Im Internet steht zum Thema Mäßigkeit: Beherrschung der eigenen Begierden, Triebe und Emotionen, Zurückhaltung bei Gefühlsäußerungen, Forderungen, Reaktionen o.Ä.
Maßhalten, das bedeutet für mich, die Mitte finden. Nicht zu viel Geld ausgeben, nicht zu wenig. Alles soll im Fluss sein. Das Konto muss stimmen. So ist es auch mit sozialen Angelegenheiten. Bist du zu viel unterwegs und gar nicht mal ein oder zwei Abende allein zu Hause und in Ruhe, dann kann es sein, dass du am Ende eines Monats völlig erschöpft bist.
Zu oft alleine zu sein kann wiederum das Gefühl der Einsamkeit und auch Traurigkeit hervorrufen. Ein verlässliches, stützendes, nährendes soziales Netz ist für ein Gleichgewicht im Leben sehr wichtig. Ein, zwei sehr gute Freunde, Zugehörigkeit zu einer Gruppe, damit kann man schon mal ein paar dunkle Tage überstehen.
Bei Essstörungen, bei denen zu viel gegessen wird, sagt man:
„Ich möchte weniger essen“ oder „Ich möchte zufriedener sein“ oder „Ich möchte 10 kg weniger wiegen“ oder „Ich mache eine Diät“. Es hat sich schon herumgesprochen, dass man nach jeder Diät mehr an Gewicht zunimmt, als man vorher gewogen hat, oder? Zu wenig zu essen ist natürlich ganz ungesund, das wissen wir alle.
Welches ist aber das seelische Bedürfnis hinter dem Bedürfnis zu essen? Gibt es genug liebevolle Zuwendung im Leben, gibt es Anerkennung, für die vielen Bemühungen? Erkennt man sich selbst an? Mag man sich so, wie man ist? Hat man eventuell eine Streit-Umgebung? Streiten die Eltern ständig? Gibt es Streit mit Familie oder Nachbarn? Wurde man verlassen, übersehen, gar bekämpft? Wenn Kinder und Jugendliche dem ausgesetzt sind, wie sollen sie dann eine innere Harmonie entwickeln? Ihre inneren Bedürfnisse bleiben unerfüllt und dies wird sich bald in Symptomen zeigen. Dann heißt es: „Das Kind ist krank.“ Ist es nicht eigentlich die Umgebung, die aus dem Gleichgewicht gefallen ist?
Folgende Fragen helfen auf dem Weg des Maßhaltens:
- Was gefällt dir?
- Was tust du gern?
- Was gibt dir das Gefühl, zufrieden zu sein?
- Was macht dich innerlich satt und zufrieden?
Wenn du in der Schule oder im Beruf lange Überstunden machst, die Anforderungen ständig zu hoch sind, an jeder Ecke gibt es etwas zu tun und dauernd will jemand etwas von dir, dann kommst du in ein Ungleichgewicht.
Überall brauchen wir den mittleren Weg, die Mitte.
Selbst mit dem gesprochenen Wort ist es so. „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ weiß der Volksmund. Worte sind Klang. Klang ist Schwingung und Schwingung erschafft Form. So kann das gesprochene Wort dazu beitragen dein Leben zu gestalten. Gibt acht. Mancher redet sich „um Kopf und Kragen“. Gänzlich zu schweigen ist allerdings für das soziale Miteinander zu wenig. Wir leben ja meistens nicht im Kloster.
Zurückhalten solltest du dich mit Bewertungen wie: „Ich wusste ja gleich, dass das nichts wird mit deinem Vorhaben/mit deiner Ehe.“ So eine Bemerkung kann schon mal weh tun. „Da hat der andere es besser gewusst, hat aber nicht mit mir gesprochen. Wie blöd.“
Wir wollen uns ja mit anderen verbinden. Deshalb lohnt es sich, zu atmen und zu beobachten. Eine einfache Übung und doch so wichtig:
Atmen und Beobachten. Stille sein. Fühlen: Wie fühlt sich das jetzt an, in meinem Körper? Fühle ich Wärme, Kälte, Druck, Last, Leichtigkeit?
Wenn wir Maß halten, kommen wir besser mit unserem Leben zurecht. Wem dabei langweilig wird, der wird bald wieder ein Drama inszenieren. Wir haben die Wahl.
Ich wünsche euch ein gutes Gelingen!
Autor: Dr. med. Karin Hauffe, Psychotherapie Bremen
Thema: Mäßikeit - Maßhalten
Webseite: https://www.dr-hauffe.de
#Entspannung, #Verhaltensmuster, #Gedanken, #Veränderung, #Zufriedenheit