Was fällt Ihnen ein, wenn Ihnen jemand sagt „Nimm Dich an“ und vielleicht noch den Satz mit den Worten ergänzt „so, wie Du bist“?
Ich vermute mal, dass den meisten so einiges dazu einfällt und ich vermute auch, dass dies in der Regel eher die ungenügenden Merkmale sind, mit denen wir uns selbst wahrnehmen und beschreiben.
Daraus folge ich einfach mal, dass sie daraus ebenfalls annehmen, dass Ihnen auch nichts Gutes zusteht, geschweige denn, geliebt, gewürdigt und angenommen zu werden und wie sollen sie sich dann selbst mit diesen gefühlt ungenügenden Merkmalen annehmen – so einfach mal als spontane Frage und spontaner Gedanke!
Unsere Grundempfindung, die Empfindung unseres Selbst, unserer eigenen Person, wie wir uns spüren, fühlen, selbsteinschätzen und selbstwerteinschätzend wird schon sehr früh in unserem Leben geprägt.
Bereits in der Pränatalen-Phase unseres Lebens nehmen wir Geräusche, Empfindungen, Situationen und Wirkungen in Form von Gefühlen und Emotionen wahr, die in unserem Umfeld vorhanden sind und auf uns wirken.
Auch die Reaktionen und die damit verbundenen Emotionen, die wir bei unseren Eltern mit unserem “Unterwegs-sein“, also der Schwangerschaft, der Geburt und unserem Da-sein erzeugen, nehmen wir auf und verinnerlichen sie.
Ruhig, gelassen, Vertrauen-habend, zuversichtlich, unerschütterlich und selbstwertschätzend sind diejenigen, die genau so, mit genau diesen Emotionen und Empfindungen von Ihren Eltern und ihrem Umfeld empfangen worden sind!
Aber allzu oft waren die Bedingungen alles andere, als die, die wir für ein zukünftiges selbstbewusstes und selbstwertschätzendes Selbst bzw. einer zukünftigen selbstbewussten und selbstwertschätzenden Persönlichkeit vorgefunden haben und nach denen wir unser eigenes Grundempfinden angelegt haben. Oftmals haben wir Eltern vorgefunden, die selbst ängstlich waren.
Ängstlichkeit kann sich sowohl in „sichtbarer“ Ängstlichkeit zeigen, als auch in überhöhtem Kontroll- und Machtverhalten. Daraus formen wir sozusagen unser erstes eigenes Selbst, die Grundlage für unsere Persönlichkeit!
Da wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gelernt haben, wie wir mit dem, was uns widerfährt und besonders mit dem, was für uns bedrohlich ist, umgehen können, uns auseinandersetzen, behaupten, abgrenzen oder gar schützen können, so hat unser Unterbewusstsein nur die Möglichkeit diese Situationen und Emotionen abzuspeichern und zu verdrängen.
Dies ist zu diesem Zeitpunkt das Beste, was unser Körper, unsere Psyche und unsere Seele tun können. So wird also zum einen die bedrohliche Situation ‚weggepackt‘ und gleichzeitig entsteht die Schlussfolgerung unseres eigenen Selbst, wertlos, ungeliebt und alles andere als liebenswert zu sein. Der Grundstein für eine tief verankerte Selbstminderwertigkeit ist gelegt!
Als ein Beispiel kann dies ein heftiger Streit der Eltern sein, der uns in unserem Klein-Kind-Stadium als sehr bedrohlich erscheint. Unter Umständen so bedrohlich, dass wir unsere Existenz bedroht und gefährdet spüren und wahrnehmen.
Eine solche Erfahrung kann in uns eine Grundprägung anlegen, die mit den Gefühlen von Existenzangst, Angst, Panik, Bedrohlichkeit, Enge und Not verbunden ist.
Diese frühkindlichen Gefühlserfahrungen lassen einen nicht zu einem vertrauenden, selbstbewussten, zuversichtlichen und lebensbejahenden Menschen werden.
Ein anderes Beispiel ist der Umgang der Eltern gegenüber sich selbst, gegenseitig, anderen und dem werdenden Kind. Fehlt hier eine entsprechende Achtsamkeit und Wertschätzung, so kann sich ebenfalls schon sehr früh ein Gefühl von Minderwertigkeit bzw. Selbstminderwertigkeit verankern, dass uns das ganze Leben begleiten kann. Dies kann sich im Alltag z.B. zeigen, in dem wir uns schlecht abgrenzen können, nicht nein sagen können, obwohl uns so manches schon zu viel ist und wir uns daher oftmals permanent überlasten.
Der permanente Versuch diese frühkindlichen Defizite des Selbstwertes unbewusst zu kompensieren, um doch endlich einmal wertvoll und wichtig zu sein, können zu Burn-out, Selbstverausgabung bis hin zum persönlichem Ruin führen.
Nun soll dies nicht zu einer Anklage gegenüber den Eltern und dem damaligen Umfeld führen. Wir können davon ausgehen, dass die Eltern durch ihre Umstände und frühkindlichen Bedingungen ganz ähnliches erfahren haben und sie es ganz unbewusst weitergegeben haben.
Die vergangenen Jahre sind meines Erachtens Jahre der Bewusstwerdung von frühkindlichen traumatischen Gefühlserfahrungen und in denen viel Unbewusstes Druck macht, um bewusst gemacht zu werden, weil sich das Selbst und die Seele über lange Zeit schon viel zu viel zugemutet haben.
Nicht umsonst sind heute Themen, wie Achtsamkeit, Mindfulness, Abgrenzung, Work-Life-Balance wichtige Ansatzpunkte sich mit sich Selbst und seiner Seele auseinanderzusetzen.
Unsere Zeit schreit förmlich nach Selbstwertentdeckung, Selbstbewusstwerdung, Selbstschutz, Selbstabgrenzung und Selbstentfaltung.
Der erste Schritt zur positiven Veränderung ist die Bewusstmachung der Selbstminderwertigkeit bzw. der Selbstwertlosigkeit. Stellen Sie sich Fragen, wie z.B.:
- Wie gehe ich mit mir selber um?
- Wie geht meine Partnerin, mein Partner, meine Familie und mein persönliches/ berufliches Umfeld mit mir um?
- Führe ich eine Partnerschaft auf Augenhöhe?
- Stehe ich zu meinen Werten und Zielen, kann ich diese selbstbewusst vertreten und verteidigen?
Daraus können Sie anhand von Beispielen feststellen, wie es um Ihren Selbstwert bestellt ist und wenn sie möchten, an der Stärkung Ihres Selbstwertes arbeiten!
Ich wünsche Ihnen von Herzen positive und bestärkende Gefühlserfahrungen, die sie auf dem Weg zu einer selbstbewussten und selbstabgrenzenden Persönlichkeit unterstützen und dabei helfen ein gutes Gefühl und Gespür für sich selbst zu bekommen!
Autor: Dorothee Thewalt-Rien
Thema: Annahme der eigenen Person
Webseite: https://www.kinesiologiemuenchen.com