"Wenn kleine Kinder müde sind, schlafen sie gleich ein geschwind? Erst wollen sie auf der Matratze springen, danach soll Mama ein Schlaflied singen. Papa bringt ein Bilderbuch und unbedingt das Schmusetuch! Die Kuscheltiere ins Bett gebracht, dann heißt es endlich: Gute Nacht!"
Diese Passage aus dem Buch "Wenn kleine Tiere müde sind" liest der ein oder andere Elternteil seinem Kind zum Einschlafen vor. Wenn der oder die Kleine dann tatsächlich endlich schläft, wird das Buch zur Seite gelegt und man würde sich vielleicht am liebsten auch direkt hinlegen. Aber meistens spricht so einiges dagegen: Es muss aufgeräumt und/oder geputzt werden. Man möchte wenigstens die Abendstunden nutzen, um Zeit als Paar zu verbringen. Man muss noch arbeiten. Man hat sonst keine Zeit, sich um sich selbst zu kümmern und tut es dann, wenn das Kind schläft. Letzteres ist nicht zu unterschätzen. Die Rede ist hier nicht nur von Hygiene, sondern ebenfalls von Seelenhygiene.
Wenn das Kind schläft, ist hoffentlich Zeit, um sich kurz um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Auch wenn das Kind älter ist oder gerade dann, wenn es älter ist, zählt oft, wie man als Elternteil drauf ist,- welche Energie man hat, wenn es darum geht, den Alltag mit der Familie zu wuppen. Wer wenig Energie hat, ist schnell genervt oder hat vielleicht manchmal einfach weniger Feingefühl. Da hilft es, sich manchmal selbst zu fragen, ob man gegebenenfalls doch mehr für sich tun sollte. Da ist es bestimmt auch förderlich, nicht erst an die eigene Belastungsgrenze zu stoßen. Selbstregulation und Selbstfürsorge sind sehr wichtig. Doch oft vergisst man im Alltag, dass man nur einhundert Prozent Energie hat. Da ist, nach der Elternzeit, der Beruf. Da ist der Freundeskreis. Da sind die Verpflichtungen. Da ist einfach so viel Lebensinhalt.
Je nach Mensch und Persönlichkeit kann das zu einer großen Herausforderung werden. Es hilft zu fragen: Muss man das jetzt und heute erledigen? Was ist wirklich wichtig? Wer kann unterstützen? Wer kann was tun? Muss es perfekt sein? Die letzte Frage sollte in den meisten Fällen mit Nein beantwortet werden. Perfektionismus stresst. Wer es perfekt haben möchte, egal ob im Berufs- oder im Privatleben, kämpft zu oft. Das Leben sollte aber weniger Kampf sein. Natürlich ist das Leben auch kein Spiel. Aber die "richtigen" Gedanken und eine "gesunde" Einstellung helfen, wenn es darum geht, sein Leben im Allgemeinen entspannt und lebenswert, mit Qualität,- auch langfristig - zu gestalten.
Der Mensch ist nicht dafür da, um irgendwelche Aufgaben perfekt zu erledigen. Es geht im Leben darum, eine Balance zu finden, gerade auch dann, wenn es mal nicht perfekt läuft. Hier zeigt sich erst die Lebenskunst. So werden Mama und Papa zu Lebenskünstlern - Tag für Tag. Man kann sich glücklich schätzen, wenn Oma und Opa, Onkel und Tante eingebunden werden können. Sonst muss es so gehen. Und da sind wir wieder beim Muss. Es muss irgendwie gehen. Mit einem Kind muss man funktionieren. Im Beruf muss man funktionieren. Dieses Muss macht viele Menschen unzufrieden. "Ich hab mir das nicht so anstrengend vorgestellt - den Spagat zwischen Kind und Job ... und dann bin ich ja auch noch Partnerin irgendwo dazwischen", hört man da. Oder es wird gesagt: "Familie, Job ... ich bin abends nur noch müde,- fühle mich ausgelaugt." Was hilft da? Gibt es da Hilfe oder ist man auf sich allein gestellt, wenn es um die Vereinbarkeit von Familie/Privatleben und Beruf geht?
Es gibt zum Beispiel einige Angebote im Bereich Familienservice. Wenn man Glück hat, ist das dann arbeitgeberfinanziert. Ansonsten kann man sich auch privat Hilfe organisieren. Die Frage, die man sich dabei immer stellen sollte, ist: Was möchte man und was ist es einem wert? Hier ist man wirklich beim Thema der Werte und bei den eigenen Prioritäten. Man darf sich unter anderem bewusst machen: Der Haushalt läuft nicht weg. Die Zeit mit der Familie kommt aber nicht wieder.
