahl ist noch nicht verletzend, weil sich diese Wut nicht überbordend in unserer Kommunikation ausdrückt.
Stehen wir zu unseren Gefühlen!
Das erfordert zunächst erst einmal Mut. Es gibt ja niemanden, der uns das beigebracht hat… Aber je mehr wir uns trauen zu uns zu stehen, mit all unseren Gefühlen, die uns bewegen, und so wie wir nun mal sind, umso leichter wird es. Wir machen die positive Erfahrung, dass die Energien die schief hängen, ganz schnell wieder eine andere Ebene erreichen.
Wenn etwas in uns schwelt, spürt unser Gegenüber, dass etwas nicht stimmt. Auch wenn wir unser „Wut-Lichtlein“ versuchen klein zu halten. Die feine energetische Ebene, die Worte zwischen den Zeilen, die hängen in der Luft.
Wenn wir kommunizieren, wie wir uns fühlen, geben wir unserem Gegenüber die Chance, uns wahrhaftig zu verstehen. Da reißt unter Umständen erst einmal unsere „männliche“ Schutzmauer ein. Weil wir Angst haben verletzt zu werden. So lange wir uns aber nicht zeigen, sind wir nicht in unserer Kraft und verletzen uns selbst. Fangen wir an, für uns einzustehen, zu unseren Gefühlen, die uns ZUSTEHEN zu stehen. Erlauben wir uns alle Gefühle, die sich in uns zeigen. Wir Frauen sind Gefühl. Und genau das zeichnet uns aus. Haben wir also den Mut, uns rechtzeitig zu fühlen, uns wahrzunehmen, und unsere Gefühle im Frieden nach außen zu bringen.
Autor: Madeleine Bierbrauer, Heilpraktikerin für Psychotherapie
Thema: Wie zeige ich mich authentisch?
Webseite: https://praxis-madeleinebierbrauer.de
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