Vielleicht sollte man sich jeden Tag vor Augen führen, wie man leben möchte und wie nicht. Vielleicht hilft es, wenn man sich am Ende jeden Tages nicht nur fragt, wie man am besten Freizeit, Familie und Beruf (und Schlaf) miteinander vereinbart bekommt, sondern wie man seine Werte mit dem gelebten Leben vereinbaren möchte. Lebt man sein Leben nach den eigenen Werten? Kann man etwas ändern? Braucht das Zeit und/oder Energie?
Um etwas zu ändern, braucht es immer auch ein Zutun, also Energie. Man ist der Schöpfer seiner eigenen Welt. Man darf sich in Selbstwirksamkeit üben. Man hat es in der Hand; für sich und seine Familie. Vereinbarkeit ist die Möglichkeit, etwas mit etwas anderem in Übereinstimmung zu bringen. Die Mehrheit der Eltern möchte nunmal Familie und Beruf besser miteinander vereinbaren können. Hat man einen familienfreundlichen Arbeitgeber, eine geregelte Kinderbetreuung und vorallen auch die finanzielle Sicherheit, darf man sich glücklich schätzen. Ansonsten gilt: Würde ein Jobwechsel etwas bewirken? Hilft ein Gespräch mit dem oder der Vorgesetzten bezüglich des Arbeitszeitmodells, Stichwort Home Office oder Ähnliches? Kann man sich anders um das Thema Betreuung kümmern? (Hier auch: Müssen "nur" Kinder betreut werden oder gibt es auch pflegebedürftige Angehörige?) Kann man kostenlose oder kostengünstige Angebote in Anspruch nehmen? Was kann man tun, um finanziell besser dazustehen? Und: Hat man Zeit für die wirklich wichtigen Dinge im Leben?
Muss man Geld ausgeben, um mehr Zeit zu haben oder hat man lieber mehr Zeit, lebt aber mit dem Kompromiss, weniger Geld zur Verfügung zu haben? Fragen über Fragen. Keiner kann einem da eine konkrete Antwort geben. Es kommt eben darauf an ... Jeder Mensch darf da für sich antworten und entscheiden, sich schlau machen und tätig werden. Das ist auch gut so. Selbstverantwortung ist nicht immer einfach, aber mit der Freiheit verbunden, das Leben zu leben, das man haben möchte. Wie gestaltet man seine individuelle Vereinbarkeit? Lässt man sich von anderen Menschen und Meinungen beeinflussen oder geht man (selbst-) bewusst seinen Weg?
Einige Menschen sind vielleicht auch verunsichert. Viele Eltern haben das Gefühl, allein zu sein, wenn es darum geht, Karriere und Kinder unter einen Hut zu bringen. Wenn es wieder einmal so aussieht, als ob es bei anderen Familien wunderbar klappt, nur eben bei einem selbst nicht, sollte man sich darauf besinnen, dass hier oft der Schein trügt.
Vielleicht haben die anderen Familien aber auch Tipps, machen sich weniger Druck oder strukturieren den Familienalltag anders. Hier lohnt es sich, in den Austausch zu kommen. Werden in einer anderen Familie gegebenenfalls die Aufgaben anders verteilt oder wird die Selbstständigkeit der Kinder mehr gefördert? Nehmen sich andere Eltern in ihren Ansprüchen zurück oder nicht alles so ernst? Leben die anderen Familien eine andere Form der Kongruenz? Wird in anderen Familien das Thema Vereinbarkeit anders gelebt oder wurde eine andere Form von Achtsamkeit entwickelt? Werden in anderen Familien Bedürfnisse besser mitgeteilt oder werden gesunden Emotionen anders Raum gegeben? Man darf sich gerne umschauen, aber dann auch wieder auf das eigene Leben blicken. Hier sollte der Fokus liegen. Nur so bleibt man auch im Gefühl der Selbstsicherheit und inneren Ausgeglichenheit/Zufriedenheit mit dem eigenen Tun und Streben. Weniger "Wie schaffen die das?", mehr "Wie kann ich bzw. wie können wir das (besser) schaffen?"
Natürlich fragt man sich auch hin und wieder, ob man es so oder eben alles richtig macht. Unsicherheit ist auch manchmal gut. Sich hinterfragen ist gut, um Stellschrauben zu finden. Man darf beobachten - sich und sein Leben - und dann vielleicht bemerken, bearbeiten und berichtigen. Doch sollte man sich nicht ablenken lassen von zu viel Einfluss. Einige Mütter heben die Augenbrauen, wenn sie hören, dass da jemand zwei oder drei Jahre Elternzeit nimmt. Einige Väter werden gefragt, ob ihnen denn Karriere nicht wichtig sei, wenn sie mehr Zeit mit ihrer Familie verbringen möchten. Wiederum andere Mütter werden schräg angeschaut, wenn sie vor dem ersten Lebensjahr eine Betreuung für ihr Baby suchen. Väter werden kritisch beäugt, ob sie denn kein Privatleben hätten, wenn sie viele Überstunden machen. Man kann es nunmal nicht für alle richtig machen, aber für sich und seine Familie,- für sich und seine Vereinbarkeit und die individuelle Balance.
Fast alle kennen den Begriff der Work-Life-Balance, wissen sich aber dann doch nicht diesbezüglich zu helfen. Hier kann auch ein geschulter Blick von Außen helfen. Vielleicht möchte man nicht mit anderen Eltern über seine Situation sprechen, aber im Rahmen einer Psychologischen Beratung im Kopf und im Leben aufräumen. Eine Stunde Psychologische Beratung kann hier manchmal schon helfen, auch digital, also via Zoom oder Ähnliches, um loszulassen, sich einmal alles von der Seele zu reden, was in Bezug auf die Themen Beruf und Familie, und ja auch Freizeit, stresst. Auch wenn es noch so viele Richtlinien oder Service-Anlaufstellen gibt,- manchmal braucht es einfach den Raum, über Ängste und Sorgen zu sprechen. Manchmal hilft ein Gespräch ohne Partner oder Partnerin über die eigenen Ansichten, die eigene Weltanschauung und die Bedürfnisse tief im Inneren. Natürlich kann es auch sein, dass es da keinen Partner (zum Reden etc.) gibt,- man alleinerziehend ist und man etwas für seine psychische Gesundheit tun möchte, um "doppelt so stark" zu sein. Einige Angebote im Familienservice laden auch dazu ein, die psychische Gesundheit zu stärken. Vorträge und Gesprächsangebote sind oft Teil des Auftrags. Wer keinen Familienservice in Anspruch nehmen kann, darf mehr Zufriedenheit mit einer Psychologischen Beratung gewinnen.
So kommt man gestärkt zurück in den Alltag, hat neue Impulse erhalten und denkt vielleicht beim nächsten Mal anders über eine Situation nach. Vielleicht hilft eine Beratung auch, langfristig einen ausgeglichenen Zustand zwischen beruflichen Anforderungen und privaten Bedürfnissen zu schaffen. Wenn man in der Freizeit gut von der Arbeit abschalten kann, privaten Stress nicht mit auf die Arbeit nimmt und ausreichend Entspannung findet, sind Arbeit und Privatleben gut ausbalanciert. Aber auch hier spielt die eigene Persönlichkeit eben eine entscheidende Rolle. Manch eine*r kann besser abschalten, als die*der andere. Je nach Charakter und Wesen, denkt man abends viel oder eben weniger bis gar nicht an die Arbeit oder über die Herausforderungen des zurückgelegten Tages sowie über die Aufgaben der Woche nach.
Da kann man auch drauf schauen, mit welchen Gefühlen die Gedanken verknüpft sind und was man selbst aus den Gedanken macht. Wie lebt und erlebt man seine Gedanken, seine Gefühle und sein Verhalten? Was sind da für Filter und Systeme, also auch Muster aktiv? Gibt es da bestimmte Glaubenssätze, die Stress bringen? Wie führt man Regie über sein Leben? Was zeigt sich da auf der Leinwand des Lebens in Bezug auf Freizeit, Familie und Beruf? Ist alles in Balance oder sollte man ein wenig dran arbeiten, damit man wieder mit mehr Zufriedenheit durchs Leben, seinen eigenen Weg in Vereinbarkeit von Freizeit, Familie und Beruf geht?
Autor: Jenny Miosga
Thema: Freizeit, Familie und Beruf - Gedanken zur Vereinbarkeit und zur Balance
Webseite: http://www.mehr-Zufriedenheit.de
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